Wir drucken eine Rede ab, die auf der Demo am 25. November 2018, dem Tag der Beseitigung der Gewalt gegen Frauen, in Hamburg von der Volksfront Europa (Avrupa Halk Cephesi) verlesen wurde.
Genossinnen und Genossen, wir demonstrieren hier und heute gegen die Gewalt an Frauen.
Wir demonstrieren, weil die Gewalt an Frauen in dem Maße zunimmt, in welchem auch die Degeneration anwächst.
Die Frau unterliegt im Kapitalismus nicht nur der ökonomischen Ausbeutung, sondern sie wird auch von Männern unterdrückt, indem sie z.B weniger Gehalt bekommt, als Männer, häusliche Gewalt erleidet, sexuell belästigt oder vergewaltigt wird und von Männern ermordet wird.
Welche Statistiken resultieren daraus?
40% der Frauen in Deutschland haben seit ihrem 16. Lebensjahr körperliche und/oder sexuelle Gewalt erlebt. 25% der in Deutschland lebenden Frauen haben Gewalt durch aktuelle oder frühere Beziehungspartner erlebt (häusliche Gewalt).
13% der in Deutschland lebenden Frauen haben seit dem 16. Lebensjahr strafrechtlich relevante Formen sexueller Gewalt erlebt. 42% der in Deutschland lebenden Frauen haben psychische Gewalt erlebt, z.B. Einschüchterung, Verleumdungen, Drohungen, Psychoterror.
Der Grund für die Gewalt an Frauen ist das System, in welchem wir uns befinden.
So wie alles im Kapitalismus zu einer Ware gemacht wird, die nach ihrem potentiellen Profit bewertet wird, so ist auch der Körper, allen voran der Körper der Frau im Kapitalismus eine Ware, die weltweit zu den am Meisten beworbenen zählt. Schaut euch nur um: Überall wird der nackte Körper der Frau, ihre Sexualität und ihr Aussehen verwertet.
Ob auf Werbebanden, im Fernsehen oder in Zeitschriften und Zeitungen. Die Frau sieht sich im Kapitalismus zu einer Ware degradiert, die es auch entsprechend zu behandeln gilt.
Diese von den Herrschenden betriebene Politik findet jedoch nicht nur Anklang in der Gesellschaft, auch der Staat selbst wendet Gewalt und sexuelle Übergriffe gegen politische Gegner, allen voran gegen widerständige Frauen an.
Wir möchten kurz von Ayten Öztürk berichten, die in der Türkei 6 Monate lang jeder erdenklichen Form von Folter ausgesetzt wurde. Ayten Öztürk ist eine Revolutionärin, die im Libanon im Exil lebte und in der Türkei per Kopfgeld gesucht wurde. Als sie auf dem Weg nach Griechenland war, wurde sie Ende März am Flughafen in Beirut festgenommen und wenig später ohne juristische Prozedur in die Türkei abgeschoben.
Dort wurde Ayten noch am Flughafen von Konterguerilla-Einheiten empfangen, die sie mit verbundenen Augen an einen ihr unbekannten Ort brachten. 6 Monate lang wurden ihr Stromschläge an verschiedenen Stellen des Körpers wie z.B. an den Brustwarzen verpasst, ihr wurde mit Peitschen und Stöcken auf Beine und Fußsohlen geschlagen, sie wurde dem Waterboarding unterzogen und hat Rasierklingen unter ihre Fingernägel bekommen.
In regelmäßigen Abständen wurde Ayten ärztlich behandelt, um die Folter fortführen zu können. Neben der körperlichen Folter wurde sie auch psychisch gefoltert, als man ihr bei jeder Gelegenheit sagte, dass niemand sich um sie sorge, keiner nach ihr frage und alle denken würden, sie sei tot.
Ayten Öztürk wurde wochenlang gefesselt in Gummizellen gehalten. Mit Schlagstöcken erfuhr sie sexuelle Belästigung und ihr wurde mehrfach die Vergewaltigung angedroht.
Erst nachdem ihre Genossen herausfanden, dass sie in die Türkei abgeschoben wurde, haben die Folterer Ayten aus dem Folterzentrum an einen Hof verbracht, wo sie von regulären Polizeieinheiten ofiziell verhaftet wurde.
6 Monate wurde Ayten auf grausamste Art gefoltert. Im Gefängnis zählte man 868 Wunden, die durch die Folter entstanden.
868 WUNDEN! Doch die faschistischen Folterer, allesamt Männer, konnten von einer Revolutionärin nicht ein Wort herausbekommen. Sie hielt der Folter 6 Monate stand und leistete Widerstand.
Ayten hat Geschichte geschrieben, doch der bürgerliche Feminismus möchte keine Notiz davon nehmen. Frauen werden 6 Monate lang gefoltert, doch sie begrenzen sich auf Vorstands-Quoten und Stand-Up Comedy.
NEIN! Die Befreiung der Frau liegt nicht im bürgerlichen Feminismus, sondern im gemeinsamen Kampf für eine bessere,
eine freie Gesellschaft. Die Befreiung liegt im Sozialismus und den können wir nur gemeinsam, Hand in Hand erkämpfen.