Die Devrimci Yol Renegaten und die Entstehung unserer Bewegung
Durch die Bemühungen einiger Elemente, ehemalige THKP-C Anhänger aus dem Gefängnis, entstand die KSD (Kurtlus Sosyalist Dergisi, Sozialistische Befreiungs Zeitschrift), die anfangs die THKP-C kritisierte. Später verteidigten sie ihre Theorie des sozial-Imperialismus, leugneten immer stärker ihre Vergangenheit und engagierten sich mehr und mehr in der Aydinlik, aus deren linken Abweichungen sich später die Gruppen Acil und MLSPB herauskristallisierten. Daneben entstand die Gruppe um die Zeitung Devrimci Genclik (Revolutionäre Jugend), deren Wurzeln in Ankara lagen und deren Führung aus ehemligen THKP-C Verantwortlichen bestand.
Sie traten gegen die links-rechts Abweichungen ein und vertraten die Ansicht, die ideologische Einheit innerhalb derjenigen neu zu formieren, die in der Vergangenheit an dem einheitlichen Kampf der THKP-C teilnahmen. Sie proklamierten, die Geschichte der THKP-C im ganzen zu verteidigen. Mit dieser Einstellung blieben sie nicht wie die anderen links-rechts Gruppierungen den Problemen der Jugend und den anderen Volksgruppen gegenüber indifferent. Diese Einstellung, daß die ideologische Einheit mit der Zeit erreicht wird und der Gedanke, die THKP-C von neuem zu errichten, war für uns, die neue Generation, anziehend. Das Leben zu organisieren, es im Zusammenhang mit dem Verständnis von Organisation und organisiertem Kampf zu diskutieren, uns gegenseitig zu überzeugen, eine richtige Analyse unserer Vergangenheit und Gegenwart zu erstellen und als THKP-C von neuem den Volksmassen gegenüberzutreten war unser größter Wunsch. Mit aufrichtigen Gefühlen wurden aus diesem Grund Beziehungen geknüpft und versucht, in Hinblick auf eine Vereinigung die Entfernung zu verkürzen.
In der Zeitschrift Dev-Genc konnte man schon in den ersten Ausgaben eine andere Einstellung, besser gesagt die Anzeichen für ein eher rechtes Verständnis erkennen. Obwohl wir all dies schon zu seiner Zeit kritisierten, konnten wir kein positives Ergebnis erzielen.
Ganz im Gegenteil, standen Annäherungen mit Vorurteilen und Distanz an der Tagesordnung. Desgleichen beharrten sie darauf, keine organisierten Schritte in der Organisation der Praxis zu tun und uns eine spontane rechte Praxis aufzudrängen. Wir waren nicht einmal eine Gruppe, die unterste Kategorie einer Organisation.Und um die soviel erwähnte ideologische Einheit zu erzielen, bemühte man sich fast gar nicht. All unserem Druck zum Trotz, unseren Versuchen, den militanten Kampf zu gestalten, und obwohl unsere bisherigen Versuche, die militante Praxis ins Leben zu rufen die Massen positiv beeinflußt hatten, reagierte die Führung dieser Gruppe negativ. Sie versuchten ständig auf verschiedenen Wegen uns eine spontane und rechte Linie einschlagen zu lassen. Auch in ihren eigenen Reihen gab es keine einheitliche Ansicht, zum Beispiel, wie der Prozeß der Parteiwerdung durchschritten wird, Annäherung an Probleme in der Theorie und Praxis, etc…
Die Entwicklung wurde von Tag zu Tag deutlicher, die Angriffe nahmen zu und stiegen immer mehr an.
Sich dieser Entwicklung in einer organisierten Weise entgegenzustellen und den Angriffen die Stirn bieten, innerhalb des organisierten Kampfes Schritt für Schritt heranwachsen zu müssen, wurde uns jeden Tag auf eine schmerzhafte Art bewußt. Die Ankara Gruppe zeigte jedoch keinerlei Eile. Sie waren gegenüber der nicht zu unterschätzenden Anzahl von jungen Menschen, die all ihre Hoffnungen in sie gesetzt hatten so indifferent, daß sie, anstatt sich sofort nachdem sie aus dem Gefängnis entlassen wurden, den Problemen des Kampfes zuzuwenden, sie sich ihren persönlichen Problemen widmeten und um Legalität wetteiferten.
Dem Anschein nach waren wir mit der Ankara DG-Gruppe zusammen, im Kern aber hielten die Differenzen in der Praxis beider Gruppen, Istanbul und Ankara, und ihrer Sichtweisen über die Lösung auftretender Probleme an. Und die Ankara Gruppe hatte auch keine größere Mühe gezeigt, diesen Unterschied der beiden Gruppen aufzuheben und die ideologische Einheit zu bilden. Das Ziel war ausschließlich die Legalitätslinie einzuschlagen und diese uns aufzudrängen.
1977 schließlich, wenn auch erst auf einigen Druck hin, verfaßten sie einen Programmentwurf, der den Grundstein einer ideologischen Einheit bildeten sollte. In diesem Entwurf brachten sie erneut die unterschiedlichen Sichtweisen in vielen Themen, wie über die Bewertung der THKP-C, die Reorganisation in diesen Tagen, die PASS, die Arbeitsweise, Organisation, etc. zum Vorschein. Es wurde erwähnt, daß dies lediglich ein Entwurf sei, daß man noch vieles diskutieren werde und bevor der Entwurf zum Druck freigegeben werde, würde man die Punkte in denen es Einwände gibt korrigieren, und im wesentlichen in den Problempunkten auf die hingewiesen wurde mit uns übereinstimmen.
Wir waren glücklich, daß zum Schluß, wenn auch spät, eine ideologische Einheit erzielt wurde.
Nach dem Erscheinen der Kundgebung sollte ein periodisches Presseorgan veröffentlicht werden. Und es wurde beschlossen, die Annäherungen aus dem Programm in diesem Presseorgan den Lesern zu eröffnen und den Verlauf der ideologischen Einheit klarzustellen. Man einigte sich in Verbindung damit, die Organisation auf eine zentrale Ebene zu transferieren und den Kampf zu steigern.
Von dem Tag an, an dem unsere Beziehungen mit der DG-Gruppe anfing, versuchten sie uns ihren Willen aufzuzwingen, schauten von oben herab, nahmen die junge Generation nicht für voll, waren bürokratisch, legalistisch und zeigten eine spontanistische rechte Linie bei fast allen Annäherungen und Gedanken. Trotz alledem waren wir der Ansicht, daß die ideologische Einheit ein längerer Prozeß sein würde und deshalb wählten wir den Weg, ohne unseren gesunden Menschenverstand und unsere Reife zu verlieren, den Kampf weiterzuführen.
Aber unser gesunder Menschenverstand, unsere große Sehnsucht nach der THKP-C Einheit und unsere Opferbereitschaft stießen bei ihnen auf taube Ohren. Die Oligarchie hatte ihre revolutionäre Dynamik getötet. Alle revolutionären Prinzipien und Werte waren verrottet, die revolutionäre Politik wurde durch die bürgerliche ersetzt. Sie waren veraltete Bürokraten geworden, deren Sehnsucht nach der Ordnung sich gestärkt hatte. Für sie war alles und jeder ein Gebrauchsgegenstand für eben jenen Zweck.
Als der Programmentwurf nun unter dem Namen “Devrimci Yol Programm” herauskam sahen wir, daß nicht einer der Punkte bei denen wir Einwände hatten, geändert worden war. Die große Mehrheit der Masse, die wir führten, beeinflußten und leiteten und unsere Sympathisanten reagierten empört. Die Ankara Gruppe ließ die THKP-C, die ideologische Einheit und die Zukunftspläne in einem rechtsgerichteten Licht erscheinen. Diese theoretischen Annäherungen standen in Einklang mit ihrer rechten Praxis.
An diesem Punkt hieß es, entweder den Prozeß der Einheit zu vollziehen und die unstimmigen Punkte ohne nachzugeben korrigieren zu lassen oder diese Veröffentlichungen und Annäherungen zu belassen und den Prozeß der ideologischen Einheit zu beenden.
Ohne die Punkte, in denen wir zusammen waren oder auseinandergingen von jeglicher Unklarheit befreit zu haben, ohne genügend aufzuzeigen, daß zwei verschiedene systematische Verständnisse verteidigt werden und zwei verschiedene Sichtweisen über die strategischen und lebenswichtigen Probleme herrschen, wäre ein Abbruch eine billige Lösung gewesen, der die Einheit der Partei negativ beeinträchtigt hätte. Diesen Weg konnten wir nicht wählen.
Den Spielchen der bourgeoisen Diplomatie und den Hinterhältigkeiten zum Trotz mußten wir, auch wenn es schwer und schmerzhaft sein würde, unsere Anstrengungen erhöhen und damit auch auf Verrat gefaßt sein. Wir hatten nun gesehen, auf welche Art und Weise diese alten Eisen den Weg des Verrats gingen. Aber dennoch waren wir ohne Vorurteile. Wir fragten die Autoren warum die Punkte, in denen wir anders dachten und die man hatte korrigieren wollen, in der endgültigen Druckfassung unverändert geblieben waren. Die Antwort war seltsam, ja sogar kindisch, es wäre ein Druckfehler, und man werde in den erscheinenden Ausgaben der Zeitschrift jeden dieser Punkte einzeln diskutieren und korrigieren. Ein anderer scheinbar Verantwortlicher sagte, er könne sich nicht erklären, warum denn dort so etwas stehe, er würde genauso wie wir denken. Aus diesen Antworten grinste uns die bourgeois Diplomatie an. Trotz allem mußte man auf die Veröffentlichung der Punkte im Programm warten und es gab keinen anderen Weg, die Diskussion weiter voranzutreiben.
Auch wenn die ideologische Einheit im Programm einen Schritt voranging, die Devrimci Yol Zeitschrift erfüllte nicht die Aufgabe diese ideologische Einheit zu vollenden. Obwohl ein langer Zeitraum vergangen war, füllten sie die Seiten mit alltäglichen Problemen und versuchten uns hinzuhalten. Bei Protest hieß es “Wartet noch etwas”. Der Devrimci Yol suchte nach einem günstigen Augenblick, um uns ihre persönliche ideologische Ansicht aufzwingen zu können. Wegen dieser Einstellung wurde auch nichts für den gefaßten Beschluß getan, die Schritte zu tun, um die Zentralisation der gemeinsamen Organisation und den Aufschwung des Kampfes zu erreichen. Die Frage “warum”, wurde nicht beantwortet. Stattdessen fingen sie an, ihre eigenen Leute als Devrimci Yol-Kader einzusetzen, persönliche Beziehungen zu knüpfen, versuchten ihre persönliche rechte Linie geltend zu machen, um im Falle einer Abspaltung die Leute gegen uns zu haben. Wozu die Planung diente, trat offen zu Tage. Daß die Probleme, die “veröffentlicht werden sollten” nicht veröffentlicht wurden, war die Folge einer bourgeoisen Diplomatie. Die Probleme zu veröffentlichen, bevor die eigene parteipolitische Organisation nicht vollendet war, hätte ihr Ende bringen können. Bis zu dem Tag hieß es “Wir verteidigen die THKP-C” und nur so hatten sie das THKP-C Potential sammeln können. Oder es sah jedenfalls so aus. Trotz all ihrer Versuche, Parteipolitik zu betreiben, all der offensichtlichen Spielchen mit uns, die wir sahen und über die wir bescheid wußten, steckten wir zurück und beharrten darauf, die verschiedenen Ansichten offenzulegen. Die Reaktionen unserer Anhänger wurden immer stärker, diese Situation dürfe nicht länger so andauern und sie forderten unser Eingreifen.
Während die Angriffe der zivilen und offiziellen Faschisten sich von Tag zu Tag mehrten, konnte man schon den Weg erkennen, der vom Ausnahmezustand der Oligarchie zu einer neuen Militärjunta führte. Die Angriffe würden viel härter und größer werden. Der Devrimci Yol jedoch war keine Organisation, die den feindlichen Angriffen hätte standhalten können, sie wußte nicht einmal, wie man bei solchen Angriffen gegenhalten mußte und war ohne jegliche Perspektive,mit welchen Taktiken gekämpft werden mußte. Und sie schob die Auseinandersetzung, welche Art von Kampf geführt werden muß, um den Terror des Staates und der Faschisten unwirksam zu machen und wie man die Taktiken des Feindes, die Massen durch provokative Handlungen zu ängstigen und pazifizieren wirkungslos macht, mit Sturheit beiseite. Ohne Zweifel wollten wir mit der THKP-C Perspektive und der Verantwortung, die wir gegenüber der Revolution und das Volk trugen, unserer Aufgabe bis an die Grenze unserer Kräfte nachkommen und nicht unvorbereitet in den bevorstehenden Kampf gehen. Aber dies konnte nicht der Arbeit einer Organisation gleichkommen, welche die Schritte zur Organisation auf zentraler Ebene schon getan hat und weiß, was man wie zu tun hat.
Der 1. Mai 1977 ist ein deutliches Beispiel der Entwicklung der revolutionären Bewegung in der Türkei und des Vorgehens der Oligarchie gegen die revolutionäre Bewegung. Anhand des gleichen Beispiels kann man die Unachtsamkeit, das Nichtkennen des Feindes und den verzerrten und einfachen Verstand und auch die Haltung der Linken sehen, die von der Bourgeoisie ausgenutzt werden. In dieser Phase hat sich die opportunistische, revisionistische Linke in die Sowjet-, China- und Albanien Linie aufgespalten. Der Feind ist zu einem Zwillingsbruder geworden und sie haben sich gegenseitig als “maoistischer Grauwolf” und “Sozialfaschist” beschimpft. Die Revisionisten wiederholten alles, was die KPdSU (Kommunistische Partei der Sowjet Union) sagte, und diejenigen, die auf der Seite von Albanien und China standen, waren wie die Novizen der AAP (Partei der Arbeit Albaniens) und der KPC (Kommunistische Partei Chinas). Die ideologischen Auseinandersetzungen zwischen den sozialistischen Ländern und ihre in die Praxis umgesetzte Haltung wurden karikiert und in einer Anfangsphase des Kampfes auf unser Land reflektiert. Das hat bis zur Umlenkung des Kampfzieles und zum Fließen des Blutes von Revolutionären geführt. Schon mehrere Wochen vor dem 1. Mai hat die Oligarchie Propaganda wie “Blut wird fließen”, “unter den Linken wird es Auseinandersetzungen geben” verbreitet und sich für ihre geplante Provokation und das Massaker den Weg geebnet. Dabei nutzten sie das sich gegenseitig aufreibende, auseinandersetzende und im Notfall auch zum Blutvergießen bereit zu sein demonstrierende Verhalten der Linken.
Die Linke hat bei den Provokationen der Oligarchie geradezu mitgespielt. Während die Reformisten davon sprachen, daß sie “die maoistischen Grauen Wölfe auf keinen Fall zum Platz des 1. Mai Meetings lassen würden”, warf der linke opportunistische Block mit Drohungen wie “Was es auch kosten mag, wir werden zum Meeting gelangen” um sich. Die Warnungen unserer Bewegung vor Provokationen wurden ignoriert, stattdessen setzten sie ihre – den Provokationen der Oligarchie einen Weg bahnenden- Erklärungen fort.
Mit der Demagogie, daß die Opportunisten mit Gewalt zum 1. Mai Meeting vordringen wollten, konnte die Konterguerilla ein geplantes Massaker verwirklichen, indem sie das Feuer auf die hunderttausenden Menschen, die sich auf dem Maiplatz versammelt hatten, eröffnete und dabei 36 Revolutionäre und Patrioten tötete. Als die Opportunisten und Revisionisten mit Drohungen um sich schmissen, fühlten sie sich stark, jedoch während der Durchführung des Massakers, konnten sie noch nicht einmal ihre eigene Masse schützen. Mit großer Panik, versuchten sie ihr eigenes Leben zu retten, die “Ankara Gruppe” mit eingeschlossen. Nur die DEV-GENC, die auf dem Platz blieb, zeigte organisiertes Verhalten und leistete bewaffneten Widerstand gegen die Konterguerilla. Sie zeigte ihre Heldenhaftigkeit, indem sie den Panzern in einem geschlossenen Block entgegenmarschierte, durch Gegenfeuer ein größeres Massaker verhinderte und die Panik verringerte. Die DEV-GENC verhinderte auch, daß die Menschen sich gegenseitig niedertrampelten. Die DEV-GENC hat ihre Transparente und Fahnen niemals niedergelegt. In dem Punkt, wo sie glaubten nichts mehr machen zu können, haben sie sich auf eine organisierte und disziplinierte Weise zurückgezogen. Fern von revolutionärer Verantwortung und Verständnis haben viele Opportunisten und Revisionisten ihrer Schuld eine weitere hinzugefügt – die Schuld des Massakers am Volk. Während die Oligarchie, die Schlagzeilen wie “Haben wir es nicht gesagt?” veröffentlichte, wagten es die Opportunisten und Revisionisten in ihrem Schock und aus Angst vor den Reaktionen des Volkes und der Revolutionäre tagelang nicht die demokratischen Organisationen zu besuchen und unter die Massen zu treten. Aber dies war nur eine vorübergehende Phase. Diese Organisationen, die nicht das Verständnis zur Durchführung der Revolution in unserem Land haben, die ihrer eigenen Kraft nicht vertrauen und wie Sektionen anderer Organisationen arbeiten, können sich nicht innerhalb eines kurzen Zeitraums ändern. Nach Tagen, als die Öffentlichkeit erfuhr, daß die Konterguerrilla für das Massaker verantwortlich war,traten sie wieder in die politische Arena ein und begannen erneut mit gegenseitigen Reibereien.
Das 1. Mai Meeting von 1977 und das Massaker zeigte ganz offen, daß die Opportunisten und die revisionistische Linke durch ihr Verhalten den Provokation der Konterguerilla ein Werkzeug bieten. Eine andere wichtige Lektion dazu ist ihre Scharfzüngigkeit und die Meisterhaftigkeit im Streit anzetteln, während sie den feindlichen Angriffen gegenüber, weder Selbstvertrauen noch Glauben an das Volk zu besitzen.
Eine revolutionäre Organisation, eine revolutionäre Bewegung, eine unabhängige Identität können nur unter einer Analyse der Revolution des Landes, unter Beachtung der eigenen Besonderheiten und der universellen und lokalen Unterschiede geformt werden. Organisationen, die sich stur nach Organisationsvorbildern in anderen Ländern richten, werden sich in diesem Land wie eine Fahne im Wind drehen. Deshalb werden sie die richtige Linie nicht finden. Und deshalb werden sie sich auch nicht davon befreien können, von anderen benutzt zu werden. Als wir das damals sagten, hat uns niemand ernst genommen, jeder handelte nach eigenem Gutdünken. Weil wir der Sovjetischen, Chinesischen und Albanischen Kommunistischen Partei nicht folgten, weil wir ihre Fehler und Abweichungen kritisierten, nannten sie uns ironisch “Verteidiger des mittleren Weges”. Sicherlich gibt es im Marxismus-Leninsmus keinen mittleren Weg. Wir stehen auf dem Boden des Marxismus-Leninsmus und die anderen auf dem Boden des Opportunismus und Revisionismus, der Hauptunterschied lag genau hier. Dieser Hauptunterschied ist so frappierend, daß er sich fast immer zeigt, er führt diese Teile ins Unglück, sie sind schockiert, wenn die Parteien, denen sie folgen, sie leugnen. Aus dem gleichen Unterschied werden die Bewegungen in schweren Zeiten leicht nach rechts abweichen und sich mit der Zeit mit den Regierungen verständigen. Damals hatten diese Wahrheiten für die Gruppen keinen Sinn. Aber die seit 1974 im Kampf stehenden Revolutionäre haben diese Wahrheiten erlebt.
Auch wenn Opportunisten und Revisionisten durch die buchstabengetreue Kopie und Verfolgung der favorisierten Linie eine gewisse Kraft sammeln, können sie diese Kraft auch leicht wieder verlieren, da sie nicht im Kampf gewonnen wurde. Hinter ihnen stand keine wirkliche Kraft, bei einem schweren Schlag wendeten sie sich entweder dem System zu oder wurden marginalisiert. Ihr Verständnis beeinhaltete weder Kreativität noch Originalität. Kopieren, außerhalb des Prozesses stehen zu bleiben und sich gegen den von den Revolutionären gesteigerten Kampf zu stellen bedeutet objektiv gesehen, mit den Systemkräften gemeinsam Stellung zu beziehen. Diese Gegnerschaft, sich gegen jeden außerhalb von ihnen geführten Kampf, ins besondere gegen den bewaffneten Kampf gegen das System zu stellen, sind unbegreiflich. Sie können machen, was ihnen in den Sinn kommt, sich aus unverständlichsten Gründen gegen alle Aktivitäten einer den bewaffneten Kampf führenden Organisation stellen, versuchen, ihre Kraft zu vernichten oder sie zu zerstören. Alles, was an ihrem Verhalten unverständlich erscheint, muß eigentlich als Verteidigung des Systems interpretiert werden. Zwischen ihren Statuten und denen des Systems gibt es keine chinesische Mauer.
Der 1. Mai 1977 hat gezeigt, welche Politik die Oligarchie in der nächsten Zeit gegen die Revolutionäre und das Volk anwenden wird. Die Situation der Linken hat uns aus dem Blickwinkel der Notwendigkeit des Klassenkampfes eine sehr lehrreiche Lektion erteilt. Diese Notwendigkeiten mußten unbedingt erfüllt werden. Diese Rolle sollten die noch bestehende Einheit und die erste Ausgabe des Organs Devrimci Yol übernehmen. Obwohl ein Jahr vergangen war, war kein rechter Eifer zu erkennen, weder um die Bewegung zu organisieren, noch um die ideologische Einheit zu festigen.
Wir entschlossen uns zu einem letzten Schritt, um die verfahrene Situation, in der keine Aussage mehr Wirkung hatte und wir keine Perspektive mehr sehen konnten zu lösen. Wir entschieden uns dafür, innerhalb aller geachteten, die Massen führenden, seit 73-74 die Führungslast tragenden Kader, zu diskutieren. Diese Kader hatten, um Druck auszuüben, ihre Aufgaben für unbestimmte Zeit niedergelegt und gesagt: “All diese Probleme müssen sofort diskutiert werden, entweder führt diese Diskussion zu einem Ergebnis, oder die Ausübung unserer Aktivitäten unter dem Namen Devrimci Yol scheitert an diesen Ungeklärtheiten und diesem Verständnis”.
Die Redaktion von Devrimci Yol hat sich über diese Entscheidung von uns sehr gefreut. Sie begannen, an die Stelle unserer Genossen, ihre eigenen Leute aus Ankara zu setzen, alles unter ihre Kontrolle zu bringen und ihr rechtes Verständnis anzuwenden. Diesen Personen waren die Realität unseres Kampfes und unsere militante Linie fremd. Mit ihren bürokratischen Köpfen haben sie jedes Thema diskutiert, egal ob sie etwas darüber wußten oder nicht, Befehle erteilt, die Menschen verachtet und entsprechende Gegenreaktionen bekommen. Eigentlich war in dieser Situation, in den Augen unserer mit der Perspektive der THKP-C geschulten Kader kein Unterschied zwischen der KSD und anderen opportunistischen Ansichten zu sehen. Ihre die Linie der THKP-C verleugnende Praxis verhinderte jede weitere Verheimlichung ihrer eigentlichen Ansichten. Die Redaktion des Devrimci Yol versuchte die Tatsache, daß wir unsere Aufgaben niedergelegt hatten, dazu zu nutzen, die Liquidation zu beschleunigen. Unser letzter Versuch einer Annäherung brachte kein positives Ergebnis, aber es beschleunigte den Abriß der Fassade der Liquidationsversuche durch den Devrimci Yol. Solange es unsere Kritik an der rechten Linie des Devrimci Yol gab, hatten sie nicht den Mut, ihre von der Zivilgesellschaft inspirierten Ansichten und ihr aus der Zeitschrift der Zivilgesellschaft “Birikim” (Erfahrung) gezogenes Verständnis offenzulegen. Es war notwendig, in einem, die ideologischen Einheit festigenden Rahmen , in der Gruppe bleibend die Probleme zu diskutieren, die THKP-C Einheit zu erreichen und das Potential zu zentralisieren, auch wenn die Devrimci Yol Bewegung keine organisierte Struktur war. Genau dies war die Plattform, vor der der Devrimci Yol sich fürchtete und flüchtete. Seine Sorge war es nicht, die Ansichten der THKP-C zu verteidigen und die Einheit zu organisieren. Es war insbesondere die Sorge des Chefredakteurs des Devrimci Yol, eine geschlossene und sich mit der Zeit nach außen öffnende legalistische, bürokratische, auf den Ansichten der Zivilgesellschaft beruhende rechte Bewegung der Renegaten Schritt für Schritt aufzubauen. In dieser Richtung sollte eine Kaderstruktur und die passenden Organisierungen und Verweigerungstaktiken entwickelt werden. Deswegen wurden lebenswichtige Fragen nicht diskutiert, keine Antworten gegeben, und die Bewegung in einen Zustand gebracht, in der sie auf einer spontanistischen Linie nicht mehr daran gehindert werden konnte, irgendwohin getrieben zu werden. Das einzige Hindernis vor dem Devrimci Yol Chefredakteur waren die das Erbe der THKP-C tragenden und opponierenden marxistisch-leninistischen Kader. Ohne diese Kader zu beseitigen, war es für sie unmöglich in Ideologie, Organisation und Praxis einen Schritt vorwärts zu machen. Deswegen wurden alle ihre Anstrengungen darauf konzentriert, das Hindernis ideologisch und physisch zu beseitigen.
Die neuen Entwicklungen bewertend wurde ein letztes Mal mit den Redakteuren des Devrimci Yol gesprochen. Eine Lösung für die Situation sollte gefunden werden. Aber sie beharrten, mit den Gedanken, daß dieses Hindernis beseitigt worden sei, darauf, daß wir die Richtigkeit ihrer Ansichten anerkennen. Der Bruch, oder besser gesagt, die Liquidation des Devrimci Yol war unvermeidlich. Die Redakteure des Devrimci Yol entschlossen sich, das Treffen und die Demonstration am 1. Mai 1978 als eine Machtdemonstration zu bewerten und der linken Öffentlichkeit und dem Volk vorzuspielen, daß innerhalb des Devrimci Yol keine Konflikte bestehen und daß sie in allen Regionen und auf allen Feldern die Macht besitzen. Im gegenwärtigen Zeitabschnitt waren alle Bemühungen um eine Einheit ergebnislos geblieben, es gab keinen Ausweg mehr als die Trennung. In einem gemeinsamen Beschluß all unserer Kader im ganzen Land wurde festgelegt, das Liquidationsspiel des Devrimci Yol zu zerstören, Macht zu demonstrieren und nicht zu erlauben, daß das Volk und die revolutionäre Öffentlichkeit angelogen wird.
Alle Renegaten des Devrimci Yol waren damit beschäftigt, den 1. Mai 1978 vorzubereiten. Aber am 1. Mai sollte das ganze Volk der Türkei und die linke Öffentlichkeit ganz offen sehen, daß Istanbul und viele Städte Anatoliens anders als der Devrimci Yol denken und seine Liquidationsabsichten nicht teilen. Zehntausende von Arbeitern, Jugendlichen, Beamten und Menschen aus verschiedensten Teilen des Volkes lehnten die Parolen und Transparente des Devrimci Yol ab und versammelten sich mit großer Disziplin hinter einem riesigen rot-gelben Transparent mit der Aufschrift “Unser Weg ist der Weg der Cayan”s”. Die Devrimci Yol Renegaten waren mit Zehntausenden aus Ankara gekommen und blieben zurück als eine Gruppe von 40-50 Personen. Die führenden Renegaten wurden wütend und begannen zu provozieren, da die Ergebnisse der von ihnen seit Jahren angewendeten bürgerlichen Politik, die Ergebnisse ihres Schwindels nicht die gewünschte Form angenommen hatte. Diese provokative Haltung ging so weit, daß in dem Treffen Streit gesucht und sogar die Waffe gezogen wurde. Nur durch unseren gesunden Menschenverstand, unsere Reife und unserem Verständnis und unserem der historischen Phase angemessenen Verhalten, konnten sie das gewünschte Ergebnis ihrer Provokationen nicht erzielen.
Die Versammlung und Demonstration am 1. Mai 1978 war ein Ereignis bei dem wir, noch ohne unter dem Namen Devrimci Sol aufzutreten, unseren Völkern eindringlich zeigen konnten, daß wir die Renegaten ausgeschaltet hatten, das Erbe der THKP-C verteidigen und nicht mehr zu Devrimci Yol gehören. Auf diese Weise wurden die Versuche von Devrimci Yol, die Ereignisse zu vertuschen, nach dem Motto, “es gibt kein Problem in der Bewegung, die Verantwortlichen sind eine Handvoll Menschen, die sich abgetrennt haben” als Lüge und Fälschung entlarvt.
Die Trennung zwischen Volk und Linke hatte sich konkretisiert. Wir standen jetzt vor der Aufgabe, dem Volk die Gründe der Trennung zu erläutern, Perspektive und unser Verständnis zu unterbreiten, dies mit Hilfe angemessener eigener Ausbildung zu vervollständigen und Organisation, Ideologie und Politik, von den Einflüssen der Devrimci Yol Ideologie und Kultur zu reinigen, indem wir sie von neuem in die Hand nehmen.
Unterdrückung und Terror nahmen mit steigender Geschwindigkeit zu, der quasi “zivile Ausnahmezustand” der Oligarchie entwickelte sich immer mehr zum offiziellen Ausnahmezustand. Es war offen zu sehen, daß diese Entwicklung in Richtung Militärjunta ging. Wir mußten unsere innere Organisationslosigkeit überwinden, gemäß dem bewaffneten Kampf eine neue Perspektive entwickeln, die spontanistische, legalistische Linie des Devrimci Yol verlassen und von ihren Überresten befreien. Die unter Bedingungen in denen weniger Unterdrückung und Terror herrschten entwickelte Legalistik wurde von Tag zu Tag mehr und mehr aufgehoben. Die Liquidationsversuche und die bürgerlichen Politiken des Devrimci Yol haben uns Jahre verlieren lassen. Jetzt mußten wir unter den Bedingungen der Unterdrückung und noch unter dem Einfluß mancher Teile der Ideologie der Devrimci Yol Renegaten stehend, aber trotzdem mit ihnen zusammen kämpfend, organisierend und Krieg führend, einen Schritt machen, um alle Fragen der Revolution zu bearbeiten und eine Organisation zu bilden, die unter allen Bedingungen weder nach rechts, noch nach links abweicht.
Wir konnten eine neue Organisierung und ein neues Verständnis nur erfolgreich verwirklichen, indem wir auf der Grundlage einer inneren Demokratie, unsere eigene Ausbildung erhöhten und unser Bewußtsein schulten. In unserer Bewegung mußte besonders in der Phase der Parteiwerdung besonders viel Wert auf die innere Demokratie unter möglichst breiter Beteiligung gelegt werden. Die Aneignung dieser Beteiligung, die ideologische Einheit, der Geist eines neuen Aufschwungs und die Stabilisierung unserer neuen Schritte würden zusammen vor sich gehen.
Es gab keine Chance für die Entwicklung einer Bewegung, die ihren eigenen Kadern nicht vertraut und nicht gemeinsam nach Lösungen sucht. Um eine Zukunft zu entwickeln und in verschiedenen Phasen verschiedene Teile des Volkes zu gewinnen, mußten wir eine Politik verfolgen, deren Fundament das Anwachsen der Kader und der Ausbau der Verbindung mit den Volksmassen sind.
Aus dieser Perspektive wurde von der Bewegung eine Diskussion über unsere Trennung von Devrimci Yol, unsere Kritik, die Verweigerungshaltung der Renegaten und über das, was getan werden mußte, eröffnet. Dazu wurde ein Treffen aller Kader – Türkei weit etwa 50 – organisiert. Als Ergebnis dieses Treffens wurde einstimmig beschlossen, die Liquidation nicht zu erlauben, das Erbe der THKP-C zu verteidigen, aus dieser Perspektive heraus sich auf allen Ebenen in kürzester Zeit neu zu organisieren, als eine eigene, unabhängige Organisation wieder die politische Bühne zu betreten und über diese Ansichten den Entwurf einer Broschüre vorzubereiten und unter den Kadern zu verteilen.
Innerhalb kurzer Zeit wurde die Broschüre “Die Renegaten in Devrimci Yol und die revolutionäre Linie” vorbereitet, diskutiert, abgestimmt und veröffentlicht.
In dieser Zeit wurden die Neuorganisation der Regionen und Felder, ein Zentralorgan der Jugend mit dem Namen “DEV-GENC”, sowie verschiedene andere Aufgaben beschleunigt angegangen.
Die Kreise des Devrimci Yol beschlossen aus einer großen Panik heraus, unsere Kader und Sympathisanten anzugreifen. Sie versuchten, mit Schlägen, Verletzen, Hinterhalten, Diskussionsverboten, Lügendemagogien, dem Werfen von Dreck und allen nur denkbaren Methoden, unsere Entwicklung zu behindern und Diskussionen unmöglich zu machen. Der Devrimci Yol konnte die Diskussionen nicht verhindern und den eigenen “Blutverlust” nicht aufhalten. Um das in ihren Händen gebliebene festhalten zu können, begannen sie eilig, ihre auf dem Fundament der “Zivilgesellschaft” beruhenden rechten Ansichten offenzulegen. Jetzt gab es innerhalb des Devrimci Yol eigentlich niemanden mehr, der sich gegen diese rechten Ansichten stellte. Mit den in den Hauptschriften des Devrimci Yol enthaltenen Ansichten wurden eigene Kader entwickelt und ideologische Schlüsselpunkte festgelegt. Mit Gewalt wurde versucht, mögliche Diskussionen schon im Ansatz zu ersticken. Trotz aller Angriffe und der Schmutzkampagnen, verbreiteten sich die Ansichten und die Praxis der DEVRIMCI SOL Welle für Welle im Land. Die Devrimci Sol hatte, ab jetzt in der politischen Arena anwesend, versprochen, das Erbe der THKP-C zu verteidigen und die Fahne des Kampfes wehen zu lassen.
Ab jetzt gibt es auf dem Boden der Türkei und Kurdistans eine Revolutionäre Linke
Der Feind und der Opportunismus richteten alle ihre Pfeile auf unsere Bewegung. Wir arbeiteten daran, fast überall zu zeigen, das wir eine Organisation sind, die, indem sie Kampf gegen den offiziellen- und zivilfaschistischen Terror steigert, den faschistischen Terror wirkungslos macht und die Spiele der Oligarchie das Volk auf die eigene Seite zu ziehen zerstört. Bis heute ist die Devrimci Sol durch hunderte anti-faschistischer, anti-imperialistischer und anti-oligarchischer Aktionen auf eine höhere Ebene angestiegen. Zuerst hat sie im unter faschistischer Besatzung stehenden Gültepe/Istanbul mit einer Gruppe von 25 Kämpfern das Zentrum der Faschisten angegriffen und zerstört und die Faschisten zur Kapitulation gezwungen. Diese Aktion, die die Oligarchie zu der Zeit in Angst und Schrecken versetzte, hat den Völkern der Türkei und der Linken die Realität der Devrimci Sol gezeigt.
Der unter steigenden Aktionen, Zahn um Zahn geführte Kampf mit den Kräften des Feindes hat diesen zu der Feststellung gebracht, das “dieser Organisation Bedeutung beigemessen werden muß”. Gleichzeitig gab der Devrimci Yol nicht auf, uns mit Gewalt anzugreifen. Auch die Opportunisten fühlten sich durch unsere Existenz in ihrem Wohlbefinden gestört. Jahrelang hatten sie gegen die THKP Ansichten gekämpft, dennoch fuhr der Devrimci Yol fort, unsere Bewegung verbal anzugreifen, obwohl sie im politischen, ideologischen oder militärischen Feld nicht Konkurrenzfähig war, ohne zurückzuweichen. Obwohl es keine Verständigung zwischen den Opportunisten und Devrimci Yol gab, arbeiteten sie Hand in Hand, wenn es darum ging, zu versuchen, uns von der politischen Bühne zu werfen. Es wurde ein weiteres Mal deutlich, daß die THKP-C der Schrecken und die Feindin des Opportunismus ist. Sie wollten vor allem keine Organisation, die den Kampf voranbringt, steigert und den Status Quo zerstört.
Weil der Kampf der Devrimci Sol den stinkenden Status Quo zwischen dem Regime und den Opportunisten zerstört und weggefegt hat, schloß sich auch der Block der Opportunisten der Seite der Angreifer an.
Wir waren gezwungen, unseren Weg gegen die Angriffe des Feindes, des Opportunismus und des Devrimci Yol, die uns vernichten sollten, fortzusetzen.