PKK – Woher sie kommt und wohin sie geht – Teil 3

VON EINEM UNABHÄNGIGEN KURDISTAN ZUR “ZUGEHÖRIGKEIT ZUR TÜRKEI”

Daß eine nationale Bewegung einen revolutionären Charakter gewinnt und den gemeinsamen Kampf der Völker stärkt, ist ein Fortschritt für die Befreiung aller Völker. Das ist eine Entwicklung, die die Revolution in der Türkei stärkt.

Das gleiche gilt auch umgekehrt. Daß eine nationale Bewegung, die der Oligarchie Schläge versetzt, nach Kompromissen sucht, wirkt sich auch, zumindest für eine bestimmte Zeit, ungünstig auf die Revolution aus. Die Kritik und die Warnungen der revolutionären Bewegung finden hier ihren Sinn.

Die Suche nach Kompromissen betrachten wir als ein unvermeidliches Ereignis der nationalistischen Linie. Aber trotzdem ist es nicht absolut unvermeidlich, durch eine revolutionäre Haltung könnte dies verhindert werden.

WAS VERSTEHT DIE PKK UNTER DER “ZUGEHÖRIGKEIT ZUR TÜRKEI”?

Bei allen Erklärungen und Schriften der PKK kann man zweifellos folgendes feststellen:

Von Anfang an zielte man auf die Revolution in Kurdistan. Diese Revolution hat einen nationalistischen Charakter und führt zur nationalen Befreiung. Die PKK betrachtet die Revolution in ihrer Geschichte als die Revolution der Türkei und sie beschränkte die Frage auf die Befreiung Kurdistans. Alles hat sich dementsprechend formiert.

Die Ursache aller Probleme, mit denen man konfrontiert wird, muß man zuerst hier suchen. Die Grundlage ist die nationalistische Auffassung. wie werden Diejenigen, die heute sagen: “Wir schulden der Türkei eine Revolution”, mit dieser Auffassung die Revolution der Türkei “anführen”? Es gibt keinen Zweifel daran, daß das nicht möglich ist. Denn die ideologisch-strategischen Linie der PKK entspricht nicht der Situation in der Türkei.

Die als eine nationale Befreiungsbewegung entstandene PKK konkretisierte das auch mit dem Ziel eines “unabhängigen Kurdistans”. Nach jahrelangem Kampf für diese Ziel wurde es beiseite gelassen und nicht mehr erwähnt. Stattdessen begann man über Föderation, Autonomie, Frieden und politische Lösungen zu sprechen. In letzter Zeit steht das Wort von der “Revolution der Türkei” im Vordergrund.

IST DIE “ZUGEHÖRIGKEIT ZUR TÜRKEI” EINE POLITISCHE AKTIONSLINIE?

“… Inzwischen möchte ich hier betonen, daß die PKK seit 1997 die Partei der Türkei ist.Das heißt, wir existieren als eine Partei der Türkei und wir werden alle eure Erfordernisse erfüllen.” (Abdullah Öcalan, in MED TV, 23. Dezember 1996)

Seit dieser Erklärung sind ca. einundhalb Jahre vergangen. Wir wollen einen Blick darauf werfen, was in dieser Zeit für Schritte in Richtung “Zugehörigkeit zur Türkei” unternommen wurden, ob die PKK ihr Verständnis geändert hat, was sie wie im Rahmen dessen gemacht hat, um zu verstehen, was “Zugehörigkeit zur Türkei” überhaupt bedeutet.

Zuerst bedeutet die “Zugehörigkeit zur Türkei” das Abweichen von der eigenen Linie der PKK.

Kurz gesagt, heute drängt das Leben und die Realität des Krieges die PKK, die gemeinsame Organisierung und den gemeinsamen Kampfes der Völker zu anzunehmen. Aber das wird nicht offen gesagt und die Erfordernisse dafür werden auch nicht erfüllt. Stattdessen behaupten sie so wie immer von Ergebnissen ausgehend und alle Fehler der Vergangenheit ignorierend, daß sie “eine gute Analyse der Politik vornehmen”. In einigen Schriften konkretisieren sie, was sie unter der “Zugehörigkeit zur Türkei” verstehen. “Die größte Einkommensquelle der Türkei ist der Tourismus, vor allem in den Gebieten Amanos und Akduiz (Südtürkei). Wir können nicht stillschweigend zu sehen, wie diese Einkommensquellen problemlos Gewinne machen.” (Ö. Yurtsever Genclik, Seite 7, 1997)

Die Bemühungen des strategischen Eintritts in die Türkei und das was hier gesagt wurde, unterscheiden sich grundsätzlich voneinander. Was die PKK in die Südtürkei führt, ist vielmehr die militärische Bewegungsweise, die Schläge gegen Tourismus zum Ziel hat. An diesem Punkt wird die Politik der “Zugehörigkeit zur Türkei” auf eine militärische Aktionslinie reduziert. Es ist offensichtlich, daß damit die Erfordernisse der “Zugehörigkeit zur Türkei” nicht erfüllt werden können.

WEIL DIE TÜRKISCHE LINKE ´IHRE AUFGABE NICHT ERFÜLLT HAT`, WILL MAN DER TÜRKEI ANGEHÖREN

Als einer der Gründe für die Politik der “Zugehörigkeit zur Türkei” nennt die PKK, daß “die türkische Linke ihre Aufgabe nicht erfüllt hat”. “… Diese Führer (Mahir Cayan und die anderen) hatten schon festgelegt, daß die nationale Frage ernsthaft behandelt werden muß. Aber ihr Leben reichte dafür nicht aus. Die Übriggebliebenen hatten nicht genug Bewußtsein und sie befanden sich teilweise unter dem Einfluß der offiziellen Ideologie. Das haben wir aus der Nähe beobachtet. Deshalb stand die Lösung der nationalen Frage als wichtige Aufgabe vor uns. Zur Erfüllung dieser Aufgabe wurde die PKK gegründet. Somit blieb das türkische Volk für uns im Hintergrund. Wir dachten, daß die sehr starke türkische revolutionäre Bewegung diese Aufgabe erfüllen könnte. Die revolutionäre Bewegung der Türkei war aus unserer Sicht in Bezug auf die Kader und die Möglichkeiten sehr stark.” (Abdullah Öcalan, Ausgewählte Schriften 6)

Erstens muß man sagen, daß diese Erklärungen selbst ein Produkt des nationalistischen Verständnisses sind. Zweitens, eine folgendermaßen lautende Erklärung ist nicht ernstzunehmen:

“Wir haben diese Aufgabe der türkischen Linken überlassen, wir wollten, daß sie es tun; da sie dazu nicht in der Lage waren, war es unvermeidlich, daß wir diese Aufgabe übernehmen.”. Das widerspricht der Logik der Entwicklung der Revolution.

An diesem Punkt wird offensichtlich, daß die patriotische Bewegung ihre Handicaps nicht beseitigen kann, indem sie die Gründe dafür außerhalb sucht. Die PKK ging von der Behauptung über den Kolonialismus und der Forderung eines unabhängigen Kurdistans zu der Behauptung “der Türkei anzugehören” und eine “Partei der Türkei” zu sein über. Die Sackgasse der nationalistischen Politik und ihre Lösungen, die weitentfernt vom Leben stehen, brachte die PKK an diesen Punkt. Alle Theorien, die vom Nationalismus genährt werden, tragen offensichtlich Handicaps in sich, wie schon einmal zu sehen war.

Laut PKK ist die türkische Linke sowieso “eine zerstörte Struktur, “ideologisch und politisch am Ende”, sie hat “keine Persönlichkeit”, sie ist eine “Terroristin”, “Diebin”, “Betrügerin” usw., alles was politisch ist, gehört auch der PKK. Sie glauben nicht, daß eine Entwicklung ohne ihr Zutun entstehen kann. Wenn was zu Stande kommt, dann hat es die PKK gemacht. Dieser Logik nach ist die Entwicklung der Revolution in der Türkei die Aufgabe der PKK. Der erste Schritt in diese Richtung war die Gründung der DHP (Revolutionäre Volkspartei) durch die PKK.

In der Zeitschrift Serxwebun vom Dezember 1991 sagt Abdullah Öcalan darüber folgendes:

“Wir wünschen uns, daß die Revolutionäre der Türkei es tun. Aber es sieht so aus, als ob sie nicht in der Lage dazu sind. Denn sie befinden sich in einer theoretischen und praktischen Krise. Daher ist es unvermeidlich, daß wir dazu beitragen, und mit einer Revolutionären Volkspartei in die Türkei drängen müssen.”

Wer drängt was zu wem?

Es ist auch nicht richtig, daß die PKK gewartet hat, daß die “Revolutionären der Türkei” erfolgreich wären. Die PKK, die sich von Anfang an aufgrund der nationalistischen Sichtweise getrennt organisierte, spricht sie ab und zu von der Stärke der Revolutionäre der Türkei um ihre Politik zu legitimieren. Doch eine revolutionäre Bewegung verteidigt unter allen Umständen die Einheit und den gemeinsamen Kampf der Völker. In dieser Phase kann die PKK ihre politische Krise nicht überwinden, doch dafür macht sie die “türkische Linke” verantwortlich, in dem sie ihr vorwirft, daß sie ihre Aufgabe nicht erfüllt hätte. Hat sie das jetzt entdeckt? Was sind die Kriterien dafür, wenn sie sagt, daß die türkische Linke ihre Aufgabe nicht erfüllt hätte? Ist die Erfüllung seiner Aufgabe zu schweigen, als der Imperialismus im Golfkrieg die Völker des Nahen Ostens angriff, oder ist es gegen den Imperialismus zu kämpfen?

STATT “EINKAUFSZENTREN” DIE “AMANOSBERGE” ODER DIE “SCWARZMEERBERGE”

Wenn man sich erinnert, sollten frühere Aktionen außerhalb Kurdistans, für die PKK vielmehr als ein Mittel der “Bedrohung” dienen. Sie sagten: “Wir werden den Krieg auch auf die großen Städte der Türkei ausdehnen.” Der Oligarchie drohen sie damit, Aktionen gegen Einkaufszentren durchzuführen. Abgesehen davon, daß diese Art von Aktionen falsch ist, legten sie dar, was die PKK darunter versteht, in der Türkei Aktionen durchzuführen.

Es war eine Taktik, die dazu dienen sollte, daß der Feind auf gewisse Operationen verzichtet oder ihn zum “Dialog” zu zwingen. Das Gleiche ist auch bei der Ausbreitung der PKK auf die Schwarzmeerregion und Akdiniz (Südtürkei) zu sehen.

Solange die Frage der “Zugehörigkeit zur Türkei” nicht als strategische betrachtet wird, ist es möglich, sich jeder Zeit in diese oder jene ländlichen Gebiete zu wenden und militärische Aktionen durchzuführen. Die Guerilla kann auch die Wirtschaft zum Ziel nehmen. Das sind die Erfordernisse des Guerillakriegs, dagegen kann man nichts sagen. Wenn das aber nur gemacht wird, um die Oligarchie an den Verhandlungstisch zu bringen, hat das vielleicht mit der “Zugehörigkeit zur Türkei” zu tun, aber nichts mehr mit der Perspektive der Befreiung Kurdistans.

Solange die Guerilla als Druckmittel zum Dialog verwendet wird, wird es auch nicht möglich sein, ein Ergebnis zu erzielen. Gewiß wird die Guerilla in den Bergen sein. Aber mit welchem Programm und mit welchen Vorstellungen soll sie dort sein? Bzw. wird die Guerilla mit einer Machtperspektive in den Bergen sein, oder nur, um mit der Oligarchie zu verhandeln?

Das Ergebnis der Praxis zeigt, daß es vielmehr als militärische Linie betrachtet wird und von einer wesentlichen Änderung ist an und für sich nicht die Rede. Es ist klar zu sehen, daß was man mit der “Zugehörigkeit zur Türkei” meint, ist nicht die gemeinsame Organisierung und der Kampf der Völker, die zur Revolution führen sollen. Die PKK beschränkte die “Zugehörigkeit zur Türkei” auf die militärische Linie als eine Folge der Notwendigkeit, sich militärisch über die Grenzen Kurdistans auszudehnen. Einer der Gründe ist, die Guerilla zu retten, die in Kurdistan in die Ecke gedrängt ist, auch wenn das die PKK nicht wahr haben will.

Sie sagen, daß sie es als Folge einer Strategie tun. Wenn das so wäre, wo waren sie dann die letzten 19 Jahre? Die PKK redete in Begriffen wie “Einengung” und “Ausdehnung” über den Krieg in Kurdistan, die Lage der Guerilla und die Taktiken des Staates. Das Leben hat ihnen die Folgen davon gezeigt, sich auf Kurdistan einengen zu lassen. Der Feind der Völker unseres Landes ist gleich und ihre Befreiung liegt in Händen der Volksmacht. Anderenfalls ergeben Frieden und Verhandlungen einen Sumpf. Als Ergebnis der Erfahrungen hat die PKK gesehen, daß die Befreiung des kurdischen Volkes ohne die Zerschlagung des Staatsapparates nicht möglich ist. Daher ist sie zu dem Punkt der “Zugehörigkeit zur Türkei” gekommen. Aber auf der anderen Seite ist der kurdische Nationalismus der Grund für ihre Existenz. Sie denkt, daß sie nicht mehr als Kraft existieren kann, wenn sie diesen aus der Hand läßt. Als Folge dessen kann sie die Erfordernisse der “Zugehörigkeit zur Türkei” in politischer Hinsicht nicht erfüllen.

Diese Erfordernisse konkretisieren sich in 2 Punkten:

Erstens, man muß die gemeinsame Befreiung der Völker zum Ziel haben. Das bedeutet aber die gemeinsame Organisierung und den gemeinsamen Kampf. Zweitens, die gemeinsame Lösung und Befreiung kann nicht innerhalb des Regimes passieren.

Die imperialistische Lösung, das Verständnis, das den bewaffneten Kampf zum Thema der Verhandlungen macht oder sich dem Vorschlag von TÜSIAD (Demokratisierung der Verfassung) anzuvertrauen, kann nicht die Befreiung der Völker bringen.

DIE “ALTERNATIVE”, DIE DEM TÜRKISCHEN VOLK AUFGEDRÄNGT WIRD

Wenn sich die PKK heute als “Partei der Türkei” bezeichnet, erklärt sie damit, daß sie sich im Grunde für die Revolution der Türkei einsetzt. Mit welchem Programm wird sie das verwirkllichen? Wie will sie die Revolution anführen? Mit welchen Forderungen organisiert sie sie? Welche Organisierung schlägt sie vor und welche konkreten Schritte unternimmt sie, um zu siegen. Das sind die Fragen, die diejenigen beantworten müssen, die sich für die Revolution einsetzen.

Aber abgesehen davon, hat vorher die PKK selbst als eine Alternative die DHP gegründet, damit diese die Revolution der Türkei anführen soll. Es scheint aber, daß die DHP die Revolution in der Türkei nicht anführen kann, wie zu sehen war. Jetzt will die PKK selbst die Führung der Revolution übernehmen. Warum also ist die DHP gescheitert?

Warum die PKK von der Erfahrung der DHP enttäuscht ist, und sie heute ersetzen will, um die Revolution in der Türkei anzuführen, auch darin liegt wieder die nationalistische Linie. Wie bei der “Zugehörigkeit zur Türkei” ist auch hier ihre Herangehensweise verzerrt. So wie die DHP, ist heute auch die Behauptung der Führung der Revolution der Völker unseres Landes eine Totgeburt.

“…während sie jeden, den sie nicht unterwerfen können, als ´Handlanger der Kolonialisten und der Konterguerilla` bezeichnen, gaben sie einer Organisation aus der Retorte wie die DHP, die sie selbst gegründet haben, die Erlaubnis die Linke der Türkei zu vertreten. Dieses Verständnis und die Versuch sind die Folgen der Prinzipienlosigkeit und des großen Pragmatismus, die der Nationalismus mit sich gebracht haben.” (DHKP, Gründungskongreßbeschlüsse)

Die DHP ist eine Erfahrung, die nichts zum Kampf beigetragen hat. Warum hat also die PKK so eine negative Erfahrung erlebt? Wir können einige dieser Fragen beantworten. Wer ist die DHP? Welch Rolle spielt sie im Kampf? Was hat sie getan? Wo steht sie im Kampf? Welche Traditionen hat sie geschaffen? Vor allem muß man darauf hinweisen, daß die DHP keine politische Identität und Persönlichkeit hat, die aus sich definierbar ist. Ihre Existenz ähnelt einem Zeitschriftenmitarbeiter, der keine andere Aufgabe hat, als Sprecher der PKK zu sein. Sie verteidigt die Ansichten der PKK mehr als die PKK selbst das tut.

Wie hat sich die PKK formiert? Wie ist sie entstanden? Diese Fragen haben überhaupt keine Bedeutung. Denn die PKK hat diese Partei auf dem Reißbrett mit Befehlen und Anordnungen gegründet und eine Alternative zur Linken der Türkei geschaffen. Das heißt, die DHP ist die Organisation der PKK für die “Westfront”. Keine politische und ernstzunehmende revolutionäre Partei kann so entstehen. Eine Partei kann neben ihrer Identität, Persönlichkeit, und Unabhängigkeit mit einem ernsthaften Programm, ihren Traditionen und im Kampf existieren und sich entwickeln. Anderenfalls wäre es möglich, Dutzende solcher Parteien zu gründen.

Das heißt, die DHP ist der Versuch der PKK, die Revolution der Türkei anzuführen. Man wollte es durch die DHP erreichen, anstatt es offensichtlich zu machen. Mit dem nationalistischen Verständnis will die PKK die Kurden organisieren und die DHP sollte die Türken und die anderen Völker organisieren. Wenn diese zusammen kommen, so ist die Kampfeinheit des türkischen und des kurdischen Volkes geschaffen. Das ist der Plan, der aber nicht verwirklicht wurde. Denn die Grundlage dieses Planes ist der Nationalismus. Zuerst gibt es die Organisierung nach Nationalitäten und dann den Versuch, eine künstliche Einheit zu schaffen. Die PKK dachte, durch die Gründung der DHP, die Ergebnisse so leicht erzielen zu können. Mit der DHP wollte man das türkische Volk gewinnen, im Westen Aktionen durchführen und so die Guerilla unterstützen. Das heißt, laut PKK, ist das Projekt der gemeinsamen Organisierung gleichzeitig die Ausdehnung der Guerilla.

DIE AUFGEDRÄNGTE ALTERNATIVE KONNTE NICHT EINMAL ZU EINER KRAFT WERDEN

Sie glaubten, mit der DHP das türkische Volk noch leichter und problemloser organisieren zu können. So meinte die PKK, die DHP solle Aktionen machen und die Massen würden sich ihr anschließen. Alles sollte leicht und mühelos funktionieren. Das hat es aber nicht. Es konnte nicht einmal eine Organisation geschaffen werden, die militärische Aktionen durchführte. Dem türkischen Volk konnten sie keine konkrete Botschaft anbieten und die Tätigkeiten, die sie vorher verkündet hatten, wurden nicht durchgeführt. Was die PKK gestern die DHP gründen ließ und sie heute die “Zugehörigkeit zur Türkei” propagieren läßt, sind in Wirklichkeit die von ihr erlebten Handicaps. Die “Führung” der Revolution der Türkei haben sie der DHP übergeben. Aus denselben Gründen, aus denen es mit der DHP nicht funktionierte, wird auch nichts aus den Führungsansprüchen der PKK für die Revolution der Türkei werden. Solange sie die gemeinsame Organisierung und den gemeinsamen Kampf nicht als Strategie annehmen und den Erfordernissen nicht gerecht werden, die unsere Völker zur Revolution führen werden, solange werden solche Anstrengungen auch keine Erfolge erzielen.

Der Grund, der die PKK heute auf die Linie von “Bündnis mit dem türkischen Volk”, “den Krieg auf die Türkei ausdehnen” und “Bildung gemeinsamer Oppositionsorganisationen” bringen, ist die objektive Realität des Krieges. Als die PKK auf Grund der eigenen Erfahrungen diese Realität erkennen mußte, wandte sie sich künstlichen Lösungen wie der der DHP zu. Heute sieht sie, daß die DHP der objektiven Realität des Krieges nicht entspricht. In Folge verlautbart die PKK, daß sie die Partei der Türkei sei. Somit begann die PKK die Realität zu erkennen, wenn auch spät.

Aber sie zog sich vor dieser Realität zurück, indem sie ihre Ziele und Forderungen auf die Seite schob. Ihre Ziele sind jetzt akzeptabel für die Kräfte innerhalb des Regimes. Denn mit einer nationalistischen Linie und einem Krieg, der auf Kurdistan beschränkt bleibt, ist es nicht möglich, die Unabhängigkeit Kurdistans zu erreichen, das sieht die PKK an Hand ihrer eigenen Erfahrungen. In einer solchen Situation wird entweder die strategische Linie geändert oder die Forderungen und Ziele werden so eingeengt, daß sie später für die Oligarchie akzeptabel werden. So beharrt man wegen der Handicaps auf dem Frieden.

Die PKK wollte der Oligarchie folgende Botschaft vermitteln: “Wenn du dich nicht mit mir an einen Tisch setzt, werde ich den Krieg nach Westen ausdehnen”.

Eine der, übrigens falschen und entstellten, Missionen, die die PKK die DHP durchführen ließ, war, mit militärischen Aktionen die Oligarchie “zu ängstigen”. Ein weiterer Grund, warum die PKK die DHP bevorzugte, ist, daß diese alles macht, was die PKK verlangt und keine unabhängige Politik betreiben kann. Aufgrund seines Charakters ist der kleinbürgerliche Nationalismus gegen eine unabhängige Politik, die nationalistische Linie kann keine unabhängige Kraft und Politik tolerieren. Denn die PKK will die anderen Kräfte für ihre Friedenspolitik gewinnen und benutzen. Natürlich werden die Kräfte, die dieser Politik widerstehen, mit allen möglichen Schmutzkampagnen konfrontiert.

Die DHP wurde schließlich von der PKK gegründet, erhielt ihre Mission von ihr und wird als ihre Ansprechpartnerin angesehen. Besagte Mission war die “Führung” der Revolution der Türkei. Aber die DHP konnte und kann nicht die Alternative der Linken der Türkei sein. Sie ging als eine erfolgloser Versuch in die Geschichte ein, mit der DHP-Erfahrung derjenigen, die sich als “kurdische Linke” bezeichnen, eine “türkische Linke” zu schaffen. Solange sich diese Auffassung und das daraus resultierende Dilemma aufrechterhalten, wird auch die “Zugehörigkeit zur Türkei” nichts bringen. Trotz allem “Druck” durch die PKK paßte sich die DHP der Realität unseres Landes und unserer Völker nicht an. Sie war eine Totgeburt. Die DHP, die von Militanten der PKK mit türkischer Abstammung gegründet wurde, konnte zu keiner ernsthaften Kraft werden, abgesehen davon, daß sie die “Vorhut-Partei der Revolution der Türkei” ist. Alles, was sie tat, war, die PKK zu loben und die revolutionären Bewegungen zu beschimpfen. Meral Kider sagte im Namen der DHP:

“Alle, die nicht mit der PKK auf der gleichen Plattform stehen, mag sein, daß sie, wie sie behaupten, antiimperialistisch und sozialistisch sind, sind Elememte der konterrevolutionären Front, und verdienen keine andere Bezeichnung als Diener und Agenten des Imperialismus und Kolonialismus.” (Özgür Halk, September 1997, Ausgabe 80)

Die ideologisch-politische Linie, die die revolutionäre Bewegungen so schamlos beschimpft, hat keine andere Mission als eine grobe Verteidigung der PKK. Sie hat keine Persönlichkeit und Identität. Und trotz all dem konnte sie die Erwartungen der PKK nicht erfüllen.

Die PKK kann auch diesen Mißerfolg nicht verheimlichen. Bei den Beschlüssen des 5. Kongresses sagten sie über die DHP folgendes: “Die DHP, die in der Vergangenheit auf Grund verschiedener Fehler Rückschläge erlitten hat, wird unterstützt, indem sie die notwendige Verstärkung für die Schaffung einer richtigen ideologischen, politischen, organisatorischen und aktionistischen Linie erhält und ihre Praxis gelenkt wird…”

Obwohl die PKK mit der DHP gescheitert ist, sagt sie hier, daß sie ihre Bemühungen in diese Richtung fortsetzen wird. Denn ein Element der Poltik der “Zugehörigkeit zur Türkei” bildet die DHP. Die Ausdehnung auf die Schwarzmeerregion, die in letzter Zeit propagiert wurde, ist auch eine Folge dieser Politik.

“Es gibt eine Guerilla, die bald nach Kizildere kommt, es gibt auch eine Guerilla, die von Nurhak bis Antalya gekommen ist. Jetzt sollen die Jugernd und auch die revolutionären Kräfte der Türkei zu sich kommen und diese Schritte unterstützen.” (Ö. Yurtsever Genclik, Ausgabe 4, Oktober 1997, Interview mit Abdullah Öcalan)

Die Ausdehnung der PKK auf die Schwarzmeerregion ist, worauf Abdullah Öcalan auch hinweist, nur symbolisch. Trotz allem was gesagt wird, ist der Zweck, unter dem Vorwand der “Zugehörigkeit zur Türkei” ein Druckmittel für die Friedenspoltik zu schaffen.

Um die heutige Behauptung “die Revolution der Türkei” der PKK zu verwirklichen, hat sie aber keine dementsprechende ideologisch-politische Linie. Die PKK, die sich als Folge des engen nationalistischen Sichtweise auf den nationalen Kampf beschränkt, hatte niemals das Ziel, ihren Kampf in der ganzen Türkei zu führen, um die Macht zu übernehmen. Wie dem auch sei, in der heutigen Phase spricht die PKK nicht vom Sturz des Staates sondern darüber, mit ihm unter bestimmten Bedingungen ein Abkommen zu schließen. Während die PKK seit Jahren die getrennte Organisierung vertrat, vertrat die revolutionäre Bewegung die Ansicht, daß die Macht durch den gemeinsamen Kampf der Völker errungen wird.

Jetzt muß man fragen, wer trägt die Verantworung für das Dilemma, in dem die PKK jetzt steckt? Ist das “die Linke der Türkei, die ihre Aufgabe nicht erfüllt” oder der nationalistische Blickwinkel, der den gemeinsamen Kampf der Völker verhindert? …

Wenn die PKK die “Zugehörigkeit zur Türkei” will, muß sie vor allem ihre ideologischen Fehler einsehen. Abgesehen davon, daß die PKK mit ihrer Poltik, die sie bis heute verfolgt hat, der Entwicklung des gemeinsamen Kampf der Völker nicht gedient hat, hat sie mit ihrer falschen Aktionslinie und Politik auch noch die Kampfeinheit der Völker geschädigt. Ohne die kleinbürgerlichen, nationalistischen Blickwinkel zu verurteilen, ist nicht möglich, von einer “Zugehörigkeit zur Türkei” zu reden.

Was die PKK heute mit der “Zugehörigkeit zur Türkei” meint, wenn das auch nur der Propaganda dient, bestätigt sie die Ansichten, die die revolutionären Bewegungen seit Jahren vertreten haben. Die PKK steht vor der Wahl: entweder wird sie die richtige Lösung anstreben, ihre Fehler verurteilen und eine revolutionäre Linie verfolgen oder “das klappt nicht” sagen und Kompromisse mit dem Imperialismus und der Oligarchie eingehen…

DIE “ZUGEHÖRIGKEIT ZUR TÜRKEI” UND DIE BÜNDNISSE

Die PKK, die heute von der “Zugehörigkeit zur Türkei”, vom gemeinsamen Kampf, vom “Kampfeinheit der Völker” redet, behauptet, daß sie diese Auffassung seit ihrer Entstehung gehabt habe, doch damals war keine Spur besagter Bündnisse zu sehen:

“Die sekundären Bündnisse der Revolution Kurdistans bestehen aus drei Gliedern. Erstens, das Bündnis mit pariotischen Bewegungen in anderen Teilen Kurdistans; zweitens, das Bündnis mit der revolutionären Bewegung des Landes, das Kurdistan kolonialisierte; drittens, die sozialistischen Länder, die nationalen Befreiungsbewegungen, die Arbeiterbewegung in den imperialistischen Ländern und mit der ganzen fotschrittlichen Menschheit.” (Der Weg der Revolution in Kurdistan )

Zwischen der Bündnispolitik, die die PKK vor Jahren bestimmt hat, und der heutigen “Zugehörigkeit zur Türkei” gibt es riesige Unterschiede. Die revolutionären Bewegung, die sie als türkische Linke bezeichnet, sieht sie als sekundäres Glied der sekundären Bündnisse nach den nationalistischen Organisationen in anderen Teilen Kurdistans. Das heißt, sogar die kollaborierende kurdische nationalistische Bewegung, wie Barzani und Talabani, kommen noch vor den revolutionären Bewegungen in der Türkei. Wenn die PKK heute behauptet, daß die Revolution der Türkei und Kurdistan mieinander verbunden ist, stehen ihre Bündnispolitik und Praxis im völligen Widerspruch dazu.

Man kann denken, daß dies vor Jahren gesagt worden wurde und heute nicht mehr wichtig sei. Doch erstens wird dies in einem grundlegenden Dokument dargelegt, zweitens zeigen sie, daß der Gedanken der “Zugehörigkeit zur Türkei” nicht wie man behauptet, von Anfang an vertreten wurde; drittens, in Bezug auf die Politik der “Zugehörigkeit zur Türkei” erfolgte keine Korrektur oder Änderung.

Die Politik der “Zugehörigkeit zur Türkei” ist eine Folge ihrer erlebten Handicaps. In Wirklichkeit hat sich die Auffassung der PKK, die die Revolutionäre, die den gemeinsamen Kampf vertreten als “Kemalisten” und “Misak-i-Milli Befürworter” bezeichnet, nicht geändert.

DIE “ZUGEHÖRIGKEIT ZUR TÜRKEI” IST NUR AUF DER GRUNDLAGE DER KLASSENBEZOGENHEIT MÖGLICH

Die theoretische Feststellung der PKK ist von einer absolut nationalistischen Herangehensweise geprägt. Dies konkretisierte zuerst sich in der Auffassung vom “türkischen Kolonialismus”, dann in der “getrennten Organisierung und Revolution”. Da die PKK sich bei ihrer Enstehung als eine marxistisch-leninistische Partei definiert hat, konnte sie ihre Organisierung auf der nationalistischen Grundlage nicht offen verteidigen. Erst in späteren Jahren begann sie diese nationalistische Organisierung zu verteidigen:

“Ich möchte gleich darauf hinweisen, daß bei der Enstehung der modernen Gesellschaft die Rede von der Existenz der Klassen ist ihren Interessen ist, die Parteien enstanden auch als Folge dessen. Das ist keine entstellte, sondern eine richtige Entwicklung. Im Wesentlichen ist es richtig, daß eine Partei eine Klassenorganisation ist… wir können sogar folgendes sagen: die Parteien sind als Klassenorganisationen entstanden, darüber hinaus tragen sie auch die nationalen Farben. Jede Partei einer Seite übernimmt die Rolle einer nationale Partei und verteidigt die nationalen Interessen. Wenn die Interessen der Nationen miteinander verbunden sind und wenn bei diesem Chaos die Rechte einiger Nationen geraubt wurden, werden die Parteien dieser Nation dementsprechende Positionen einnehmen.” (4. Nationaler Kongreß der PKK, Politischer Bericht, Abdullah Öcalan, Seite 70)

Hier will man im Namen der leninistischen Parteiauffassung mit groben und unklaren Definitionen Nationalismus und nationalistische Organisierung verteidigen. Der Marxismus-Leninismus lehnt bei Vielvölkerstaaten die Organisierung auf der Grundlage der Nationalitäten ab. Wenn man das tun will, sollte man sich zumindest nicht auf den Marxismus-Leninismus stützen. Denn über dieses Thema haben die marxistisch-leninistischen Führer sehr offen und klar alle Mißverständnisse ausgeschlossen:

” Wir müssen noch die Frage entscheiden, wie das Proletariat der verschiedenen Nationen in einer gemeinsamen Partei organisiert werden soll. Nach dem einen Plan sollen sich die Arbeiter nach Nationalitäten organisieren: so viel Nationen, so viel Parteien. Dieser Plan wurde von der Sozialdemokratie abgelehnt. Die Praxis hat gezeigt, daß die Organisierung des Proletariats eines bestimmten Staates nach Nationalitäten nur zum Untergang der Idee der Klasensolidarität führt. Alle Proletarier sämtlicher Nationen des jeweiligen Staates organisieren sich zu einem unteilbaren proletarischen Kollektiv.

Unser Standpunkt in der nationalen Frage läßt sich also in folgenden Sätzen zusammenfassen:.. für die Proletarier aller Nationalitäten des jeweiligen Staates -ein einheitliches unteilbares proletarisches Kollektiv, eine einheitliche Partei.” (Stalin, Der Marxismus und die nationale und koloniale Frage)

Die nationalistischen Organisationen, welche die “Kolonialismustheorie” vertreten, wollen die Tatsache nicht einsehen, daß die türkische und kurdische Nationen und die anderen Minderheiten unter der Macht des gleichen Staates stehen. Es ist offensichtlich, in einem Vielvölkerstaat eine getrennte Organisierung zu verteidigen, ist die Verteidigung des Nationalismus unter dem Vorwand des Marxismus (doch das hat die PKK heute nicht mehr nötig).

An diesem Punkt kann man fragen, hat nicht jede Nation das Recht, sich getrennt zu organisieren? Ja, aber das ist nicht das Thema unserer Diskussion. Man kann auch nicht in Zusammenhang damit behaupten, daß jedes Recht auch in Anspruch genommen wird. Die Frage ist, in wie weit die Anwendung dieses Rechts mit der objektiven Realität und den endgültigen Interessen der Völker übereinstimmen oder nicht. Welches dieser Rechte stärkt die werktätigen Klassen und das Volk? Als letztes möchten wir ein paar Worte von Lenin anführen:

” Anderseits müssen die Sozialisten der unterdrückten Nationen auf die vollständige und bedingungslose, auch organisatorische Einheit der Arbeiter der unterdrückten Nation mit denen der unterdrückenden Nation besonders bestehen und sie ins Leben rufen. Ohne dies ist es unmöglich, auf der selbständigen Politik des Proletariats sowie auf seiner Klassensolidarität mit dem Proletariat der andern Länder bei all den verschiedenen Streichen, Verrätereien und Gaunereien der Bourgeoisie zu bestehen.” (Lenin, Ausgewählte Werke, 4. die proletarische, revolutionäre Fragestellung des Selbstbestimmungsrechts der Nationen, s.174)

Die getrennte Organisierung zu verteidigen, bedeutet die Werktätigen aller Nationalitäten in allen Gebiet, Städten, Betrieben, in allen Bereichen des Lebens nach ihren Nationalitäten zu trennen. Dieser Blickwinkel bedeutet, unter allen Volksmassen künstliche Trennung zu schaffen, tiefe Spaltungen zu verursachen. Daraus folgt die objektive Vereinnahmung durch die bürgerliche Ideologie.

Hier sehen wir eine andere “Eigentümlichkeit”. Die PKK konnte als eine logische Folge die gleiche nationalistische Organisierung unter Arbeitern und Beamten nicht schaffen. Nicht, weil sie es nicht wollte, sondern, weil die Bedingungen dies unmöglich machten. An diesem Punkt stand die nationalistische Organisierung objektiven Grenzen und Handicaps gegenüber.


GETRENNT IN DER TÜRKEI – GEMEINSAM IM IRAN!

Um die pragmatische und nationalistische Auffassung in der Organisierung der PKK zu verstehen, muß man einen Blick auf ihre Analyse in Bezug auf die anderen Teile Kurdistans werfen. Es ist sehr interessant, was die PKK, die für türkisch-Kurdistan die Auffassung von getrennter Organisierung und getrennten Revolutionen vertritt, über den Iran sagt:

“…Die grundlegende Aufgaben der Kurden in Ostkurdistan (Iran) ist, ihren Kampf um nationalen Unabhängigkeit und Demokratie mit dem Kampf der anderen Völker in einer Front zu vereinigen. Der Kampf der Kurden um nationale Unabhängigkeit und Demokratie gegen verräterische Großgrundbesitzer, den Imperialismus und gegen seinen Diener, die Schahmonarchie, bilden eine Einheit mit dem Kampf der Völker der Aserbaidschaner, Perser und Belutschistaner. Die erste Aufgabe in diesem Kampf ist es, die Schahmonarchie zu stürzen.” (“Der Weg der Revolution in Kurdistan”) Einerseits vertritt die PKK für den Iran die Auffassung einer gemeinsamen Organisierung, eines gemeinsamen Kampfes und einer gemeinsamen Revolution und propagiert die Vereinigung der Völker “in einer Front”, doch andererseits gibt sie keine Antwort auf die Frage, warum sie für die Türkei eine getrennte Organisierung, einen getrennten Kampf und eine getrennte Revolution fordert.

Das Ergebnis dieser Dinge ist die Inkonsequenz und der politische Pragmatismus der PKK. Es ist unvermeidlich, daß die PKK, die keine marxistisch-leninistische Bewegung ist und die versucht, die Realität des Landes und der Region des Nahen Ostens in ihr nationalistisches Verständnis zu pressen, einer Inkonsequenz verfällt und solche Feststellungen macht. In den kolonialen Vielvölkerstaaten, in denen die Völker ausgebeuetet werden, und einer nationalen Unterdrückung ausgesetzt sind, ist die gemeinsame Organisierung der Völker, der gemeinsame Kampf, der Sturz der gegenwärtigen Macht der Kollaborateure des Imperialismus unter allen Bedingungen der einzige Weg der Befreiung der werktätigen Völker aller Nationen und Nationalitäten. Das ist der Weg der wahren Befreiung. Das ist natürlich mit Klassenverständnis möglich und nicht mit dem nationalistischen. Aber seit ihrer Entstehung steht die PKK weit entfernt von diesem Verständnis. Wenn wir die Geschichte betrachten, sehen wir, daß die Herrschenden immer wieder die Politik “teile und herrsche” angewendet haben, um die Völker auf einer religiösen und nationalen Grundlage gegeneinander aufzuhetzen, und somit ihre Macht aufrecht zu erhalten. Wenn man mit der Theorie von der “Kolonie” die Forderung von “getrennten Staaten”stellt, ist der einzige Weg dorthin der gemeinsame Kampf für die antiimperialistische, antioligarchische Volksrevolution zu organisieren. “Kolonie” oder nicht, unter keinen Umständen können wir die Trennung des Kampfes der Völker und das Setzen der nationalen Interessen an die Stelle der gemeinsamen Interessen der Völker als legtim ansehen, schon gar nicht für diejenigen, die sich als marxistisch-leninistisch bezeichnen. Die Marxisten-Leninisten beschränken sich keineswegs auf die natioanale Frage. Ihr Kampf geht vom allgemeinen Interesse der Völker aus. In diesem Sinne ist das einzige Hindernis für die Befreiung nicht die nationale Unterdrückung, sondern der Imperialismus und die Oligarchie. Für das türkische und für das kurdische Volk ist das Hindernis das selbe.


DIE “ZUGEHÖRIGKEIT ZUR TÜRKEI” UND DIE TÜRKISCHE UND KURDISCHE LINKE

Diese Bezeichnung der Linken als “kurdische” und “türkische” Linke ist nicht neu. Die kurdischen Nationalisten haben diese Begriffe geprägt. Aus ihrer Sicht ist es logisch, diese Begriffe in dieser Form anzuwenden. Diejenigen, die sich auf die Befreiung des kurdischen Volkes beschränken, kurdische Vereine und kurdische Parteien gegründet haben, dem türkische Volk und der Revolution in der Türkei den Rücken zugekehrt haben, haben sich selbstverständlich als “kurdische” Linke betrachtet. Da sie sich nur für Kurdistan und die Kurden interessieren und sich auf der Grundlage des Nationalismus und der Klassenbezogenheit organisiert haben, ist diese Bezeichnung auch verständlich.

Ihrer Logik nach bleiben das türkische Volk und die Revolutionäre übrig. Dann sollen sie auch “türkische” Linke heißen. Diese Vorstellung wird von einem engen nationalistischen Verständnis genährt. Wenn man von dieser Lage ausgeht, wird es auch möglich sein, mit Begriffen wie “lazische Linke”, “arabische Linke”, “georgische”, “tscherkessische” und “bosnische” Linke zu bezeichnen. Nach der Logik der PKK soll es auch so sein.

Das spiegelt das Verständnis des kleinbürgerlichen Nationalismus wieder, das die Werktätigen nach ihren Nationalitäten trennt, das “für jede Nation eine eigene Partei” vorschlägt, und somit die Propagierung von getrennten Organisation und getrennter Revolution legitimieren will. Aber das Organisationsverständnis der Marxisten-Leninisten in einem Vielvölkerstaat richtet sich nicht nach Nationalitäten. Man versucht, die Werktätigen aller Nationalitäten zu organisieren und sie unter einem Dach zu vereinigen. Die Marxisten-Leninisten lehnen die getrennte Organisierung ab, welche das Volk nach Nationalitäten aufspaltet.

Begriffe wie “türkische Linke” sind in ihrem Wesen Produkte einer solchen Betrachtung. Eine Definition aus der Sicht des Nationalismus. In dem sie solche Definitionen vornimmt, ging die PKK von der Vorstellung aus, die Existenz der Linken in der Türkei, die die Organisierung auf der Grundlage der Nationalitäten ablehnen und die gemeinsame Organisierung verwirklichen, zu verheimlichen.

Aber dieser Begriff stellt heute aus der Sicht der PKK einen “Widerspruch” dar. Wenn man die Ansicht vertritt, “der Türkei anzugehören”, was bleibt dann von der “kurdischen Linken”?

Wird man z.B. zu einer “kurdischen Linken, die der Türkei angehört”? Aber was bis heute zu sehen ist, was die “Zugehörigkeit zur Türkei” fordert, wird nicht einmal bei der Definition der Begriffe richtig erfüllt. Man benutzt weiter die gleichen alten Begriffe.

 


Übersetzung aus Kurtulus Nr. 84, 6. Juni 1998, 3. Teil einer Serie über die PKK.

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