Rapport uber der gründung der DHKP durch Dursun Karatas-Teil 4

Wir mußten den Kampf gegen den Faschismus

erhöhen

Nachdem die Oligarchie das Volk angriff, Massaker durchführte und die Massen in die Passivität zu zwingen versuchte, haben wir die Demagogien der Oligarchie ” Links und Rechts kämpfen gegeneinander” beiseite gelegt und uns vorgemommen den Kampf auf eine höhere Ebene zu tragen. Um zu verhindern, daß die Massen durch die faschistischen Angriffe ihre Moral verlieren, um die Angriffe des Faschismus zu brechen und um die Massen im Kampf zu einen, haben wir angefangen der Olligarchie stärkere Schläge zu versetzen.

Wir zielten direkt auf die offiziellen Kräfte und Folterer der Oligarchie und bestraften viele. Manche Polizeiwachen haben wir entwaffnet. Manche zivilfaschistische Stützpunkte haben wir ganz vernichtet.

Dies war so wirkungsvoll und bestechend, daß zuerst der Status der Linken der Türkei brüchig wurde. In der Revolutionären Geschichte der Türkei erhöhte sich zum ersten mal so offen auf revolutionärer Basis der Kampf gegen alle Institutionen der Oligarchie und gegen offizielle faschistische Kräfte. Das Volk begann wieder Hoffnung und Mut zu schöpfen, nachdem die Menschen, die durch den faschistischen Terror ständig neue Bestattungen von Revolutionären organisieren mußten, ermüdet waren und resignierten.

Die größte Panik erlebte die opportunistische Linke. Sie reagierten damit, daß sie in ihren in dunklen Zimmern vom Leben getrennt, entworfenen Zeitungen ganze Seiten reservierten, um unsere Bewegung anzugreifen. Die Oligarchie, der Opportunismus, Revisionismus, die kleinbürgerlichen Intellektuellen, fast alle griffen mit einer demagogsichen Terrorliteratur an. Doch was sie bisher sahen waren erst kleine Flammen, denn wir standen erst am Anfang des Weges.

Die Devrimci Sol war diejenige, die die Tagesordnung bestimmte, die tat was sie sagte, die durch ihren revolutionären Kampf die Massen aufrief und sie zu diesem Kampf einlud. So erhöhte sie langsam aber sicher ihre Führung.

Der Aufschwund unseres bewaffneten Kampfes in den Städten sollte von einem ebensolchen Aufschwung auf dem Lande begleitet werden. Auf dem Lande sollte die Schlagkraft unserer bewaffneten Einheiten verstärkt werden. Die Schwäche der Oligarchie sollte sichtbar werden, indem wir zeigen, daß es nichts gibt, was wir nicht schaffen, wenn wir dazu entschlossen sind. In Dersim hatte gerade eine unserer nicht so gut ausgerüsteten Guerillaeinheiten die Wachstation Dere Nahiye in Pertek angegriffen, die Soldaten entwaffnet und die Waffen kollektiviert. Unsere Kämpfer bestraften, wie es ihrer Ausbildung entsprach einen der Soldaten, der sich nicht ergeben wollte und zogen sich dann ohne sonst jemanden zu töten zurück.

Heute ist dieser Angriff eine kleine Aktion. Damals jedoch hatte sie eine große Wirkung auf die Oligarchie und das Volk. Sie war eine gute Lektion für unsere Bewegung. Weil es der erste Angriff auf eine Wachstation in Dersim nach dem Kurdenaufstand 1938 in Dersim war, gab die Aktion eine Botschaft an das kurdische Volk, ihre Rebellions- und Befreiungsfahne wieder zu heben.1

Als die Oligarchie diese Botschaft empfing, wagte sie es tagelang nicht die Öffentlichkeit über unsere Aktion aufzuklären. Falls es ihnen nicht gelingen sollte, diejenigen, die die Aktion durchgeführt hatten zu bestrafen, konnte sich dieser Funke in ganz Kurdistan ausbreiten und die Herrschenden in eine gefährliche Lage bringen. Sie begannen eine große Treibjagd. Tausende mit schweren Waffen ausgerüstete Soldaten wurden mobilisiert. Die Oligarchie versuchte die Volksmassen einzuschüchtern, indem sie die Aktion als den Anfang eines neuen ’38 bezeichnete. Die opportunistische Linke hingegen erklärte, “das war eine Provokation, ihr werdet das Volk massakrieren, warum habt ihr uns nicht Bescheid gesagt” und zwang dem Volk sinnlose Sachen auf.

Die Repression und Drohungen der Oligarchie blieben wirkungslos. Unsere bewaffnete Einheit kehrte ohne Verluste zu ihrem Stützpunkt zurück. Obwohl das Volk anfangs von den Opportunisten beeinflußt wurde, begann es eine große Sympathie für uns zu entwickeln, als es die Angst und Hilflosigkeit der Oligarchie sah. Das Volk von Dersim, das von den Auseinandersetzungen und Morden innerhalb der Linken genug hatte, zeigte der opportunistischen Linken unsere Aktion als Beispiel.

Die Oligarchie begann mit der Vorbereitung zivilfaschistischer Massenmassaker in Gebieten, in denen die Revolutionäre stark waren. Besonders in Corum, Tokat, Amasya und Umgebung, in denen das alevitische und sunnitische Volk in Eintracht zusammenlebten, wurden Massaker verübt. Wir mußten die Pläne des Faschismus durchkreuzen. Eine Linie, die sich lediglich gegen die Angriffe der Faschisten verteidigt, ist eine passive Linie, die die Pläne des Faschismus nicht durchkreuzen kann. Um diese Pläne zu zerstören, um sie aufzuzeigen und das Volk gegen die faschistischen Angriffe zu sensibilisieren und seinen Kampfeswillen zu erhöhen, mußten wir revolutionäre Taktiken entwickeln.

Deswegen mußten wir einen der Anführer der faschistischen Banden bestrafen, um sie an einem Punkt zu erschüttern der sie auf jeden Fall direkt betrifft oder zumindest demoralisiert.

Wir bestraften Gün Sazak,2 den faschistischen Chef der MHP und ehemaligen Minister für Zoll und Staatsmonopole in der zweiten Regierung der Nationalen Front (MC) von 1977 Gün Sazak, Großgrundbesitzer und Anführer der faschistischen Bewegung, ein unmittelbar Verantwortlicher für fast alle faschistischen Massaker und Angriffe. Da die zivil-faschistsiche Bewegung und die Regierung einen derartigen Angriff nicht erwartet hatten, waren sie sehr verwirrt. Die Aktion beantwortete die Taktik, die Volksmassen durch Terror zum Schweigen zu bringen und bewegungslos zu machen. Der faschistischen Bewegung und den Völkern der Welt wurde gezeigt, daß die Massaker der Fachisten zu Vergeltung auf höherer Ebene führen.

Wir haben nicht die von manchen Bewegungen bekannte Taktik verfolgt und uns nach der Aktion von der politischen Bühne zurückgezogen und im Stillen abgewartet, bis die Gefahr vorüber ist. Im Gegenteil, in den meisten Gegenden, in denen wir organisiert waren, haben wir nicht zugelassen, daß sich die Faschisten wieder organisieren. Wir haben unsere Angriffe und Bestrafungsaktionen fortgesetzt. Die faschistische Bewegung war auf diese Angriffe nicht vorbereitet und konnte nicht einmal Gegenangriffe durchführen. Die Linke hatte wieder einmal Angst und denunzierte unsere Aktionen als “Provokationen”. Einige waren sogar so beschränkt und ahnungslos im Bezug auf bewaffneten Kampf, daß sie behaupteten, einen wie Gün Sazak könne eine Bewegung nicht töten, diese Aktion sei von MIT und CIA durchgeführt worden. Sie haben nie verstanden, was der faschistische Staat, der Kampf gegen den faschistischen Staat ist, wie die Pläne der Faschisten durchkreuzt werden und wie man das Volk organisiert. Trotz ihrer revolutionären Reden haben sie es aufgrund des Fehlens eines Bewußtseins und Willens der Macht nie weiter gebracht als bis zu einer Protestbewegung.

Parlament, Regierung, Bürokratie, Parteien, fast alle Institutionen erlebten eine tiefe Krise. Von dem schweren Schlag beeinfußt, schlägt die Koalitionspartnerin MHP im Parlament Neuwahlen vor, kann das aber nicht durchsetzen. Sie erleben eine ernste Krise. Obwohl sie den Beschluß faßten, das alevitische, revolutionäre und demokratische Volk in Corum anzugreifen, um die Wirkung unserer Aktion zu neutralisieren, konnten sie nicht die gewünschte Wirkung erzielen. Denn die Revolutionäre und das Volk waren auf die Angriffe vorbereitet. Als sie Corum angriffen, trafen sie auf mit Begeisterung und einer hohen Moral gegen den Faschismus kämpfende Volksmassen auf Widerstandsbarrikaden. Sie konnten aus Corum kein zweites Maras machen3 Das Volk leistete Widerstand, die Faschisten erlitten eine unerwartete Niederlage und mußten sich zurückziehen. Nach unserer Bestrafung von Gün Sazak war die faschistische Bewegung moralisch erschüttert und erlitt trotz der Unterstützung des Staates einen deutlichen Rückgang.

Unsere taktische Linie und unsere konkreten Ziele wurden im Leben bewiesen und deutlich gemacht. Der faschistische Terror konnte nur durch die Anwendung revolutionärer Gewalt auf noch höherer Ebene wirkungslos gemacht werden, nur auf diesem Fundament konnten die Volksmassen unter den damaligen Bedingungen auf die Linie des Volkskrieges gezogen werden.

Mit der Erhöhung unserer bewaffneten Offensive und mit dem erneuten Auftreten des revolutionären Potentials nach dem 12. März 1971, hatten die CIA und die Konterguerilla persönlich die Organisierung der zivilfaschistischen Bewegung übernommen und auf die Revolutionäre losgelassen, um das neu entstandene revolutionäre Potential zurückzudrängen. Als dies scheiterte, war die einzige Maßnahme, die ihnen blieb, den offenen Faschismus einzuführen. Und um auch im Zustand des offenen Faschismus den Kampf mit einer größer werdenden Kraft weiterführen, den Guerillakrieg in der Stadt und auf dem Land verbreiten zu können und um breite Volksmassen dazu zu bringen, innerhalb einer breiten Front gegen den Faschismus und Imperialismus zu kämpfen, waren wir gezwungen, die Weiterentwicklung unserer Organisierung und die Schritte in Richtung Parteigründung zu beschleunigen. Aus diesem Grund haben wir versucht, um die ideologische Einheit näher zu bringen, das Tempo der Publikation unseres zentralen Presseorgans “DEVRIMCI SOL4” und diverser Broschüren, die unsere Ansichten offenbarten, anzuheben. Unsere Komitees in den verschiedenen Gebieten und Regionen und unsere bewaffneten Einheiten wurden von neuem überprüft und gestärkt. Aber wir trugen die negativen Eigenschaften einer Bewegung der wir entstammten, die versuchte, sich innerhalb eines Rahmens von Spontanismus und Legalität aufzuhalten, noch immer in großem Umfang mit uns herum. Hunderte unserer Leute waren dechiffriert. Von dem Tag an, an dem wir uns vom DY gelöst hatten, begannen dessen Anhänger bewußt zu tratschen und zu spekulieren. Dadurch wurde eine große Zahl unserer Kader dechiffriert. Wieder, aufgrund der Natur des spontanistischen Kampfes, konnte sich keine stabile Untergrundorganisation entwickeln. Während der Übergang der dechifrierten Personen in die Illegalität verschiedene Paradoxe schuf, konnte sich die Illegalität nicht nach ihren eigenen Regeln entwickelten und verwirklichen. Dies waren Anzeichen dafür, daß wir unter den Umständen des offenen Faschismus große Schwierigkeiten würden überstehen müssen. Um den Krieg permanent lebendig zu halten, um sich, wenn es nötig ist zurückzuziehen, um von neuem Kraft zu sammeln und anzugreifen und außerdem, um die Organisation finanziell und technisch zu ernähren, benötigt eine bewaffnete revolutionäre Bewegung eine Hinterfront. Wir hatten viel Zeit verloren. Der offene Faschismus war die Gefahr, die vor der Tür stand. Wir sandten einen unserer führenden Kader nach Nahost, um, an oberster Stelle mit der Palästinensischen Befreiungs Bewegung, zu versuchen, mit allen revolutionär-patriotischen Organisationen Beziehungen der Freundschaft und Zusammenarbeit zu knüpfen, aus ihren Erfahrungen zu lernen und, um die Kampfkraft unserer Zusammenarbeit zu erhöhen, Waffen und Munition zu beschaffen. Wir waren eine Organisation, die in ihrem Herzen eine wahre, reine Liebe zur Revolution trug und kannten das, was sich Pragmatismus nannte überhaupt nicht. Wir hatten den Internationalismus vorurteilslos, ohne Nutznießerei und als Solidarität zwischen den Nationen verstanden. Wir haben die Revolution in unserem Land nie getrennt von den Revolutionen der anderen Weltvölker gesehen. Ohne irgendeine Gegenleistung zu erwarten, ohne irgendeinen Nutzen daraus ziehen zu wollen, haben wir Efraim Elrom, den Henker des Zionismus bestraft und die internationale Solidarität auf die höchsten Ebenen getragen und verkündet, daß sich Revolutionen nicht verwirklichen lassen, wenn man lediglich auf regionaler Ebene in einem nationalistischen Sumpf feststeckt. Wir waren die Genossen Mahir Cayans, der all dies in der Praxis bewiesen hatte, wir waren die Erben der THKP-C.

Man kann sagen, daß wir Revolutionäre in der Türkei mit der bewaffneten Offensive seit etwa 1971 den Faschismus und Imperialismus herausgefordert und die Reinheit des M-L bewahrt hatten. Aus dem Sumpf des Revisionismus steigend und ihn bekämpfend, wurden wir von der profitgierigen Politik, wie sie vor allem bei den KPdSU zu sehen war, kaum beeinflußt, weil wir diese positive Eigenschaften einer revolutionären Bewegung besaßen.

Uns behinderte vor allem, daß wir eine sehr junge Bewegung waren und aus diesem Grunde den Revisionismus, der jeden Tag ein wenig mehr den Sozialismus verfallen ließ und seine Prinzipien auslöschte, nicht ausreichend kannten. Die KPdSU Revisionisten, die KPC Opportunisten und die AAP entschieden jedoch im Gegensatz zu allen Grundsätzen der internationalen Solidarität jedesmal im Hinblick auf zu erwartende eigene Gewinne, ob sie eine Befreiungsbewegung unterstützen oder nicht. Dieses dem Marxismus-Leninismus und dem Internationalismus fremde Verständnis entwickelte auf fast allen Ebenen Nationalismus.

Auch wenn wir dies nach einiger Zeit erkannten, waren wir doch nicht in der Lage, diesem Umstand abzuhelfen, da die Organisationen im Inneren morsch und selbstsüchtig geworden waren. Ihre Kraft lag in den Händen der Opportunisten und Revisionisten. Marxismus-Leninismus und Internationalismus waren dieser Kraft zum Opfer gefallen. Wir besaßen nicht die nötigen Erfahrungen, unsere Revolution in diesem Sumpf der Profitgier voranzutreiben und wußten nicht die Möglichkeiten zu nutzen, die unserer Kraft neue Kraft geben würden und uns den Weg in die Zukunft ebnen würde. Jedoch mußten wir, da wir diese objektive Situation nicht ändern konnten, die Vorteile für unsere Revolution innerhalb dieser objektiven Situation überdenken und Wege und Möglichkeiten finden, um agieren zu können.

Weil eine Hinterfront ein Beitrag zu unseren Aktivitäten bildete und weil unter offenem Faschismus große Probleme auf uns zu kommen konnten, die sogar die Auflösung und Niederlage unserer Bewegung mit sich bringen könnten, haben wir, um die Organisation von neuem zu sammeln und die Hinterfront zu stärken, ein Mitglied des ZKs nach Europa gesandt. Da aber dieses ZK Mitglied seine Mission nicht erfüllte und sich immer tiefer in Verrat verwickelte, konnte auch auf diesem Gebiet nicht die erwünschte Entwicklung erzielt werden. Wir werden später auf diesen Verrat zu sprechen kommen.

Es gab für uns keinen anderen Weg als den Kampf gegen den Faschimus weiterzuführen, obwohl wir eine Reihe von Mängeln und Misständen in unserer Organisierung, unserer Arbeitsweise, unserem ideologischen Wissen hatten und außerdem noch finanziell stark geschwächt waren. Wir hatten keinen anderen Weg, als die Organisation innerhalb des Kampfes aufwachsen und sich in ihm entwickeln zu lassen, innerhalb des Kampfes zu lernen und zu lehren. Was man nicht innerhalb des Kampfes erlernt sondern versucht, von außen aufzunehmen, hätten die Menschen oder Gruppen die mit solch einem verzerrten und abstrakten Wissen ins Kampfgebiet zurückkehrten auf eine schmerzliche Art erneut lernen müssen. Daher haben wir es immer strikt abgelehnt, außerhalb des Kampfes zu lernen. Im Schoß unseres Volkes, zusammen mit unseren Kadern, auch wenn man uns vielleicht die Köpfe einhauen würde, würden wir die Realität des Kampfes lernen.

Vor allem nach der Bestrafung des Faschisten Gün Sazak und der Sabotierung des Corum-Massakers5 der Faschisten, ging der zivilfaschisten Terror, den die Oligarchie als Alternative formiert hatte, bankrott. Auf der Tagesordnung stand nun der offene Faschismus. Weil die opportunistische und revisionistische Linke diese Tatsache nicht begreifen konnte, mühte sie sich immer noch mit irgendwelchen Provokations -Theorien ab und versuchte unsere revolutionären Aktionen von ihren zu reinigen, was den Faschisten jedoch dazu diente, die Pazifikarion der Bevölkerung zu erleichtern.Sie verfluchten und beschuldigten uns, wir wären verantwortlich für die kommende Junta.

Als würden sie nicht in der Türkei leben, haben sie nichts gesehen, nicht die politischen und wirtschaftlichen Krisen der Oligarchie-Regierungen, nicht, daß der Imperialismus eine Kollaborateurin wie die Türkei im Nahen Osten nicht verlieren wollte, nicht, wie der aufsteigende revolutionäre Kampf für die Oligarchie und dem Imperialismus eine Bedrohung darstellte und auch nicht ihre immer größer werdende Angst vor der Revolution.

Vom DY bis zur TKP ließ es sich auch fast niemand nehmen, Vorschläge der Art zu machen, daß man sich von Aktionen distanzieren müsse, die eine Einladung für den offenen Faschismus wären und daß man die Massenbewegungen organisieren müsse, um den offenen Faschismus verhindern zu können. Aber seltsamerweise konnten sie auch dies nicht verwirklichen, all ihren Proklamationen zum Trotz. Der DY hatte sogar seine Zweifel daran, ob die faschistische Junta überhaupt kommen würde. Aussagen wie: “Der offene Faschismus ist nicht die einzige Alternative der Oligarchie” zeigten, daß sie ihre heimliche Hoffnungen auf diese anderen “alternativen” Kräfte nicht aufgegeben hatten. Die Leute der Kurtulus hatten eine ganz andere These. Bei ihnen hörte es sich so an, als habe in der gesamten politischen Geschichte niemals Faschismus existiert, jedenfalls setzten sie ihre gesamten Energien für diese Diskussion ein. Die TKP u.ä. hingegen, verließen sich höchstwahrscheinlich auf die Stärke der KPdSU und verbreiteten die Parole “Es wird den Übergang zum Faschismus nicht geben”. Wie tragisch, die ersten, die den offenen Faschismus in fast ausnahmslos allen Punkten unterstützten, waren eben diese revisionistischen Länder. Die TKP u.ä. haben später angefangen, anstatt gegen den offenen Faschismus zu kämpfen, innerhalb der Junta nationale und fortschrittliche Flügel zu suchen und die Konflikte zwischen ihnen auszunutzen. Sie bewerteten die Junta regelrecht als neutral und anti-faschistisch und forderten, man solle die bekannten Faschisten bestrafen.

Der Faschismus führte vor Errichtung der Junta verschiedene Attentate durch und versuchte so die Massen bewegungslos zu machen und zu demoralisieren. Er wollte ein Umfeld schaffen, in dem die Junta leichter agieren konnte. Folter, Verhaftungen und Attentate auf bekannte charismatische Personen stiegen rapide an. Außerdem wurden Dörfer, in denen es ein großes revolutionäres Potential gab, tagelang von den Faschisten eingekesselt, um dies Potential zu passivisieren. Die türkische Linke schnitt in dieser Situation schlecht ab. Man half Demirel bei seiner Geschichte machenden “Nokta-Operation”6 in Fatsa regelrecht dabei, das Volk einzuschüchtern und zur Resignation zu bringen. In Fatsa existierte ein so großes revolutionäres Potential, daß außer der Bevölkerung, viele öffentliche Ämter, bis hin zur Bürgermeisterschaft in den Händen der Revolutionäre waren. Die “Fatsa- Operation” zwang das Volk, die weiße Fahne zu hissen…

Sicherlich muß eine revolutionäre Bewegung Taktiken besitzen, mit denen sie sich in verschiedenen Zeitabschnitten zur Vorbereitung eines erneuten Angriffs zurückzieht, wobei sie das Kräftegleichgewicht genau abwägt. Aber der Dev Yol hatte nicht diese Absicht. Unter der Parole von “Legalen Revolutionären Grenzen” hat er sich der bürgerlichen Legalität ergeben, und versucht mit dieser Einstellung die Massen zu organisieren. Das führt dazu, daß diejenigen, die nicht verstehen, daß die bürgerliche Legalität vergänglich und gefälscht ist, sich ergeben anstatt zu kämpfen, wenn sie die Wahrheit sehen und ihnen der Faschismus mit seiner nackten Gewalt plötzlich gegenübersteht.

Diejenigen, die ihre Logik von der ‘Zivilgesellschaft’ bezogen, die trotz ihren radikalen Worte die Realität des Faschismus nicht begriffen, die nicht an den Kampf des Volkes glaubten, versuchten ihr Leben lang innerhalb dieser bürgerlichen Legalität zu manövrieren. Sie rückten immer mehr ihre persönlichen Sorgen in den Vordergrund und machten sie zum Hauptthema. Sie sind dafür verantwortlich, daß zehntausende Revolutionäre und Patrioten sich in die Ordnung eingefügt und ihre Arbeit in einer revolutionären Organisation beendet haben.

Die wirtschaftliche Krise war sehr tief und die Demirel-Regierung versuchte, die Rechnung das Volk bezahlen zu lassen. Aus diesem Grund setzte sie, die “24. Januar-Beschlüsse”,7 die zu einer immer größeren Abhängigkeit vom Imperialismus führen. Entlassungen und Armut stiegen, die Degeneration der Moral des Volkes wuchs von Tag zu Tag. Unsere Bewegung hat die Reaktionen der Bevölkerung analysiert und am 14. Februar 1980 einen Aufruf an die Kleinhändler gestartet, ihre Geschäfte zu schließen, um die Stärke der Massen hervorzubringen. Das Leben in Istanbul stand still. Die offiziellen und zivilen faschistischen Kräfte konnten all ihrer Bemühungen und der angewendeten Gewalt zum Trotz, nicht dafür sorgen, daß die Fensterläden wieder hochgezogen werden. Aus dieser Aktion konnten sowohl die Oligarchie als auch das Volk eine Lehre ziehen. Wenn die Forderungen der Bevölkerung richtig interpretiert, eine gute Führung gebildet und den Massen Hoffnung gegeben wird, dann sind diese bereit, unter der Führung der Revolutionäre aktiv zu werden. Wieder war die Oligarchie und die Linke perplex. Die Oligarchie setzte Fernsehen, Presse, all ihre Medienwerkzeuge ein und versicherte dem Volk, es brauche keine Angst vor der Devrimci Sol zu haben, es könne dem Staat vertrauen. Als die opportunistische Linke, allen voran der Dev-Yol sah, daß sie keine Beziehung zum Volk hatten und daß sie es nicht organisieren und führen konnten, fingen sie an – nachdem die ersten Tage des Erstaunens vergangen waren – gleich der Oligarchie, Aufrufe an das Volk zu starten: “Die Händler werden gezwungen die Läden zu schließen. Zieht die Fensterläden wieder hoch!” Der Dev-Yol hat es auch nicht versäumt, in ganz Istanbul Parolen an die Wand zu sprühen, die die Aktion vereiteln sollten. In ihrem Presseorgan “Demokrat Gazetesi” wurden ständig Artikel in diesem Zusammenhang veröffentlicht. Gegenüber unserer revolutionären Initiative hilflos wie ein Kind, dem man sein Spielzeug weggenommen hat, waren sich die revisionistischen und opportunistischen Formationen nicht zu schade, zusammen mit der Oligarchie Angriffe gegen uns zu starten.

Gegen die Armut, die mit aller Wucht die Bevölkerung traf, gegen die Folter, den Druck und die Operationen um die Passivität der Massen zu erreichen, dagegen mußten wir der Oligarchie eine gewaltige Antwort geben. Aus diesem Grund starteten wir die Kampagne “Kampf gegen die Folter und den Terror”, in der wir, neben den Bestrafungen der Folterer und der Zerschlagung faschistischer Brutstätten, auch den Ministerpräsidenten des 12. März Faschismus, den Folterer, Henker und Volksfeind Nihat Erim bestraft haben. Nach der Bestrafung liefen die Angriffe gegen die faschistischen Staatskräfte und die faschistischen Brutstätten weiter, der traditionelle Status wurde einmal mehr eingerissen und unsere Aktionen auf Massenbasis wurden weitergeführt. Zu dieser Zeit war es unser erklärtes Ziel, den Massen die Taktik der Straßenschlachten beizubringen. Aus diesem Grund organisierten wir große bewaffnete Aktionen.

Diese Bestrafung war ein Wendepunkt, der den Status Quo der Linken erschütterte und den antifaschistischen Kampf beschleunigte. Die Konterrevolution sollte ihre Antwort auf die Massaker und den Terror gegen das Volk auf höchster Ebene von den Revolutionären erhalten. Ohne Zweifel würde die Oligarchie aufgrund der Realität des Klassenkampfes ihren Druck und Terror noch mehr verstärken, dieser Verstärkung des Druckes und des Terrors der Oligarchie würde die Entwicklung der revolutionären Gewalt beeinflussen, die Volksmassen um die Linie des revolutionären Kampfes vereinen und zum kämpfen bringen. Sie würde die Linie des Volkskampfes ins Leben rufen, auf der das Volk jeden Tag ein wenig mehr anfing, selbst zu kämpfen. Vorübergehende Schläge und Niederlagen waren in diesem Kampf möglich. Aber unter allen Umständen mußten wir es uns zum Ziel setzen, daß eine Geschichte geschrieben wird, die die Kraft des Widerstandes des Volkes steigert. Zu sagen “Wir werden besiegt werden, Schläge erleiden” und den Kampf des Volkes nicht organisieren, es nicht jeden Tag der Revolution einen Schritt näher bringen, kann nicht die Methode der Revolutionäre sein. Diejenigen, die nicht diesen Gedanken tragen, werden das Volk permanent vom Kampf fernhalten, sich selber schützen und sich immer mehr von der Realität des Krieges und der Revolution entfernen, einen Weg der Kompromisse mit der Bourgeoisie wählen und sich damit dazu verurteilen, aufzugeben. Die Geschichte einer Bewegung, mit Blut und Widerständen geschrieben, aber aus vielen verschiedenen Gründen besiegt, kann keine Macht aus den Gedächtnissen der Bevölkerung entfernen. Deshalb ist die Geschichte der Gesellschaft voll von dieser Art Beispielen, die uns, auch wenn Jahrhunderte vergangen sind, nicht vergessen lassen und von denen einige immer noch unseren Weg der Revolution erleuchten. Innerhalb der sozialen Entwicklung unseres Volkes gibt es viele solcher Widerstände, die trotz des Despotismus und der Grausamkeiten entstanden sind. Das Fundament all dieser Widerstände ist, daß sie sich erhoben haben gegen despotische Mächte, die Riesen gleichen, daß sie für diesen Glauben ein Leben voller Opfer geführt haben, daß sie entschlossen waren, die Wahrheit trotz der Grausamkeiten und Repressionen herauszuschreien, und daß sie nicht von ihrem Weg abgekommen sind, als sie ihr Leben opferten. Die Geschichte, die Wurzeln der Geschichte unserer Bewegung liegen in diesem Boden. Dieser Boden bedeutet, unter allen Umständen für das Volk kämpfen, nicht abschrecken lassen, Widerstand leisten und sich nicht ergeben. Nur mit dieser Einstellung können wir das Volk organisieren und den Kampf über eine lange Zeitspanne hinweg weiterführen.

Der 12. September, die Niederlage und Flucht der Linken

und der Widerstand unserer Bewegung gegen die Junta

Als der 12. September hereinbrach, war die Perspektive der Linken gegenüber dem Faschismus und dem Kampf, sei es ideologisch, sei es praktisch, weit entfernt von der Realität des Krieges. Eine Organisation, die die Realität des Kampfes nicht beachtet, keine dazugehörigen Traditionen, Prinzipien und Regeln geschaffen hat und nicht ausgestattet ist mit einem kämpferischen Geist, kann es nicht fertigbringen den Kampf zu führen. Tatsächlich haben viele, die herumgeschrien haben “Volkskampf, Kampf dem Faschismus”, niemals die Bedingungen hierfür erfüllt, in Wirklichkeit eine opportunistische Linie verfolgt und einen Kampf innerhalb der von der Ordnung vorgeschriebenen Grenzen gewählt. Diese Arbeitsweise ließ sie innerlich verfaulten, eine Mißgunst wuchs, brachte Angst und gekünsteltes Handeln hervor.

Die so beschaffene Linke fiel ab dem 12. September in Schweigen. Später erfuhr man, daß viele, als sie die Schritte des 12. September von weitem hörten, anfingen, unter dem Vorwand der “Rückzugstaktik”, sich ins Ausland abzusetzen und Vorbereitungen trafen, den Platz des Kampfgeschehens zu verlassen.

Einige wiederum, die höchstwahrscheinlich nicht geglaubt hatten, daß der 12. September den offenen Faschismus bringen würde, schmiedeten gleich danach Fluchtpläne. Die angeblich so sichere, aber in Wahrheit heuchlerische Linke, ließ dem Platz des Kampfes, das Land, das Volk, viele der Kader und Sympathisanten Angesicht zu Angesicht mit dem Faschismus stehen und rannte regelrecht davon. Vor allem Bewegungen wie der DY und Kurtulus, die ein gewisses Potential besaßen, lösten sich de facto auf. Tausende Menschen, die plötzlich ohne Organisation dastanden und nicht wußten, wie, was gemacht werden mußte, sollten auf einmal für sich selbst sorgen. Und die, die kämpfen wollten, waren nicht wenige. Aber diese Menschen, die zurückgelassen, ohne Organisation, Wissen und Möglichkeiten waren, konnten nicht verhindern, daß sie prompt gefaßt wurden, als sie in kleinen Gruppen in den Städten und Bergen hilflos versuchten, den Kampf zu führen.

Der 12. September hatte den 1. Schlag auf psychologischer Ebene gelandet und es geschafft, das Chaos herbeizuführen. Wie mußten wir in diesem Fall vorgehen? Bezüglich Organisation und Ausstattung, waren wir in vielerlei Hinsicht im Nachteil. Aber gegen all diese Umstände mußten wir den Kampf innerhalb des Kampfes entwickeln und lernen, dem offenen Faschismus nicht zu erlauben mit Druck und Terror das Volk zur Aufgabe zu zwingen, wenigstens aber die Geschichte eines Widerstandes schreiben.

Daß wir gegen den Faschismus des 12. September kämpfen werden, daß wir unser Land und unser Volk nicht im Stich lassen werden, eröffneten wir gleich in den ersten Tagen der Öffentlichkeit der Türkei und der Welt.

Wir riefen zum Kampf auf, indem wir allen, die sich Revolutionäre, Linke, Patrioten und Demokraten nannten, gemeinsame Aktionen und Zusammenarbeit vorschlugen. Das aktuelle Ziel war auf einem Punkt konzentriert, auf den offenen Faschismus, also die Junta. Wir versuchten, ohne irgendeine Richtlinie vorzuschreiben, jeden, von den TKP Revisionisten bis zum DY, zu erreichen. Aber wir erhielten keinerlei Antwort, nicht einmal eine Absage.

Der offene Faschismus fuhr fort, als erstes die bewaffneten und später die unbewaffneten Organisationen, die Reformisten und schließlich sogar die Intellektuellen und Demokraten in großem Umfang festzunehmen. Indem er jegliche oppositionelle Kräfte ausschaltete, hatte er sich zum Ziel gesetzt, den offenen Faschismus zu institutionalisieren. Wir mußten versuchen, diese Pläne zu durchkreuzen. Das wichtigste war die offene Tatsache, daß die Operationen um das revolutionäre Potential, das sich vor dem 12. September entwickelt hatte zu zerschlagen, noch sehr viel brutaler werden würden. Es war offensichtlich, daß die Oligarchie mit dem Volk abrechnen würde, daß die Revolutionäre immer unterstützt hatte, wenn sie auch falsche oder unzureichende Kampftaktiken besaßen, daß den Revolutionären im Kampf gegen den Faschismus vertraute, an ihrer Seite stand und auf diese oder jene Weise Widerstand geleistet hatte. Wir mußten dem Volk zeigen, daß wir unserem Kampf unter welchen Umständen auch immer weiterführen würden und mußten das Volk gegen die Junta zum Kämpfen bringen. Denn es war vorhersehbar, daß sich das Volk am Ende einschüchtern lassen und aufgeben, daß es die Revolutionäre verfluchen würde. Die Revolutionäre mußten ihr Versprechen gegenüber dem Volk einhalten. Weglaufen, das Land verlassen und in welcher Weise auch immer, nicht kämpfen war gleichzusetzen mit Verrat. Unsere Organisation, von der Führung bis hin zum einfachsten Sympathisanten mußte sich im Kampf gegen den Faschismus motivieren. Nicht zu kämpfen, das kleinste Zögern im Kampf hätte zur Folge gehabt, daß das Zögern zur Panik und die Panik zur Flucht führen würde.

Unsere Organisation erklärte der Junta mit den Aufruf “DIE JUNTA KANN NICHT 45 MILLIONEN IN DIE KNIE ZWINGEN!” den Krieg. Unsere bewaffneten Aktionen, die sich dahingehend entwickelten, die Volksfeinde zu bestrafen und ihre Polizeistationen zu bombardieren, wurden im gesamten Land, unterstützt durch eine große Agitations- und Propagandaarbeit und mit Massenprotesten fortgesetzt. Wir konnten der Junta ein aufsehenerregendes Willkommen bereiten, indem wir in fast allen Regionen und Gebieten, hunderttausende Handzettel und Flugblätter verteilten, zum gleichen Zeitpunkt am gleichen Tag und um die gleiche Uhrzeit im ganzen Land Transparente aufhingen und dutzende feindlicher Ziele zum gleichen Zeitpunkt bombardierten. In der politische Arena waren nur wir und die feindliche Kräfte. Die restliche Linke war gelähmt und schwieg.

Unsere Entscheidung, den Kampf gegen die faschistische Junta zu führen, war gleichzeitig eine Probe vor dem Volk. Diese Entscheidung mußte ein Indikator für unsere Verbundenheit zum Volk und zur Revolution sein und dafür, daß wir uns für dieses Ziel ohne zu zögern opfern würden.

Der Kampf sollte unter noch härteren Bedingungen laufen. Wir kannten unsere Mängel und Sackgassen. In den ersten Wochen der Junta, wurden ein Mitglied des Zentralkomitees und einige führende Kader festgenommen, weil jemand unter Folter geredet hatte. Sie wurden ersetzt und der Kampf wurde weitergeführt. Unserem Genossen Sinan wurde der Vorschlag gemacht, fünf Genossen, über die man vorher schon beraten hatte, bei dem man jedoch zu keiner Entscheidung gelangt war, im Fall von Operationen gegen die Führung die Leitung der Bewegung zu übertragen. Da unser Kampf und die Operationen der Oligarchie weiterliefen, konnten wir jederzeit mit verschiedensten Gefahren konfrontiert werden. Unter allem Umständen mußten wir die Existenz der Organisation aufrechterhalten. Auch wenn auf dem Boden des Landes kein sehr fortgeschrittener Kampf geführt werden konnte, würde das Volk spüren und fühlen, daß inmitten unter ihnen und jederzeit in ihrer Nähe eine organisierte Kraft ist. Deswegen wurde Wert darauf gelegt, im Land zu bleiben anstatt auszuwandern. Und es wurde darauf bestanden, daß es galt, den Kampf nach den Möglichkeiten zu führen. Nach kurzer Zeit wurde auch der Führer8 der Organisation gefangengenommen. Dies war ein großer Schlag, der uns zusammen mit dem 12. September versetzt wurde. Unsere Organisation setzte den Kampf unter der Führung eines neuen Zentralkomitees und unter der Verantwortung von Genosse Niyazi fort.

Neben dem physikalischen Schlag, den die Oligarchie mit dieser Operation unserer Bewegung versetzte, beeinflußte sie außerdem ideologisch unseren Kader M.K., und schuf so ein Element innerhalb der Bewegung, das die Vergangenheit der Bewegung auf eine menschewikisch -opportunistische Art und Weise leugnete und in gewisser Weise undefinierbare Ansichten an den Tag legte. Die Oligarchie und der Opportunismus haben dieser Person eine Bedeutung gegeben, die wir uns in ihrer Größe nicht vorstellen konnten. Sie fing an, seine Propaganda zu machen, ihn zu leiten, um unsere Bewegung zu spalten. Dieser Verräter, war vor dem 12. September Mitglied in unseren Bewaffnete Revolutionären Einheiten (SDB) gewesen und besaß immer eine Ideologie der Linken. Er war jemand, der, nachdem er an einigen bewaffneten Aktionen teilgenommen hatte anfing, sich in anderen Positionen zu sehen und aus diesem Grund wollte, daß man ihm besondere Aufmerksamkeit schenkt. Als man dieser linken Einstellung und dem Charakterfehler, sich nach ein paar Aktionen aufzuspielen, keine Beachtung schenkte, fing er an, sich unwohl zu fühlen und nebensächliche Probleme zu finden. Wer die Politiken, die Perspektive, das Beziehungsnetz unserer Bewegung nicht verstehen konnte, isolierte die Bewegung aus eine linken Sichtweiße, von ihrem Programm, ihren Taktiken und Organistionsweisen. Wer lediglich den Lärm der eigenen Aktionen hörte begann der Bewegung chronisch zu schaden, und ein Benehmen an den Tag zu legen, das man als Fraktionierung bezeichnen konnte. Das Fundament dieses falschen Verständnisses, bildet die Denkweise des Kleinbürgertums, die die Kraft anbetet. Wenn sie diese Kraft in ihrern Händen hält, fängt sie an, sich als Herrscher der Welt anzusehen und selbst anzubeten. Wenn sie ihre Kraft verliert, legt sie ein Armutszeugnis ab und gerät ideologisch, psychologisch, kurz gesagt total, unter der Einfluß des Stärkeren. Der Verräter M.K. war ganz genau so eine Person. Die auf den Foltertischen begonnene Beinflussung durch die Bourgeoisie setzte sich im Gefängnis fort und sollte bis zum völligen Verlust aller revolutionären Eigenschaften führen.

Obwohl die Junta hunderte unserer Kader und Anhänger gefangen genommen hatte und obwohl wir viel Nachteiliges erlebten, konnte die Junta ihren Traum, unsere Bewegung zu spalten und sich selbst vernichten zu lassen, nicht verwirklichen. Die Folterer der Junta, die Staatsanwälte des Ausnahmezustandes, die Direktoren der Gefängnisse versuchten, die Bewegung durch eine koordinierte, durchgeplante Kampagne, zu deren wichtigsten Momenten die Präsentation eines scheinbaren Helden gehörte, zu spalten. Sie begannen eine intensive Propaganda Kampagne. Hauptpunkt der Propaganda war die Verleumdung, DK sei ein schlechter Führer, während M.K. der Mensch mit den vielleicht besten Führereingeschaften in dieser Bewegung sei.

Ein Teil der Opportunisten vergeudete keine Zeit, um an diesem Angriff teilzunehmen. Viele Zeitungen veröffentlichten blitzschnell eine angebliche Spaltung der Devrimci Sol. Sie begnügten sich nicht damit, sondern organisierten ungefähr ein Jahr lang die Verbreitung der Notizen M.K.’s von Gefängnis zu Gefängnis.

Der Opportunismus war am Ende. Er setzte in diesen armen Menschen seine Hoffnung, weil er in Wirklichkeit nicht an den Prozeß der Revolution glaubte, die Probleme der Revolution auch nicht begreifen konnte. Weil er selbst keine Kraft gegen die Oligarchie darstellen konnte, fing er an, in der Spaltung der Devrimci Sol einen Nutzen zu sehen. In ihrer ganzen Geschichte haben die Opportunisten in ihrer Gerüchteküche Lügen und Spekulationen über uns entwickelt, die zu verbreiten und diskutieren ihr Lebenszweck wurde. Diese Einstellung ist dem Opportunismus bis zum heutigen Tag eigen. Wir verstehen die Angst vor dem Faschismus. Er ist ein Meister darin geworden, die Revolutionäre aufzuspüren, die das Fundament seiner Ordnung angreifen. Die Gründe für die Feindschaft des Opportunismus gegen uns und seine Bestrebungen, uns zu schaden, liegen ebenfalls in diesem Fundament. Diese Feindschaft ist tief verwurzelt. Der Opportunismus fühlte sich durch unsere Existenz immer unter Druck gesetzt, weil er vom revolutionären Krieg weit entfernt war, weil wir die opportunistische Haltung kenntlich machten, ihren status quo nicht teilten, ihre Versöhnung verneinten und nicht wie eine Nebenorganisation einer anderen Organisation arbeiteten.

Als wir als politische Bewegung auftauchten bezogen die Opportunisten gemeinsam mit den Renegaten des Devrimci Yol Stellung. Diesmal unterstützten sie gemeinsam mit den Folterern der Junta, den Gefängnisdirektoren und den Staatsanwälten einen Verräter wie M.K. um unsere Bewegung zu spalten. Dabei war M.K. am Ende, er hatte nichts, was dem Opportunismus noch sonst irgend jemandem nutzen konnte. Die Opportunisten hatten zu keiner Zeit, die Traditionen, die unsere Bewegung erschaffen hatten, verstanden. Deswegen setzten sie große Hoffnungen auf M.K. Und aus einem M.K. wurden zusammen mit den Sprechern der Oligarchie und den Opportunisten “hunderte”. Wenn der Opportunismus in diese Lage gekommen wäre, hätte er zweifellos in Stücke geschlagen werden können. Wer dachte, daß auch die Devrimci Sol so zerfallen könne, hatte die Realität, daß die Devrimci Sol nicht opportunistisch ist, nicht verstanden. Trotz all seiner Mühen und Anstrengungen konnte M.K. nicht einmal einen einzigen Menschen auf seine Seite ziehen, ganz abgesehen von seinen Versuchen die Bewegung zu spalten. Als ein Verräter, dem Oligarchie und Opportunismus auf die Schulter klopfen, wandte er sich als erstes den Unabhängigen zu und übernahm die Rolle, der Gefängnisleitung dabei behilflich zu sein, den vom Willen getragenen Widerstand in den Gefängnissen niederzumachen. Danach engagierte er sich für die Ideologie der TKP. Am Ende, zu nichts mehr zu gebrauchen, integrierte er sich vollständig in die herrschende Ordnung. Und er lebt….

Parallel dazu, daß viele von uns gefangen wurden, wurden Unvollständigkeiten unserer Organisierung, ungenügende Vorbereitungen für den Kampf und amateurhaftes Verhalten offensichtlich. Um unsere aufgedeckten Beziehungen und die Lücken unter den Kadern kompensieren zu können, mußten wir in kürzester Zeit die gesamten Strukturen der Organisation in Hinblick auf die neuen Umstände überprüfen und unsere Unzulänglichkeiten und Fehler auslöschen. Die breiten Beziehungen, wie sie vorher üblich waren, mußten so weit es ging auf ein Minimum reduziert werden, innerhalb des offenen Faschismus mußte Geheimhaltung eingeführt werden. Vor allem aber galt es, die gesamten Organisationen, die bewaffneten Einheiten, die den Kampf gegen die Junta mit Waffengewalt führen würden, so zu stärken, daß dies ihre Geheimhaltung und Aktionsfähigkeiten steigern würde. Auch wenn wir den Kampf weiterführten, in diesem ersten Schlag ,der uns versetzt wurde, konnte man in gewissem Ausmaß eine Demoralisierung und Panik erkennen. Um die neue Ordnung realisieren zu können, benötigten wir Zeit. Um diese Zeit gewinnen zu können, mußten wir eine vorübergehende Taktik entwickeln, die verhinderte, daß die Operationen der Junta gegen uns sich verstärken. Bis die neue Ordnung gesichert war, sollten bewaffnete Aktionen unter einem anderen Namen fortgeführt werden (Türkiye Halk Kurtulus Savascilari, Volks Befreiungs Kämpfer der Türkei), der nicht an die Devrimci Sol erinnerte. Unter diesem Namen, konnte man die weitere Demoralisation unter den Volksmassen verhindern, indem man gegen speziell ausgewählte Ziele des Feindes, einige Aktionen von ein-zwei, wieder mit Sorgfalt ausgewählten, speziellen Bewaffneten Einheiten durchführte und gleichzeitig die Organisationen überprüfen und den Umständen anpassen. Allerdings wurde dieser aus den Gefängissen übermittelte Vorschlag draußen mißverstanden. Der neue Name wurde für nahezu alle Aktionen und Kampagnen verwendet, so daß seine Verwendung keinen Nutzen brachte. Unter dem Namen THKS wurden der Istanbuler Vize-Polizeipräsident Mahmut Dikler und seinen Leibwächter bestraft. Da der Name THKS aber auch in anderen Arten von Aktionen, bei denen es einige Festnahmen gab, genutzt wurde, erkannte die Polizei, um wen es sich handelte. Dabei war der Name für diese Art von Aktionen vorgesehen. Trotz allem setzten wir den Kampf gegen die Junta fort.

Eine Vielzahl von Berichterstattern und Spionen die wir vor dem 12.September aus verschiedenen Regionen und Gebieten vertrieben und unwirksam gemacht hatten, schafften es, mit der Kraft, die sie aus dem 12. September schöpften, an ihre Plätze zurückzukehren. Um ihre Berichterstatter- und Spion-Tätigkeiten zu verhindern, haben wir außerdem die revolutionäre Gewalt gegen diese Personen gerichtet und sie bestraft. Neben den Bestrafungen von vielen verschiedenen, großen und kleinen Volksfeinden und der Zerstörung von vielen Holdings der Monopolisten, zählte die Bestrafung von Mahmut Dikler und seines Leibwächters zu unseren führenden Aktionen gegen die Junta. Obwohl die Landguerilla zu der Zeit aktiv war, konnte sie leider nicht soweit organisiert werden, daß sie die Atemröhre der Stadt wurde. Viele Genossen, die vor der Gefahr standen, gefangen zu werden, konnten nicht in die Berge gebracht werden.

1 1938 ließ die türkische Regierung unter Staatspräsident Atatürk und Ministerpräsident Demirel einen Aufstand der alevitischen Kurden in der Region Dersim unter der Führung von Scheich Riza blutig niederschlagen. Mehr als 90.000 alevitischen Kurden wurden ermordet.

2 Am 27. Mai 1980

3 1978 ermordeten in Maras Zivilfaschisten hunderte von Revolutionären, Demokraten und Patrioten. Die Polizei und das Militär griffen nicht ein.

4 Die erste “Devrimci Sol” erschien am 30. März 1980

5 Am 7. 7. 1980 greifen Zivilfaschisten mit Unterstützung der der Oligarchie die alevitische Linke in Corum an, um ein Massaker zu verwirklichen. Durch die Bestrafung Gün Sazaks ermutigt leistet das Volk auf Barrikaden Widerstand. Dem Faschisten gelingt es nicht, das Volk durch das Massker einzuschüchtern und in Panik zu versetzen.

6 Im Fatsa, einer Stadt, in der die türkische Linke, allen voran der DY ein großes Potential besaßen, durchsuchten am 12. 7. 1980 Polizei und Militär die Häuser nach Linken und Patrioten. Zivilfaschisten denunzierten die Menschen, die von der Polizei mitgenommen wurden. Hunderte von Menschen wurden verhaftet und in einer eigens dazu umfunktionierten Fabrik gefoltert. Obwohl einzelne Widerstand leisteten, ergab sich die überwiegende Mehrheit der Linken. Die Haltung der Linken in der Fatsa Operation führte dazu, daß das Volk das Vertrauen in die Revolutionäre verlor. Ein großes revolutionäres Potential wurde verraten.

7 Benannt nach dem Datum iheres Beschlusses am 24. Januar 1980. Die 1979 vorbereiteten und erst nach dem Militärputsch erfolgreich verwirklichten Beschlüsse beinhalteten einen Lonhstopp und die Abwertung der Lira. Insgesamt stärkten sie die Position der Monopolbourgeoisie. Nach dem Putsch wurden neben der Umsetzung der Beschlüsse auch ein Verbot von Gewerkschaften bis auf die staatlichen Türk-Is durchgesetzt.

8 Im Oktober 1980, wenige Wochen nach dem Septemberputsch wurde Dursun Karatas bei einer Operation gefangengenommen.

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