DEN KAMPF ENTWICKELN HEIßT DIE EIGENEN AUFGABEN AUF DIE BESTE ART UND WEISE ZU ERLEDIGEN

Wie entwickelt man den Kampf? Aus der Perspektive der Strategie, aus Sicht der organisatorischen Entwicklung, aus der Perspektive der herrschenden Bedingungen kann diese Frage in verschiedenen Formen beantwortet werden. Aber aus der Perspektive eines der Hauptfaktoren des Kampfes, aus der Perspektive des Menschen ist offensichtlich, daß der Kampf entwickelt wird, indem der Fleiß, das Heldentum und die Opferbereitschaft von tausenden und abertausenden von Kadern Kämpfern und Sympathisanten sich aneinanderreihen.

Was ist die Rolle, der Platz eines Kaders, eines Kämpfers oder eines Sympathisanten in diesem Kampf? Läßt sie sich ausschließlich an der ihm übertragenen Verantwortung, der ihm übertragenen Aufgaben messen? Wenn so gemessen wird, stoßen wir auf frappierende Ansichten. “Ein riesiges Land, ein großer Kampf; die Fortschritte und Rückschritte der Revolution hängen doch nicht allen von dem ab was ich tue oder nicht tue.” Diese Ansicht leugnet die Realität der Organisation. Eine weitere Variante des Leugnens ist es, die Entwicklung des Kampfes und der Organisation stets als etwas “außerhalb von sich selbst, an einem anderen Ort” zu erwarten.

Diese Einstellung erwartet die Lösung aller Fragen von oben und Schläge gegen den Feind stets von den bewaffneten Einheiten. Über einen eigenen -positiven oder negativen- Anteil sei es als Person oder als Einheit wird nicht nachgedacht, diesem Aspekt wird kein Wert beigemessen.

Die Organisation ist ein Ganzes. Die Gebiete, Einheiten, sogar die einzelnen Personen sind Teile dieser Einheit, miteinander verbunden und sich gegenseitig beeinflussend. Positives und Negatives, Begeisterung, Motivation oder Niedergeschlagenheit sind in einer lebendigen Organisation ansteckend. Sie werden von Person zu Person, von Einheit zu Einheit mit hoher Geschwindigkeit übertragen. Kleine Lähmungen, das Auslassen einer Einzelheit in der Gesamtheit einer Arbeit, kann dazu führen, daß die gesamte Arbeit nicht vollendet werden kann und natürlich können das Ergebnis einer solchen Lähmung auch je nach Art der Aufgabe Gefangene oder Massaker sein.

Wenn man sich dies vor Augen hält, führt die Beantwortung der Frage, wie der Kampf entwickelt wird vom Feld der Strategie direkt in unsere Praxis. Eine Strategie allein ist abstrakt. Was sie umsetzt, zum Leben bringt, sind die Kader, Kämpfer, Menschen auf den Gebieten, die Einheiten und die von ihnen erledigten Arbeiten. Dies ist es, warum unsere eigene Entwicklung auch den Kampf entwickelt. Eine Aufgabe in unserer Einheit zu erledigen, was immer sie auch sei, bedeutet, den Kampf zu entwickeln. Jeder Kader, jeder Mensch in einem Gebiet muß so denken: Wenn ich stillstehe, steht auch die Revolution. Klar, Revolution und Organisation sind von niemandem abhängig. Die Revolution und die Bewegung entwickeln sich unabhängig von jedem und allem. Aber dies ist nur eine Seite der Realität. Auf der anderen Seite ist das Schicksal der Revolution mit unseren Tätigkeiten verknüpft. Ob die Entwicklung der Revolution beschleunigt oder verlangsamt wird, hängt im Endeffekt vom Faktor Mensch, mit anderen Worten von uns ab. Dies ist der Punkt, an dem ein Revolutionär denkt, die Organisation, das bin ich, der Kampf, das bin ich, die Revolution, das bin ich. Die Revolution und den Kampf zu entwickeln, läßt sich nicht durch die Absicht, dies zu tun erledigen. Wir können dies mit Worten noch so sehr wollen, aber sind unsere Taten dementsprechend? Dies ist die eigentliche Frage. In unserer eigenen Einheit, auf unserem eigenen Gebiet ist die Entwicklung des Kampfes auch überhaupt nichts abstraktes, sie verfügt über einen konkreten Ausdruck und Spiegel: am deutlichsten sind dies der Grad der Organisiertheit und das Erzielen von Ergebnissen. Diese beiden Punkte sich gültig unter allen Aspekten, ob Ausbildungsarbeit, in der Entwicklung von Komitees, Räten, militärischen Einheiten oder Aktionen. In einer Periode, in der dies nicht gemacht wird, mit anderen Worten, in einer Periode, in der nicht organisiert und keine Ergebnisse erzielt werden, ist die Entwicklung des Kampfes nicht möglich, da in unserer Einheit keine Entwicklung gesichert wird.

ORGANISIEREN UND ERGEBNISSE ERZIELEN

In unserem Volk gibt es ein Sprichwort: Ins Leere rudern. Es wird für Tätigkeiten gebraucht, die kein Ziel haben oder deren Ziel in der Ausführung nicht verfolgt wird. Der ins Leere Rudernde ist ständig in Bewegung. Augenscheinlich gibt er sich Mühe. Er rudert und rudert, aber er kehrt entweder zum Ausgangsort zurück oder findet kein Ziel. Weil in seinem Kopf kein Ziel verankert ist, oder das Ziel ist zwar bestimmt, aber der Weg nicht. Dies führt natürlich zu nichts. Und dann gibt es noch die, die nur so tun, als ob sie rudern. Sie können sich noch nicht einmal die Mühe geben, die Ruder zu bewegen. Sie machen Trockenübungen im Rudern. Auch dies führt natürlich zu nichts.

Und endlich gibt es noch die, die auf ihrem Stuhl sitzen und nicht einmal die Ruderblätter anfassen, sondern nur davon reden, daß es notwendig ist zu rudern. Sie tun nichts als reden. Natürlich bewegen sie sich nicht von der Stelle. Nun wollen wir uns einmal anschauen, wie die rudernden Einheiten ihre ihnen übertragenen Aufgaben erledigen. Wir können ein von Zeit zu Zeit weiter oben beschriebenes und auf den ersten Blick seltsames, ja unsinniges Bild erkennen. Wenn keine Ergebnisse erzielt werden, ist stets auch die Rede von einer solchen Situation. Jede Arbeit, jede Aktion, jeder Schritt, die getan werden, ohne Anstrengungen in Organisierung zu legen, ohne aktuelle und auftreten könnende Fehler und Mängel zu berücksichtigen, ohne ihnen von Anfang an Bedeutung zuzumessen, ohne jede Einzelheit zu planen ohne Ort und Zeit zu kontrollieren, ist dazu verurteilt, kein Ergebnis zu erzielen. Eine Charakteristik, die bei vielen unserer Freunden zu sehen ist, ist zu glauben, daß eine Arbeit mit allgemeinen Erklärungen zu bewerkstelligen ist. Natürlich ist es die Aufgabe eines Revolutionärs, auch jedes noch so kleine Problem in Ausbildung zu verwandeln und in einer Weise darzustellen, daß es begrifflich erfaßt werden kann. Aber wenn diese Darstellung nicht in Organisierung umgesetzt wird, wenn sie zu keinem Ergebnis führt, ist sie vergeblich und ziellos. Jemand der dies tut ist niemand, der Ergebnisse erzielt oder Leitung zeigt, sondern lediglich ein guter Erzähler. Ausbildung in Organisierung und Erzielen von Ergebnissen zu verwandeln, sind unverzichtbare Regel und Ziel unserer Arbeitsweise. Dies ist für jede Arbeit gültig, ob beispielsweise eine Kritik und Selbstkritik Versammlung oder eine Aktion.

Die Verteilung unserer Zeitung zum Beispiel ist ein frappierendes Beispiel. Manchmal wird zur Erweiterung der Verteilung besondere Mühe aufgewendet, sich besonders angestrengt. Manche Einheiten erzielen damit Erfolge. Später wird dann an diesem Erfolgspunkt eingehalten, oder der Faden wieder losgelassen und wenn die Verteilung wieder ohne System erfolgt, sinkt auch die Verbreitung wieder. Hier muß man nachdenken. Ein Revolutionär, der in einer beliebigen Einheit arbeitet, wenn er die Massen ausbilden und organisieren will, wenn er sich erklären will, wieso verwendet er dann nicht alle Mühe darauf, die Zeitung an die breiteste Masse, in von Ausgabe zu Ausgabe steigender Zahl zu verbreiten? Dies bedeutet, die Massen nicht organisieren zu wollen, dem keine Bedeutung beizumessen. Wenn diese einfachste Arbeit nicht in die Hand genommen wird, wie können dann die Massen organisiert werden, wie können sie dann dazu gebracht werden, zum Kampf beizutragen? Wenn beispielsweise das Ergebnis eines Kritik und Selbstkritik Treffens erfragt wird, lautet die Antwort “Wir haben über genossenschaftliche Beziehungen gesprochen und diskutiert”. Wenn wir uns das Ergebnis anschauen, so wurden jede Menge Negatives, Egoismus, sich gegenseitig ein Bein stellen, üble Nachrede und Mängel nicht hinterfragt, ihre Gründe nicht gefunden und nicht diskutiert, wie diese Fehler beseitigt und neue Beziehungen aufgebaut und kontrolliert werden können. Natürlich wird in so einer Situation eine eventuelle Änderung der Beziehungen nur ein paar Tage anhalten. Danach wird alles wieder wie vorher sein.

Diese Kritik und Selbstkritik kann Stunden, sogar Tage abgehalten werden, jede Menge Dinge können in dieser oder jener Form angesprochen werden. Aber wenn es dabei bleibt, ist all die Mühe dazu verurteilt, ergebnislos zu bleiben.

Hier ist der Verantwortliche der Diskussion nicht an die Revolution geknüpft. Keine Spur davon, Ergebnisse zu erzielen, keine Ausdauer und Beharrlichkeit. Nicht laufende Arbeiten, Probleme sind für ihn keine brennenden Fragen. Was wurde getan? Offensichtlich wurde der Form genüge getan. Wir haben geredet, fertig. Auf diese Weise können wir duzenden Treffen veranstalten, hunderte von Stunden unserer Zeit verbringen aber es wird keine Entwicklung gesichert.

Ein anderes Beispiel: Irgendwo wird eine Aktion oder eine Kampagne organisiert. Die Anweisungen des Leitenden an die ihm unterstellen Menschen, “das müßt ihr so und so machen, das wird eine solche Aktion” drücken gar nichts aus. Wenn sich die Tätigkeit des Leitenden auf das Mitteilen und Erzählen beschränkt, wird das Ereignis entweder gar nicht verwirklicht oder mit einem Mißerfolg enden. Ein Resultate erzielender, ernsthafter Verantwortlicher kennt die Absichten, Möglichkeiten und Ziele der Menschen. Und er wird die Aktion mit den Menschen, die sie verwirklichen werden dementsprechend in allen Einzelheiten planen und diskutieren. Er wird ihnen Wege aufzeigen, wie sie Ausweglosigkeiten überwinden können. Erst wird er sich geduldig die Vorschläge und Ideen der ihm unterstellen Menschen anhören. Sich ihre Kapazitäten vor Augen haltend wird er ihnen aufzeigen, wie Hindernisse überwunden werden können. Er definiert welche Ergebnisse mit der Aktion oder der Kampagne erzielt werden sollen, welche Ziele es zu erreichen gilt. Wenn das nicht getan wird, folgen später Berichte wie “ich hab ihn gesucht, aber nicht erreicht”, “ich hab eine Nachricht hinterlassen, aber sie ist nicht weitergegeben worden”, “ich weiß auch nicht, warum so wenige an der Aktion teilgenommen haben”. Die Aufgabe eines Leitenden ist damit nicht zu Ende. Wenn er Resultate erzielen will, muß er jeden Schritt kontrollieren. Er muß jede positive und negative Entwicklung sehen, Wege aufzeigen, bei drohenden großen Fehlern eingreifen, eventuelle Abweichungen vom Weg korrigieren und den Weg in Richtung Ziel, in Richtung Ergebnis weisen.

Besonders in Bezug auf Demokratie, Organisierung, Planung und dem Erzielen von Ergebnissen hat eine rückständige, der Phase und unserer Arbeitsweise nicht angemessene Haltung die Herrschaft übernommen. Es herrscht eine regelrechte Verehrung des Spontanismus. Wir müssen wissen, daß keine Ergebnisse erzielt werden, wenn nicht jede Arbeit, bis zur kleinsten Aktion organisiert durchgeführt und streng kontrolliert wird. Ein Verantwortlicher muß Ergebnisse erzielen. Das man mit zwischen Tür und Angel ausgesprochenen Anweisungen “mach das so und so” keine Ergebnisse erzielt, versteht jeder Verantwortliche. Erst recht unter Bedingungen in denen noch viele unserer Menschen jung und in Bezug auf Theorie und Erfahrung unerfahren sind, kann keine Arbeit, keine Aktion nur mit Befehlen und Anweisungen organisiert werden. In dieser Situation müssen wir sowohl die Praxis organisieren als auch in der Praxis ausbilden. Das muß unserer Slogan sein: In der Praxis ausbilden. Menschen lernen während sie den Kampf führen. Der beste und schnellste Weg zu lernen ist dies. Das Verständnis “wir müssen zuerst uns selbst ausbilden und dann in die Praxis gehen” ist ein Verständnis, das verurteilt gehört. Es ist das Verständnis derjenigen, die nicht kämpfen wollen. Natürlich wird dies nicht geplant, die Ergebnisslosigkeit wissend und ohne Begeisterung getan, wenn dem so wäre, hieße das ohnehin Schuld und Verrat. Aber das Problem ist hier: es wird sich mit dem Erreichten zufriedengegeben, die Entwicklungen und Ereignisse werden nicht genügend analysiert, die Gründe für Fehler und Mängel nicht gefunden, nicht darüber nachgedacht, wie es noch besser gemacht werden kann. Wenn dies nicht gemacht wird, häufen sich Mißerfolge auf Mißerfolge, hält Pessimismus Einzug und Kritiken beginnen, die Moral zu zermürben. Ein Mißerfolg folgt dem anderen. Die gleichen Fehler werden immer wieder gemacht.

Wir können nicht erwarten, daß alles vollkommen ist. Eine Revolution ist sowieso noch nie unter perfekt vorbereiteten, immer passenden Bedingungen verlaufen. Wird sie auch nie. Zuerst müssen wir lernen, wie schlecht die Bedingungen auch sein mögen, aufrecht zu bleiben, den Problemen beharrlich und unerschütterlich auf den Grund zu gehen. Diese Phase ist gleichzeitig eine Phase der Ausbildung für uns. Kein Mensch, kein Leitender kann sich ausbilden, indem er allein darüber nachdenkt, was er ist, welche Mängel und Schwächen er hat und auf diese Fragen theoretische Antworten findet. Im Grunde muß sich die Persönlichkeit, die Dynamik im Kampf, Begabungen, Charakteristischen und Kreativität in der Praxis entwickeln. Denken ist Vorbedingung. Dem Denken muß diese Anstrengung folgen. Gab es einen Mißerfolg an irgendeinem Ort, hat sich einer unserer Menschen negativ entwickelt, hat eine Einheit Rückschritte gemacht oder laufen die Aufgaben auf einem Feld nicht, indem für all dies Gründe von Außerhalb gefunden werden, indem dies quasi als Schicksal hingenommen wird, gehen diese Entwicklungen über Monate weiter. Dabei dürften wir dies eigentlich keine Stunde, geschweige denn Monate ertragen, sondern uns an die Arbeit machen, die Gründe dafür zu finden und diese Entwicklung zu ändern. Ergebnisse zu erzielen hängt natürlich vor allem von Mechanismen der Kollektivität, und von der gewonnenen Stabilität und Dauerhaftigkeit der Tätigkeiten auf einem Feld ab. Eine Einheit oder ein Feld, die den täglichen Kleinarbeiten nachhängen, Einheiten für den Tag bilden, planlos und ohne sich konkrete Ziele zu stecken arbeitet, wird schwer oder gar keine Ergebnisse erzielen. Was sind beispielsweise die Indikatoren dieser Phase? Unbedingt ist eine Arbeitsgruppe zur Ausbildung nötig. Wenn in einer Einheit keine dauerhafte Ausbildung gemacht wird oder ihre Menschen nicht an einer Ausbildungsgruppe teilnehmen, ist es nicht schwer vorauszusagen, daß dort kurzfristig gehandelt wird, auch wenn die übertragenen Aufgaben mehr oder weniger laufen. In der einen oder anderen Art muß in einer Komitee Struktur gearbeitet werden. Wenn sich dieses Komitee nicht regelmäßig trifft, die Probleme der Einheit, des Feldes nicht diskutiert, keine Entscheidungen trifft, dann ist es wieder nicht schwer vorauszusagen, daß dort die Arbeiten auf der Grundlage der Initiative einzelner und mit hoher Wahrscheinlichkeit auf der Basis von Spontanismus laufen. Ausreden wie für Ausbildung und die Etablierung von Komitee Strukturen ist keine Zeit, kein Ort da, andere Arbeiten sind dazwischengekommen, sind allesamt Ausdruck davon, daß vor einer disziplinierten Arbeitsweise geflüchtet wird oder zumindest, daß das Bedürfnis nach Organisierung und Kadern, die Notwendigkeit einer Arbeitsweise, die Ergebnisse erzielt, nicht verstanden wurde. Wer keine ausdauernden Arbeitsgruppen für Ausbildung bildet, auf seinem Feld nicht organisiert, das sagen wir ganz offen, benutzt die Organisation und leistet dem Feind Dienste. An ihrer revolutionären Begeisterung, an ihrem Wunsch nach der Revolution muß gezweifelt werden. Wer dies nicht leistet, kann auf keinem Feld revolutionäre Arbeit leisten und wird früher oder später ins System zurückkehren.

DIE ERWARTUNG, ALLES AUF DEM SILBERNEN TABLETT SERVIERT ZU BEKOMMEN

Einem der augenscheinlichsten Mängel denen der Weg durch nicht organisierte und keine Ergebnisse erzielende Arbeitsweise geöffnet wird, begegnen wir auf materieller Basis. Überall, wo nicht organisiert und ohne Ergebnisse zu erzielen gearbeitet wird, ist Geld ein großes Problem und droht nahezu die revolutionären Tätigkeiten zum Erliegen zu bringen.

Einer revolutionären Organisation stehen im allgemeinen vier Einnahmequellen zur Verfügung: monatliche Beiträge, Zuwendungen, Kollektivierungen (Enteignungen) und Handel. Alle tragen zu verschiedenen Zeiten in verschiedenen Formen zur Lösung der Probleme bei. Aber das Wesen der Dinge ist zu jeder Zeit gleich: eine revolutionäre Organisation kann ihre materiellen Probleme nur mit einer zum Volk gerichteten Arbeitsweise lösen. Darüber hinaus ist jede Methode, was immer auch probiert wird, zum Scheitern verurteilt.

Alle vier von uns als Quellen aufgezählten Formen haben außer der Lösung des Geldproblems noch eine andere Funktion. Monatliche Beiträge sind Teil der Festigung der aktuellen Organisierung, Disziplin und des Verantwortungsgefühls. Zuwendungen sind Mittel und Ergebnis der Arbeit, die Massen zur Bewegung zu ziehen, die Massen dazu zu bringen, die Bewegung als die ihre zu betrachten und die Notwendigkeit zur Opferbereitschaft zu verdeutlichen. Kollektivierungen (Enteignungen) sind Elemente, die zusammen mit militärischer Organisierung und dem bewaffneten Kampf überlegt werden. Handel, von fliegenden Händlern bis zu umfassenderen Formen des Handels, ist ein Mittel, um zum einen unsere Menschen als Werktätige zu erziehen, ihren kleinbürgerlichen Stolz zu brechen und zum anderen ein Mittel zur Institutionalisierung. Mit anderen Worten, erforderliche Quellen für den revolutionären Kampf zu finden, der Bewegung Möglichkeiten zu schaffen bildet in den meisten Fällen eine Einheit mit anderen Formen des Kampfes, ist deren Teil und Ergebnis. Jede Einheit, jedes Feld muß das materielle Problem innerhalb dieser Gesamtheit in die Hand nehmen und lösen. In diesem Punkt war es von jeher das Mindestmaß jeder Einheit zumindest den eigenen Bedarf decken zu können. Ob eine Einheit dies vermag oder nicht ist ein in höchstem Grade ernsthaftes Kriterium für die Beziehungen dieser Einheit zu den Massen, ihren Grad an Organisiertheit, ihre Ernsthaftigkeit und ihre Verantwortlichkeit. Ganz abgesehen davon, daß eine Einheit in ihrer Perspektive außer der Deckung ihres eigenen Bedarfes die Schaffung von Quellen für verschiedene Bedürfnisse der Organisation der Bewegung Quellen haben sollte. Einheiten, die nicht über diese Perspektive verfügen, werden naturgemäß auch zur Deckung ihres eigenen Bedarfes nicht die nötige Mühe aufwenden. Nicht gegen die Vorstellung, alles serviert bekommen zu müssen zu kämpfen bedeutet auch nicht richtig gegen den Feind zu kämpfen. Jedes Gebiet ist dafür verantwortlich, Quellen für das Geld zur Deckung des eigenen Bedarfs zu finden. Eine Einheit, die über Geldprobleme lamentiert sollte nachdenken. Kein Geld, das bedeutet, kein Transparent, keine Zeitung, bedeutet, die revolutionäre Haltung für Geld zu verkaufen. Wer Quelle für Geld oder andere Bedürfnisse finden will, muß zu den Massen gehen. Wer nicht zu den Massen geht, wird weder Geld, noch Anhang, noch Kader, noch sonst etwas finden. Geld kann gar nichts lösen. Dies haben viele unserer Kader und Sympathisanten in vielen Beispielen selbst erlebt und gesehen. In Aufgaben, bei denen sich der Mangel an Geld als ein großes Hindernis zeigte, wurde mehr als genügend Geld beigesteuert, aber die Aufgaben wurden trotzdem nicht erledigt. Wer zu Anfang stets “kein Geld, kein Geld” lamentierte, hat gesehen, daß nicht das Geld das Problem war. Geld zum Problem zu machen, beim Auftauchen eines Hindernisses Zuschauer zu bleiben, ist kein Verständnis, das revolutionärer Kultur entspringt, sondern Element einer anderen Kultur. Es ist Element der Kultur des Kapitalismus, die alles in Geld mißt und an Stelle der Probleme, an Stelle der Menschen über Geld diskutiert. Wir Revolutionäre planen zunächst die Arbeit, die getan werden wird. In diesem Programm ist Geld lediglich ein Unterpunkt. Und wie und wo dieses Geld gefunden wird, wird entsprechend der revolutionären Prinzipien bestimmt. Ein Verständnis, daß Geld an die Spitze der zu planenden Arbeit stellt, zeugt nicht von revolutionärem Geist sondern von der Auffassung, alles serviert bekommen zu müssen, von der Auffassung jemand werde Geld geben und diese Geld könne nach Belieben verwendet werden. Dieses Verständnis kann keine Kader ausbilden. Dieses Verständnis kann keine Arbeit mit den Massen machen. Weil dies nicht gemacht werden kann, gerät die Organisierung der kleinsten Kundgebung zur größten Arbeit der Welt. Wie wir bereits gesagt haben, Geld ist nie allein das Problem. Ein Geldproblem ist gewissermaßen lediglich ein Ergebnis von Problemen. Was Geld zum Problem werden läßt, was es in den Vordergrund bringt ist viel wichtiger. Eine Arbeitsweise, die über keine Einkommensquellen verfügt, die alles von außerhalb erwartet, bedeutet offen gesagt abzulehnen, eine Massenbewegung zu sein. Bedeutet zu sagen, wir haben keinerlei Beziehungen zu den Massen. Das stimmt nicht. Fast überall gibt es ein Potential oder bereits existierende Beziehungen mit den Massen. Wer daran nicht arbeitet, vergißt in der Praxis die Feststellung, daß die Revolution auf die Massen gestützt verwirklicht wird. Das eigentliche Problem ist, nicht zu den Massen zu gehen. Menschen nicht zu organisieren oder organisierte Menschen nicht auszubilden, nicht zum Kader heranziehen. Statt dessen herrscht das Verständnis, alles möge von außerhalb kommen. Am Ende dieses Verständnisses steht der Verzicht auf die Revolution. Wenn auf einem Feld, in einer Einheit das Potential nicht organisiert wird, können weder Menschen, noch Geld, noch sonst etwas gefunden werden. Trotz zehntausender Sympathisanten, Beziehungen, tausenden freiwillig mit uns verbundenen Menschen können diese natürlich nicht organisiert werden. Niemand wird entsprechend seines Ortes und seiner Begabungen in einer Einheit Verwendung finden. Wenn eine Beziehung nicht in ein Netz eingebunden wird, wenn in diesem riesigen Potential nicht organisiert wird um wenn nötig Geld oder wenn nötig Quellen für andere Bedürfnisse der Bewegung zu finden, bleibt nichts zurück als Wehklagen über fehlendes Geld oder fehlende Erfolge. Kollektivierungen (Enteignungen) und andere Arten, mit Gewalt Geld aufzutreiben, werden wenn nötig auch angegangen, aber eigentlich muß von tausenden von Menschen freiwillige Unterstützung gesammelt werden. Von denen, deren Situation passend ist, muß mehr genommen werden. Wer in der Lage ist, Geld zu geben, von dem soll Geld genommen werden. Wer andere Möglichkeiten anzubieten hat, von dem sollen jede Art benötigter Dinge genommen werden. In dieser Hinsicht sind die Stadtviertel eine reiche Quelle, sie haben in der Geschichte der Bewegung permanent Quellen produziert und die Bewegung ernährt. Wenn in einem Stadtviertel die Arbeit aufgrund materieller Probleme nicht recht vorangeht, dann zeigt dies, daß wir dort keine Beziehungen zu den Massen haben. Daraus können wir sofort folgendes schließen: Wer nicht zu den Massen geht, produziert weder Politik, bildet weder aus, noch erweitert er den Kampf oder kann dauerhaft revolutionäre Begeisterung vermitteln. Alles ist bei den Massen. Freiwillige Zuwendungen, auf der Autorität der Organisation basierende halbfreiwillig gegebene Gelder, unsere Menschen mit monatlichen Zuwendungen verpflichten, Möglichkeiten der Nutzung von Beziehungen in der Umgebung sichern, die Menschen zu Arbeiten anhalten, die Geld ins Haus bringen, Freizeit mit Arbeit zu füllen, vorübergehend zu arbeiten, etc. etc… Auf dutzenden von Wegen läßt sich Geld finden. Dies alles ist möglich. Aber sich nur auf ein gemachtes Netzt zu stützen geht nicht.

DIE ERWARTUNG IN DER AUSBILDUNG, DER FRAGE DER KADER ALLES SERVIERT ZU BEKOMMEN

Die Erwartung, alles auf dem silbernen Tablett serviert zu bekommen, ist nicht auf Geld beschränkt. Wer an “Service” gewöhnt ist, wer gewohnt ist, alles bereit vorzufinden, möchte auch Menschen fertig serviert bekommen.

Die Kultur von das Wort war, ist weder in der Lage, Berichte zu geben, noch einzufordern und kann keine Ausbildung und Kontrolle durchführen, die in der Lage ist, zu verwerten, was auf einem Feld getan wird, welche Fehler gemacht werden und wie sie beseitigt werden können. “Ich habe es gesagt, aber er hat es nicht gemacht”, “es gibt viel Arbeit” oder “hab’ ich vergessen” sind allseits bekannte klassische Ausreden. Unsere Menschen in dieser Stimmung verspüren entweder wenig oder gar keine revolutionäre Begeisterung. Und diese Menschen, nicht wissend, was sie tun können und wie, fühlen keine Verantwortung und kein Unbehagen angesichts der Ungebildetheit tausender unserer Menschen, sie sind nahezu bewegungslos, was deren Ausbildung betrifft. Die Begeisterung auszubilden, zu entwickeln und zu verändern ist verloren gegangen. Und diese Geisteshaltung hat sich manchmal soweit zugespitzt, daß kein revolutionärer Typ Mensch, sondern ein Beamter, ein Nutznießer zum Vorschein kommt. Der Platz eines Revolutionäres ist unter den Massen. Diese Realität lernen wir schon, während wir noch am Anfang unseres revolutionären Daseins stehen. Aber es scheint, als ob unsere Menschen, die seit 15 oder 20 Jahren dabei sind, diese Realität vergessen haben. Revolutionär zu sein heißt nicht, den ganzen Tag in ein zwei demokratischen Institutionen zu verbringen. “Ich habe sie gerufen, aber sie sind nicht gekommen”, kennzeichnet kein Verhalten von Revolutionären, sondern das derjenigen, die keine Ergebnisse erzielen wollen, keine revolutionären Gefühle haben, pessimistisch sind. Wenn die Menschen nicht kommen, heißt das, wir haben sie nicht bringen können. Aber wir wissen eigentlich, wie wir sie bringen können.

Jetzt wollen wir uns das Programm manches verantwortlichen manches leitenden Freundes ansehen. Dort ist nichts zu sehen von der Sorge, Menschen auszubilden, sie zu entwickeln und sei es nur einen Tag in der Woche, von der Sorge, Alternativen zu entwickeln, Einheiten und sei es auf unterster Ebene zur Leitung zu richten. Dabei ist das die Aufgabe jedes Verantwortlichen auf jeder Ebene. Wer dies nicht plant und in die Hand nimmt, macht sich die Probleme der Bewegung nicht zu eigen, erledigt seine Aufgabe nicht.

Lassen wir einmal die Gebiete in der Illegalität beiseite, besonders unserer Menschen unter legalen Bedingungen, die sich 24 Stunden am Tag frei bewegen können, wenn diese keine Kader entwickeln, die Massen nicht ausbilden, dann rudern sie in der Luft, egal was sie sonst tun. So jemand wird in der Illegalität sowieso weder die Massen noch Sympathisanten ausbilden.

Für einen Leitenden, einen Verantwortlichen, einen Kader gibt es 24 Stunden am Tag kein Leben außerhalb der Revolution. Wenn unsere Gedanken, Gefühle, Liebe, Familie, wenn alles der Revolution dient, dann sind wir Revolutionäre. Alles, was nicht der Revolution dient, dient der Konterrevolution. Vor allem müssen wir uns von der Gewohnheit verabschieden, mit “uff’s” und “och’s” und “unmöglich” eine pessimistische Arbeitsweise an den Tag zu legen. Was immer ein Leitender, ein Kader, ein Verantwortlicher tut, spiegelt sich nach unten verstärkt wieder. Jeder Verantwortliche, jeder Kader muß bei den Massen Begeisterung wecken, ihre Moral stärken können. Die Menschen müssen bei ihm Kreativität, die Stärke, Lösungen zu entwickeln, Begeisterung, Disziplin, Opferbereitschaft und Gerechtigkeit sehen. Leitenden Kader müssen viel arbeiten. Nicht zu den Massen zu gehen und “kein Geld” zu sagen, Menschen nicht auszubilden und “keine Leute” zu sagen heißt, die revolutionäre Entwicklung aufzuhalten. Hier ist das eigentliche Problem nicht Geld oder Leute. Das Problem ist das Verständnis, das von der Auffassung, alles serviert bekommen zu müssen entwickelt wird. Wer über eine Arbeitsweise verfügt, die Resultate erzielt, wer die Massen dort wo er ist organisiert, wird sowieso sowohl das Geld- als auch das Leute-Problem lösen..

Devrimci Sol Nr. 10, März 1998