In der Türkei versucht der Staat die linken und revolutionären Vierteln mit Degeneration abzuschwächen und zu depolitisieren. Wobei diese Methode nicht neu ist. Gegen die “Black Panther”-Bewegung in den USA beispielsweise wurden “Drogen und Alkokol” als Waffen eingesetzt. Im Baskenland und Irland wurden die Drogen direkt von staatlicher Seite verteilt, um den Widerstand zu vereiteln. Die neokolonialen Länder befinden sich mehr oder weniger alle in dieser Situation. Das möchte man auch in der Türkei umsetzen, in Form von Drogen und Prostitution. In Lateinamerika, wo früher Guerillakämpfe ausgetragen wurden, werden die Drogenkartelle und Mafiabanden vom Imperialismus und Oligarchien organisiert. Ziel ist es möglicherweise aufkeimende Widerstands-Potenziale zu ersticken. Beim Thema Drogenkonsum, das auch in der europäischen Linken kontrovers diskutiert wird, hat die Volksfront einen ziemlich eindeutigen Standpunkt. Sie kämpft gegen die Drogenabhängigkeit. Dieser Kampf ist keineswegs neu. Seit Jahren schon führt die Volksfront Kampagnen „gegen Drogen, Degeneration und Prostitution“ durch. Im linken Armenviertel Gülsuyu Gülensu sind die Revolutionäre stark verankert. Die vom Staat beschützten und unterstützten Drogenbanden terrorisieren seit einiger Zeit die Menschen im Gülsuyu-Viertel. Sie erpressten Schutzgelder von den Kleinhändlern, drohten ihnen und schossen sie an, wenn diese sich weigerten. 9 Personen wurden vor Hasan Ferit´s Tod mit Schußwaffen verletzt. Neben Schutzgeldern verkauften sie unter dem Schutz der Polizei Drogen. Die Bevölkerung in diesem Viertel war höchst beunruhigt um ihre Kinder und kämpften dagegen. Der erst 21-jährige Hasan Ferit Gedik war einer der Aktivsten. Man kannte ihn und seinen Kampf gegen die Drogenkriminalität.
Hasan Ferit Gedik wurde ermordet
Am 29. September 2013 gab es im Viertel eine Demonstration gegen Drogen und die Drogenbanden. Zu diesem Zeitpunkt wurde Hasan Ferit Gedik von einer Schußwaffe mit langem Lauf getroffen. Er bekam 4 Kopfschüsse ab, wurdeingesamt von 6 Kugeln getroffen. Ein weiteres Mitglied der Volksfront, Gökhan Aktas, wurde ebenfalls durch einen Kopfschuss getötet. Während einer Demonstration werden mitten in Istanbul 3 Personen angeschossen. Die Schwerverletzten wurden ins Krankenhaus gebracht. Während Hasan Ferit Gedik um sein Leben kämpfte, war die Polizei darum bemüht, das wichtigste „Beweismaterial“, sein blutiges Hemd, verschwinden zu lassen. Selbst diese Handlung legt eindringlich offen, wer die Täter von Hasan Ferit Gedik sind. Nicht weiter verwunderlich war, dass die Banden danach noch zwei weitere Personen angeschossen haben. Parallel dazu gab es Razzien von der Polizei. Im Krankenhaus verlor Hasan Ferit Gedik sein Leben.
Die Polizei hatte nicht einmal vor der Gedenkfeier Respekt
Hasan Ferit Gedik wurde, bevor er im Gazi-Friedhof begraben wurde, zur Waschung ins Cemhaus in Kücükarmutlu gebracht. Am 1. Oktober 2013 wollte seine Familie am Tatort, bevor er begraben wird, in Gülsuyu eine kleine Gedenkfeier durchführen. Aber der Staat hat das verboten. In Kücükarmutlu wurden alle Ein- und Ausfahrten versperrt. Es wurde kein Fahrzeug von Kücükarmutlu nach Gülsuyu reingelassen. Die mörderische AKP-Regierung schrieb den Menschen sogar vor, wie sie ihre Toten zu begraben hatten. Das haben die GenossInnen und die Familie von Hasan Ferit Gedik nicht hingenommen. Die Polizei konnte ihnen nicht vorschreiben, wie sie ihre Beisetzung zu machen hatten. Sie machten in Kücükarmutlu vor dem Cemhaus, 3 Tage und 3 Nächte lang, unter strömendem Regen eine Sitzblockade. Schließlich musste der Staat nachgeben.
Der Leichnam wurde nach Gülsuyu und hinterher zum Friedhof in Gazi gebracht
Gegen Mittag zog man von Armutlu nach Gülsuyu. Auf den Straßen von Gülsuyu war ein Meer von Menschen. Sie begrüssten ihren Gefallenen Hasan Ferit Gedik mit dem Banner „Hasan Ferit Gedik ist unsterblich“. Sein Großvater Mustafa Meray hielt eine Trauerrede ab, welche die Menschen bewegte und gleichzeitig ein Aufruf zum Kampf gegen den Staat war. „Mein Enkel ist in Armutlu geboren. In Armutlu ist er zur Sonne geworden und von Gülsuyu aus wird die ganze Türkei erleuchtet. Mein Enkel war ein großartiger Revolutionär. Dafür hat er gekämpft. Nun wird dieser Kampf von Tausenden, Zehntausenden Ferits weitergeführt werden.“ Der Leichnam wurde von Gülsuyu nach Gazi transportiert. Die Menge rief wütende und entschlossene Parolen wie „Die Banden werden zur Rechenschaft gezogen“, „Hasan Ferit Gedik ist unsterblich“, „Wir sind das Volk, wir sind im Recht, wir werden siegen“. Am Friedhof in Gazi wurde Hasan Ferit Gedik´s Leichnam von Zehntausenden Menschen empfangen. Die wütende Menge rief Parolen. Hasan Ferit Gedik lebte nun in den Köpfen, in den Herzen und in den Kämpfen der Menschen weiter. Die Millizen der Cephe (DHKC) sorgen für die Sicherheit der Menschen.
Cephe war entschlossen zu verhindern, dass es auch bei der Beisetzung zu weiteren Vorfällen durch die Banden kommt. Um einem neuen Bandenangriff vorzubeugen, haben rotmaskierte und bewaffnete Millizen der Cephe gegen die Mafia und Polizei den Schutz der Menschen in die eigene Hand genommen. Das hat in der Presse und in sozialen Medien hohe Wellen geschlagen. Die bürgerliche Presse fragte sich iritiert „Wie kann der Staat denn so etwas bloß zulassen“? Die Bevölkerung empfing ihre bewaffneten Kräfte mit grosser Begeisterung. Die Fädenzieher, welche hinter den Banden stecken: Agaoglu, Albayrak Warum beschützt die Polizei die Banden so offensichtlich? Warum werden die Menschen in Gülsuyu dermaßen terrorisiert?
Die Antwort lautet: Gentrifizierung. Wie viele andere Armenviertel auch, wurde Gülsuyu 2004 zu einem Gentrifizierungs-Viertel erklärt. Denn Baugiganten wie Agaoglu und Albayrak wollen den mittellosen Menschen ihre Wohnungen wegnehmen. Um genau zu sein, möchte man zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen: Auf der einen Seite wollen sie dort ihre Wohnkomplexe, Villen usw. bauen. Auf der anderen Seite den Einfluss der Revolutionäre in diesen Vierteln unterbinden.
Demonstrationen zur Solidarisie-rung mit Hasan Ferit Gedik gegen die Drogenbanden halten an
Nachdem Hasan Ferit Gedik auf einer Demonstration von den Drogenbanden erschossen wurde, führten die Menschen in vielen Städten der Türkei Demonstrationen durch: Hatay, Eskisehir, Dersim, Balikesir, Denizli, Samsun, Izmir, Mersin. In der Türkei wird traditionell nach dem 40. Tag des Ablebens eines Menschen, ein „Trauermahl“ verteilt. An diesem beteiligten sich am 17. November 2013 700 Menschen. Sie verlangten Rechenschaft für seinen Tod. Am 1. Dezember wurde in Gazi eine Demonstration gegen „die Degenerierung“ durchgeführt. Erst wurde das Grab von Hasan Ferit Gedik besucht. Danach folgte eine Demonstration mit einer Beteiligung von 5000 Personen. Während der gesamten Demonstration rief die Menge: „Hasan Ferit Gedik ist unsterblich“, „Die Banden werden zur Rechenschaft gezogen“.
Die Angriffe der Banden halten während der Demonstrationen an
• Am 11. Januar 2014 haben die Banden erneut die Volksfront angegriffen, in die Luft ge-schossen. Am 12. Januar 2014 gab es eine Demonstration dagegen. Als die Volksfront die Wohnung dieses Bandenmitgliedes aufsuchen wollte, hielt die Polizei vor der Wohnung Wache.
• 14. Januar 2014, diesmal wurden feige Schüsse in Cayan abgefeuert. 2 Angehörige der Volksfront wurden schwer verletzt. Als Reaktion verlas man am 15. Januar 2014 eine Presseerklärung und hielt anschließend eine Demonstration ab. Im Gazi-Viertel wurden 2 Panzerfahrzeuge und 2 Wasserwerfer verbrannt.
• 17. Januar 2014: Der Verein in Cayan wurde von der Polizei gestürmt. Als Reaktion darauf fand zuerst eine Demonstration statt. In den Abendstunden ließen maskierte Anhänger der Front Feuerwerkskörper in die Luft fliegen, nachdem die Straßen versperrt wurden. Die Aktion begann erst mit 30 und weitete sich mit der Beteiligung der BewohnerInnen auf 250 Personen aus. Die Cephe versperrte die Hinterstraßen, damit die Polizei nicht reinkonnte. Die Barrikaden, welche an der Hauptstraße errichtet wurden, zündeten sie an. Die mörderische Polizei der AKP musste sich aufgrund des Widerstandes aus dem Viertel zurückziehen.
• Am 20. Januar 2014 kesselte die mörderische Polizei der AKP das Viertel gegen 21:30 Uhr mit 7 Panzerfahrzeugen und vielen Anti-Terror-Einheiten ein. In diesem Viertel hatte die Volksfront weiträumig gegen Drogen plakatiert. Seckin Ertas von der Volksfront wurde von 7 Panzerfahrzeugen umzingelt und gewaltvoll unter Anwendung der Folter festgenommen. Das sollte vereitelt werden. Die Menschen schnitten der Polizei an einem speziellen Punkt den Weg ab und entrissen Seckin aus den Händen der Polizei.
Tausende demonstrierten gegen Drogen
• 1. Dezember 2013: Die Volksfront strömte aus allen Richtungen zum Gazi-Viertel, wo Hasan Ferit beerdigt ist. Nachdem ihn 5.000 Menschen an seinem Grab besuchten, hielten sie eine Demonstration gegen Drogen ab.
• 12. Januar 2014 Kücükarmutlu: 1.500 Menschen beteiligten sich an der Aktion. Nach der Demonstration wurde ein Feuer entzündet und darum herum Halay getanzt.
• 26. Januar 2014 Okmeydani: Tausende demonstrierten gegen Drogen.
• 17. Februar 2014: 4.000 Menschen demonstrierten gegen Drogen und forderten Rechenschaft für den Mord an Hasan Ferit Gedik.
• 27. Juli 2014: Tausende Menschen gingen auf die Straße, um auf den Prozess gegen seine Mörder am 14. August 2014 aufmerksam zu machen und zur Mobilisierung von 1 Million Menschen vor das Gerichtsgebäude aufzurufen.Bei vielen Demonstrationen wurden die TeilnehmerInnen von den Millizen der Cephe beschützt.
Das Hasan Ferit Gedik-Zentrum zum Kampf und zur Befreiung gegen die Drogenabhängigkeit wurde eröffnet
Im Armenviertel Gazi wurde am 13. Juli 2014 ein Zentrum zum Kampf und Befreiung von Drogen eröffnet, dass den Namen von Hasan Ferit Gedik trägt. Die ÄrztInnen und PsychologInnen arbeiten dort ehrenamtlich. Der Psychiater Ilker Kücükparlak sagte folgendes zum Zweck des Zentrums: „Es ist schwierig mit den Drogen aufzuhören. Aber noch schwieriger ist es davon dauerhaft fern zu bleiben. Nachdem eine Person mit den Drogen begonnen hat, verliert sie viele Dinge. Am meisten Selbstvertrauen. Der einzige Ausweg aus der Abhängigkeit ist die Chance auf einen völligen Neuanfang im Leben. Das ist leider in den meisten Fällen nicht möglich. Und genau das wollen wir erreichen. Wir werden dafür sorgen, dass sie Selbstvertrauen bekommen. Ein weiterer ehrenamtlicher Mitarbeiter äußerte zur Arbeitsmethodik des Therapie-Zentrums: „Die Therapie-Methoden hier unterscheiden sich erheblich von jenen der staatlichen Krankenhäuser. Natürlich wird es auch medizinische Behandlung geben. Unsere Ärzte werden medizinisch alles Notwendige tun. Aber die wichtigste Schule ist das Leben selbst. Hier werden viele Dienstleistungen angeboten. Wir werden den Jugendlichen beibringen zu maurern, zu tischlern, eine Friseurausbildung anbieten. Anfangs werden sich manche wundern, was normal ist. Warum wir so eine Ausbildung geben? Weil es nichts bringt, die Menschen nur von der Abhängigkeit zu therapieren, wenn man sie hinterher wieder auf die Straße schickt. Die Jugendlichen, die gegen ihre Drogensucht kämpfen, müssen auch lernen, ihr Leben zu meistern und sich selbst versorgen zu können. Es werden auch weitere Zentren in Kücükarmutlu und Kirac eröffnet.“