DHKC 271: WIR BERICHTEN WEITER!

Revolutionäre Volksbefreiungsfront

Datum: 1. September 2002 Erklärung: 271

Fatma Tokay Köse, ist unter der Folter, die als Lebensrettung bezeichnet wird, gefallen

WIR BERICHTEN WEITER!

Fatma Tokay Köse wurde am 395. Tag des Hungerns, nach ihrer Einlieferung ins Staatliche Krankenhaus von Kütahya und der darauffolgenden Verlegung ins Ankara Numune Krankenhaus, einer Zwangsernährung unterzogen. Sie ist unter der 5 Tage andauernden Zwangsernährungsfolter durch die Nachfolger ‘Mengeles’ am 31. August gefallen.

Der Widerstandskrieg hat bereits seinen 681. Tag erreicht, als Fatma gefallen ist. Die Zahl der Gefallenen im Widerstandskrieg ist mit Fatma auf 96 gestiegen.

Die Zahlen steigen;

Sobald die Zahlen sich erhöhen, wächst auch die HELDENHAFTIGKEIT unseres Widerstands und unserer WiderstandskämpferInnen.

Sobald die Zahlen sich erhöhen; nimmt auch die VERANTWORTUNG derer, die dem iderstand gegenüber schweigen, zu.

Sobald die Zahlen sich erhöhen; wächst auch die SCHULD derer, die immer noch ihre Politik der Folter, Isolation und Zwangsernährung gegen den Widerstand fortsetzen.

Wir fahren damit fort, die Realität der Türkei aufzuzeigen und zu berichten.

Fatma Tokay Köse, gehörte den Widerstandskämpferinnen in der 6. Todesfastengruppe an. Sie begann ihr Todesfasten am 28. Juli 2001.In den Tagen von 19.-22. Dezember erlebte sie das Massaker im Gefängnis von Çanakkale. Nach schwerer Folter am Ende des berüchtigten Angriffs “für die Rückkehr zum Leben”, wurde sie ins Gefängnis von Kütahya verlegt.

Dort haben sich Repression, Isolation und Drohungen fortgesetzt.

Die Folterer haben es monatelang nicht geschafft, ihren Willen zu bezwingen. Dies versuchten sie dann unter Anwendung jeglicher unmenschlicher und erniedrigender Methoden, als sie in den letzten 5 Tagen teilweise ihr Bewusstsein verlor und in Ohnmacht fiel. Es ist ihnen aber nicht gelungen.

Die letzten 5 Lebenstage von Fatma Tokay Köse verliefen unter der Folter der sogenannten “Lebensrettung”.

Dies alles findet nicht in den Nazi-Kz’s, sondern in den an das Justizministerium der T.R. gebundenen Gefängnissen  und den an das Gesundheitsministerium der T.R. gebundenen Krankenhäusern statt.

Ihre Schwester schildert den letzten Moment, an dem sie Fatma Tokay Köse gesehen hat:

“Am 28.08.2002 wurde mir eine auf 15 Minuten begrenzte Besuchserlaubnis erteilt. Das Bild, das ich vor mir sah, löste in mir Entsetzen aus. Denn, es befanden sich zwei Soldaten an der Tür, ein Soldat im Raum. Meine Schwester war splitternackt ausgezogen, ihr Leintuch und das Bett waren völlig durchnässt von Erbrochenem und Blut…

An ihrer linken Hand war ein Blutbeutel befestigt. Mit ihrer rechten Hand war sie an einige Geräte angehängt. Ausserdem war ihre rechte Hand mit einem grünen Tuch am Bett festgebunden. Ihre Hände hatten aufgrund des Versuchs eine Vene zu finden, unzählige Einstiche.

Eine auf der rechten Hüfte bereits bestehende Wunde hat sich weit geöffnet. Seit dem Verband, den ich vor drei Tagen aufgelegt habe, wurde kein Verband mehr gemacht. Die Füsse meiner Schwester sind seit längerer Zeit stark angeschwollen. Sie konnte ausserdem ihre Füsse nicht völlig ausstrecken. Trotzdem wurden ihr speziell an die geschwollenen Stellen an den Füssen Ketten angelegt, die am Bett befestigt wurden. Weil die Ketten an den Schwellungen angebracht wurden, haben sie sich ins Fleisch eingebohrt.”

 

AN UNSER VOLK,

Diese Szenen spielten sich nicht in den Nazi-Konzentrationslagern ab, sondern in den Gefängnissen und Krankenhäusern der Republik Türkei, die zu KZ`s verwandelt wurden…

“Obwohl meine Schwester nackt, die Bettwäsche nass und das Bett vor dem Fenster positioniert war, sind Fenster und die gegenüberliegende Tür offengehalten worden und es kam zu ständiger Zugluft. Deshalb hat meine Schwester gefroren.

Sie sagte ständig, dass sie friert, sich anziehen will, dass sie besonders nach der Blutabnahme in schlechten Zustand geriet, dass sie keine Behandlung will, und dass sie zu ihren FreundInnen in der Gefangenenabteilung gebracht werden will. Nach den 15 Minuten, sagten die Soldaten, dass mein Besuch zu Ende sei, und führten mich nach draussen…”

Seht, liegt hier die Absicht einer Rettung vor?

Diese Rettung ist die gleiche Form, wie jene von 19.-22. Dezember.

Hier ist der Staat der Republik Türkei. Diese ÄrztInnen, die Soldaten, diese Gefängnisbeauftragten sind BEAMTiNNEN DIESES STAATES.

Alles was diese StaatsbeamtInnen tun, ist von der Regierung bis zu den Ministerien, vom Staatssicherheitsrat bis zum Generalstab, allen Etagen des Staates bekannt und erfolgt mit ihrer Zustimmung.

Wir machen damit weiter, den Weg für Recht und Freiheiten und der Befreiung der Realität der Türkei entsprechend aufzuzeigen.

Im Zeitraum von 30. Juli bis 31. August sind 5 WiderstandskämpferInnen im Todesfasten gefallen. Wie bei jeder großen Auseinandersetzung geht es hier um einen Krieg des Willens und der Entschlossenheit. Und jede/r unserer Gefallenen ist der Beweis für die Unbesiegbarkeit unseres Willens und unserer Enstschlossenheit.

Diese Willenskraft, ist die Willenskraft gegen die Politik des Imperialismus und der Oligarchie, mit der sie unser Volk in die Knie zwingen und das gesamte Land zu einem F-Typ verwandeln wollen. An diesem Punkt ist die Unbesiegbarkeit wichtig und bestimmend. Diese Willensstärke ist die der Revolution gegenüber dem System. Es ist die Hoffnung, die an diesem Punkt unbesiegbar ist. In diesem Land erfordert der Kampf für Rechte und Freiheiten große Opfer. Jeder einzelne der Briefe unserer gefallenen GenossInnen, in denen der Grund ihrer Bereitwilligkeit zum Todesfasten beschrieben wird, hat den Wert eines Widerstandsmanifests.

Wir veröffentlichen sie, weil sie zum einen die Demagogien der Oligarchie durchkreuzen, und im Grunde lehrreich sind. Mit dem Wissen und Selbstvertrauen, das aus ihrem völligen Einsatz gegen die Unterdrückung entstanden ist, legen sowohl unsere SympathisantInnen, als auch unsere KaderInnen, die sich dem Todesfastenwiderstand angeschlossen haben, die Realität der Türkei und die Aufgaben der RevolutionärInnen und DemokratInnen offen. Niemand hat an den Ansichten, die in diesen Briefen geäussert und mit der größten Opferbereitschaft und Entschlossenheit in unserer Geschichte unterzeichnet wurden, etwas auszusetzen.

Würden jene, die die Auffassung vertreten, dass mit Europa, TÜSIAD* und dem Generalstab Schritte zur Demokratisierung möglich sind, über ein wenig politisches Schamgefühl verfügen, dann hätten sie nicht vor das Volk treten sollen. Hätten sie ein wenig Verantwortungsgefühl, dann würden sie sovielen Gefallenen gegenüber die Wahrheit zugestehen, sie würden sehen, dass in diesem Land der Kampf für Rechte und Freiheiten und für Unabhängigkeit und Demokratie auf diese Weise geführt wird, und hätten ihre Unachtsamkeit gegenüber dem Widerstand beendet.

Wir fahren mit dem Widerstand und mit dem Kampf dagegen, dass unser gesamtes Land zu einem ‘F-Typ‘- Gefängnis verwandelt wird, fort. Die wirklichen PatriotInnen und DemokratInnen werden letztendlich auf unserer Seite stehen. Daran haben wir keine Zweifel. Der Aufruf von Fatma wird von den PatriotInnen und DemokratInnen, von den jungen Mädchen und Frauen und vom Volk dieses Landes, Gehoer finden.

“Der Name der Hoffnung und des Sieges ist die Partei”

Unsere Genossin Fatma Tokay Köse wurde am 14. September 1967 im Dorf Çatakli im Bezirk Alacakaya bei Elazig geboren. Sie gehört der kurdischen (Zaza) Nationalität an. Die Grund und Mittelschule besuchte sie in Alacakaya, das Gymnasium in Ankara, im Kurtulus Gymnasium. Im Jahre 1987 begann sie der Universität zu Hacettepe mit dem Geschichtsstudium. Im gleichen Jahr lernte sie die revolutionäre Bewegung kennen. Zwischen 1987-1990 arbeitete sie im Dev-Genç-Komitee auf dem Beytepe Kampus.

Von 1989 bis Ende 1990 wurde sie dreimal aufgrund von Aktionen im Rahmen des akademisch-demokratischen Kampfes der Jugend verhaftet. In den Jahren von 1990-1991, setzte sie ihren Kampf für Rechte und Freiheiten bei TAYAD Ankara und Özgür-Der Ankara fort. Nach dieser Periode, begann sie ihren revolutionären Kampf innerhalb der mittellosen ArbeiterInnen in Slumgebieten fortzusetzen. Sie übernahm Verantwortung in den Vierteln Mamak und Altindag. Auch in dieser Periode wurde sie mehrmals festgenommen.

Es herrschten Bedingungen, unter denen die Fortsetzung des Kampfes auf legaler, demokratischer Ebene im großen Maße unmöglich war, und sie setzte ihre Aktivitäten auf illegaler Ebene fort. Sie übernahm die Verantwortung für den Kampf und die Organisierung in den Stadtteilen Kirsehir, Nevsehir und Kirikkale.

Im Jahre 1993 wurde sie zum geeidigten Mitglied der Devrimci Sol. Im gleichen Zeitraum heiratete sie unseren Genossen Ali Osman Köse. Sie wurde am 19. Mai 1994 festgenommen, am 4. Juni 1994 verhaftet und ins Ulucanlar Gefängnis überstellt. Von Ulucanlar wurde sie nach Sakarya, nach dem Erdbeben von 17. August ins Çanakkale Gefängnis verlegt.

Im Zeitraum des Todesfastens 1996 war sie eine der Todesfasten-Freiwilligen. Im Jahre 2000, als der F-Typ- Angriff an die Tagesordnung kam, gehörte sie erneut zu den Freiwilligen.

Denn, sie erklärte: Unter Bedingungen, da versucht wird, all unsere Werte zu rauben und zu zerstören, in denen man kein Bruchstück von Gerechtigkeit, Moral und Würde übriglassen will, sehe ich keinen anderen Weg, als, dass wir mit all unserer Kraft Widerstand leisten und kämpfen. Denn, sie sagte:

“Unser Volk, unsere Heimat für die wir kämpfen, sind eines unserer Lebensgründe.

Neben den Schmerzen, die Millionen unserer Menschen ueber sich ergehen lassen muessen, sind die Sachen, die mir widerfahren werden, nicht der Rede wert. Während Millionen von unserem Volk sterben… Und wo es darum geht, auf eine Weise sterben zu können, von der ich glaube, dass dadurch zum Ende des Leides unseres Volkes beigetragen wird.

Was ist dann schon ein Leben? Denn, die ideologische, kulturelle und politische Kraft bzw. Entschlossenheit die wir zeigen werden, wird eine historische Rolle dabei spielen, die Phase zugunsten der Revolution zu wenden. Und wir als Partei-Front verfügen über diese Kraft. In einer Atmosphäre, in der über die Legitimität der Revolution und des Revolutionärtums diskutiert wird, wird die Kraft, für unser Volk und unsere Heimat zu sterben, die Hoffnung stärken. Deshalb hat sie hunderte Tage lang den Hunger mit Entschlossenheit ertragen. Diese Gedanken hat sie gegenüber Massaker, Isolation und Folter mit Entschlossenheit verteidigt.”

Sie war 15 Jahre lang Revolutionärin und hielt während dieser gesamten Zeit an diesen Gedanken fest. Für diese Gedanken ist sie unsterblich geworden. Für sie war der Name der Hoffnung und des Sieges die Partei.Die Partei war der Glanz in ihren Augen, die Sonne die in ihre Zelle scheinte und die Zukunft. Sie wurde unsterblich, indem sie die Hoffnung vergrößerte und den Sieg näherbrachte.

Unser Versprechen an alle unsere gefallenen, kämpfenden und widerstandleistenden GenossInnen: Diese Gedanken werden leben, die Fatma’s werden leben!

 

Devrimci Halk Kurtulus Cephesi

Revolutionäre Volksbefreiungsfront


*Arbeitgeberverband

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