Rapport uber der gründung der DHKP durch Dursun Karatas-Teil 6

UNSERE LEICHEN DIE ZU WAFFEN WURDEN

Unsere Bewegung tat, ihre Wunden verbindend, auf der Basis der revolutionären Gewalt weitere Schritte gegen den Faschismus. Nach der Übernahme der Macht durch die ANAP Regierung, führte sie gegen die Regierung einen Propagandakampf, der deren faschistisches Gesicht aufdeckte. In diesem Kampf wurden neben Anwendung der klassischen Propaganda in Istanbul 10 Gemeindebüros der ANAP durch Bomben zerstört. In der Türkei dieser Tage, in denen Ruhe herrschte, waren solche Aktionen, Aktionen die die ganze Gewalt der Regierung auf sich lenkten, waren es große aufsehenerweckende Aktionen. Allerdings fehlte die Stabilität, die Aktionen wurden nicht beschleunigt oder verstärkt, sie setzten sich nicht auf der Tagesordnung fest und blieben deshalb nicht mehr als vorübergehende Eindrücke.

Der psychologische Überlegenheit der Junta ging weiter. Der Widerstand in den Gefängnissen schützte immer noch deren Besonderheit, Oppositionszentren zu sein. Wir mußten das Widerstandspotential und die Kraft der Gefangenen, ganz abgesehen von dem Kampf um ihre Würde und Identität mit einem politischen Kampf verbinden, der die Volksmassen beeinflußt, ihnen Moral gibt und die Beruhigungstaktiken der Junta außer Kraft setzt.

Nach dem 12. September stand bei vielen Gruppen die “Rückzugstaktik” auf der Tagesordnung. Unter dem Einfluß der Psychologie der Junta gerieten sie ins Schleudern, wichen nach rechts ab und emigrierten. Seit ihrem Auftauchen in der politischen Arena hatten sie sich keine revolutionären Gedanken zu Faschismus, Staat, Strategie, Taktik oder Kampf gemacht. Der Putsch vom 12. September versetzte sie in große Verwirrung und Kraftlosigkeit. Ihrem Land und der Revolution fremd theoretisierten sie den Imperialismus und ließen sich die bürgerliche Ideologie aufzwingen, die begann, sie auf diese oder jene Art zu lenken. Aus diesem Verständnis heraus vermeinte der Opportunismus, obwohl die Schwäche der Junta angesichts der Öffentlichkeit im In- und Ausland trotz ihrer vorgespielten Stärke offensichtlich war, nicht auf den Beinen bleiben zu können. Er verabsolutierte die Kraft der Junta als “unbesiegbar” und den Kampf gegen sie als “vergeblich”. In den Gefängnissen wurde eine Linie des “Anti-Widerstandes” oder des passiven Duldens verfolgt und versucht, diese Linie zu legitimieren.

Diese Haltung der Kapitulation in den Gefängnissen konkretisierte sich besonders in der TKP (Türkische Kommunistische Partei) und der an ihrer Seite stehenden Aydinlik. Viele andere linke Gruppen schwankten zwischen unserer Linie des Widerstandes und der Kapitulationslinie der TKP hin und her. Wenn wir uns das Verhalten des Devrimci Yol im Mamak Gefängnis ansehen, – ein großer Teil der Gefangenen in Mamak waren Anhänger des Devrimci Yol, die Kader ihrer Zentrale und viele ihrer führenden Kader waren dort gefangen – so ist der Devrimci Yol für die Entwicklung Mamaks zu einem Rehabilitationszentrum für die Junta verantwortlich. In Mamak spielte die Junta mit den Gefangenen Katz’ und Maus. Das zweite Rehablitiationszentrum für die Junta wurde das Gefängnis von Diyarbakir, in dem mehrheitlich kurdische Nationalisten saßen. Die Junta zog ihre Lehre aus diesen Zentren und griff die anderen Gefängnisse an, in der Hoffnung, dort die gleichen Resultate erzielen zu können. Die Gefangenen in Mamak und Diyarbakir konnten die Erfolge der Junta nicht verhindern. Deren wichtigster war, daß die Junta den Völkern in der Türkei und im Ausland zeigte, daß Revolutionäre aus der Türkei und Kurdistan sich ihr ergaben und bereuten. Mit dieser wirkungsvoll aufgearbeiteten Propaganda wurden die Volksmassen negativ beeinflußt. Dies ging so weit, das Mamak und Diyarbakir Einrichtungen zur Einschüchterung und Passifikation der Volksmassen wurden.

Die Junta hatte geplant, vom ersten Tag ihrer Machtübernahme an die Gefängnisse konzentriert anzugreifen und die Kapitulation der Gefangenen zu erzwingen, bevor diese ihre Verwirrung überwinden konnten. Diesen Plan setzte sie in die Tat um. Fundament der Vorstellung die Kapitulation, Verwirrung und Bestürzung verursachte, war die unzureichende und nicht revolutionäre Analyse der Stärken und Schwächen sowohl der Periode vor dem 12. September als auch die der Junta, der Sackgasse des offenen Faschismus und der Stärke der sich auf die eigene Kraft stützenden revolutionären Bewegung. Die ersten Angriffe der Junta erzeugten eine Panik. Die Junta wurde mit der Furcht vor neuen Massakern, noch größer als die durchgeführten, als allmächtige Kraft angesehen. Im Namen der Verhinderung größerer Kapitulationen wurden die eigenen Handlungen Schritt für Schritt der Kapitulation angepaßt. Stück für Stück wurden die Forderungen der Junta akzeptiert. Jedes Akzeptieren führte zu einem neuen Angriff und auf jeden Angriff folgte das Akzeptieren einer weiteren Forderung. In kurze Zeit gelang der Junta mit dieser Taktik die Unterwerfung der Gefängnisse in Mamak und Diyarbakir. Diese Unterwerfung nutzten sie mit einer erfolgreichen Propaganda gegen das Volk. Die eigentliche Aufgabe der Revolutionäre war es, diese Propaganda zu verhindern, aufzuzeigen, daß Revolutionäre sich nicht ergeben. Es war unumgänglich, auch unter der Notwendigkeit, zur Erreichung des Zieles Gefallene geben zu müssen, diese Unterwerfungspolitik zu verhindern und die Linke und das Volk entsprechend zu beeinflussen.

Unsere entschlossene und radikale Linie des Widerstandes wurde bis zu den Wahlen 1983 erfolgreich umgesetzt, trotz der Versuche der gesamten Linken, sich zurückzuziehen und trotz der Zerschlagung manchen Widerstandes. Die Linie des Widerstandes in den Gefängnissen im Verein mit unserer Ablehnung von Zugeständnissen auf der Anklagebank beeinflußte fast jeden, von den Linken bis zu den kleinbürgerlichen Intellektuellen. Der Opportunismus hatte das revolutionäre Verständnis und die Realität unseres Landes nicht verinnerlicht. Er trat sogar gegen den Kampf zur Verteidigung der einfachsten Rechte auf und erklärte, die Junta sei in ihren ersten Jahren sehr stark und würde so gut wie keine Zugeständnisse machen. Als jedoch die Junta 1983 die Wahlen auf die Tagesordnung brachte, glaubte sie an eine Rückkehr zur Demokratie und ließ sich von den Träumen verführen, die Junta würden den Druck auf und den Terror gegen die Gefangenen abmildern und allmählich einstellen. Infolge dessen argumentierten sie gemeinsam mit den Demagogen, es habe keinen Sinn, in den Gefängnissen Haltung gegen alles zu beziehen, die Aufgabe, politisch Haltung zu beziehen sei die Aufgabe derjenigen draußen. Sie erklärten, die Gefängnisse seien keine Zentrale. Wo keine ideologische Stabilität herrschte, war eine Abweichung nach rechts oder links zwangsläufig.

Während der Opportunismus phantasierte, präsentierte die Junta den Zwang zu Einheitskleidung, so als ob sie die lauten Gedanken des Opportunismus gehört hätte. Dieser erlebte eine neue Verwirrung. Während er die Demokratie erwartete, kam ein im Vergleich zu früher noch schlimmerer Angriff. Während die Junta ihr Übergangsprogramm weg vom offenen Faschismus vervollständigte, hatte sie auf das Programm zur Rehabilitierung der Gefangenen nicht verzichtet. Würde denn, wer nicht begriff, daß der Faschismus in der Türkei sich hinter einem Demokratiespiel zu verbergen suche, die Realität des Faschismus kennenlernen können und sei es auch durch schmerzliche Erfahrungen? Die Phantastereien der Opportunisten waren nicht nur charakteristische für die Gefängnisse. Sie gingen so weit, daß manche Bewegungen wie die Kurtulus, die schon vor dem 12. September mit dem Ruf “die Junta kommt” ins Ausland geflohen waren, mit der Durchführung der Wahlen 1983 auf die Rückkehr der Demokratie vertrauten und zur erneuten Organisierung ins Land zurückkehrten. Sie fanden ein Bild vor, was ihren Erwartungen nicht entsprach. Ihre Träume waren sehr groß. Alle linken Organisationen im Land waren gefangengenommen oder existierten nicht mehr. Im ganzen Land rührte sich kein Blatt. Sie hatten eine große Taktik entwickelt, sich zurückgezogen und ihre Kräfte nicht vernichten lassen. Mit diesen Kräften würden sie wie ein Sturm über das Land wehen und in kurzer Zeit das gesamte revolutionäre Potential sammeln. Alle möglichen Hindernisse bedenkend, vernachlässigten sie auch nicht ideologische Angriffe gegen unsere Bewegung. Es ist traurig, aber als diese Menschen, die niemals im Boden des Landes verankert waren, die sich vom Volk entfremdet hatten, sich von den abstrakten und komplexen Gedanken, der Labilität der kleinbürgerlichen Intellektuellen nicht befreien konnten, die Ungläubigkeit und Entmutigung ständig in sich leben ließen und überdies einige rechte Ideen aus Europa importierten, ins Land kamen, haben sie lediglich ein paar Monate zu Leben gehabt. Kurtulus, die noch bevor sie ins Land zurückkehrte freudig schrie, “alle sind zusammengebrochen, wir sind die einzigen, die heil heraus kamen.” erklärte ein paar Monate später als ihr Kopf gegen die Mauern des Gefängnisses prallte und sie zu sich kam (ist sie tatsächlich zu sich gekommen?) folgendes: “Jeder hat Schläge bekommen, auch wir haben unseren Anteil abbekommen.” Wird das Leben sie überhaupt belehren?

Die Jahre der Niederlage waren das Umfeld, in dem jegliche ideologische Perversität, Entartung, Unmoral, Trennung vom Volk, Selbstverleugnung und philosophischer Idealismus wuchsen. Diese Realität war die Folge der Angriffe und Unterwerfungspolitik der Bourgeoisie. Um unsere organisatorische Existenz zu bewahren und ohne den Boden unter den Füßen zu verlierend die Völker führen zu können, mußten wir gegen jede opportunistische Strömung kämpfen, die unsere ideologische Klarheit angriff, unsere Stabilität bedrohte, die Oligarchie stützte und die Moral der Niederlage nährte. Wir mußten gegen jede Strömung vorgehen, freiwillig die Ideologie des Opportunismus übernahm, gegen alles, was uns beseitigen wollte, Schritt für Schritt verfaulen ließ, uns vom System abhängig zu machen trachtete und den Status Quo institutionalisierte. Wir durften nicht zulassen, daß uns die Bourgeoisie in verschiedenen Formen und unter verschiedenen Deckmänteln von innen und außen in rechter, linker, revisionistischer und kompromisslerischer Weise beeinflußte. Wir mußten eine klare Grenze ziehen. Innerhalb dieser Haltung hatten Einzelheiten keine sehr große Bedeutung und auch Zweifeln sollte kein großer Raum zugestanden werden. Der Fortbestand unserer organisatorischen Existenz hing von unserem Vermögen ab, ideologisch stabil diesen Prozeß zu überstehen. Davon war auch die Frage danach, ob wir eine Zukunft haben oder nicht, abhängig. Unsere Linie des Widerstandes und die Formen unseres Kampfes unter den Bedingungen der Gefangenschaft waren die Mittel, um gleichzeitig gegen innere und äußere Feinde zu kämpfen und sie wirkungslos zu machen. Dieses Verständnis und diese Perspektive entwickelte das Selbstvertrauen unserer Kader und Anhänger und sorgte dafür, daß wir jahrelang erforderlichen Falles trotz aller anderslautenden Ansichten basierend auf unsere eigene Kraft Widerstand leisten und erfolgreiche Ergebnisse erzielen konnten.

Der Opportunismus, der sich gegen den Zwang zur Einheitskleidung der Junta ins Schlepptau der Demokratie begab, konnte den langfristigen, Opfer fordernden Widerstand nicht verkraften. Er war ohnehin eher auf die bisher erreichte Position geschoben worden und war müde und erschöpft. Während sich diese Haltung mit den Träumen einer neuen Demokratie verstärkte, zeigte er seine ideologische Kraftlosigkeit konkret innerhalb der neuen Angriffswelle mit der erneuten Feststellung der angeblichen Allmacht der Junta. Zunächst nahm er an, die Junta würde ihre Forderung nach einem kurzen allgemeinen Widerstand zurückziehen. Der Feind und die Linke standen vor einer Prüfung ihrer Entschlossenheit. Der Entschiedenere würde gewinnen. Die Denkweise und Psychologie des Opportunismus ließ nicht zu, daß er aus dieser Prüfung als Sieger hervorging. Der allgemeine Widerstand von 1983, der sich zu einem Krieg der Willen zwischen dem Feind und der Linken formte, wuchs bis zu einer Beteiligung von über tausend Gefangenen an. Im dem Moment, als er auf seinem Gipfel angelangt war, als die Gefangenen von den revolutionären und demokratischen Kräften des Landes und der Welt unterstützt wurden und das Demokratiespiel der Junta bloßgestellt war, so daß sie sich in einer schwierigen Lage befand und darauf vorbereiten mußte, Zugeständnisse zu machen, verstärkte der Opportunismus die Zweifel und brach den Widerstand ab. Damit ermöglichte er der Junta einen einfachen Sieg. Die Nachrichtenagenturen der Welt berichteten: “Die Junta schaffte es, den Widerstand zu brechen, indem sie die Gefangenen gegeneinander aufhetzte”. Der Feind konnte sein Programm zur Rehabilitierung gestärkt fortsetzen. Der Opportunismus hatte sich erneut geirrt als er annahm, mit dem Bruch des Widerstandes Kompromisse mit dem Feind erzielen zu können. Der Feind vernichtete alle dahingehenden und ohnehin geschwundenen Hoffnungen des Opportunismus, indem er die Angriffe von dem Moment des Abruch des Widerstandes an verstärkte. Die Dummköpfe konnten auch nicht aus der Erfahrung lernen. Der Opportunismus hatte keine Kraft mehr, um einen neuen Widerstand zu organisieren. Er erlebte eine große moralische Zerstörung. Sprüche wie “Wir werden Widerstand leisten, wir werden keine Einheitskleidung anziehen”, blieben Worte, denen nicht einmal sie selbst Glauben schenkten. Der Opportunismus, den wir unter Anwendung von Ellenbogen in den Widerstand gebracht hatten, begann den Rückzug aus dem Widerstand zu theoretisieren. Die Rückzugstaktik war innerhalb der Gefängnisse immer präsent gewesen, konnte aber bisher in keiner Weise angewandt werden. Jetzt konnten die Gefangenen, die die gleiche Ideologie verfolgten, die die Linke im Ausland schon mit dem 12. September entdeckt hatte, diese mit drei bis vier Jahren Verspätung erproben. Sie strengten sich ziemlich an, um sich selbst und ihre Anhänger überzeugen zu können. Im Namen der Taktik des Rückzuges wurden viele historische Beispiele wie Brest-Litowsk oder die NEP mit den Gefängnisbedingungen verbunden und als Mittel zur Überzeugung benutzt. Eigentlich war es einfach und verständlich, was man diskutierte und tun wollte. Anstelle die Aussage “Wir haben keinen Widerstandskraft mehr, wir müssen die Einheitskleidung anziehen” zu treffen, empfanden sie das Bedürfnis nach theoretischen Verschleierung, auch wenn dies die Ebene der Absurdität erreichte. Mit dem Rückzug des Opportunismus wurde deutlich, das die Opfer der Widerstandleistenden in den Gefängnissen Istanbuls höher sein würden als mit der Erreichung einer allgemeinen Widerstandslinie. Wir mußten bereit sein, diese Opfer zu bringen.

Wir durften dem Feind diesen sich unterwerfenden Menschentyp nicht zum Geschenk machen, den er schaffen und dem Volk vorzeigen wollte, indem er die Gefangenen in allen Gefängnissen zum Tragen der Einheitskleidung zwang. Wir wollten Haltung und Verhalten vermeiden, die die durch Mamak und Diyarbakir hervorgerufene Enttäuschung der Volksmassen verstärkten und der Junta Propagandamaterial bot. Wir mußten dem Volk die Botschaft “Sie haben trotz aller Angriffe des Feindes nicht nachgegeben” mit unserer stärksten Stimme auch unter den objektiven Bedingungen vermitteln.

Er war klar, daß der Rückzug des Opportunismus aus der Stellung des Widerstandes gegen die Einheitskleidung zu einer massenhafte Abnahme der Beteiligung führen würde. Wir mußten diesen Verlust kompensieren. Nötigenfalls ganz auf uns allein gestellt und uns auf die eigene Kraft verlassend, mußten wir eine Barrikade gegen die Angriffswelle der Oligarchie errichten und die Unterwerfung verhindern, auch wenn wir dabei Gefallene zu geben hätten. Die Oligarchie nutzte den Geisteszustand des Opportunismus nach dem Bruch des allgemeinen Streikes 1983 gut. Der Wille der Opportunisten, die Einheitskleidung zu tragen, hegte die Hoffnungen des Faschismus und ließ ihn Demonstrationen der Entschlossenheit veranstalten. Aber trotz dieser Demonstrationen, trotz der Wahlen von 1983 und anderer Demokratiemanöver erlebte er wirtschaftlich und politisch eine große Krise im Inland und Isolation im Ausland. Wir konnten die Welle der Unterwerfung aufhalten, indem wir diese Sackgassen der Junta ins Auge fassend und vor keinem Opfer zurückscheuend einen entschlossenen Widerstand hervorbrachten. Auf unterschiedliche Weise konnten wir drinnen und draußen eine positiv beeinflussende Rolle spielen, die den Widerstandsgeist dynamisieren würde. Die Aufhebung der Einheitskleidung und verschiedener Zwänge würde das Scheitern der faschistischen Politik der Junta gegen die Gefangenen bedeuten. Wir würden eine Phase beginnen, in der der Druck des Faschismus zur Unterwerfung der Gefangenen abnehmen und ein Teil ihrer Rechte anerkannt werden würde. Die Erreichung dieses Zieles hing von unserer Entschlossenheit zum Widerstand und unserer revolutionären Politik ab. Unsere Kader und Anhänger waren bereit, diese historische Aufgabe zu übernehmen. Sie hatten den Prozeß von Anfang an erlebt, die Unterschiede zwischen unseren und den Politiken des Opportunismus gesehen und sich gegen die Politik der Abweichung nach rechts eingesetzt. Unter diesen Bedingung trat das Todesfasten auf die Tagesordnung. Als keine einzige linke Gruppe außer der TIKB einen erneuten allgemeinen Widerstand oder ein Todesfasten akzeptierte, wurde das Todesfasten gemeinsam mit der TIKB begonnen. Am 13. April 1984 traten die Todesfastenfreiwilligen des auf allen Ebenen der Massen und Kader organisierten Widerstandes in das Todesfasten ein. Die Oligarchie, die ihre Entschlossenheit fortsetzte, begegnete dem Todesfasten schon am ersten Tag mit dem Angriff. Dieser Widerstand, der 75 Tage dauern würde, fand unter fast täglichen physischen, psychischen und ideologischen Angriffen statt. Während des Widerstandes, der auch Gefallene ins Auge faßte und während der Angriffe der Oligarchie auf die Widerstandleistenden, diskutierte der Opportunismus die Einheitskleidung, nützte die durch den Widerstand gelockerten Bedingungen und beteiligte sich, als sei nichts geschehen an den Angriffen der Oligarchie mit Klatsch und Spekulationen und wartete mit großem Vergnügen auf die Beendigung des Widerstandes mit einer Niederlage.

Obwohl wir in diesem Widerstand unsere führenden Genossen wie ABDULLAH MERAL und HAYDAR BASBAG, unseren Kader HASAN TELCI und M. FATIH ÖKTÜLMÜS von den Anführern der TIKB als Opfer gaben, konnte die Einheitskleidung nicht sofort abgeschafft werden. Aber der Widerstand, der die Einheitskleidung an die Weltöffentlichkeit brachte und vier Gefallene forderte wurde zu einer Barrikade gegen die Unterdrückungspolitik der Junta gegen die Gefangenen. Er vermittelte den Volksmassen die Botschaft, daß die Revolutionäre sich und sei es um den Preis ihres Lebens nicht ergeben werden und verhinderte, daß die Junta das Bewußtsein der Massen in die Irre führte. Die Geschichte sollte über den Widerstand der Gefangenen der Devrimci Sol schrieben: “Sie sind gestorben, aber sie haben sich nicht ergeben.”

Die Bedeutung dieses Widerstandes innerhalb und außerhalb der Gefängnisse konnte unter den damaligen Bedingungen von den breiten Massen nicht in seiner ganzen Tragweite erfaßt werden. Aber mit der Zeit würde er klarer und vielschichtiger begriffen werden.

Zugleich war dieser Widerstand ein Prozeß in dem fast jeder aus den Reihen der Massen, Kader und der Führung erneut einer Prüfung unterzogen und unsere ideologische Stabilität auf die Probe gestellt wurde.

Vielleicht hatte der Widerstand im Hinblick auf konkrete Rechte nicht viel erreicht. Aber nicht dies war das eigentliche Ziel gewesen, sondern der politische Gewinn. Und in dieser Hinsicht war er ein Sieg. Die Krönung dieses Sieges folgte durch die Fortführung des Widerstandes, indem wir aufbauend auf dem politischen Sieg neue Widerstandsformen entwickelten. Wir würden keine Einheitskleidung anziehen, keiner einzigen Anordnung folgen und den Widerstand fortsetzen.

Durch das Tragen der Einheitskleidung seitens der Opportunisten wurde zum erstem Mal in der Geschichte der Gefängnisse seit dem 12. September eine derartig deutliche Trennung sichtbar. Die opportunistische Rückzugstaktik wurde mit Demagogien von Brest-Litowsk, der NEP und die individualistischen Seiten der Menschen liebkosend verpackt. In dieser Phase erklärte der Opportunismus: “DIE JUNTA WILL UNS NICHT ZWINGEN, DIE EINHEITSKLEIDUNG ANZUZIEHEN”. Dies ging in die Geschichte der Gefängnisse als negatives Beispiel ein. Während wir heute mit einem etwas trauriges Lächeln daran denken, unterbreiteten sie das Tragen der Einheitskleidung als einen Sieg. Der Opportunismus nahm an, durch das Zugeständnis des Tragens der Einheitskleidung eine Ruhepause zu erhalten, sich vom Druck der Junta zu befreien. Die Junta jedoch, die dieses große Zugeständnis erhielt, setzte ihren Druck fort, um neue Zugeständnisse zu erringen. Der Opportunismus stürzte in neue Verwirrung. Uns und den Gefangenen der TIKB jedoch wurde aufgrund der Verweigerung des Tragens der Einheitskleidung jegliches Recht inklusive des Besuches der eigenen Gerichtsverhandlung verwehrt. Auch innerhalb der Gefängnisses waren wir von allen isoliert. Aber wir trugen die blauen Särge nicht und brachten die Freiheit innerhalb der Gefangenschaft zum Leben. Unsere Verweigerung der Einheitskleidung hatte zur Folge, daß sich die Angriffe nicht gegen diejenigen richteten, die die Einheitskleidung trugen. Angriffe auf diese hätte zum Verlust der bei den Opportunisten errungenen Erfolge führen können. Aus diesem Grunde versuchte die Junta, den Opportunismus liebkosend, mit einer Politik des “Teile und herrsche” die Stellung der Einheitskleidung zu halten.

Für die Junta war es sehr schwierig, die Situation der Gefangenen, die schon zwei Jahre aufgrund der Verweigerung der Einheitskleidung nicht einmal zu ihren eigenen Verhandlungen zugelassen wurden, der Öffentlichkeit im eigenen Land und der Weltöffentlichkeit zu erklären. In dieser Zeit war die Organisierung unserer Familien entwickelt und sie wurden zu der Stimme, die den Widerstand der Gefangenen nach außen trug. Die Junta, angewiesen auf die Aufrechterhaltung des Demokratiespieles, konnte die Angriffe nicht länger fortsetzen. Wir mußten weiter Widerstand leisten. AM 15. November 1985 begann die Junta, vor unserem Widerstand zurückzuweichen. Und von der Junta all unsere Rechte erringend, haben wir im Januar 1986 die Einheitskleidung völlig abgeschafft und somit der Junta eine große Niederlage an der Front der Gefangenen zugefügt. Die historische Bedeutung unseres Widerstand war Realität geworden. Nunmehr konnten sowohl die Opportunisten als auch die Unabhängigen, alle ihre blauen Särge ausziehen. Diese Geschichte hatten wir vier Gefallene gebend geschrieben.

Unsere ideologische Stabilität, unsere organisatorische Entschlossenheit sind vielschichtig. Sie sollten nicht auf die Front in den Gefängnissen beschränkt, sondern als ein Prozeß betrachtet werden, der voll von politischen Lehren ist, die auch heute noch große Bedeutung haben und auf die wir uns auch heute noch beziehen.

Im Ausland hatte der Verräter Pasa fast all seine Beziehungen mit dem Land abgebrochen und sich sein persönliches Leben eingerichtet. Im Land jedoch hatten erneut Festnahmen stattgefunden, Sabo war allein geblieben und konnte nicht ausreichen. Das Bedürfnis nach Aktivisten machte sich stark fühlbar. Unser Todesfastenwiderstand hatte bei unseren Kadern, Anhängern und im allgemeinen unter dem revolutionären Potential eine starke Sympathie hervorgerufen. Unsere Organisierung jedoch war zu schwach, um diese Sympathie zu sammeln. Unsere Einheit der Landguerilla vom Schwarzen Meer, die während dem 12. September ihre Existenz im Kampf nicht bemerkbar machte, hatte 1981, sich mit dem Feind Gefechte liefernd, ihren Kommandanten Necdet Pismisler und manche Genossen als Gefallene gegeben.

Wiederum im Jahr 1981 wurde auch die Landguerillaeinheit in Sivas-Tokat gefangen genommen. Und die Landguerillaeinheit von Dersim schaffte es, sich bis Ende ’84 mit ein paar Aktionen auf unterer Ebene am Leben zu halten, da sie die Selbsterhaltung zum obersten Prinzip erkor und keine ernsthaften Aktivitäten startete. Und dies obwohl sie die erfahrenste Einheit war und in einem Gebiet operierte, in dem das revolutionäre Potential konzentriert war. Mit ihrer Festnahme Ende ’84 war unsere Guerilla-Aktivität auch hier zu Ende.

Der Rückzug war eine Notwendigkeit

Glücklicherweise wurde in dieser Zeit M.A. entlassen, der nach dem 12. September Aufgaben im Zentralkomitee übernommen hatte. Nach einem Gespräch über unsere Pflichten und Probleme vor denen wir außerhalb der Gefängnisse standen, schickten wir ihn mit hoher Moral ausgestattet nach draußen. Wir dachten, unsere Organisierung würde sehr schnell voranschreiten, da wir nun außer Sabo noch einen weiteren Leiter hatten, dem wir vertrauten. M.A. jedoch nutzte dieses Vertrauen für seine eignen Sorgen und übernahm trotz vergehender Monate keine Pflichten.

Er bestimmte die Orte der Zusammenkünfte zu denen er selten kam und riskierte unsere besten Menschen. Er verschob seine Pflichten mit Ausreden wie Gesundheits- und Familienproblemen. Monate später kam er dann noch mit der Ausrede, “Alpträume” zu sehen. M.A. befand sich auf dem Weg des Verrats. Nachdem er sich eine Weile mit seinen Alpträumen beschäftigt hatte, erklärte er Angst zu haben und setzte seinem revolutionären Leben einen Schlußpunkt. In all diesen Jahren wurde diese Linie von denen verfolgt, die kein revolutionäres Leben führen wollten. Diese Menschen müssen der Polizei, ihrer Umgebung und allen anderen beweisen, daß sie nichts revolutionäres mehr tun. Deswegen führt ihr Weg immer tiefer in Charakterlosigkeit und Ehrverlust. Die Polizei hält sie unter Kontrolle und beobachtet sie, um zu wissen, was sie tun. Wenn die Polizei sieht, daß sie nicht den Willen haben, Revolutionär zu sein, nimmt sie mit ihnen Kontakt auf und zwingt sie, manchmal unter Anwendung von Druck, für sie zumindest zu spionieren. Genau so wandte sich die Polizei auch an M.A. Dieser erniedrigte sich soweit, daß er mit denen, die ihn folterten, aß und trank. Auch wenn er nicht zum Spitzel wurde, hat er ihnen trotzdem geschworen, nie wieder Revolutionär zu werden. Die Jahre der Niederlage sind schwere Jahre und Jahre des Verrats. Trotz des Verrates gingen wir unseren Weg weiter. Als Gefangener ist es in gewisser Hinsicht einfach, dem Druck und der Folter des Feindes zu widerstehen. Weil der Feind klar ist. Doch der Schmerz durch Verräter, die gegen die eigenen Werte verstoßen ist viel größer. Andererseits spielte der Verrat die Rolle einer Peitsche, die unseren Freiheitswillen stärkte und unsere Anstrengungen nach draußen zu kommen intensivierte.

Die Gefängnisse hatten immer zwei Gesichter gehabt. Zum einen sind sie eine Schule. Zum anderen zermahlen sie die Menschen wie zwischen Mühlsteinen, vor allem, wenn die Organisation draußen an Kraft verliert und der Feind psychologisch überlegen ist. Solange das Leben der Menschen nicht in Gefahr gerät und sie nicht überlastet sind, können kollektives Leben und kollektiver Widerstand die Menschen auf den Linie des Widerstandes halten. Aber wenn keine starke Trennung zwischen Revolution und Konterrevolution gemacht wird, wenn keine Trennung vom System erfolgt, wird die Rückkehr in jenes nicht schwer fallen. Die Menschen, die Folter, Gefangenschaft und Folter erlebt haben und auf die andere Seite der Mauer gelangen, werden erneut mit dieser Folter, diesem Druck und den Schwierigkeiten der Gefangenschaft der Oligarchie konfrontiert, um ihre revolutionäre Identität zu brechen.

Revolutionär zu sein, heißt darauf gefaßt zu sein. Wenn der Kampf ansteigt, steigert die Konterrevolution ihre Gewalt. Der Tod in diesem Kampf ist eine mögliche Realität. Sofort wird man wieder vor die Wahl zwischen dem System und der Revolution gestellt. Eine unentschlossene, schwankende Persönlichkeit, die sich nicht wirklich vom System gelöst hat, sieht sich einerseits mit den Erwartungen der Genossen und des Volkes konfrontiert und andererseits den Drohungen der Oligarchie mit Folter, Terror und Tod ausgesetzt. Wer den Glauben an die Überlegenheit der Revolution nicht hat oder zu leicht ist, verliert gegen den Druck und die Gewalt des Feindes und reintegriert sich in das System. Dabei werden Volk und Genossen im Stich gelassen und verraten. Diese Art von Persönlichkeit ist kleinbürgerlich, seicht, nicht opferbereit und lebt von der Erwartung einer nahen Revolution. Sie sind die radikalsten in den Zeiten des Sieges und die Kriecher vor dem Feind in den Phasen der Niederlage, immer am Rande des Verrats. Sie tragen das Potential zum Verrat an die Revolution….

Im Oktober 1985 wurde Genosse Niyazi freigelassen. Er war seit 1970 auf fast jeder Ebene der Entwicklung unserer Bewegung mit Opferbereitschaft tätig. Niyazi trug Erinnerungen aus dem Kampf, die weder dem Feind noch vielen Menschen bekannt sind und bisher nicht offenkundig wurden. Er hatte unter allen Umständen da in ihn gesetzte Vertrauen gerechtfertigt, hatte nach dem 12. September die politische Verantwortung im Zentralkomitee übernommen und wir konnten ihm, ohne zu zögern, vieles anvertrauen. Genosse Niyazi war kein M.A. Weder in seiner Vergangenheit, noch im Gefängnis hatte sich M.A. vom System gelöst. Genosse Niyazi dagegen war anders. Er verbrachte seine Kindheit in Armut, mußte von klein auf seinen Lebensunterhalt verdienen und wuchs in den ärmsten Vierteln des Volkes auf. Außer seiner intellektuellen Persönlichkeit hatte er nie eine Verbindung mit dem System, er hatte sich längst von ihm gelöst und war einer der Führer unserer Bewegung. Wir hegten keinen Zweifel daran, daß seine Freiheit von großer Bedeutung für unsere Bewegung war. Wir waren voll Vertrauen, unser Moral war hoch. Wir fühlten uns, als ob nicht nur Niyazi sondern wir alle, hunderte von Gefangenen entlassen würden. Er würde unsere Ideale und Gefühle, unseren Kampfgeist, Wut und Zorn nach draußen bringen. In dieser Atmosphäre schickten wir Niyazi nach draußen.

Dort erwarteten ihn große Probleme. Die Aufgaben, vor denen er stand waren riesig, die Neuentwicklung der Organisation, die Abrechnung mit dem Verrat im Ausland, die erneute Formgebung der Bewegung, die Errichtung der zentralen Struktur und die Erhöhung des Kampfes. Es war nicht möglich, mit der vorhandenen Organisierung, dem existierenden Netz an Beziehungen und den verbliebenen Möglichkeiten den Kampf zu erhöhen, so daß wir die Tagesordnung bestimmen konnten. Der offene Faschismus befand sich trotz seines Weiterbestehens in der Phase des Umbaus. Deswegen war es sinnlos, mit unserer vorhandene Kraft und Struktur auf dem Ausbau des Widerstandes zu beharren und noch mehr an Kraft zu verlieren. Um Kraft zu gewinnen und eine Phase des Aufschwungs vorzubereiten, mußten wir die Diskussionen um den taktischen Rückzug, die Ende 1984 begonnen wurden, beenden. Niyazi entkam innerhalb kurzer Zeit der polizeilichen Kontrolle und begann mit der Erfüllung seiner Pflichten. An der Spitze unserer Bewegung standen nun Niyazi und Sabo.

Die Lage unserer Bewegung wurde bis ins Detail durchleuchtet und mit den in höchstem Grad verantwortlichen Kadern diskutiert. Die Rückzugstaktik wurde beschlossen. Diese Taktik sollte nicht eine vollkommen passive Phase umschließen. Ohne Kraft zu verlieren sollten von Zeit zu Zeit Aktivitäten der Propaganda und Aktionen durchgeführt werden. Aber die Phase sollte vor allem dazu dienen, Form zu gewinnen, Kraft zu sammeln, uns zu stabilisieren und die Phase zur Parteiwerdung zu beschleunigen.

Es wurde bekanntgegeben, daß von P.G., dem Verräter, zu dem jede Beziehung abgebrochen wurde, der unsere Auslandsorganisierung in einen Sumpf für seine eigenen Zwecke verwandelt hatte, Rechenschaft verlangt wird. Alle seine Bemühungen, unsere Bewegung im Ausland zu teilen, wurden bloßgestellt und er selbst isoliert. Er begann, mit seiner Frau unter der Kontrolle der französischen Polizei sich mit der Mafia einzulassen als er begriff, daß er die revolutionäre Bewegung und die Massen nicht für seine Familie und Bekannten nutzen konnte. Kader und Sympathisanten unserer Bewegung spürten eine große Wut auf diesen Verräter, der uns unter dem Feuer des Feindes allein ließ. Wir würden ihm niemals vergeben.

Wenn auch nicht sehr gefestigt, wurde im Ausland eingegriffen und Schritte zur Bereinigung der Situation unternommen. Die Beziehungen, denen viele Möglichkeiten verstellt und die sehr eingeschränkt waren, wurden langsam in Ordnung gebracht und ausgedehnt.

Die ANAP Regierung mußte, wenn auch in beschränktem Maße einige demokratische Reformen umsetzen. Das mit Druck und Terror erzwungene Schweigen der Massen durch die Junta brach in verschiedenen Teilen des Volkes auf. Verschiedene Klassen und Schichten, die Familienangehörigen der Gefangenen, Jugendliche, Studenten, die Arbeiterklasse, sogar manche bürgerlichen Parteien begannen, wenn auch in reformistischer Art, ihre Stimme zu erheben und ihre Rechte zu fordern. Wir mußten die Stimme sein, die die Forderungen des durch Druck und Verbote der Junta zum Schweigen gebrachten Volkes hören ließ. Wir mußten den Kampf der Massen und unsere eigene Organisierung gemeinsam in die Hand nehmen. Ohne die Schaffung der Basis eines Massenpotentials ist eine breite und stabile Kaderorganisierung nicht möglich. Wir mußten die Massen in ihrem Versuch wieder aufzustehen in ihren ökonomischen und demokratischen Forderungen führen, ohne der Legalität zu verfallen. Wir mußten mutige Beschlüsse in der Ideologie, Politik und der Organisierung der Massen fassen und umsetzten und unserer Untergrundorganisierung jeden Tag mehr und mehr stärken, ohne sie zu dechiffrieren.

Unter der Analyse aller Möglichkeiten mußten wir schnell und auf radikale Weise in dieser Phase aktiv werden. Wir waren weder eine Organisation, die den Faschismus als unbesiegbar ansah, noch träumten wir von Wahlen und Demokratie. Nach einer guten Bewertung der Kräfte der Massen und der Herrschenden konnten wir erfolgreiche Schritte tun und innerhalb kurzer Zeit unsere Führung der Massenbewegung ausdehnen, die Kaderbildung erweitern und so aus der Phase des Rücktrittes heraustreten. Daneben verfolgten wir hohe Ziele wie die Einrichtung militärischer Trainingsmöglichkeiten, um die Stadt- und Landguerilla professioneller zu gestalten und das Ziel, der Stadt- und Landguerilla eine Hinterfront zu schaffen.

Um der Massenbewegung eine Richtung zu geben, um Niederlagen zu verhindern und eine Barrikade vor dem weltweiten rechten Strom der Opportunisten zu bilden, und um unsere ideologische Einheit zu entwickeln, war es eine unverzichtbare Aufgabe, ein legales und regelmäßiges Presseorgan zu publizieren, um die breiten Massen zu erreichen. Darüber hinaus brauchten wir alle Arten demokratischer Organisationen um die Massen zu sammeln und ihr Sprachrohr zu bilden. Die Familien der Gefangenen hatten eine Kraft der Massen mobilisiert. Diese Kraft mußten wir innerhalb der demokratischen Organisationen sammeln und ihre Wirkung verstärken. Um die Familienangehörigen zum ersten Mal in der Geschichte der Türkei in einer demokratischen Plattform zu sammeln, wurde an alle politischen Bewegungen und sogar an einzelne Personen ein Aufruf gerichtet. Die gesamte opportunistische und reformistische Linke, gab auf unseren Aufruf keine Antwort, sondern versammelte sich geschickt untereinander und beschloß eine demokratische Organisation der gleichen Form zu gründen. Auch wenn diese Gründung in feindlicher Absicht geschah, so ist sie doch nützlich. So entstanden auf dem gleichen Feld zwei unterschiedliche Organisationen. Die Tradition wurde nicht zerstört. Fast alle Opportunisten und Reformisten waren zusammengekommen. Sogar die, die sich gegenseitig als “maoistische Graue Wölfe” bzw. “Knecht der Russen”, als “Goschisten” und “konterrevolutionäre Verräter” beschimpft hatten. Ohne ein Wort der Selbstkritik setzten sie sich mit großer “Reife” zusammen. Auch die TIKB, die mit uns zusammen am Todesfasten teilgenommen hatte, in dem die Gefangenen und ihre Familien ein Beispiel der Solidarität zeigten, sah ihre Zukunft augenscheinlich nicht an unserer Seite, da sie es nicht versäumte, ihren Platz an der Seite der Opportunisten und Reformisten einzunehmen.

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