Revolutionäre Volksbefreiungsfront
Datum: 26. August 2002 Erklärung 270
WARUM WIR WIDERSTAND LEISTEN?
WARUM WIR UNSER LEBEN AUFOPFERN?
GÜLNIHAL YILMAZ ERZÄHLT:
“Wir sind kein Volk, das es verdient hat, im eigenen Land bis auf die Knochen geplündert, gering geschätzt und erniedrigt zu werden. Wir, als RevolutionärInnen, wollen, dass in diesem Land keine Spur von den Unterdrückern und der Unterdrückung bleibt, dass Repression und Ausbeutung für immer verbannt sind.”
GÜLNIHAL YILMAZ ERZÄHLT:
“Wir sind kein Volk, das es verdient hat, im eigenen Land bis auf die Knochen geplündert, gering geschätzt und erniedrigt zu werden.
Wir, als RevolutionärInnen, wollen, dass in diesem Land keine Spur von den Unterdrückern und der Unterdrückung bleibt, dass Repression und Ausbeutung für immer verbannt sind.
Wir wollen ein würdiges, glückliches und gerechtes Leben. Wir möchten sehr vieles, aber all das sind die Rechte unseres Volkes, die man uns geraubt hat. Wir werden sie uns zurücknehmen.”
GÜLNIHAL YILMAZ ERZÄHLT:
Es findet heute in den Isolationszellen ein Willenskrieg statt…
Wir wissen, dass es keine Phantasievorstellung ist, in einem Land zu leben, in dem keine Repression und Ausbeutung herrscht, in dem wir frei produzieren und miteinander teilen können…
Sie wollen uns heute deshalb vernichten, weil wir das Beispiel für Kollektivismus und Opferbereitschaft sind. Sie wollen uns vernichten, weil an unserem Beispiel geprüft wird, dass jene, die im Recht sind, niemals besiegt werden können, solange sie ihre Überzeugung mit Entschlossenheit verteidigen. Sie wollen uns heute vernichten, weil wir voller Hoffnung sind und diese Hoffnung in unser Leben integriert haben. Es wird ihnen niemals gelingen. Niemals.
Gülnihal YIlmaz war eine der Widerstandskämpferinnen aus der 5. Todesfastengruppe. Sie hat sich am 18. Juni 2001 im Gefängnis von Kütahya ins Todesfasten begeben. Als 95. Gefallene des Widerstands ist sie unsterblich geworden. Im Widerstandskrieg hat es alleine im letzten Monat bereits 4 Gefallene gegeben. Die gesamte bürgerliche Presse, viele Parteien, die sich als links bezeichen und viele NGO´s ignorieren diese Tatsache.
Sie tun so, als gäbe es keinen Widerstand und keine Toten. Denn: Der Widerstandskrieg zerschlägt das Demokratiespiel der Oligarchie. Es gibt keine Fakten, die das Spiel und den Trug der Gesetze zur Anpassung an die EU deutlicher wiederspiegeln als der Widerstand in den F-Typ Gefängnissen.
Die bürgerlichen Medien ignorieren ihn. Es wird eindeutig und ganz offen zensiert. Über die Toten werden nicht einmal Kurznachrichten gebracht. Denn, wenn von den Toten und vom Widerstand berichtet wird, dann stellt sich heraus, dass die Worte von Demokratisierung… reines Geschwätz sind; dann würde ihr Theater um die Wahlen platzen.
Verschiedene Kreise der Linken und NGO´s ignorieren den Widerstand, weil dadurch ihr falsches ‘Linkssein‘ bzw. Demokratentum zum Vorschein käme. Sehr viele Kreise sind über uns verärgert, weil wir bei diesem Spiel nicht mitmachen. Wir haben mit Spielen, die vom System genehmigt werden nichts zu tun. Unsere Arbeit ist viel ernsthafter. Wir führen in den Isolationszellen und auf allen Ebenen des Lebens einen Kampf für die Zukunft unseres Landes und Volkes.
Einige stellen den Widerstandskrieg als zwecklos, einige als nutzlos, andere als sinnlos hin. Denen, die nicht verstanden haben, wird von Semra, Fatma, Birsen und Gülnihal erzählt. Jene, die dennoch nicht verstehen, wollen es nicht wahrhaben. Es gibt keinerlei Geheimnisse.
Dies ist bis heute 94 Mal mit unserem Tod dargelegt worden.
Gülnihal Yýlmaz berichtet zum 95. Mal; die Worte am Beginn unserer Erklärung, sind ganz eindeutig. In den Zellen sollen revolutionäre Gedanken vernichtet werden. Es soll in den Isolationszellen die Hoffnung zerstört werden. Und unsere WiderstandskämpferInnen sagen: Wir werden sterben, unsere Gedanken werden leben.
Denn diese Gedanken sind heute nicht nur in unserem Land, sondern in der ganzen Welt die einzige Quelle der Hoffnung. Falls es gelingen würde, diese Gedanken aus der Welt zu schaffen, dann wird diese zu einer Welt des amerikanischen Imperiums werden. Das werden wir nicht zulassen. Wir lassen es nicht zu. Auch Semra, Fatma, Birsen, Gülnihal und die Anderen werden dies nicht zulassen, sie sind die KämpferInnen des Willens und der Entschlossenheit.
Es sind Bewusstsein, Überzeugung und Mut, die in den Zellen Widerstand leisten. Das ist es genau, was die ArchitektInnen dieser Zellen vernichten wollen. Sie fürchten die Richtigkeit dieses Bewusstseins, Glaubens und Mutes. Ihnen ist bewusst, dass sie diese, heute von ihnen gespielte Wahlkomödie, nicht weiterspielen, und die IWF-Programme nicht anwenden werden können, wenn unser Volk von diesem Bewusstsein, Glauben und Mut umfasst wird. Sie wissen, dass niemand diesen beschämenden Szenarien, die von den Agenten des IWF als links dargestellt werden, Glauben schenken wird.
“Die Partei-Front hat nun die Schule der Überzeugung und Opferbereitschaft eröffnet. Wir lehren. Wir erklären, was Willensstärke und Entschlossenheit bedeuten.” (Gülnihal Yılmaz)
Unsere Genossin Gülnihal Yýlmaz befindet sich seit 13 Jahren in diesem Kampf.
Sie war 34 Jahre alt, als sie gefallen ist. Unsere Genossin von tscherkesischer Nationalität, nahm am Kampf der Jugend teil, als sie sich an der Fakultät für Rechtswissenschaften an der Universität in Ankara befand. Innerhalb kurzer Zeit wurde sie zur Verantwortlichen ihrer Einheit. An jede Sache, zu der sie sich gebunden fühlte, ging sie mit ganzem Herzen heran. Im Laufe ihrer Kampfjahre wurde sie viele Male der Folter ausgesetzt. Immer hat sie die Folterkammern verlassen, ohne eine Aussage zu machen. Den Folterern ist es nicht gelungen, sie zu beugen. Sie hat auf unterschiedlichen, legalen und illegalen Gebieten gearbeitet und Verantwortungen übernommen.
Am 17. Juli 1993 wurde sie festgenommen und es begannen für sie lange Jahre der Gefangenschaft. Sie wurde auch in den Gefängnissen zur Fortsetzerin der Tradition der Unbeugsamkeit. Sie hat in den Gefängnissen, in denen sie sich befand, in unserer Gefangenenorganisierung, als führende Kraft auf verschiedenen Gebieten Aufgaben übernommen.
Während des Massakers von 19.-22. Dezember befand sie sich im Gefängnis von Çanakkale. Auch sie war bereit, sich selbst zu opfern. Sie war seit Beginn des Todesfastens Freiwillige und schloss sich der 5. Gruppe an. Während ihres gesamten revolutionären Lebens, hat sie sich keiner einzigen Opferbereitschaft für ihre GenossInnen, für ihr Volk und ihre Bewegung entzogen. Diese letzte Opferbereitschaft, stellte für sie eine grössere Aufgabe dar, als nur ein Opfer. Sie sagte: Der Gegenwert dieser Opfer, die wir erbringen, ist das Glück des ganzen Volkes.
Er ist die steigende Moral aller Völker der Welt. Er ist das Strahlen in den Augen und die Bürde der Hoffnungen derer, die in der Sowjetunion, in Vietnam, in China, Kuba und in der ganzen Welt die Revolution ersehnten, und die Blut und Schweiss vergossen haben, um die Revolution durchzusetzen. Während ihr Körper Zelle für Zelle dahinschwand, Tag für Tag auf den Tod zuging, war sie glücklich und ruhig, indem sie an das Glück und die Moral der Völker dachte.
Gülnihal erzählt: Diejenigen, die heute ihre Ohren verschliessen, werden morgen nicht in den Reihen der Sieger sondern in den Reihen der Verlierer stehen. Alle, die in diesem Land leben, sollten sich die Worte Gülnihal’s gut einprägen.
Der Widerstandskrieg ist ein Prüfstein in der Geschichte der Türkei. Alle, vom Staat bis zu den demokratischen Institutionen, von links bis rechts, werden morgen, entsprechend ihrer Haltung, bzw. Nicht-Stellungnahme in dieser Sache, ihren Platz in der Geschichte einnehmen. Wenn auch der Staat mit seiner Zensur und einige linke Kreise in ihrer schweigenden Haltung, nicht über das Massaker und den Widerstand sprechen. Es wird diskutiert werden. Niemand wird sich dem Urteil unserer Sterbenden entziehen können. Niemand wird sich vor dieser Rechenschaft drücken können.