Rapport uber der gründung der DHKP durch Dursun Karatas-Teil 5

DER KRIEG WIRD VON NEUEM ORGANISIERT

DIE JAHRE DER ENTSCHLOSSENHEIT UND DES WIDERSTANDS

Die Operationen und Verhaftungen häuften sich von Tag zu Tag und die Bewegung verlor weiterhin an Kraft. Der Junta war es gelungen, schon in den ersten sechs Monaten allen Organisationen, einschließlich unserer, Schläge zu versetzen, die Moral auf den Nullpunkt zu bringen und Panik zu erzeugen. Unser Widerstand und bewaffneter Kampf gegen die Junta während der ersten sechs Monate, weckte beim türkischen Volk und denen, deren linke Kraft sie zurückließ indem sie unter dem Vorwand einer “Rückzugstaktik” aus ihrem Land und ihrer Organisation verschwanden, eine große Symphatie. Viele Menschen aus den verschiedensten politischen Gruppen kamen zu unserer Bewegung, weil sie kämpfen wollten. Aber uns fehlten die Möglichkeiten und die Organisierung, sie in den Kampf zu schicken, sie einzusetzen, zu organisieren .

Und bis zum November ‘ 81 war ebenfalls jeder des 2. ZK, außer dem politischen Verantwortlichen im Ausland, verhaftet. Der politische Verantwortliche des 2. ZK war Genosse Niyazi. Und als dieser im November ’81 auch gefasst wurde, war die Bewegung in einer neuen Krise. Die Kampfkraft war auf tiefstes Niveau gesunken. Die Leitung der Bewegung lag in den Händen von Genossen in niedrigeren Positionen. Es war eine große Lücke in der Bewegung entstanden, auch wenn es von Außen betrachtet nicht den Anschein hatte. Einige Personen, die nun nicht mehr aus der Nähe kontrolliert werden konnten und im Glauben waren, die Autorität der Bewegung wäre in ihren Händen, fingen eilig an, die zerstreuten Beziehungen zusammenzuholen und, anstatt den Kampf weiterzuführen, begannen sie, auf der Basis ihren persönlichen Ängste zu agieren. Nach der ohnehin schon durch die Junta geschaffenen Demoralisation, in der das revolutionäre Potential und unsere Kader gefallen waren, waren sie der Junta dabei behilflich, durch ihr unentschlossenes, ängstliches Verhalten, das den Leitern der Organisation kein Vertrauen gab, deren psychogische Überlegenheit zu vergrößern und die Angst zu verbreitern. Die ausdauernden Bemühungen einiger Genossen, reichten nicht, um diesen Zustand zu überwinden. Pasa Güven hingegen, der ins Ausland geschickt worden war, um bei Engpässen einzugreifen, vergaß voll und ganz seine eigentliche Mission und sank immer mehr im Sumpf des Flüchtlingsdasein und ging immer mehr in Richtung Verrat.

Hunderte unserer Kader und Symphatisanten waren in den Gefängnissen.

Die Möglichkeit, aus den Gefängnissen heraus in die Geschehnisse draußen einzugreifen, war unter dem Umstand der Repressionen, die auf die Gefangen ausgeübt wurde sehr schwer oder gar nicht vorhanden. Trotz der anwährenden Bemühungen des Genossen Haydar Basbag und einer Gruppe anderer Genossen, die Existenz als Organisation weiterzuführen und auf bewaffneter Ebene Stellung gegen die Junta zu beziehen, indem sie auf unterer Ebene Aktionen starteten, waren wir weit entfernt davon, das gewählte Ziel zu erreichen. Zusammen damit, hat man die Entschlossenheit bewahrt, im Land zu bleiben und Widerstand zu leisten und am 15. März 1982, bei der Verhandlung des HAUPTPROZESSES, hat die Junta von drinnen und draußen eine unerwartete Antwort erhalten. Die von draußen gestartete Kampange ” Die Junta kann die Revolutionäre nicht verurteilen”, hat bis in das Ausnamezustandsgericht ihre Stimme erhören lassen. Es war eine Zeit, in der eine große Stille herrschte, sich nicht ein Blatt bewegte, die Junta propagandiete, sie hätten ” die Revolutionäre und Massen eingeschüchtert” und auf allen Gebieten ihre Herrschaft stabilisierte. Daß wir in den Zeugenständen unsere Organisation verteidigten und die Junta verurteilten, zu einem Zeitpunkt, in dem von unseren Symphatisanten bis zu unseren Kadern alle von der Junta umstellt waren, zeigten wir den Völkern der Türkei, daß unser revolutionärer Krieg weitegeht, sich nichts ändern wird, weil die Junta uns gefangen genommen hat, daß sie uns von unserem Glauben nicht einen Millimeter entfernen können und, unsere Slogans, die wir ein weiteres Mal der gesamten Linken, der demokratischen Öffentlichkeit und dem Volk entgegenriefen, haben ihnen große moralische Unterstützung gegeben. Die Führer und die führenden Positionen, die Kader (außer denen,die geflüchtet sind) fast aller Organisationen waren im Gefängnis. Und die Junta hatte aus den Geschehnissen der Welt gelernt. Sie wußte, sie würde den Kampf mit den Verhaftungen und Todesstrafen nur vorrübergehend aufhalten können. Und weil sie bedachte, daß am Ende ein viel gefährlicherer – in hohem Maße – revolutionärer Kampf entstehen kann, fing sie einen starken Propagenda-Krieg gegen die verhafteten Revolutionäre an, indem sie verkündete, vor allem die führenden Kader hätten sich der Ordnung ergeben und würden Reue zeigen. Sie wollten das Volk, das sie durch Repressionen und Terror nicht einschüchtern und zur Aufgabe bringen konnten, nun durch den psychologischen Krieg einschüchtern und zur Aufgabe zwingen. Wir mußten dieses Spiel durchkreuzen. Auch wenn wir uns unter den Umständen des Gefängnisses befanden, es mußte ein Widerstand geleistet werden, der nicht lediglich zur Rettung des persönlichen Stolz diente, wir mußten Formen des Widerstandes und Wege dafür finden, daß das Volk über unseren Widerstand erfährt. Wir mußten bekannt geben, daß wir trotz allem unsere Gedanken der Revolution am Leben erhalten werden und daß der Faschismus uns niemals einnehmen wird. Wir mußten uns von einer Art und einem Benehmen fernalten, das es der Junta ermöglichen würde, die Revolutionäre in einem falschen Licht und am Ende ihrer Kräfte darzustellen. Wir mußten den Widerstand zu mehr als einem Widerstand einzelner Revolutionäre werden lassen. Die Gefängnisse, in denen zehntausende Revolutionäre und Patrioten waren, mußten zu Festungen des Widerstands werden, die der Junta bewiesen, daß man sie niemals zur Aufgabe zingen können wird. Und indem wir die Volksmassen über unseren Widerstand aufklärten, mußten wir eine neue Euphorie und Moral schaffen und unsere Organisierung von neuem entwickeln. Eine Bewegung, drinnen wie draußen, die keinen Widerstand leistet, driftet nach rechts ab, weil sie ihre gesamten Moralvorstellungen und Ideale verliert und kehrt zurück zur herrschenden Ordnung, das ist voraussehbar. Vor allen Dingen aber, auch wenn wir im Gefängnis saßen, auch wenn wir eine Menge Niederlagen erlebt hatten, mußten wir unseren Glauben bewahren, unsere Wunden verarzten und uns von neuem auf unsere Beine stellen, um den Kampf, den die Volksmassen lieferten, zu leiten. Dafür mußten wir einen beharrlichen und entschlossenen Widerstand leisten. Um die psychologische Überlegenheit der Junta aufheben, unsere organisierte Existenz bewahren und um im Zustand der Niederlage verhindern zu können, daß unsere Menschen von irgendwelchen rechten, reformistischen und undefinierbaren imperialistischen Theorien beeinflußt werden, mußten wir um uns herum hohe Wände errichten und unsere Menschen für den Kampf unter dem Umstand der Gefängnisse motivieren und ausbilden, dessen wirklich offentsichtliche und beeindruckende Wirkung sie aber erst Jahre später sehen würden. Auf die eine Art sollte unser Kampf aus dem Gefängnis heraus eine stabile Brücke zwischen uns und dem Volk bilden und uns in die Zukunft tragen. Die, die diese Zukunft nicht sehen konnten, nicht an sie glaubten, hielten sich zurück, diese Brücke zu bilden und konnten sich nicht vor ihrem Ende schützen.

Eine Partei kann ihre Parteiführung, ihre gesamten Krieger und Kader im Gefängnis haben, kann große Niederlagen erleben.

Dies sind die Prüfungen der Revolutionäre. Die, die ihre Prüfung mit Auszeichnung bestehen, haben keine Schwierigkeiten, mit ihrem Volk in Verbindung zu treten.Wir mußten die Anklagebänke des Faschismus zu Zeugenständen werden lassen, von denen herab wir unsere Wahrheit und die Revolution herausschreien und den Faschismus verurteilen würden. Wir schrieben die leuchtendsten Seiten der Geschichte unserer Organisation, mit unseren Widerständen in den Gefängnissen und mit den Anklagebänken, die wir als Zeugenstände der Revolution benutzten, mit dem Umgang der Probleme, die uns auf den Polizeiwachen bereitet wurden und wie wir über ihnen standen, mit der Organisiereung einer Praxis, die den Menschen half, sich wieder auf die Beine zu stellen und immer mehr zum Leitbild für alle Gefangenen wurde.Den größten Einsatz und Arbeit beim Schreiben dieser Seiten zeigten Abdullah Meral, Haydar Basbag und Hasan Telci, die nicht zögerten, ihr Leben für ihre Organisation zu opfern. Ich gedenke ihner mit großem Vertrauen, Respekt und Liebe.

Als im Sommer 1982 auch noch Genosse Haydar Basbag verhaftet wurde, waren wir in völligem Unwissen über den generellen Zustand der Bewegung und wer sich um die Führung kümmerte. Nachdem es zu diesem Zeitpunkt einem unserer Genossen gelang aus dem Gefängnis zu fliehen und er die Verantwortung übernehmen konnte, wurden die bis zu einem gewissen Punkt zerstreuten Beziehungen wieder aufgenommen.

Den Zustand, in dem sich unsere Bewegung befand, versuchte man nun mit Hilfe von draußen und aus dem Gefängnis heraus zu bestimmen. Man faßte die Entscheidung, daß unsere Bewegung immer noch ein ernstzunehmendes Potential besaß und daß man unter einer passenden Organisierung die Linie des Widerstands fortführen konnte.Wieder in diesem Zeitraum, diskutierten die Kader unserer Bewegung, in welchem Zustand die Bewegung sich befindet und machten eine generelle Analyse, wie man diese Zeitraum am besten überbrücken kann. Die Bewegung war zu der Zeit in solch eine Lage, daß sie keine stabile Rückzugstaktik verwirklichen oder in der Praxis hätte umsetzen können. Der Rückzug ist eine Taktik, die nur eine organisierte Kraft bewerkstelligen kann. Wir besaßen diese Organisiertheit nicht. Bis zum Dezember 1982 war es der amerikanistischen Faschisten-Junta gelungen, seine Institutionen im gesamten Land zu installieren, in dem sie fast die gesamten – an oberster Stelle die bewaffneten – revolutionären, patriotischen Organisationen ausschaltete, die eine Opposition darstellten, die Gewerkschaften verboten, die Intellektuellen, jeden verhaften ließ oder zum Schweigen brach te. Und diese Machtstellung wollte sie weiter ausbauen, in dem sie ein mit Gewalt zum Schweigen gebrachtes Volk eine Verfas sung wählen ließen, die den offenen Faschismus legalisieren würde. Jetzt wo keine oppositionelle Bewegung mehr übrig war, die ein Hindernis für das Junta-Programm hätte darstellen können, konnten sie dies verwirklichen. Die Wahl der Verfassung war in dieser Hinsicht ein wichtiger Schritt. Innerhalb der Linken bildete sich eine Einstellung, nein zur Verfassung zu sagen, sie zu boykottieren, ungültige Stimmen abzugeben, etc. . In Wirklichkeit besaß sie aber nicht die Kraft dazu, dies in die Realität umzusetzten. Während unsere Bewegung sich in der Phase der Neuordnung befand, mußte sie Stellung gegenüber gegenüber dem ernsten Thema einer Sensibilisierung des Volkes gegenüber der Verfassungswahl beziehen. Daher starteten wir eine Kampange im In- und Ausland, auf der Grundlage ” Nein Zur Faschistischen Verfassung” . Wir versuchten die Massen zu politisieren, in dem wir Propagandarbeit leisteten und verkündeten ,daß “Nein-Stimmen zur Verfassung, nein-Stimmen zum Faschismus ” bedeuten. Auch wenn im Land keine Aktionen auf fortgeschrittener Ebene organisiert werden konnten, so wurde doch auf verschiedenste Arten Propaganda gemacht. Die Aktion, die der Kampange ihre Stempel aufgedrückt hat und bei den Volksmassen große Aufmerksamkeit erzeugte, die die Blicke der Weltöffentlichkeit auf sich zog, war die Besetzung des Generalkonsulates in Köln und die Geiselnahme der Angestellten. Bis diese Aktion verwirklicht wurde mußten wir auf unsere Leute im Ausland regelrecht Druck ausüben, sie zwingen, damit sich etwas bewegte. Jeder Grund,jedes Hindernis, das vorgebracht wurde um die Aktion abzubrechen, wurde beseitigt. Aus diesem Grund wurden ein Teil der benötigten Waffen aus der Türkei geschickt. Wenn diese Aktion auch im Ausland stattfand, sie zeigte, daß es möglich war, die Politik unserer Organisation unter allen Umständen und auf jeder Grundlage zu unserem Volk zu tragen. Sie hat gezeigt, daß man, wenn es die Umstände erfordern, den Faschismus auch im Ausland bloßstellen kann, wenn man dafür alle möglichen Maßnahmen ergreift. Sie hatte in diesem Bereich die Charakteristik, daß sie anderen einen Blickwinkel der Millitanz und der Entschlossenheit gezeigt hat. Wie stark die Angriffe des Imperialismus gegen uns auch waren, es gelang ihm nicht, die Auswirkungen und Wichtigkeit dieser Aktion zu reduzieren. Die Proteste gegen die faschistiche Verfassung und unsere Bemühungen,die Volksmassen aufzurufen, nein zur Verfassung zu sagen, setzte sich auch in den Gefängnissen und Gerichten fort, die Haltung zur Verfassung wurde auch hier gebildet und dem Volk von den Anklagebänken der Oligarchie verkündet und nach draußen getragen.

Zu dieser Zeit hatten die Gefängnisse sich eine sehr wichtige Mission gegeben. Der Opportunismus, ließ die Tatsachen außer Acht, daß wir in Gefangenschaft waren, die Entwicklungen im Land und die spezielle Situation, in der sich unsere Bewegung befand und handelte aus seinen persönlichen Sorgen heraus. So versuchte sie igendeinen Unsinn auf die Tagesordnung zu bringen, daß die “Gefängnisse kein Zentralorgan sind, es unmöglich ist von dort aus Politik zu machen, die draußen jemanden beeinflussen könnte.” Diese Aussagen brachten aber dem Kampf nichts, sondern sie zeugen von einer Einstellung, die der Faschismus hervorgebracht hat und die die Gefangenschaft der Revolutionäre als “Sträflingshaft” darstellt.

Die Gefangenen unserer Bewegung, haben nach ihre Möglichkeiten, in sehr vielen Entwicklungen in unserem Land in verschieden Arten Haltung gezeigt. Sie versuchten, die Politik unserer Organisation an das Volk zu bringen und unsere Organisation drausen in verschiedenen Angelegenheiten zu beeinflussen und zu lenken. Diese Haltung wurde so sehr verinnerlicht, daß auch unter sehr schwierigen Bedingungen bis hin zu internationalen Angelegenheiten Positionen bezogen wurden. Wir können sagen, die einzige umfassende Bewertung der Besetzung von Lybien durch Israel von uns kam, daß wir trotz schwerer Strafen als erste in der Welt Position bezogen. Es waren die Stimmen unserer Gefangenen, vor den faschistischen Richtertischen den amerikanischen Imperialismus und Israel verfluchten, die erklärten, daß wir mit dem palastinensichen Volk solidarisch sind und daß die faschistische Junta Mittäter dieser Massaker und Angriffe sind. Diese Positionen im Weltmaßstab, dieser Widerstand und der Gedanke unbedingt eine lebendige Bindung mit dem Volk eingehen zu können, zerstörte die Pläne der Junta. Diese hatte das Ziel “nimm sie gefangen, bring sie zum Schweigen, versetze sie derart in Angst, daß sie sich nicht mehr zu zeigen wagen, bring sie dazu, sich dem System anzupassen.” Eine Gefangenenschaft wie die der Devrimci Sol ist weder eine auf der Welt häufig anzutrefende und gewöhnliche Gefangeneschaft noch läßt sie sich in den Status der Kriegsgefangenschaft zwängen. Die Gefangenschaft der Devrimci Sol ist eine sich nicht beugende, nicht schweigende, eine neue Gefangenschaft. Wir können sagen, die Devrimci Sol Gefangenschaft ist eine Freie Gefangenschaft. Das Verhalten und der Widerstand der Gefangenenschaft der Devrimci Sol beeinflußte in kurzer Zeit ein großes Spektrum von Linken bis hin zu demokratischen Intellektuellen. Obwohl viele versuchten, sie nachzuahmen, haben sie es nicht geschafft. Sie bildet eine Tatsache in unserer Geschichte, die noch viel mehr Aufmerksamkeit verdient.

Unter der Bedingungen der Gefängnisse durchlebten wir eine Phase, in der wir noch keine Möglichkeiten, hatten mit unsere Genossen zu sprechen und zu diskutieren. Deswegen überlegten wir, eine Bewertung unter den Bedingungen unseres Landes und unserer Bewegung mit einer breiterern Teilnahme von Kadern in einer angemesseneren Phase vorzunehmen. Aber unsere Genossen draußen, die mit Fragen konfrontiert wurden, zwangen uns, um eine falsche Stellungnahme zu verhindern, diese Bewertung zu forcieren. Sie wurde als zusammenfassende “Bewerteung 1983” den Genossen vorgeführt, diskutiert und fertiggestellt. Natürlich weißt sie manche Mängel auf.

In der Abstimmung der Verfassung von 1982 wurde die Lage der Linken in der Türkei und des kurdischen Nationalismus, wenn man einmal von einigen schriftlichen und mündlichen Palavern absieht, erschreckend deutlich. Sie besaßen nicht einmal die kleinste Organisierung und Kraft. Dutzende von Organisationen saßen in Europa und hatten ihnen aufgezwungene Formen angenommen. Die Volksmassen und ihre Anhänger mit der Propaganda “Gegen den Faschismus kämpfen und kämpfen werden” täuschend versuchten sie Geld für Munition zu sammeln und organisierten eine Veranstaltung nach der anderen. Do vergingen Monate, sogar Jahre. Dem Anschein nach wurde die ganze Linke, sogar die nationlistische PKK vernünftig und reif. Als der Schmiedehammer des Faschismus auf ihre Köpfe prallte, änderten sich sich plötzlich alle. Hochnäsig, an niemandem Gefallen findend, jeden außer sich selbst als Hindernis für den Kampf sehend und deswegen unbedingt niederschlagen müssend, alle als “drei bis fünf moralisch Minderwärtige”, als Diener der Ausbeiter-Kemalisten und sogar als Konterguerilla bezeichnend theoretisierte die PKK die physische Liquidation der anderen und traf sich mit dem DY am gleichen Ort. Diese Organisation, verantwortlich für das Blut dutzender Revolutionäre, begannen ohne je ernsthafte Selbstkritik geübt zu haben, mit den Worten “In der Türkei und in Kurdistan kann gar keine Linke Struktur die Volksmassen organisieren” ihre Frontaktivitäten. Abgetrennt von der Realität des Landes, nach einer völligen Niederlage mit den Kadern in Panik das Land verlassend, konnten sie weder im Land eine Front gegen den Faschismus, noch im Ausland eine Kräfte- und Aktionseinheit mit Prinzipien und Regeln aufbauen. Was war diese Situation? Die Linke erkannte die wirkliche Bedeutung des Faschismus und des revolutionären Kampfes nicht und hatte die Positionen der kleinbürgerlichen Opposition nicht überwunden. Ihre Führung verfügte über kein Bewußtsein der und keinen Willen zur Macht. Die Linke war verwirrt und geschockt, ihre Organisierung war die politischer Flüchtlinge und trotzdem spielten sie sich als Oberlehrer auf. Diese Linke verlor aufgrund der amerikanisch faschistischen Junta ihre psychologische Überlegenheit und ihre innere Dynamik schwand. Durch ihr Flüchtlingsdasein immer mehr von der Erde des Landes getrennt, verlor sie zusehnds die positiven Eigenschaften, die sie vorher zumindest teilweise besessen hatte. Sie verfiel Schritt für Schritt, beeinflußt von der europäischen Ideologie der “Zivilgesellschaft”, von trotzkistischen und anarchistischen Strömungen und begann sich als demokratisch zu bezeichnen und diese Linie zu propagieren. Deswegen trägt sie die Verantwortung dafür, daß hunderte von Kadern, die ob auf einer falschen oder richtigen Linie, immer noch für die Revolution kämpfen wollten und damit auch die Verantwortung für die Auflösung von Organisationen.

Diejenigen, die im Kampf gegen den Faschismus ihre Mission als Führer nicht erfüllten, haben die Theorie der Flucht vor dem Krieg vervollkommned. Sie sorgten dafür, daß tausende von Revolutionären und Patrioten sich dem System anpassten. Bei diesem Ergebnis hatten Diskussionen um die Frage ob “objektiv oder subjektiv” keine Bedeutung mehr. Wichtig ist, daß ganze Organisationen sich auflösten und tausende von Revolutionären vernichtet wurden. Die Verantwortung dafür tragen diese Organisationen. Wenn diese Menschen heute, nachdem sie tausenden Menschen Schmerzen zugefügt haben, Menschen der Gefangenschaft und der Hinrichtung ausgeliefert haben, die dem Volk Hoffnung gemacht haben, die sie nicht erfüllen konnten, wenn diese Menschen heute so tun als wäre nichts gewesen und sich um ihr eingenes Wohlergehend kümmernd wieder ins System integrieren, müssen wir dies beim Namen nennen. Der Name ist Verrat gegen die Revolution und das Volk. Früher oder später müssen die Völker der Türkei für diesen Verrat Rechenschaft fordern. Wir haben oft gesagt, daß die “sensationel” vom Ausland aus aufgebaute Front nur eine Auslandsfront sein würde, die fast keinen Kontakt zum Land hat. Sie war eine als Ergebnis der psychologischen Niederlage durchden 12. September künstliche und vorrübergehende Angelegenheit. An ihrem Ende stand das Auseinanderbrechen der Front, ohne daß diese etwas erreicht haben würde. Natürlich war uns bewußt, daß die von sich selbst überzeugte Linke in ihrem kleinbürgerlichen Hochmut uns nicht zuhören würde. Trotzdem war es unsere Aufgabe, die Wahrheit zu sagen, die Völker der Türkei, die Linke und unsere Anhänger zu warnen. Deswegen schrieben wir die Broschüre “Über die Front” und stellten unsere Position dar.

Wir betonten, daß die Linke wenn sie tatsächlich die Absicht hat, gegen den Faschismus zu kämpfen, nicht ihre Zeit mit Dingen, die nicht zu verwirklichen sind ihre Zeit verschwenden darf und aufhören muß, das Volk mit unwaren Behauptungen zu täuschen. Wir erklärten, daß es die Aufgabe ist, die trennenden Punkte zur Seite zu lassen und auf dem kleinsten gemeinsammen Nenner ein gemeinsammes anti-faschistisches, anti-imperialistisches und gegen die Junta gerichtetes Programm im Rahmen einer festgelegten Kraft- und Aktionseinheit in die Tat umzusetzen. Unsere Aufrufe waren dazu verurteilt ohne Antwort zu bleiben. Weil sie nicht solche Probleme, wie im Land zu kämpfen hatten.

Nach langen Diskussionen und einem vorbereiteten Programm, an das sie nicht einmal selbst glaubten und von dem kein Schritt in die Praxis umgesetzt wurde, beschuldigten sich alle gegenseitig, vor allem DY und die PKK und machten die Spur der Front unlesbar. Es hatte keinen Sinn zu sagen, “das hatten wir gesagt”. Jeder wußte, welches schamlose Spiel gespielt wurde.

Sie waren so verantwortungslos, daß sie sich nicht die Mühe machten, dem Volk zu erklären, warum sie sich auflösten und warum sie ein Program über das sie sich alle einig waren, nicht in die Tat umsetzen konnten. Das Leben wird zeigen, wohin diese Verantwortungslosigkeit, dieser verdorbene Charakter diese Organisationen bringen wird. Ntürlich zogen wir uns die Feindschaft dieser in der bürgerlichen Ideologie verhafteten Linken zu, als wir ihr falsches und lügnerisches Gesicht offenlegten und die Wahrheit an den Tag brachten.

Wir werden auch kurz auf die Situation der PKK eingehen, die ohne eine Partei mit der Front die Führung übernahm und später eine radikale linke Linie des Kampfes in die Praxis umsetzte. Noch vor dem 12 September führte die PKK mit allen nationalistischen kurdischen Organisation und mit allen linken Gruppen Auseinandersetzungen sowie mit den Verrätern innerhalb der Organisation. In diesen Auseinandersetzungen hatte sie einen großen Teil ihrer Kraft verloren und eine vernichtende Niederlage erlitten. Aus diesem Grund verließ sie in Panik das Land.

Obwohl die Führung der PKK dies als einen “ordentlichen Rückzug” darstellt, wissen alle, auch sie selbst, daß die Wahrheit anders aussieht. Die PKK erlebte ihre Niederlage, die die Linke der Türkei im allgemeinen nach dem 12. September erlebte, vor dem Putsch.

Die PKK hatte Kraft verloren und brachte ihre Führer ins Ausland. Sie verlor an Moral, weil nach dem Putsch vom 12. September der faschistische Terror in Kurdistan tausende Kader, Sympathisanten und Menschen des kurdischen Volkes in Sammellager sperrte. Die Erlebnisse nach dem 12. September, zeigten auch, daß die Flucht der PKK kein geordneter Rückzug war. Die PKK durchlebte in dieser Phase in den Gefängnissen, in der Türkei und im Ausland fast überall Kraftlosigkeit und Demoralisation.

Vor dem 12. September liquidierte sie die restlichen linken Gruppen physisch und machte daraus eine Theorie. Durch diese Angriffe wurde daher von der gesamten Linken ausgeschlossen und dennoch hat sie diese Verantwortungslosigkeit so weit gesteigert, daß sie mehrere Organisationen als konterrevolutionär bezeichnete.

Im Land ließ sie keine Kraft zurück, die dem Faschismus einen Schlag versetzen konnte. Doch die aktuelle Aufgabe war es, die institutionalisierung des 12. September Faschismus zu verhindern und den Faschismus zu zerschlagen. An diesem Kampf nahm die PKK nicht teil.

Die Pkk, um sich aus ihrer subjektiven Lage zu befreien und erneut Moral zu gewinnen, um sich wieder zu sammeln, gab vor zuzugebeben, daß sie in der Vergangenheit Fehler gemacht habe, um erneut die Türen zu den Linekn einen Spalt zu öffnen.

Die Linke war schwach und plante ohnehin nicht, etwas zu unternehmen. Sie war “schon seit Gestern” darauf vorbereitet. So entstanden Aktivitäten einer Front, die zwar dem Namen nach aber nicht in Realität existierte.

Als die Aktivitäten der Front sichtbar wurden, erklärten wir, daß die PKK trotz falscher Taktiken und einer falschen Linie, eine radikale Bewegung ist, die die Provokationstheorien der Revisionisten zerstört und deswegen unterstützt werden sollte. Wir brachten ebenfalls zum Ausdruck, daß die eigentlich Mission der PKK Radikalität ist, daß sie aber diese Radikalität verlieren wird, wenn sie in der pazifistschen Front bleibt. Nach der Auflösung der pazifistischen Front kehrte die PKK wieder auf ihren Kurs zurück, bewertete ihre Lage als gut und tat im August 1984 einen großen Sprung. Die PKK möchte diesen Start als die einzige Kraft zeigen, die gegen den 12. September Faschismus Widerstand leistete. Dies ist eine bewußte Verdrehung der Realität.

Im August 1984 hatte die Junta alle oppositionellen Kräfte gelähmt, die Verfassung von 1982 war in einer Volksabstimmung bestätigt und die Wahlen von 1983 durchgeführt worden. Das Programm der Junta zur Rückkehr zur Demokratie lief auf vollen Touren. Vor diesem Hintergrund war das Auftauchen der PKK keine Taktik, die das Programm des 12. September Faschismus zerstörte.

Zwiefellos gab es mehrer Wirkungen für die Volksmassen und Linken, um daraus Lehren zu ziehen auf verschiedenen Ebenen und verschiedenen Formen, um eine neue Dynamik zu gewinnen.

Aber all dies kann die Wahrheit, daß die PKK nicht gegen den 12. September Faschismus gekämpft hat, daß sie vor dem 12. September das Land verlassen und wie die andere Linke zugeschaut hat, wie sich der offene Faschismus institutionalisierte, nicht ändern. Die Wahrheit, daß sie sich mit ihrer Teilnahme in der opportunistischen Front ablenkte.

SCHWERE JAHRE; OPFERBEREITSCHAFT; VERBUNDENHEIT UND VERRAT

Im Januar und Februar 1983 standen wir, zu einem Zeitpunkt in dem sich die Bewegung noch nicht wieder gesammelt hatte, erneut einer großen Operation gegenüber. Fast überall, wo wir teilweise organisiert waren, wurden viele unserer Genosse, darunter auch viele Verantwortliche gefangenen genommen, viele unserer Ressourcen fielen in die Hände des Feindes. Diese Opertion leiß uns an Moral verlieren, wir verloren fast unsere gesamte Kampfeskraft und wir sorgten uns sogar, ob wir die Organisation mit den draußen verbleibenen fortführen könnten.

Unser sich im Ausland befindenden Zentralkomitee Mitglied P.G. kümmerte sich um seine persöhlichen Sorgen. Er distanzierte sich immer mehr von seiner revolutionären Identität und der Realität unseres Landes. Die Operationen in unserem Land, die Gefallenen und der Widerstand der Gefangenen interessierten ihn immer weniger. Das Ausland trug nichts zur Unterstützung des Kampfes in unserem Land bei. Anstatt ökonomisch oder moralisch etwas zu leisten, wurde es eher zu einer Last für die Organisation im Lande.

Es war wichtig, unsere übriggebliebenen Beziehungen zu sammeln und unsere Organisiertheit wieter zu führen, obwohl wir unser Kampfeskraft zum größten Teil verloren hatten. Die Verantwortung mußten den vertrauenswürdigen übriggebliebenen Genossen übertragen werden, obwohl diese weniger Erfahrung hatten, als die Riege der vorherigen Genossen. Dies war nötig, um uns nocheinmal zu sammeln und einen neuen Schritt zu machen.

In dieser Phase übernahm draußen Sabo die Verantwortung für die Bewegung.

Ihre nächste Vertraute war Gülcan, die bis dahin im generellen eine positive Einstellung gezeigt hatte.

Diese Genossinnen hatten in der schwesten Zeit der Bewegung die Verantwortung auf sich genommen. Fast alle Beziehungen waren dechiffriert oder dreckig. Von Geld, Waffen, Stützpunkte und hierarchischen Beziehungen war so gut wie nichts geblieben. Wir verfügten hauptsächlich über unorganisierte Menschen zumeist aus Istanbul und anderen Städten, die nicht verhaftet worden waren, über potentielle Beziehungen, die wir nicht genau kannten und über eine bewaffnete Landguerillaeinheit, die aber nicht aktiv war.

Es war eine sehr schwere Aufgabe für unsere Genossen, all diese Beziehungen zu sammeln, erneut zu organisieren und neue Möglichkeiten für die Bewegung zu schaffen. Unsere Genossen ergriffen diese Aufgabe mit Begeisterung, trotz ihrer Unerfahrenheit und der schweren Last, die diese Aufgabe darstellte. Sie zwiefelten nicht daran, daß sie die Aufgabe erfüllen würden.

Mit der Übernahme der Verantwortung auf höchster Ebene sollte Sabo in diesem Prozeß mit ihrem Verantwortungsgefühl, Glauben und Bewußtsein ihrer Aufgabe zeichnete sie eine schnell steigende Grafik um die Kunst der Leitung zu lernen.

Sie mußte das Richtige mit ihrem eigenen Wissen, ihrer Ahnung, Intelligenz und Erfahrung herausfinden, ohne daß ihr jemand den Weg zeigen konnte.

Obwohl sie aus den Gefängnissen unterstützt wurde, war dies doch keine regelmößige und nur begrenzte Unterstützung. Als sie die Verantwortung übernahm, kannten nur wenige, mit denen Sabo in Verbindung stand, ihre wahre Identität. In dieser Phase unserer Bewegung waren die Frauen in unseren Reihen noch nicht wie heute in der Lage, sich selbst im Kampf zu beweisen. Die Ansicht, auf die Frauen herabzuschauen und sie nur in Nebensachen einzusetzen, war die Ansicht der von Männern beherrschenten Gesellschaft. Als sie Beziehungen aufnahm und die Leitung übernahm, mußte sie auch gegen diese Realität kämpfen und sich Anerkennung verschaffen.

Es war eine Zeit, in der man weder Geld für eine Wohnung noch für den Bus hatte. Mit der Begrenzung unserer mollektiven Ausgaben in den Gefängnissen konnten wir sie unterstützen und ihr helfen, sich für eine Zeit über Wasser zu halten. In den Gefängnissen von Istanbul fragten wir alle erreichbaren Gefangenen nach Adressen von Verwandten und Bekannten, deren Wohnungen, wenn auch nur vorübergehend benutzt werden konnten und leiteten sie nach draußen weiter. Dies hat zumindest tielweise und vorübergehend verhindert, daß unsere Genossen auf der Straße standen. Diese Beispiele ließen sich beliebig verlängern und um verschiedene Heldentaten, Opferbereitschaft und dramatische Ereignisse erweitern, aber das ist nicht notwendig. Wir haben diese Beispiele angeführt, um die damalige Phase besser begrieflich zu machen.

Die Schwierigkeiten der Revolution, die in der Theorie nicht erwähnt werden und auch nicht ins Bewußtsein kommen, waren so zahlreich, daß es unmöglich ist, sie mit den klassischen und bekannten Theorien und Schemata zu erklären. Manchmal ist es sogar unmöglich, sie mit einfachen Texten zu erklären. Wenn die Besonderheiten einer revolutionären Bewegung nicht in Begriffe gefaßt werden, sondern versucht wird, sie in theoretische Schemata zu pressen, folgt daraus unweigerlich eine Abweichung von der revolutionären Linie.

Sabo schlug eine Selbstmordaktion einer Gruppe mit ihrer Beteiligung vor, um den Kampf gegen die Junta auf höchster Ebene fortzusetzen. Aber eine Selbstmordaktion kann keine wichtigen Ergebnisse erzielen. Das wichtigste war, die Organisation von neuem zu sammeln. Deswegen wurde eine Selbstmordaktion abgelehnt. Wir werden ihrer wegen ihrer Selbstlosigkeit und Verbundenheit mit der Bewegung immer gedenken.

Der Verantwortliche im Ausland P.G. weigerte sich, dem Befehl zur Rückkehr in die Türkei nachzukommen, indem er leugnete, daß seine Aufgabe im Ausland erfüllt ist. Während unsere Freunde kein Geld für Bett und Bus finden konnten, nahm er, ohne Nachricht zu geben, Geld von ihnen und schickte es seiner Frau und seiner Familie in der Türkei. Er holt auch seine Frau, die in der Organisation in der Türkei gebraucht wurde, ins Ausland, ohne die Genossen zu fragen. Bruch und Verrat wurden unter Mißachtung jeglicher ethischer Gebote fortgesetzt. Dieser Verräter, der an der Spitze der Verantwortlichen im Ausland stand, nahm von unseren Sympathisanten Geld, indem er sie mit Geschichten von nicht kommenden Tagen des Kampfes hereinlegte. Er verwendete das Geld der Organisation für seinen eigenen Lebensunterhalt. Er stand bis zum Hals in ehrlosen und mafiösen Aktivitäten. Für alle diese Aktivitäten verwendete er den Namen unserer Bewegung. P.G. würde sich der Verantwortung für seinen Verrat nicht entziehen können und er würde die Strafe dafür bezahlen müssen. Die ihm übertragenen Aufgaben hat er nicht erfüllt. In den für unsere Bewegung schweren Zeiten wollte er sich nicht mit unsere jungen und unerfahrenen Genossen abgeben. Er nutzte die Gelegenheit, daß unsere führenden Genossen im Gefängnis waren und nutzte sein Charisma gegenüber unseren Genossen aus. Er dachte, er müsse selbst nichts tun und könne das Eigentum unserer Bewegung nach Belieben benutzen. Davon ließ er sich von niemandem abbringen. Wir als Gefangene konnten nichts dagegen tun. Vor allem mußten wir erst die Bedingungen schaffen, zu erfahren, was im Ausland vor sich geht. Wir wußten nicht genau, was im Ausland geschah. Ab und zu bekamen die Freunde zufällig unsere im Ausland erscheinende Zeitschrift. Obwohl sie unter den Bedingungen des Auslands erschien, waren ihre Inhalte meilenweit von der Realität der Türkei entfernt, war sie ein primitives pro Forma herausgegebenes Stück Papier. Wir mußten uns zunächst in der Türkei sammeln. Unsere Freunde außerhalb der Gefängnisse konnten die Probleme im Ausland kurzfristig nicht lösen. Unsere jungen und unerfahrenen Menschen entwickelten in Tagen und Monaten eine an sich Jahre brauchende Reife. Indem sie in dieser Phase lebten und aus dem Leben lernten, begannen sie, sich der Kontrolle der Polizei zu entziehen.

Die Junta fuhr in ihrem Programm des Übergangs zur Demokratie fort. Nichts behinderte dieses Programm. Nachdem die Junta, wenn auch mit Schwierigkeiten die Verfassung von 1982 in einer Volksabstimmung bestätigen ließ, sah sie keine Gefahr darin, quasi als die Flitterwochen dieses Sieges, 1983 Wahlen durchführen zu lassen. Das Millieu in dem die Wahlen durchgeführt würden, die Qualitäten der bestehenden bürgerlichen Parteien, die Verbote, die Ungeduld der seit Jahrzehnten bestehenden bürgerlichen Parteien, zeigten deutlich, welches Ergebnis die Wahlen haben würden. Das Regime, das aufgrund verschiedener fundamentaler innerer und äußerer Faktoren nicht lange in Form einer Junta exisitieren konnte, versuchte für seine politischen und ökonomischen Ziele Mittel und Wege zu finden, indem es die Öffentlichkeit mit Wahlen betrog. Obwohl die Wahlen die politische Sensibilität der Massen steigerten, war sie eine Aktion, die eine Stellungnahme der revolutionären Organisationen erforderte. Es wurde versucht, das Volk zu erreichen, indem wir unsren Stadtpunkt im Gericht und aus den Gefängnisse deutlich machten, indem draußen Flugblätter, Broschüren und Handzettel verteilt und klassische Methoden angewendet wurden. Es gab keine Partei, der das Volk seine Stimme geben, die es unterstützen konnte. Um die Massen zu überzeugen und die gespielten Wahlen der Junta bloszustellen, machten wir unsere Haltung klar: “Geht nicht zur Wahlurne, wir müssen die Wahlen boykottieren, es gibt keine Partei und Person, der ihr eure Stimme geben, die ihr unterstützen könnt”. Natürlich war dies kein aktiver Boykott. Aber es war ein Boykott, auch wenn er passiv war. Unsere Organisation bestand trotz der schwierigen Phase fort. In dieser Phase holten wir von den Guerilla Einheiten in Dersim einige Leute aus den Bergen in die Stadt, um bewaffnete Aktionen durchzuführen. Einige von ihnen begingen Verrat und flohen. Die Bewegungslosigkeit auf dem Land, der Stillstand, die Haltung gegen den Faschismus die gestellten Aufgaben nicht zu erfüllen vergrößerten die Furcht. Als diese Furcht auf die gestiegene Reppresion in den Städten traf, blieb Verrat nicht aus.

In jeder Phase, in der unsere Bewegung große Probleme hatte und Kraft verlor, entstanden Provokateure und Verräter, die die Bewegung von innen zerstören wollten. Ein Verräter, der in dieser Zeit auftauchte, war der später bestrafte Ali Akgün. Ali Akgün war vor dem Putsch vom 12. September Verantwortlicher in der Mittelmeer Region. Er wurde dafür kritisiert, daß er das Programm und die Befehle der Bewegung nicht umsetzte, für ein egoistisches Veständnis, daß er die Angelegenheiten seiner vorherigen Region durcheinanderbrachte und den Besitz der Bewegung mißbrauchte. Die Mittelmeer Region war eine für uns wichtige Region, in der Fortschritte zu erwarten waren. Aber aufgrund Ali Akgün’s Anarchismus, seinem Starrsinn und egoistischem Verständnis konnten viele Teile unseres Programmes dort nicht umgesetzt werden. Am Vorabend des 12. September wurde von ihm ernsthafte Rechenschaft verlangt. Dabei begann offensichtlich zu werden, daß er nicht glaubwürdig war. Er sollte sich sofort in seine Region begeben und von dem dortigen Komitee einen Lagebericht bringen. Er dagegen versuchte am zweiten Tag seines Aufenthaltes in der Region ohne der Organisation Nachricht zu geben und indem er das Komite anlog, in einen Juwelierladen einzubrechen. Alle wurden erwischt. Für ihre Schuld wurden alle zu gewöhnlichen Sympathisanten herabgestuft und ihnen wurden alle Aufgaben entzogen. 1982 nutze er die Gelegenheit in einer gemeinsammen Fluchtaktion verschiedener Organisationen zusammen mit zwei unserer Genossen aus dem Gefängnis von Elazig zu fliehen. Der Entschluß, Ali Akgün an dieser Flucht zu beteiligen, wurde von den beteiligten Organisationen aufgrund seiner schweren Strafe beschlossen. Obwohl es anderslautende Behauptungen gibst, trennte sich Ali Akgün nach der Flucht wegen persönlicher Sorgen und anderen Gründen von unseren zwei Freunden. Er verhält sich individualistsch. der andere Genosse übernimmt Verantwortung in der Bewegung. Ali Akgün schickt eine Botschaft in die Gefängnisse, in der er seine Gegenerschaft zu diesem Genossen zum Ausdruck bringt und angibt, ihm solle die Verantwortung übertragen werden. Ihn an seine Schuld und Stellung erinnernt erklärten wir, daß wir ihn zu einem gewöhlichen Sympathisanten gemacht hatten, der keine Verantwortung übernehmen könne und daß er sich erst wieder beweisen müsse. Er aber, wie einige Kleinbürger sich selbst hoch bewertend, hörte nicht auf den Beschluß der Bewegung. Er fand drei vier Lumpen, die mit unserer Bewegung keinen Kontakt hatten und Geld brauchten, um mit ihnen Diebstahl, Raub und jede Menge dreckiger Mafiajobs auszuüben. Er begann, ohne eine weitere revolutionäre Aufgabe zu erfüllen, sein Leben als Mafioso fortzusetzen. Genossen draußen und bei den Operationen in 1983 festgenommene Genossen erklärten, daß Ali Akgün bei den Operationen im Januar 1983 nicht festgenommen wurde, obwohl die Polizei die Chance dazu gehabt hatte. Während unsre Menschen in dieser Zeit überall mit der Polizei im Kampf lagen, lief Ali Akgün überall unbehelligt unter den Polizisten herum. Geschwätzig verbreitet er überall, die wahre Devrimci Sol zu sein und dechiffriert alle ihm bekannten oder vermuteten Kader. Das die Polizei ihn nicht anrührt, erklärt er damit, daß sie vor ihm Angst habe. Die Oligarchie knüpft ihre Hoffnung unsere Bewegung teilen zu können, diesmal an diesen Veräter. Als Ali Akgün mit den Worten “Die wahre Devrimci Sol sind wir” auftritt und unverschämt herumstolziert, hatten die Genossen draußen so gut wie keinen Kontakt zu dem Verräter P.G. Der versucht seinen eigenen Verrat zu legitimieren und knüpft mit Ali Akgün eine Zusammenarbeit an. Die zwei verabreden, die Bewegung zu spalten. Um diesen Plan in die Tat umzusetzen, bereitet sich Ali Akgün darauf vor, ins Ausland zu gehen. Er hält im Haus eines Sympathisanten der DHB auf. Eines Tages taucht die Polzei auf und ruft den DHB Sympathisanten auf die Wache. Ali Akgün gerät als er das sieht in Panik und versucht mit einem Sprung aus dem Fenster zu fliehen, wird jedoch gefangengenommen. Die von ihm gesammelte Bande trennt sich von ihm und löt sich auf. Der Verräter P.G. hatte seine letzte Karte ausgespielt und sich entschlossen in das System zurückzukehren. Eigentlich waren es nicht nur P.G. und Ali Akgün, die dieses Komplott ausgeheckt haben. Die eigentlichen Hintermänner sind die Oligarchie und der Opportunismus. Der Opportunismus kann nicht verwinden, daß seine Mühe unsere Bewegung zu spalten wieder einmal vergebens war und nutzt jede Gelegenheit, seine Feindschaft zu zeigen. Das Theater der Opportunisten bei der Bestrafung der Verräter Pasa Güven und Ali “Barbar” ist dessen Ergebnis.

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