Volkskomitees und Volksparlamente

Seit Jahren ist die Organisierung, des durch die Faschisten angegriffenen, massakrierten, gefolterten Volkes, die die Probleme des Lebensalltags lösen sollten, eines unserer Themen gewesen. Diese Art der Organisierung des Volkes haben wir (wie im Text weit er ausgeführt wird), als die Notwendigkeit der Bildung von Volkskomitees besimmt. Vor dem Militärputsch am 12. September 1980, als das faschistische Potential groß war und Angriffe der Faschisten sich vermehrten sind diese Komitees bis zu einem bestimmten Grad verwirklicht worden, nach dem Putsch aber verschwanden sie unter dem Druck des Millitärregimes.

Durch die Volkskomitees hat das Volk sich eine Struktur geschaffen mit der sie die eigenen Probleme aus eigener Kraft lösen kann. Dies ist die Grundlage de r Volkskomitees. Diese Art von Organisierung ist unverzichtbar, damit überall dort, wo das Volk ist, die Probleme gelöst werden können. Mit der Zeit soll auf der Grundlage dieser Komitees die Selbstverwaltung des Volkes herbei geführt werden. Wenn darauf v erzichtet wird, wenn nicht ernsthaft dafür gearbeitet wird, wird dies zu einer Auffassung beim Volk führen, nach der das Volk beim revolutionären Kampf eine Zuschauerposition einnimmt und die Lösungen ihrer Probleme von den Revolutionären erwartet. Solch e ine Auffassung würde bedeuten, daß das Volk beim revolutionären Kampf nicht teilnimmt und die Lösung der Probleme außerhalb von sich selbst sieht. Dies ist eine Situation, die der Faschismus für seine Machtinteressen nutzen würde. Dies würde die Grundlage für den Faschismus schaffen, das Volk von den Revolutionären zu spalten, und den Faschisten die Möglichkeit verschaffen mit demagogischer Propaganda und Druck das die demokratischen und revolutionären Kräfte im Volk zu neutralisieren und anschließend die P olitik durchzusetzen, die das Volk in das faschistische und national-chauvinistische Lager zieht.

Die Volkskomitee-Erfahrungen aus der Zeit vor dem 12 September-Putsch sind sehr reichhaltig und haben wichtige Erfolge erzielt. Diese Komitees haben sich gegründet um konkrete Lösungen der Sicherheits-, Wohnungs-, Weg-, Trinkwasser-, Elektrizitätsprobleme etc. zu entwickeln und umzusetzen. Sie haben die Bedingungen für die Politisierung des Volkes geschaffen. In den Gebieten, in denen diese Komitees errichtet wurden, und konkrete Arbeit leisteten, sind die Angriffe der Faschisten abgewehrt und viele Problem e erfolgreich gelöst worden. Die Volksmassen haben ihre eigene Kraft gesehen und sind überhaupt stärker geworden. Z.B. wurde das heute als Nurtepe bekannte Viertel unter der Führung der Revolutionären Linken, mit der Errichtung und durch die Arbeit von Vol kskomitees geschaffen.

Die Inanspruchname der Grundstücke durch das Volk, der Kampf gegen die Mafia und den Staat, die Planung des Wohnungsbaus, mit den Fragen an wen und wie die Wohnungen verteilt werden sollen, alles wurde bis zum kleinsten Detail berechnet und geplant, und in allen Schritten durch die Teilnahme des Volkes, deren Willen und Entscheidung ins Leben gerufen. Mit Stolz können wir sagen, daß die Gründung von Nurtepe ein einmaliges Beispiel in den Barackenvierteln in unserem Land ist, in dem die Revolutionäre die Füh rung und die Volkskomitees die Initiative hatten, und bei dem verschiedene profitgierige und gewinnsüchtige Gruppen nicht zum Zuge kamen. Um das Viertel unter der Selbstverwaltung des Volks niederzureißen haben die Stadtverwaltung, die offiziellen Staatskr äfte, die Mafia und auch manche linke Gruppen, die eigennützig an ihren eigenen Nutzen dachten, mehrmals mit und ohne Waffen, ideologisch und psychologisch das Volk angegriffen, haben aber jedesmal die Barrikade des Volks zu spüren bekommen und sind abgewe hrt worden. Nurtepe erhiehlt von den Menschen in Nurtepe und der Umgebung den Namen CAYAN-Viertel (Nach dem Namen des Revolutionärs Mahir Cayan) ,der sich im Bewußtsein der Menschen verankerte. Dies war so natürlich, daß alle von den Fahrern der Kleinautob ussen, über die Kinder bis hin zu den Älteren CAYAN-Viertel sagten, als hätte es nie einen anderen Namen gehabt. Diese Entwicklung ist jedoch mit dem Militärputsch vom 12. September 1980 zum Teil unterbrochen worden. Die seelische Verfassung des Volkes hat darunter gelitten. Profitgierige haben die Chance genutzt und sind aktiv geworden. Im 1. Mai Viertel in Istanbul, in vielen Städten und Dörfern Anatoliens, überall dort, wo Revolutionäre den Faschisten gegenüberstanden, hat die Organisierung und Einbezieh ung des Volks dazu geführt, daß die faschistischen Angriffe keine Wirkung hatten und die Pläne der Oligarchie durchkreuzt wurden. Die Oligarchie mußte neue Taktiken entwickeln.

Wie in den Jahren vor dem 12. September 1980 drängt sich uns auch heute die Aufgabe des Organisierung der verschiedenen Klassen und Schichten des Volkes auf, um die faschistischen Angriffe abzuwehren und die Probleme des Revolutionären Kampfes zu lösen. Da diese Aufgabe nicht vor dem 12. September erfüllt wurde, ist das Potential im Volk zerbrochen. Gegenüber dem Feind konnte keine Einigkeit demonstriert werden, daß Volk konnte nicht vereint werden. Unser Schwachpunkt wurde vom Faschismus ausgenutzt. Er hat mit seinen Anschlägen die Organisationen einzeln geschwächt und das Volk mit Gewalt unbeweglich gemacht, es mit den Problemen des Überlebenskampfes konfrontiert, es im Hinblick auf den revolutionären Kampf in die Lage des Zuschauers gedrängt und sogar ver sucht, es gegen den revolutionären Kampf zu mobilisieren. Obwohl die Oligarchie trotz all ihrer verschiedenen Druckmittel ihre Ziele nicht ganz verwirklichen konnte, hat sie einen Zustand geschaffen, in der sie Jahrelang ihre Politik ungestört betreiben ko nnte.

Vor dem 12. September 1980 haben die linken Organisationen, die sich marxistisch-leninistisch und kommunistisch nannten, die Politik des Faschismus nicht beachtet. Sie haben gegenüber der Realität die Augen geschlossen, einen Kampf geführt, in dem sie auße r sich sicher nichts beachtet haben. Im nachhinein haben sie verloren, weil sie diese Zeit nicht richtig analysiert haben. Sie waren dem System erlegen, haben mit dem System Kompromisse geschlossen und heute die Aufgabe übernommen, mit der Oligarchie zusam men, gegen den revolutionären Kampf Barrikaden zu errichten. Die Antwort auf die Frage Warum? ist klar ersichtlich: Weil sie keine Verantwortung gegenüber den Volksmassen und der Revolution haben, und die Haltung der kleinbürgerlichen Eigentumsgier einne hmen, deshalb Konsensdruck und Konkurrenzdenken nach außen vermitteln, eingebildet sind und an die Stelle von revolutionären Gewinnen ihre eigenen setzen.

In der Gegenwart sind die Folgen des faschistischen Drucks vom 12. September überwunden. Die Volksmassen zeigen ihre Wut gegen die Unterdrückung und Ausbeutung der letzten Jahre mit Aktivitäten von zehntausenden Menschen und erschrecken damit die Oligarchi e.

Was wir vor dem 12. September 1980 nicht verwirklichen konnten, müssen wir heute verwirklichen. Alle politischen Organisationen und Gruppen in unserem Land, die gegen den Faschismus und für die Revolution sind, sind verpflichtet diese Aufgabe zu erfüllen. Diejenigen, die daß nicht als ihre ureigenste Aufgabe begreifen und für die gemeinsamen Ziele arbeiten, sind in Wirklichkeit Teile der Kleinbourgeoisie, die nach mehr Eigentum streben und nicht für die Revolution sind. Große Volksbewegungen und große revol utionäre Taten sind ohne die Errichtung von Volksorganisationen und -vereinigungen nicht möglich. Der vereinte Revolutionäre Kampf des Volks wird keine Ergebnisse erzielen, wenn nur über Vereinigung gesprochen, aber in der Praxis diese Organisationen nicht aufgebaut werden. Es muß darauf beharrt werden. Gefahren, die heute schon zu erkennen sind, sind Entwicklungen, wie die Konkurrenz zwischen revolutionären Organisationen, Versuche, aus kleinen Geschehnissen kleine Gewinne zu ziehen und ähnliche Entwicklun gen wie vor dem 12. September 1980, in der hunderte von revolutionären-demokratischen Menschen durch die Linken massakriert worden sind. Es ist kein Geheimnis, was passieren würde, wenn die groben und primitiven Drohungen, die heute in den Zeilen verstreut werden, auf die gleiche Weise erwidert werden würden. Nicht das es falsch verstanden wird, wir sagen zu keinem, Führt keinen ideologischen Kampf, seht nicht die Fehler des Anderen, laßt uns alle dasselbe denken und tun. Wir haben keine naiven und einfac hen Vorstellungen, durch die unsere Unterschiede aufgehoben werden sollen. Wir sind der Auffassung, daß ideologische Auseinandersetzungen als Resultat des Kampfes zwischen dem Richtigen und dem Falschen immer weitergeführt werden und das Richtige sic h letzten Endes durchsetzen wird.

Die an den Tag gebrachten verschiedenen Vereinigungen der Linken Kräfte und die mit prachtvollen Programmen verkündeten Front-Aufrufe von verschiedenen Linken und kleinbürgerlichen Nationalisten in verschiedenen Zeiten sind, bevor sie zur Kenntnis geno mmen werden konnten, wieder verschwunden. Das ist zu einem Spiel verkommen. Wer dieses Spiel weiter spielen will, wird dasselbe Ergebnis ernten. Diejenigen, die am revolutionären Kampf teilnehmen und die Gegenaktivitäten der Konterguerilla mit allen Folgen spüren. Diejenigen, die das Land und das Volk lieben, werden, ohne hinter Träumen herzulaufen das Realisierbare, daß was gemacht werden muß in die Tagesordnung aufnehmen, hartnäckig darauf bestehen und versuchen es zu verwirklichen.

Was tun? Was getan werden muß ist, die Hindernisse, die in der aktuellen Lage des Kampfes vor uns liegen, zu erkennen und zu erkunden, mit welchen Mitteln und auf welche Weise diese überwunden werden können und in dieser Richtung zu arbeiten ist. Die Volks bewegung entwickelt sich mit zunehmender Radikalität. Deshalb ist es unsere primäre Aufgabe, diese Volksbewegung aufs ganze Land auszubreiten, zu entwickeln und zur Herrschaft hin, zu kanalisieren. Wie werden wir dieser Aufgabe gerecht? Wir können diese Au fgabe nicht verwirklichen, indem sich viele linke politische Organisationen wegen einer Kleinigkeit in die Haare geraten, Konkurrenzverhalten ausüben und hinter kleinen Vorteilen her sind. Das wird dazu führen, daß sich bei der Fortführung dieser Politik,T endenzen der Spaltung und Lähmung ausbreiten und sich die gegenwärtige seelische Stärke und der Enthusiasmus des Volks zurückentwickelt. Die Oligarchie wird diese Situation ausnutzen und Wege suchen, um das Volk zu befrieden, und uns zu provozieren.

Wir müssen lernen, zuerst kleine Schritte zu machen, um dann die Größeren machen zu können. Diese Schritte können heute in Gebieten mit einem starken Potential im Volk, welches sich als Folge von faschistischen Angriffen entwickelt hat, gemacht werden. Die se Organisationen müssen gebildet werden, um zu verhindern, daß das Potential im Volk sich zurückzieht und sich dadurch die großen dynamischen Volksaufstände, die zur Revolution führen nicht entwickeln können. Außerdem müssen die verschiedenartigsten Angri ffe des Staates verhindert und die Lösung der Probleme des alltäglichen Lebens in diesen Gebieten organisiert werden.

Die VOLKSKOMITEES werden bei der Erreichung dieser Ziele eine grundlegende Funktion erfüllen. Diese Komitees müssen wir in den Vierteln, in den Städten, in den Provinzstädten, in Dörfern, kurz überall organisieren. Es ist offensichtlich, daß diese Komitees in Gebieten, in denen die faschistischen Angriffe an Stärke verloren haben, in denen die Faschisten sich nicht frei bewegen können, nicht in gleicher Form organisiert werden müssen, wie in Gebieten wo die faschistischen Angriffe Wirkung haben und das revo lutionäre Potential noch nicht entwickelt ist. Je nach den Eigenschaften der Gebiete werden die Komitees auch verschiedene Formen annehmen.

Die Volkskomitees werden mit dem Ziel gegen den Faschismus zu kämpfen mit vielen Aufgaben konfrontiert sein, sie müssen die Probleme des Lebens und des Krieges unter der faschistischen Belagerung lösen. Da dies die Probleme des Volkes sind, können diese Or ganisationen ohne die Teilnahme der Bevölkerung nicht funktionieren, es können keine ordentlichen Entscheidungen getroffen werden. Deshalb müssen die Volkskomitees eine Arbeitsweise und Organisation besitzen, die vom Volk bestätigt und unterstützt wird und dessen Entscheidungen das Volk trägt.

Vor allem können die Volkskomitees, die ihre Legitimität von den Volksparlamenten erhalten, in Gebieten, in denen der Volkskampf fortgeschritten ist und/oder in denen das revolutionäre Bewußtsein ausgeprägt ist, auf demokratische Weise, indem die Volksbete iligung gesichert wird, gestaltet werden und Erfolge erzielen. Dieser Weg, diese Organisationsweise kann allein natürlich nicht überleben. Voraussetzung ist, das parallel zu diesen Organisationen die revolutionären Vereinigungen weiterentwickelte Formen an nehmen müssen und der revolutionäre Kampf weiterentwickelt werden muß. Wir können jedoch nicht das erwünschte Ergebnis erzielen, wenn wir nur die Voraussetzungen erfüllen. Um diese Tatsache zu verwirklichen, müssen wir in der Vorstufe kleine Schritte mache n und durch komplizierte, sogar schwere und schmerzhafte Zwischenstufen gehen. Wir sind keine Träumer. Die negativen Auswirkungen der letzten Jahre werden sich nicht in kurzer Zeit auflösen. Die Ideologien der Bourgeoisie und ihre Saboteure werden in versc hiedenen Weisen in Erscheinung treten und versuchen unseren Kampf zu ersticken. Trotz aller Hindernisse durch den Feind, mit denen wir konfrontiert sind und konfrontiert sein werden, müssen wir darauf bestehen, den Krieg mit Ausdauer, verharrend und radika l weiterzuführen.

Die Volkskomitees und die Volksparlamente sind in derselben Zeit konkrete Ebenen, in denen sich linke Organisationen, Gruppen und alle die gegen den Faschismus sind, vereinigen können. Ohne Anstrengungen für die Vereinigungen zu leisten, können diese Volks organisationen nicht stabil sein. Niemand sollte mit eigenen Prophezeiungen auf dem billigen Wege versuchen, die Führungsrolle zu übernehmen und behaupten, es gehe nichts ohne ihn. Wer sich vertraut, wer der Richtigkeit seiner Ideen und seiner Taten vertra ut, sollte im Kampf vor dem Volk, mit der Auffassung einer gemeinsamen Organisation, eines gemeinsamen Kampfes dem Volk diese Richtigkeit beweisen. Behauptungen, die diese Einstellung nicht beinhalten, zeigen nicht die Wahrheit. Kann die Behauptung einer p olitischen Organisation, die in der Legalität nur eine Menge von ein paar Hundert Menschen mobilisieren, der Wahrheit entsprechen, wenn sie meint, sie führe fast alle Volksbewegungen im Land? Natürlich können sie nicht ernst genommen werden. Die Volksorgan isationen und deren Aktivitäten werden solche großspurigen Auftritte mit der Zeit bloßstellen, unterbinden und ins rechte Licht rücken.

DIE VOLKSKOMITEES, DIE VOLKSPARLAMENTE, DIE KOMITEES FÜR DEN WIDERSTAND UND DER KAMPF GEGEN DEN FASCHISMUS werden in der gegenwärtigen Lage die wichtigsten Instrumente sein, die die Organisationen des Volkes entwickeln, das Volk vereinen und den Kampf entw ickeln und verbreiten werden. Alle Marxisten-Leninisten, Revolutionäre, fortschrittlich Gesinnte, und die antifaschistischen Kräfte müssen diese Aufgabe erfüllen und sich mobilisieren…

Wir müssen es schaffen…