“Wir umarmen den Tod mit unseren Waffen in der Hand und mit unseren Parolen auf den Lippen “

Am 16./17. April 1992, erlebten die Istanbuler Stadtviertel Ciftehavuzlar, Üstbostanci, Erenköy und Sahrayi Cedit schreckliche Massaker, die der Faschismus aus Angst und in Panik beging, und einen heldenhaften Widerstand, der mit einem politischen Erfolg der Mitglieder von Devrimci Sol endete.

Die, welche die Massaker begingen, waren viele, und sie waren militärisch-technisch sehr gut ausgerüstet. Aber es waren Angst und Panik, die ihr handeln bestimmten. Sie haben keinen Glauben, keine Überzeugung. Und ihre Angst war so groß, daß nach dem achtstündigen Widerstand unserer drei GenossInnen hunderte Polizisten und Spezialeinheitmitglieder in die Luft feuerten und ihre Fahne an der Tür des Gebäudes dort aufhängten, um ihre Angst zu überwinden.

Sie konnten den heldenhaften Widerstand unserer Genossinnen und Genossen nicht verdunkeln. Die bürgerliche Presse und das Fernsehen als aktive Mittel der konterrevolutionären Propaganda der Oligarchie konnten nicht die Schreie, den starken Glauben und heldenhaften Widerstand unserer Gefallenen in Ciftehavuzlar am 16./17. April übertönen. UND AM ENDE HABEN WIR GESIEGT.

Die Broschüre beinhaltet die letzten Worte der elf Mitglieder von Devrimci Sol, die am 16./17. April gefallen sind. Eine halbe Stunde nach Beginn des Gefechts informierten sie die Vorsitzende von TAYAD, Fatma SESEN, über die Operation, Stunde für Stunde, Minute für Minute. Wir veröffentlichen den vollständigen Gesprächstext und die Biographien.

Wir wollen hier die letzten Worte der GenossInnen SABO, EDA und TASKIN, die sie in einem Telefonat ihrer Freundin gesagt haben, bevor sie einem 8- stündigen Gefecht am 17. April in ihrem Stützpunkt in Ciftehavuzlar von den Mördern und Folterern ermordet sind, mit Stolz wiedergeben. Wir versprechen, ihre im Bomben- und Kugelhagel gesprochenen Worte, die die Stärke, den Mut und die Entschlossenheit der werktätigen Völker und der Revolutionäre ausdrücken, und die wie ein Hammer auf die Köpfe der volksfeindlichen Mörder niedergehen, zu erfüllen. Die werktätigen Völker und die Revolutionäre haben die Macht, dieses Versprechen zu erfüllen. Wir glauben daran und

WIR VERSPRECHEN ES…


DIE LETZTEN WORTE

00.20 Uhr:

Am Telefon eine Frauenstimme (SABO) :

Guten Tag.

Sie haben unser Haus umstellt. Seit etwa 30 Minuten. Ich bin mit einer Genossin und einem Genossen in der Wohnung.

Wir halten sie seit einer halben Stunde auf. Wir haben alle Dokumente im Bad verbrannt. Wir haben nichts vergessen. Bald werden sie anfangen zu schießen. Wir werden uns wehren. Wir werden zu Niyazi, Apo und Haydar (*) gehen. Wir werden zu den Gefallenen des 12. Juli (*) gehen. Meine Genossin, die neben mir steht, will mit Dir sprechen.

EDA:

Wir werden als Kämpferinnen von Devrimci Sol für die Völker der Türkei fallen. Uns geht es sehr gut. Wir sind ruhig. Auch wir werden, wie die GenossInnen, am 12. Juli, in Malatya (*) und Kizildere (*) kämpfend den Tod mit einem Lächeln auf den Lippen empfangen, sterben und Widerstand leisten.

ES LEBE DEVRIMCI SOL !

ES LEBE UNSER FÜHRER DURSUN KARATAS !

ES LEBEN UNSERE BEWAFFNETEN REVOLUTIONÄREN EINHEITEN !

Lebt wohl. Wir lieben euch und unsere Völker sehr.

SABO:

Wir rufen Sie an, weil sie die Vorsitzende von TAYAD (*) sind. Wir wollen, daß Sie das, was Sie hören und was wir sagen, über eure Zeitung an die Weltöffentlichkeit weitergeben. Sucht …… Gehen Sie raus und rufen Sie diese Nummer an. Haltet Euer Telefon frei. Ruft sofort an. Habt ihr was von Sinan (*) gehört? Fragt nach Sinan. Hört Nachrichten. Versucht etwas zu erfahren.

Wartet einen Moment…

Ich wiederhole. Unser Haus ist umstellt. Wir halten sie seit einer halben Stunde auf. Alle Dokumente haben wir verbrannt, sogar unsere Ausweise. Die Schießerei wird gleich anfangen. Wir werden kämpfen. Wir werden, wie die Genossinnen Hamiyet und Olcay (*) in den Wohnungen und auf der Straße, und wie die Genossen in den Bergen bei Malatya mit einem Lächeln auf den Lippen sterben. Wir werden hier kämpfen, wie es sich für Kämpfer von Devrimci Sol geziemt.

Ihr seid unsere Zeugen. Wir wollen, daß ihr das durch Eure Zeitschrift der Welt mitteilt. Was ihr jetzt hört, soll Wort für Wort festgehalten und veröffentlicht werden. Wir wollen neben den Gefallenen des 12. Juli begraben werden. Unsere Särge sollen mit der Fahne von Devrimci Sol bedeckt werden. Unser Volk soll sich an der Beerdigung beteiligen. Helft unseren Familien und informiert sie. Ich muß jetzt auflegen und werde euch gleich noch mal anrufen. Haltet die Leitung frei.

1.20 Uhr:

SABO:

Habt ihr was von Sinan gehört? Habt ihr ihn angerufen? Habt ihr Nachrichten gehört? Sie reden von ihm. Bitte haltet die Leitung frei. Wenn ihr telefonieren müßt, ruft von außerhalb an.

(Man kann durch das Telefon Schüsse hören.)

Sie haben angefangen, hörst Du das? Willst Du, daß ich auflege?

Antwort:

-Nein.

SABO:

Gut…

(Man hört Parolen:)

ES LEBE DEVRIMCI SOL !

NIEDER MIT DEM FASCHISMUS! ES LEBE UNSER KAMPF!

ES LEBEN DIE GEFALLENEN DES 12. JULI !

ES LEBE UNSER MALATYA-WIDERSTAND !

ES LEBE UNSER WIDERSTAND !

ES LEBE KIZILDERE ! (*)

SABO:

Ruft die Nummer … an. Ihr müßt sie unbedingt erreichen.

(Man hört ununterbrochen Schüsse)

Ich muß jetzt auflegen.

2.30 Uhr:

SABO:

Habt ihr was von Sinan gehört? Habt ihr was erfahren können? Habt ihr … erreichen können? Es gibt 2 Nummern, sie sollen dort anrufen. Sie sagen, daß sie Sinan getötet haben.

(Man kann EDAs Stimme hören)

EDA: (Sie schreit die Bullen an)

Ihr dürft ihm kein Haar krümmen!

SABO:

Die Bullen schimpfen die ganze Zeit. Vor allem mich beschimpfen sie. Aber sie kriegen auch die Antworten, die sie verdienen. Wahrscheinlich hört ihr das auch. Als sie kamen, behaupteten sie, sie wären von der Finanzpolizei. Sie wollten mit der “gnädigen Frau Sabahat” sprechen.

(Man kann Schüsse und Parolen hören, klingeln und daß gegen die Tür geschlagen wird)

ES LEBEN UNSERE BEWAFFNETEN REVOLUTIONÄREN EINHEITEN !

ES LEBE UNSER FÜHRER DURSUN KARATAS !

ES LEBE DEVRIMCI SOL !

SABO:

Wir haben durch den Türspion geguckt und Polizisten in kugelsicheren Westen gesehen. Sie behaupten, daß Sinan gestorben ist. Gebt mir Nachricht von ihm. Und ruft von außerhalb an. Sie sind jetzt im Augenblick über unserem Stützpunkt und versuchen ein Loch in die Decke zu bohren.

(Schüsse, es wird gegen die Tür geschlagen und man kann die Beschimpfungen durch die Polizei hören:)

Ihr Huren, kommt raus! Öffnet die Tür! Nach rechts, nach rechts…

EDAs Stimme:

Kommt doch mit euren Panzern und Kanonen, kommt rein, ihr fürchtet euch doch sogar vor unseren Leichen. Wir werden euch bis in eure Träume verfolgen. Ihr zittert vor Angst. Kommt doch rein! Ihr traut euch ja nicht mal, eure Zehen zu zeigen. Glaubt nicht, daß ihr euch verstecken könnt. Ihr täuscht euch. Wenn es nur ein einziges Loch gibt, werden wir da durch kommen. Ihr werdet unserer Volksjustiz nicht entgehen können. Unsere Genossen werden euch bestrafen.

(Man kann wieder die Beschimpfungen durch die Polizei hören)

SABOs Stimme:

Ihr habt tausend Mütter und tausend Väter. Euer Vater ist Bush und eure Mutter ist Manukyan (*). Ihr Kanalratten, ihr seid da geboren und aufgewachsen!

(Parolen)

ES LEBE UNSERE REVOLUTIONÄRE VOLKSJUSTIZ !

ES LEBEN UNSERE BEWAFFNETEN REVOLUTIONÄREN EINHEITEN !

ES LEBE DEVRIMCI SOL !

(Man kann jetzt sehr viele Schüsse hören und daß versucht wird, die Türe aufzubrechen. In jeder Pause des Telefonats sagen sie “Lebt wohl”)

SABO:

Sie werfen Gas durch den Schornstein. Wir sind im 12. Stock. Die Bullen drohen, daß sie uns aus dem 12. Stock werfen werden. Und sie sagen, daß die Wohnung der Organisation gehört. Sie versuchen, die Türe aufzubrechen, aber sie schaffen es nicht. Die Tür ist aus Stahl. Sie haben ein großes Loch rein gemacht.

(Man hört häufige Schüsse)

Lebt wohl. Ich gehe meinen Genossen helfen.

(Wieder Schüsse und Parolen:)

ES LEBE DEVRIMCI SOL !

ES LEBE UNSER FÜHRER DURSUN KARATAS !

ES LEBE DIE BRÜDERLICHKEIT DER KURDISCHEN UND TÜRKISCHEN VÖLKER ! DER KAMPF, DER KURDISCHEN UND TÜRKISCHEN VÖLKER WIRD DEN FASCHISMUS BESIEGEN !

(Schüsse)

SABO:

Wir haben die Barrikade verstärkt, sie können die Türe nicht öffnen. Ein Genosse ist am Arm verletzt worden. Sie sagen, daß sie Sinan getötet haben. Sagt mir Bescheid, wie es ihm geht. Ruft …. an. Fragt nach “Onkel”. Die Freunde werden es verstehen. Die Bullen reden über ein Apartment und nennen die Namen von Sinan und Günes. Sie sagen, daß sie viele Wohnungen gestürmt haben. Es kann ein großer Schlag sein. Ihr müßt es rauskriegen, und hört die Nachrichten.

(Schüsse und Parolen)

SABO:

Die Bullen bereiten jetzt Sprengungen vor. Uns geht es gut, wir sind ruhig.

(Man kann wieder die Beschimpfungen durch die Polizei und die Antworten der GenossInnen hören)

Wir werden wie rote Nelken überall im Land aufblühen.

EDAs Stimme: Die Fahne von Devrimci Sol wird überall im Land wehen. (Worte der Polizei über Sinan und Beschimpfungen, die nicht genau zu verstehen sind)

Die Antworten: Ihr dürft Sinan kein Haar krümmen! Unsere Genossen werden euch bestrafen. Nichts kann euch retten!

SABO: Ich überlege und will meinen Genossen helfen. Ich zwinge mich. Ich weiß nicht, wie sie uns gefunden haben. Ich weiß nicht – aber als ich heute morgen draußen war, war alles o.k. Ich bin an … vorbeigekommen. Aber da ist mir nichts aufgefallen. Es ist alles heute passiert. Ich überlege und zwinge mich, rauszukriegen, woran es gelegen hat, aber mir fällt nichts ein. Wir haben alle Dokumente im Bad verbrannt. Wir haben eh immer einen Kanister Petroleum in der Wohnung. Wir haben alle Ausweise verbrannt auch und das Geld. Wir wollen nicht, daß sie was davon kriegen. Pardon. Es gibt noch einiges in unseren Taschen, die haben wir noch nicht kontrolliert. Wir haben alles verbrannt, nichts ist übrig geblieben. Wir wollen, daß ihr das weitergebt. Es gibt jetzt nichts mehr.

(Schüsse und Parolen)

hörst du, ich habe noch eine Genossin und einen Genossen. Wertvolle Genossen, sie haben sehr gut gekämpft.

(Parolen und Schüsse von MP-5 und G-3)

EDAs Stimme: Mein Volk – glaubt ihnen nicht, sie lügen…

(der Rest ist nicht zu verstehen)

SABO: Das Volk draußen steht auf unserer Seite. Außer einer Frau. Ihr haben wir die nötige Antwort gegeben. Ihr müßt der Zeitung Bescheid geben, damit sie Journalisten hierher schickt. Ich will unsere Freunde sehen. Schickt die Mütter von TAYAD hierher. Unsere Adresse: in der Nähe des Meteorologischen Instituts in Göztepe, parallel zur Bagdad-Straße, im Karasu-Hochhaus. Wegen dem Polizeiaufgebot werdet ihr es merken, wenn ihr in die Nähe kommt.

(Bei jeder Unterbrechung des Gesprächs sagt sie “Lebt wohl”, man kann Schüsse und Parolen hören)

Ich bin am Arm verletzt, die Kugel ist durchgegangen. Aber ich kann weiterschießen. Sie wollen die Wand zum Bad sprengen.

(Man hört eine Explosion und Parolen)

Sie haben nur ein kleines Loch in die Wand sprengen können. Wir werden sie verstärken.

(Man hört, daß Möbel getragen und gezogen werden)

Sie haben genau gewußt, daß ich hier bin. Sie sagen, daß sie Sinan getötet haben. Sie reden über ein Ikizler-Apartment. Ja richtig, da ist “Onkel”! Hört die Nachrichten und sagt mir Bescheid. Ich überlege, wie ich meinen Genossen helfen kann. Wie es geschah und wie es sich entwickelt hat, weiß ich nicht. Heute morgen bin ich an … vorbeigegangen. Ich war “sauber”. Heute morgen war alles o.k., was danach passiert ist weiß ich nicht, ich weiß es nicht, ich weiß es nicht.

(Ihre Gesprächspartnerin erzählt, sie habe mit der Presse gesprochen, aber daß sie den Polizeifunk nicht hören können. Sie erzählt, daß sie erfahren haben, daß die Polizei 2 Wohnungen gestürmt hat, in einer hätte es 3 Tote gegeben, darunter Sinan, und in der anderen einen Toten) SABO: Wir sind ruhig, uns geht es gut. Wir werden bis zu unserem letzten Tropfen Blut kämpfen.

(Man hört, daß sie die Polizisten beschimpfen:)

EDAs Stimme: Kommt mit euren Panzern und Kanonen, ihr Feiglinge! (Wieder Beschimpfungen durch die Polizei und die Antworten) EDAs Stimme: Ihr Kanalratten! Ihr könnt nur mit eurem Schwanz denken! (Die Schüsse sind häufiger geworden)

SABO: Wie die Genossinnen und Genossen am 12. Juli und in den Bergen von Malatya den Tod begrüßt haben, wir werden den Tod empfangen wie Hamiyet und Olcay … Ich will mich an meine Genossinnen wenden…

(Häufige Schüsse und Parolen)

ES LEBE DEVRIMCI SOL !

ES LEBE UNSER 12. JULI-WIDERSTAND !

ES LEBE KIZILDERE !

ES LEBE DURSUN KARATAS !

ES LEBE UNSER WIDERSTAND !

ES LEBE UNSER WIDERSTAND ! NIEDER MIT DEM FASCHISMUS !

ES LEBE DEVRIMCI SOL !

ES LEBE UNSER GÖZTEPE-WIDERSTAND ! (*)

6.45 Uhr:

(Sie können jetzt nicht mehr häufig ans Telefon. Um zum Telefon zu kommen müssen sie auf dem Boden kriechen. Später wird SABO am Bein verletzt. Nach etwa einer Stunde wenden sie sich an die Bevölkerung auf der Straße. Die Stimmen sind nicht gut zu verstehen, sie klingen weit weg)

SABO: Sie bereiten die Sprengung der Türe vor. Das Telefon steht neben der Tür, deshalb können wir nicht mehr kommen. Jetzt ziehen wir uns nach hinten zurück. Sie kommen rein.

(Das letzte Telefonat:)

SABO: Wir umarmen den Tod mit unseren Waffen in der Hand und mit unseren Parolen auf den Lippen. Gib meinen Gruß an meinen Ehemann und Führer, den Führer von Devrimci Sol, weiter. Ich will, daß meine Grüße an alle Genossinnen und Genossen weitergegeben werden. Lebt wohl…

(Man kann furchtbar viele Schüsse hören und wie die Hülsen der Patronen auf den Boden fallen)

7.15 Uhr:

(Der Lärm der Schüsse ist furchtbar laut, so, als ob hunderte schießen. Dann ein Knacken in der Leitung. Ihre Stimmen sind nicht zu hören, nur Schüsse)

7.25 Uhr:

(Die Verbindung ist unterbrochen…)

Erläuterungen:

Apo u. Haydar: Gefallene im Todesfasten

12. Juli: Massaker 1991, bei dem 12 Mitglieder von Devrimci Sol in Istanbul ermordet worden sind, darunter auch Niyazi

Malatya: 5 Mitglieder von Devrimci Sol sind hier Anfang 1992 ermordet worden

TAYAD: Verein der Angehörigen der politischen Gefangenen, 1991 verboten worden

Sinan: Führer von Devrimci Sol, am 17. April ermordet

Hamiyet u. Olcay: Mitglieder von Devrimci Sol, in Izmir getötet Kizildere: Dorf, in dem die führenden Kader der THKP/C ermordet wurden Manukyan: Puffmutter, die in der Türkei sehr berühmt ist, sie zahlt die meisten Steuern

Göztepe: der Stadtteil von Istanbul, in dem sich die Wohnung befindet

Sabahat KARATAS (SABO)

(1953 – … )

VON DEN 22 JAHREN ALS REVOLUTIONÄRIN HAT SIE

14 JAHRE MIT ERFOLG IM UNTERGRUND GEARBEITET

Sie war die Tochter einer armen kurdischen Familie. Ihre Kindheit hat sie in Nusaybin und Diyarbakir verbracht. 1970 begann sie in Istanbul an der literarischen Fakultät ein Philosophiestudium. Sie war aktives Mitglied von Dev-Genc. Sie hat in einer Fabrik gearbeitet und gleichzeitig studiert. Sie war eine Führerin der ArbeiterInnen. In jedem Betrieb, in dem sie arbeitete, wurde sie zur Betriebsrätin gewählt. Bis 1976 hat sie im IYÖD (Istanbuler Hochschulverein) gearbeitet. Sie arbeitete in diesen Jahren unter den ArbeiterInnen, und hat versucht, sie zu organisieren. Gleichzeitig hat sie bei Dev-Genc mit den Jugendlichen zusammengearbeitet. Sie wurde von allen respektiert und war sehr beliebt. 1976 gründete sie mit ihren Freundinnen den DKD (Revolutionärer Frauenverein) und hat dort im Vorstand gearbeitet. In den Gecekondus* und in den Betrieben hat sie die Frauen organisiert. Nach der Gründung von Devrimci Sol ging sie in den Untergrund. Von da an war sie als “Sabo” eine beispielhafte Untergrundkämpferin.

Nach dem Putsch vom 12. September konnten die faschistische Junta und deren Schläge gegen die Organisation ihre Entschlossenheit nicht erschüttern. Rückzug, Verzweiflung und Sorge um das eigene Leben waren ihr fremd. In den Gecekondus hat sie weiter Massenarbeit geleistet und wurde eine Führerin des Volkes.

Wegen ihrer Entschlossenheit, Konsequenz und Unermüdlichkeit bei ihrer Arbeit bekam sie 1982 neue Aufgaben übertragen. Anfang 1983 wurde sie in das Zentralkomitee von Devrimci Sol gewählt. In diesen Jahren mußte der Kampf trotz Verrat, Resignation, Verzweiflung und Einschüchterungen weitergeführt werden. Aber Sabo blieb standhaft. Trotz der

Schwierigkeiten hat sie durch ihr Leben den Menschen um sie herum bewiesen und beigebracht, daß man den Kampf weiterführen muß. Es gab Tage, an denen sie vor der Polizei fliehen mußte. An anderen mußte sie im Freien übernachten, mit Dokumenten der Organisation in einer Tüte. Dann gab es Tage, an denen sie bewaffnet zu sehr gefährlichen Treffen gehen mußte, an anderen Tagen mußte sie hin und herlaufen, um diverse Aktionen zu organisieren, mußte sie Menschen finden, um die vielen Aufgaben zu erledigen. Aber niemals hat sie nur an sich gedacht oder gesagt: “Das geht mich nichts an”.

Sie nahm keine Rücksicht darauf, daß sie krank war und sie gab ihre gesamte Energie bis zum Schluß für den Kampf. An manchen Tagen wurde sie auf der Straße ohnmächtig, aber sie hat niemals gesagt: “Ich bin krank, ich will mich ausruhen”. Ihre Organisation und ihre GenossInnen waren für sie das Wichtigste.

Ja, Sabo war eine Arbeiterin für die Revolution. Für sie gab es keinen Unterschied zwischen großen und kleinen Aufgaben. Für sie gab es kein anderes Leben außer der Arbeit für die Revolution. Sie war eine, die die revolutionäre Arbeit und die Prinzipien von Devrimci Sol ernst genommen hat und sich damit identifizierte.

Sie war eine gute Organisatorin der Massen. Sie beeindruckte alle, mit denen sie sprach und mobilisierte sie für den Kampf. Die Werktätigen der Istanbuler Gecekondus kannten sie sehr gut. Für sie war Sabo eine selbstlose und fleißige Revolutionärin und eine gute Freundin, die für alle Zeit hatte. Die eine Nacht war sie bei GenossInnen, die nächste verbrachte sie bei den Menschen der Gecekondus und hat als eine von ihnen mit ihnen über den politischen Kampf gesprochen.

Die Straßen Istanbuls kannten Sabo sehr gut. Und sie kannte die Stadt wie ihre Westentasche. Deshalb konnte sie die Folterer, die hinter ihr her waren, immer wieder abschütteln.

Genossin Sabo war eine Untergrundkämpferin von Devrimci Sol. Sie war eine Spezialistin im Untergrund. Sie war diszipliniert, hielt die notwendigen Regeln immer ein und bekämpfte jegliche Schlamperei. Auch wenn sie eine Entscheidung falsch fand, hat sie sie befolgt. Doch sie kritisierte falsche Entscheidungen immer sehr scharf.

Unsere Sabo war mutig. Sie säuberte viele Arbeitsplätze und Wohnungen nach der Verhaftung von GenossInnen, neue Festnahme wurde so verhindert. Dabei begegnete sie mehrmals den Folterern. Aber dank ihrer starken Nerven schaffte sie es jedesmal, ihnen zu entkommen. In ihrem 22-jährigen Leben als Revolutionärin wurde sie kein einziges Mal festgenommen. Von diesen 22 Jahren hat sie 14 Jahre in der Illegalität gelebt, und trotz der damit verbundenen Schwierigkeiten und hohen Anforderungen war sie erfolgreich in ihrer Arbeit. Daß sie niemals verhaftet worden ist, lag nicht daran, daß sie sich gedrückt hätte. Sie war immer auf den Straßen und hat ihre Aufgaben erfüllt, aber sie hat immer die konspirativen Regeln eingehalten. Deshalb wurde sie zu einer Legende. Wenn die Faschisten bis heute nicht feststellen können, wie und wo sie gearbeitet hat, und sie nach dem 17. April nicht richtig identifizieren konnten, so lag das an ihrem Verhalten.

Sabo war eine konsequente und disziplinierte Genossin und für die Menschen, die sie kannten, eine echte Freundin. Es gibt Dutzende Menschen, die stolz darauf sind, von ihr ausgebildet worden zu sein. Viele Menschen kamen mit ihren Problemen zu Sabo, weil sie ihr vertrauten. Sie war das “Ein und alles” für die Menschen, die mit ihr gelebt und gearbeitet haben. Sie war eine Führerin von Devrimci Sol. Genossin Sabo war verheiratet. Auch in dieser Hinsicht war sie vorbildlich. Diese Beziehung voll Liebe und Zuneigung war genauso Teil ihres revolutionären Lebens. Sie ging damit sehr vorsichtig um, selbst die Menschen, die mit ihr zusammengearbeitet haben, haben erst nach ihrem Tod aus den bürgerlichen Medien erfahren, mit wem sie verheiratet war.

Sie war ein Beispiel für den “Neuen Menschen” der Gesellschaft, die wir schaffen werden.

Ein Leben, das wie das von Sabo unbeugsam gegen Verrat, Rückzug und Doppelmoral ist, kann nur so beendet werden:

“Niemals und unter keinen Bedingungen werden sie mich ohne Widerstand kriegen”, sagte sie. Genau so war es auch. Die ganze Welt konnte sehen, wie sie unter der Fahne von Devrimci Sol, die die revolutionäre Entschlossenheit und den Glauben an den Sozialismus symbolisiert, in der einen Hand die Waffe und mit der anderen das Siegeszeichen machend, die Feinde herausforderte und ihnen zusammen mit EDA und TASKIN entgegenrief: “Kommt, wenn ihr Mut habt!” In einem Telefonat während der Auseinandersetzung sagte sie einer Freundin: “Wir sind ruhig, uns geht es gut. Wir werden bis zum letzten Blutstropfen kämpfen”. Damit zeigten Sabo, Eda und Taskin ihren Mut und ihre Entschlossenheit und versetzten die Faschisten in Angst und Panik.

Genossin Sabo, sie hatten keinen Mut, euch offen in die Augen zu sehen. Keine Ausbeuterklasse hat bis jetzt eine Waffe gefunden, die die Parolen von Devrimci Sol zum Schweigen brächte, die euren Mut, der die Mörder herausfordert, besiegen könnte. Keine Waffe gegen eure sie erniedrigende Würde. Sie haben sich versteckt und gewartet, bis die Bomben euch kampfunfähig gemacht hatten. Sogar als ihr längst tot wart, konnten sie ihre Finger noch immer nicht von den Waffen lassen. Damit, daß sie eure Hände zerschossen haben, wollten sie ihre Angst überwinden. Deine letzten Worte, Genossin Sabo, reichen, um dein ganzes Leben und deinen Kampf zu erzählen: “Wir umarmen den Tod mit der Waffe in der Hand und mit unseren Parolen auf den Lippen. Gib meinen Gruß an meinen Mann-meinen Führer, den Führer von Devrimci Sol, weiter. Ich will, daß meine Grüße an alle Genossen und Genossinnen weitergegeben werden. Lebt wohl…” Als du dies gesagt hast, warst du voller Hoffnung, Vertrauen und Glaube. Leb auch du wohl, unsere tapfere Heldin Sabo. Schlaf ruhig, wenn wir den Weg der Revolution verlassen sollten, sind wir Verräter. Wenn wir dein Erbe nicht in Ehre halten können, sind wir Verräter. Wir sind durch deinen heldenhaften Widerstand noch stärker geworden. Ihr seid für uns und die Völker jetzt unvergeßliche HeldInnen der Revolution. Ja, Genossin Sabo, du hast deine Aufgabe auch bei diesem letzten Mal erfolgreich erfüllt. Das hast du dadurch bewiesen, indem du zuerst an die Organisation und die Genossinnen gedacht hast und dem Fein nichts hinterlassen hast, was er gegen sie benutzen kann. Mit deinem 22-jährigen revolutionären Leben und deinem beispielhaften Widerstand hast du uns ein großes Erbe hinterlassen. Du bist eine vorbildliche Revolutionärin und eine vorbildliche revolutionäre Ehefrau gewesen. Du warst eine vorbildliche Kämpferin von Devrimci Sol. Dein Widerstand zusammen mit der Genossin EDA und dem Genossen TASKIN mit der Waffe in der Hand und dem Siegeszeichen ist als wichtiger Teil unserer Geschichte der Revolution in unser Bewußtsein eingegangen.

Wir werden die Genossin Sabo, Mitglied des Zentralkomitees von Devrimci Sol, die am 17. April 1992 um 7.25 Uhr in heldenhaftem Widerstand gefallen ist, nicht vergessen und nicht beschämen.

  • (Gecekondu: Stadtviertel mit über Nacht erbauten Häusern auf ehemals öffentlichem Grund. Lt. Gesetz in der Türkei werden solche unbemerkt über Nacht bebauten Grundstücke zu Privateigentum. Anm. d. Üs.)

Sinan KUKUL

(1956 – … )

ER WAR EIN FÜHRER, DEN GEFÄNGNIS UND FOLTER

NICHT EINSCHÜCHTERN KONNTEN …

Er war der Sohn einer Laze* – Familie aus Trabzon / Besikdüzü. 1974 ging er nach Istanbul und lernte dort an der technischen Universität den revolutionären Kampf kennen und kam mit Dev-Genc zusammen. Er wurde einer der Führer von Dev-Genc. In der Zeit, als die Plattform von Dev-Genc, der IYÖD (Istanbuler Hochschulverein), legal war, wurde er zu seinem Vorsitzenden gewählt. Nach dem Verbot des IYÖD war er am Aufbau und an der Gründung einer zentralen Jugendorganisation, DEV-GENC Istanbul, beteiligt und wurde ihr 1. Vorsitzender.

Sinan hat nach 1974 bei dem Kampf der sich entwickelnden und sich vergrößernden Organisation gegen den Opportunismus und Faschismus eine wichtige Rolle gespielt. Er war ein führender Kader, der zur Stärkung und Weiterentwicklung der Organisation ständig neue Taktiken und Bestimmungen entwickelte. Er war ein Lehrer. Bei vielen Diskussionen genügte es zu sagen: “Ich habe mit Kukul gesprochen, der sieht das so und so”, um die Diskussionen zu beenden und die Probleme zu lösen. Er war ein Militanter. Er hat sich an allen Aufgaben von Dev-Genc beteiligt. Seine Führungsfähigkeit hat er nicht am Tisch gelernt. Viele konnten Sinan beim bewaffneten Kampf gegen die Faschisten vor den Schulen und auf der Straße der vordersten Reihe sehen. Diese Fähigkeiten machten ihn zu einem führenden Kader von Dev-Genc.

Er übernahm wichtige Aufgaben im Kampf gegen den Opportunismus innerhalb von Devrimci Yol und bei der Entstehung von Devrimci Sol. Er war einer von denen, die am meisten zum Aufbau einer neuen Struktur, die den Traditionen der THKP/C entsprach, beitrugen.

Genosse Sinan diskutierte, redete und überzeugte. Mit diesen Fähigkeiten wurde er bei jeder Begegnung, bei jeder Versammlung zum Schrecken der oppositionellen Kräfte und seiner Feinde.

Er ist häufiger mit den Folterern zusammengetroffen. In seiner Zeit bei DEV-GENC hat er an den Besetzungen von Internaten, Vereinen, Schulen, an Kämpfen auf der Straße etc. teilgenommen und wurde häufig festgenommen. Er ist mit der gleichen Festigkeit wieder aus den Gefängnissen gekommen, mit der er hineingebracht worden war. Bei einer dieser Festnahmen hatte er Dokumente und viel Geld bei sich. Obwohl ihm nichts nachzuweisen war, wurde er eingekerkert. Nach 3-monatiger Haft im Alemdag

-Militärgefängnis wurde er noch vor dem Putsch am 12. September freigelassen. Nach dem Putsch wurde er Mitglied des Zentralkomitees, in dem er den Kampf gegen den Putsch und den Faschismus weiterführte. Im Dezember 1980 wurde er abermals verhaftet. Trotz einmonatiger Folter hat er seine Mitkämpfer und seine Organisation nicht verraten. Er war 10 Jahre inhaftiert und hat auch während dieser Zeit weitergekämpft. Seine Haftzeit mußte er in Davutpasa und im Militärgefängnis von Metris verbringen, in Sapmalcilar war er in Isolationshaft, danach in der geschlossenen Haftabteilung in Bayrampasa. Trotzdem blieb er Teil des Kampfes und ein Organisator und Führer.

Während der Haft hat er sich weitergebildet und seine Mithäftlinge moralisch unterstützt, ihnen geholfen und sie politisch-ideologisch geschult.

Unsere Bewegung ist nach dem Putsch von 12. September stärker geworden und hat bei der Bevölkerung großen Anklang gefunden.

Sinan hat im Kampf gegen Faschismus, gegen Revisionismus und Reformismus eine sehr wichtige Position eingenommen. Auch bei der Erarbeitung der politischen Verteidigung der Gefangenen gegen den Faschismus, “Wir sind im Recht, wir werden siegen”, hatte er eine wichtige und führende Position. Bei der Vorbereitung dieser Prozeßerklärung war er von der Diskussion bis zur Veröffentlichung sehr engagiert.

Sein revolutionäres Verhalten gegenüber den Dienststellen und Ämtern der Oligarchie war im Sinne der Organisation beispielhaft. Er verhielt sich gegenüber den Richtern, Generälen und Folterern im Prozeß als stolzer Revolutionär und äußerte sich auch so. Damit hat er sie gezwungen, ihm zuzuhören.

Nachdem er am 2. Januar 1990 aus dem Gefängnis geflohen war, hat er seine Tätigkeit im Zentralkomitee wieder aufgenommen. In dieser Zeit hat unser Kampf sehr große Fortschritte gemacht, Sinan hat als führende Kader viel dazu beigetragen. Er hat von Anfang an einen sehr wichtigen Beitrag für unsere Organisation geleistet.

Er war der “Kukul” von Devrimci Sol. Er war warmherzig, liebevoll, fröhlich und es war ihm in seinen Beziehungen sehr wichtig, die Menschen zu überzeugen. Hinter seinem braven Aussehen war er ein entschlossener und konsequenter Revolutionär. Diejenigen, die glaubten, seine Gutmütigkeit ausnutzen zu können, haben sich immer geirrt und böse Überraschungen erlebt. Denn er war, was man den Lasen nachsagt, stur und wenn er für die Interessen der Bewegung aufgetreten ist, konnte er alles niedermachen, so daß sich seine Gegner ein Versteck suchen mußten. In der Erklärung “sechsjähriger Stolz und politischer Kampf um Identität” vor dem 2. Militärgericht am 6.3.1986 sage er: “Viele von uns sind ermordet oder durch die Folter zu Krüppeln gemacht worden (…) aber wir beklagen uns nicht. Wir wissen, daß wir diesen Preis zahlen müßten und weiter zahlen müssen (…) unser entschlossener Kampf, unser Widerstand, unsere Stärke, die auf eine freie und demokratische Türkei zielen, sind die Quellen unseres Stolzes.”

in der Nacht des 16. April leistete er im Stützpunkt der Organisation stolz und beispielhaft Widerstand gegen die faschistischen Mörder und ist dabei gefallen. Als führender Kader von Devrimci Sol war ihm bewußt, daß wir den Preis für den Widerstand gezahlt haben und immer bezahlen werden. Als er im Kampf fiel, hatte er die Parolen unserer Organisation und der Revolution auf den Lippen. Genosse Sinan hat dem Faschismus mit seinem Widerstand einen Schlag versetzt und so zu unserer Stärke beigetragen. Genosse Sinan wird als eine Quelle unseres Stolzes seinen Platz in der Geschichte der Revolution einnehmen.

DEVRIMCI SOL IST JETZT NOCH STÄRKER, RUHE IN FRIEDEN, GENOSSE SINAN. 

ES GIBT NOCH SEHR VIELE, DIE DEINEN PLATZ EINNEHMEN WERDEN..

Fazil Ercüment ÖZDEMIR (1954 – … )

EIN KÄMPFER, DER KEINE MÜDIGKEIT KENNT,

EIN FÜHRER

Genosse Fazil, der sich 1974 in der Universität ITU (Technische Universität von Istanbul) einschrieb und dort den revolutionären Kampf begann, stammte aus einer armen georgischen Familie aus Adapazari. Durch seine Führungsqualitäten trat er innerhalb der revolutionären Jugend der ITU in den Vordergrund und wurde einer der Führer der Istanbuler Jugend. Er war im Gründungsvorstand des 1976 gegründeten IYÖD (Istanbuler Hochschulverein). Genosse Fazil, der innerhalb der Jugend als Aktivist und Funktionär alle Aufgaben meisterte, zeigte seine Führungsfähigkeiten seit 1977 auch innerhalb der Arbeiter- und Stadtteilorganisationen. Nach der Gründung von Devrimci Sol ging er in den Untergrund und übernahm weiterhin Führungsaufgaben. Vor dem 12. September war er eine Zeit lang der Verantwortliche für die Region Ägäis. Nach dem 12. September wurde er in das Zentralkomitee aufgenommen und übernahm die Verantwortung für die militärische Abteilung. Während des Kampfes gegen den 12. September-Faschismus wurde er im März 1981 gefangengenommen. Fazil war einer der Genossen unserer Organisation, die eine vielseitige Persönlichkeit haben. Genosse Fazil war ein Revolutionär, der viel las und forschte, um die Menschen zu überzeugen, und der sehr fähig in Diskussionen war. Nie hat er die Waffe aus der Hand gegeben. In seiner Persönlichkeit, die das Revolutionär-Sein nicht einseitig begriff, verband er die Eigenschaften eines Devrimci Sol-Mitglieds.

Unzählige Male fiel er den Folterern in die Hände. Während der Zeit, als er gesucht wurde, wurde er 1979 einmal auf Verdacht und mit einem gefälschten Ausweis verhaftet. Und mit diesem Ausweis war er ca. drei Monate im Selimiye-Militärgefängnis inhaftiert. Nach seiner Entlassung übernahm er wieder seine Aufgaben.

Nach seiner Verhaftung nach dem 12. September wurde er zusammen mit seinen fünf Genossen im ERIM-DIKLER-Prozeß* angeklagt und als Unterstützer der “Tat” zum Tode verurteilt. Dieser Gerichtsprozeß, eröffnet aus politischen Gründen und mit erfundenen Beweisen, hatte mit Recht und Anklage nicht das geringste zu tun. Diese Absicht hatte die Junta auch gar nicht. Die Junta wollte Geiseln gegenüber Devrimci Sol in der Hand haben, die sie als Drohung und Abschreckung einsetzen wollten. Aber schon am ersten Prozeßtag haben sie gemerkt, gegen welch einen harten Fels sie gestoßen waren. Genosse Fazil und seine Freunde haben am ersten Prozeßtag gegen die Herkunft und die Absicht des Gerichts Haltung bewahrt und die Parolen von Devrimci Sol im Gerichtssaal ertönen lassen. Wie seine Genossen hat Fazil jahrelang in den Kerkern mit dem Henkersseil um seinen Hals gelebt. Aber weder die Hinrichtungsdrohungen noch die Aufrufe zum Aufgeben und Bereuen haben ihn von Kampf und Widerstand trennen können. Er hatte schon festgelegt, welche Worte und Parolen er auf dem Hinrichtungspodest sagen würde und zehn Jahre lang hat er diese nicht einen Augenblick vergessen. Zehn Jahre lang hat er die Unterwäsche, die auf dem Wege zum Hinrichtungspodest anziehen wollte, nicht einen Augenblick aus seiner Nähe gelassen. Der Gang zum Hinrichtungspodest war für ihn wie für seine Genossen eine revolutionäre Aktion und ihm war dabei bewußt, daß man dorthin mit der Würde eines Devrimci Sol-Angehörigen gehen muß. Bei jeder Gelegenheit hat die Junta unserer Bewegung gedroht und die Botschaft verbreitet: wenn ihr nicht ruhig bleibt, werden wir die Geiseln hinrichten. Aber weder hat unsere Bewegung die Notwendigkeit des Kampfes aufgeschoben noch haben Fazil und seine Genossen das Verständnis vertreten, Hindernis für den Kampf zu sein. Den Drohungen der Junta haben sie die schönste Antwort gegeben, die ein Revolutionär geben kann: “Wir sind bereit für unser Volk und unsere Bewegung zu sterben. Seid ihr aber auch bereit?” Mit ihren Parolen vor dem Richtertisch haben sie die Drohungen des Faschismus wirkungslos gemacht.

Fazil war ein Devrimci Sol-Mitglied, das den Widerstand zur Lebensform gemacht hat. Gegen jegliche Art von Angriff, Drohungen, Reueaufrufen und Verbannungen hat er mit dem Henkersseil um seinen Hals wie ein Revolutionär gelebt und sich immer nach dem bewaffneten Kampf gesehnt. Nach unserer Befreiungsaktion in den ersten Tagen den Jahres 1991 erfüllte sich seine Sehnsucht nach diesem Kampf. Nach einer militärischen Ausbildung im Nahen Osten kehrte Genosse Fazil im Herbst 1991 ins Land zurück und übernahm dort die Aufgabe als Kommandant der Bewaffneten Revolutionären Einheiten (SDB) unserer Organisation. Viele erfolgreiche Aktionen hat er geplant, organisiert und geleitet. Und er hat die Botschaft “Wir werden es schaffen” der Bewegung ins Bewußtsein geprägt und seine ganze Energie eingesetzt, um die Ausbildung, Entwicklung und Verbreitung der SDBs zu organisieren. Bis er gefallen ist, hat er seine Aufgabe mit Erfolg durchgeführt. Gegen den Feind, der in der Nacht vom 16. April seinen Stützpunkt umzingelte, hat er beispielhaften Widerstand geleistet, mit den Parolen von Devrimci Sol den Tod willkommen geheißen. Sein Tod war der Beweis für seine letzten Worte, die er während des Gerichtsprozesses sagte, in dem er zum Tode verurteilt worden war: Es ist für uns ehrenhaft, auf diesem Weg unser Leben zu geben. (…) Es lebe der Befreiungskampf der Völker der Türkei unter Führung von DEVRIMCI SOL, es lebe DEVRIMCI SOL!..”

Genosse Fazil hat sein Leben als Devrimci Sol-Mitglied, das gefüllt war mit Militanz, Arbeit als Funktionär, Massenarbeit, militärischen Aktionen, Widerstand auch in Knastzellen und Verbannung, würdevoll beendet. Diese Würde gehört uns allen.

MIT DIR SIND WIR BEI AKTIONEN NOCH STÄRKER. UNSERE BEWAFFNETEN REVOLUTIONÄREN EINHEITEN ENTSCHLOSSENER, HELDENHAFTER.

SCHLAF IN RUHE! DIE DIE EUCH ERMORDETEN, WERDEN WIR DAZU BRINGEN,

Daß SIE BEREUEN…

*Erim: Ehemaliger Ministerpräsident

Dikler: Ehemaliger stellvertretender Polizeipräsident von Istanbul verantwortlich für die

politische Polizei. Beide wurden von Devrimci Sol mit dem Tode bestraft.

Hamiyet YILDIZ

(1969 – … )

“ICH HABE NIE EINE AUSSAGE GEMACHT”

Am 1. Dezember 1989 wird das Publizistikgebäude der Universität Istanbul von Zivil-Faschisten (Graue Wölfe) angegriffen. Der Absicht der Faschisten, in der Kantine ein Plakat aufzuhängen, stellt sich ein Mitglied von DEV-GENC entgegen. Durch ihre kämpferische Haltung verhindert sie beginnende faschistische Aktivitäten schon im Ansatz. Das Universitätsgebäude wird noch am selben Tag besetzt, um gegen faschistische Übergriffe und die Kooperation von Zivilfaschisten, Polizei und Universitätsleitung zu protestieren.

Eben diese mutige und entschlossene DEV-GENC-Angehörige, die keinen Augenblick zögerte, sich alleine den Faschisten entgegenzustellen, und die damit den 1. Dezember-Widerstand einleitete, war Hamiyet. Hamiyet, Tochter einer Bauernfamilie aus Adapazari / Kaynarca, war bei allen DEV-GENC Mitgliedern als tüchtige, anständige, sympathische und unternehmungslustige Persönlichkeit bekannt. Sie war eine vorbildliche Revolutionärin, die ihr Leben den Anforderungen des revolutionären Kampfes entsprechend gestaltet hatte. Mit den wenigen Worten Hamiyets “Meine Familie, meine Freunde, meine Gefühle, mein Alles ist DEVRIMCI SOL” läßt sich eigentlich ihr Leben zusammenfassen.

Für Hamiyet hatte jede Schwierigkeit, Mühe und Fleiß seinen Sinn. Denn sie ertrug das alles für den Kampf, für die revolutionäre Bewegung. Der revolutionäre Kampf war für sie “der Ausdruck der Befreiung der Völker, des Mutes und Fleißes und des hartnäckigen Glaubens an den Sozialismus”. Hamiyet war eine Revolutionärin, die erkannt hatte, daß die beste und wichtigste Art der Selbstkontrolle im revolutionären Kampf das Abgleichen von Ziel und aufgebrachter Energie ist. Es gab Phasen, in denen sie auch sagte “Ich sah, daß ich trotz meiner ganzen Energie nicht gut genug war”. Sie erkannte dies vor allen anderen und verbesserte sich. Heute hat sie uns ein revolutionäres Leben hinterlassen, auf das wir stolz sind.

Hamiyet blieb bei mehrmaligen Begegnungen mit den Folterern standhaft. Sie führte ihr revolutionäres Leben in den Gefängnissen weiter, in denen sie zweimal inhaftiert war, und brachte ihre ganze Energie in den Kampf gegen diejenigen, die ihr die Freiheit gewaltsam entrissen, ein. Am 9. April 1992 begegnete Hamiyet in Izmir erneut den Folterern und diesmal hat sie sich in die Flucht geschlagen. Hamiyet verlor ihr kurzes, aber ehrenhaftes Leben während einer revolutionären Aktion, bei der sie stundenlang und bis zur letzten Kugel kämpfte. Sie war eine herausragende Kämpferin für die Revolution. Sie wird weiterleben.

Eda YÜKSEL

(1962 – … )

KOMMT, WENN IHR MUT HABT…

Eda war die Tochter einer Beamtenfamilie. Sie schloß das Gymnasium und die Universität in Istanbul ab. Sie lernte als Gymnasiastin den revolutionären Kampf kennen und war während ihrer ganzen Studienzeit bei DEV-GENC aktiv. Als sie nach dem Studium als Ingenieurin arbeitete, wurde sie noch aktiver. Sie führte ihren revolutionären Kampf innerhalb der Elektro-Ingenieurkammer (EMO) weiter, hier arbeitete sie als Vorstandsmitglied. Aber sie begrenzte ihren Kampf nicht darauf, in den Jahren 1989-90 konnte man sie überall sehen und es mußte einen nicht erstaunen, wenn man Zeuge wurde, daß sie noch zusätzliche Arbeit übernahm.

Als sie aufgefordert wurde, in den Untergrund zu gehen, tat sie das ohne Zögern. Sie übernahm die Aufgabe, einen Stützpunkt der Bewegung aufzubauen. Dies konnte man von ihr erwarten. Sie wollte eine Revolutionärin sein. Sie machte keinen Unterschied zwischen kleinen und großen Aufgaben. Jede Arbeit auf die bestmöglichste Weise zu erledigen war ihr ein Anliegen.

Sie war weit entfernt von der kleinbürgerlichen Ideologie, die für Leistung immer eine Belohnung erwartet. In ihrem Bericht für die Bewegung schrieb sie: “Auch wenn ich keinen Platz zu schlafen habe, keine Kleidung anzuziehen, kein Brot zu essen, kann ich unter allen Bedingungen leben und meine Aufgaben erledigen”. So war ihre Praxis. Genossin Eda war fleißig, sich ständig weiterentwickelnd und voller Energie. Jede Aufgabe, die sie übernahm, führte sie zu Ende. Man konnte sie nie untätig sehen. Bei jedem Problem, mit dem sie konfrontiert war, unterschied sie nicht zwischen Mann und Frau, sie betrachtete es mit den Augen einer Revolutionärin.

Diejenigen, die sie kannten, waren nicht erstaunt, sie mit Hammer und Säge in der Hand eine defekte Tür reparieren, eine elektrische Anlage überprüfen oder schwere Pakete schleppen zu sehen. Sie war sehr gefühlvoll, mit ihrem Bewußtsein, daß ihre Begeisterung aufrechterhielt, konnte sie in den schwierigsten Zeiten die Stimmung ihrer Genossen wieder aufbessern. Sie bekämpfte jede Form des Pessimismus. Sie hat alles mit ihren Genossen geteilt und auch darauf bestanden. Sie kam leicht in Kontakt mit Menschen, war herzlich und ihr wurde Vertrauen entgegengebracht. Mit diesen Eigenschaften war sie eine gute Organisatorin.

Es war ihr bewußt, daß sie mit ihrer Arbeit den Tod riskierte, und daß der Stützpunkt um keinen Preis ohne Widerstand und Kampf dem Feind überlassen werden durfte. Sie wußte, daß sie den Stützpunkt schützen und gegen den Feind verteidigen mußte, und sie hat das getan.

Sie kämpfte mit ihrer Genossin und ihrem Genossen zusammen und sorgte dafür, daß dem Feind nichts hinterblieb, was ihm nützlich sein könnte. Ihr Tod hat unserem Krieg eine noch größere Bedeutung gegeben, ihn noch mehr verstärkt.

Die Feinde hatten Angst vor ihr, aber für ihre Freunde ist sie ein Vorbild.

Eda kämpfte entsprechend ihrer entschlossenen Haltung, die keine Müdigkeit und keine Schwierigkeiten kannte, bis zum Morgen gegen die faschistischen Mörder.

Zusammen mit der Genossin Sabo und dem Genossen Taskin hängte sie vor den Augen hunderter faschistischer Mörder unsere Fahne aus dem Fenster und rief die Parolen von Devrimci Sol. Sie fiel zusammen mit den beiden am Morgen des 17. April um 7.25 Uhr. Wir werden die Genossin Eda, die dutzenden Waffen gegenüberstehend das Siegeszeichen machte und “Kommt, wenn ihr Mut habt” sagte, nicht vergessen. Sie wird in uns weiterleben.

Taskin USTA

(1962 – … )

EIN REVOLUTIONÄRES HERZ, DAS SIE

NICHT BESIEGEN KONNTEN

Kind einer armen Familie aus Gümüshane. Seit seiner Kindheit bestand sein ganzes Leben aus Arbeiten und Produzieren. Der Prozeß, der nach dem 12. September mit seiner Sympathie für Devrimci Sol in dem Gebiet, wo er lebte begann, obwohl er Verbindung zu einer anderen Organisation hatte, endete mit seiner Mitgliedschaft bei Devrimci Sol.

Taskin war ein seiner Sache treuer Genosse, der alle seine Möglichkeiten und materielle Kraft der Bewegung zur Verfügung stellte. Wenn er gewollt hätte, hätte er sich im kapitalistischen System einen guten Platz schaffen können, aber er hat die Revolution gewählt.

Er war in einem wichtigen Stützpunkt der Organisation beschäftigt. Er hat sich für alle Erfordernisse des Stützpunktes eingesetzt, es gab Tage, da hat er Möbel geschleppt oder war als Fahrer tätig. Ohne zu zögern hat er sich größten Risiken ausgesetzt. Ihm war bekannt, wie wichtig der Stützpunkt war und er hat aufopferungsvoll alles getan, damit dieser Stützpunkt den Feinden nicht bekannt wurde. Dies erforderte ein Leben mit strenger Disziplin. Taskin hat all dies vollständig erfüllt. Für den Schutz dieses Stützpunktes der Organisation hat er diszipliniert, opferreich und unermüdlich gearbeitet.

Er hat mit seinem Tod die Treue zum Volk wie zur Revolution beispielhaft bewiesen, indem er alle geheimen Dokumente, die die Organisation ihm anvertraut hatte, vernichtete und dem Feind sozialistische Parolen entgegenrief.

Während seine Genossinnen Sabo und Eda die Dokumente verbrannten, führte er gezielt und überlegt das Gefecht gegen die Faschisten fort. Er verbarrikadierte die Türen und besserte entstehende Schäden sofort wieder aus. Nach ihrem stundenlangen Gefecht, Widerstand und letzten Botschaften an unser Volk und mit der Ruhe, als Revolutionäre ihre Aufgabe erfüllt zu haben, sind sie gefallen.

Taskin ist einer der Helden des unbeugsamen Widerstands von Ciftehavuzlar. Wir werden seinem würdigen und widerstandsvollen Leben folgen.

Wir werden nie vergessen!..

Sati TAS (KILIC)

(1964 – … )

JEDERZEIT OPFERBEREIT, JEDERZEIT TAPFER

Genossin Sati, Tochter einer armen Familie aus Corum, war eine Revolutionärin, die die Würde des Berufs der Krankenschwester verteidigte und dessen Probleme zu lösen versucht. Sie hat die Probleme ihres Berufes nicht unabhängig von der wirtschaftlichen, politischen und sozialen Struktur der Türkei betrachtet und versucht, die Beschäftigten im Gesundheitswesen für den revolutionären Kampf zu gewinnen. Zusammen mit den Schwestern und ihren FreundInnen hat sie erfolgreich daran gearbeitet, die Filiale des Schwesternvereins der Türkei in Istanbul, der ein bürgerlicher Frauenclub war, zu einer revolutionären Filiale zu wandeln. Sie wurde in den Vorstand des Schwesternvereins der Türkei in Istanbul gewählt und übernahm die Aufgabe der zweiten Vorsitzenden. Am 1. Mai 1989 war auf den Straßen und Plätzen auch Sati mit dabei. Die, die Mehmet Akif DalCi ermordeten, haben auch sie verhaftet und gefoltert. Genossin Sati, die die Folter besiegte, hat die Revolutionäre im Gefängnis näher kennengelernt und in diesem Prozeß versucht, ihre Mängel zu beseitigen. Sie hat den 1. Mai-Widerstand auch vor Gericht verteidigt. In ihrer Verteidigungsrede sagte sie gegenüber dem aggressiven Faschismus und seinem menschenfeindlichen Charakter: “Welcher Polizist kann die Wunden verbinden, die ich verbinde? Sie verursachen nur Wunden, sie behandeln die Wunden mit Elektroschocks (…) Wer soll meinen Patienten die Medikamente geben? Wer soll die Spritzen geben und wer soll die Infusionen anlegen? Soll das alles der Staatsanwalt machen? (…) Ich bin mir nicht sicher, ob einige Staatsanwälte, die die Hinrichtungen vieler Menschen fordern, das Hinrichtungsseil von einer Infusionsleitung unterscheiden können.” Als sie freigelassen wurde, war sie eine andere Sati.

Sati, die sich ununterbrochen entwickelte, einen hervorragenden Charakter hatte und alle Aufgaben ohne zu Zögern übernahm, hat ihr normales Leben aufgegeben und ging, als sie dazu aufgefordert wurde, zusammen mit ihrem Mann in den Untergrund. Sie übernahm Aufgaben bei der Etablierung eines unserer wichtigen Stützpunkte. Sie ist in der Nacht vom 16. April bei dem Angriff auf den Stützpunkt der Organisation zusammen mit ihrem Mann Hüseyin KiliC und dem Genossen A. Fazil Özdemir kämpfend gefallen.

Sie reiht sich ein in die Reihe unserer Heldinnen des Volkes.

Hüseyin KILIC

(… – … )

EIN FREIHEITSKÄMPFER FÜR DAS

KURDISCHE UND TÜRKISCHE VOLK

Hüseyin war der Sohn einer kurdischen Familie aus Tunceli. Nachdem er mit dem revolutionären Gedanken vertraut war, erkannte er, daß die Befreiung des kurdischen Volkes auch ein untrennbarer Aspekt der Revolution ist. Aufgrund dieser Tatsache nahm er den Platz in den Reihen von Devrimci Sol ein.

Genosse Hüseyin, der mit der Genossin Sati verheiratet war, erkannte den Wert ihrer Ehe im Zeichen des revolutionären Kampfes und er versuchte, diese Beziehung zum Nutzen des Kampfes zu gestalten. So übernahm er gemeinsam mit seiner Frau die Gründung eines Stützpunktes.

Genosse Hüseyin führte in allen Bereichen jede angefangene Arbeit erfolgreich zu Ende. Er war selbstlos und kannte keine Müdigkeit. Vor seiner letzten Aufgabe arbeitete er in einem Komitee zur Organisierung eines Stadtteils und zeigte dabei, daß er ein ausdauernder und entschlossener Revolutionär war.

Die Bewohner und Jugendlichen der Gecekondu-Gebiete* Caglayan, Gültepe, Okmeydani und Kasimpasa im Bereich von Sisli kennen ihn gut. Die ganze Zeit beschäftigte er sich mit den Problemen des Volkes und mit der Suche nach Lösungswegen. Wenn es erforderlich war, war er ein kämpfender Militanter oder ein guter Organisator. Genosse Hüseyin mußte den Arbeitsbereich wechseln, nachdem ein Verräter ihn enttarnt hatte. Er war einer unserer Genossen, der, nachdem er damit beauftragt wurde, ohne zu zögern den Aufbau und die Verteidigung eines Stützpunktes der Organisation übernahm.

Für den Genossen Hüseyin gab es nicht die Unterscheidung zwischen großen und kleinen, wichtigen oder unwichtigen Aufgaben. Für ihn war nur von Bedeutung, ob die geleistete Arbeit für den revolutionären Kampf nützlich war oder nicht.

Genosse Hüseyin fiel bei dem Überfall auf den Stützpunkt in der Nacht vom 16. April, mit der Waffe in der Hand gemeinsam mit den Genossen Fazil und Sati kämpfend. Mit seiner Bescheidenheit und seinem Fleiß ist uns Hüseyin ein Vorbild.

Das kurdische Volk in Dersim, die Bewohner der Gecekondus in Sisli und wir von Devrimci Sol werden ihn nicht vergessen.

  • Gecekondu: Stadtviertel mit über Nacht erbauten Häusern auf ehemals öffentlichem Land.

    Lt. Gesetz in der Türkei werden solche unbemerkt bebauten Grundstücke zu

    Privateigentum. (Anm.d.Üs.)

 

Arif ÖNGEL

(1963 – … )

REVOLUTIONÄR SEIN HEISST, NICHT ALLE ARBEIT

AUF DEM BEQUEMSTEN WEG ZU ERLEDIGEN

Genosse Arif, Kind einer armen Familie, war Gymnasiallehrer. Er wurde im Jahr 1988/89 mit dem revolutionären Kampf bekannt. Danach war sein Leben vom revolutionären Kampf geprägt und gewann dadurch an Schönheit. Genosse Arif, im Lehrerverein Egit-Der und in der revolutionären Lehrerbewegung ein entschlossener Aktivist, war bescheiden, redete kurz und inhaltsreich und war bei allen beliebt. Er hat sich auch als leitender Funktionär Anerkennung verschafft. Genosse Arif, der vor circa einem Jahr einer der leitenden Funktionäre der revolutionären Beamtenund Lehrerbewegung geworden war, wurde durch die Aussage eines Verräters gesucht und ging ohne einen Augenblick zu zögern in den Untergrund. Dort setzte er seinen revolutionären Kampf als Träger wichtiger Aufgaben fort.

Seine Heirat, die er vor seiner professionellen Tätigkeit als Revolutionär gemacht hatte, war eine der üblichen, aber auch hier hat er nicht den bequemsten Weg gewählt. Er hat sich entschlossen darum gekümmert, seine Ehe und seine Ehefrau zu wandeln und für den Kampf zu gewinnen, was er auch erreicht hat.

Seine letzte Aufgabe waren der Aufbau eines Stützpunktes für die Organisation sowie logistische Arbeit. Auch hierbei hat er die Eigenschaften eines Kämpfers bewiesen, er hat versucht, die bestmöglichste Arbeit zu machen, ohne zwischen kleinen und großen Aufgaben einen Unterschied zu machen und der kleinbürgerlichen Ideologie zu verfallen.

Wir werden diesen würdigen Widerstand des Genossen Arif, der in der Nacht vom 16. April mit dem Genossen Sinan und der Genossin Sadan in ihrem Stützpunkt angegriffen wurde und kämpfend gefallen ist, am Leben halten.

Sadan ÖNGEL

(1966 – … )

AUS DEN ENGEN ZIMMERN ZU DEN

PLÄTZEN DER REVOLUTION

Sadan war die Tochter eines pensionierten Polizisten. Sie lernte als Hausfrau den revolutionären Kampf kennen.

Sie war die Ehefrau unseres Genossen Arif. Als ihr Mann das revolutionäre Leben wählte, hielt sie ihn nicht ab und entfernte sich auch nicht von ihm, sie bemühte sich, ihn und seine Vorstellungen zu verstehen.

Sie dachte nach, lernte, diskutierte tagelang mit ihrem Mann und nahm dann ohne zu zögern neben ihm ihren Platz im Kampf ein. Sie nahm teil an vielen Aktivitäten auf der legalen Plattform, entwickelte sich als Revolutionärin weiter und wurde ein entschlossenes Mitglied unserer Organisation…

Als es aufgrund der Situation ihres Mannes notwendig wurde, in den Untergrund zu gehen, empfand sie keine Beunruhigung sondern Begeisterung, in einem neuen Bereich zu kämpfen. “Wir werden es schaffen” sagte sie, und sie schafften es. Bei dem Angriff auf ihren Stützpunkt in der Nacht vom 16. April fiel Genossin Sadan Seite an Seite mit den Genossen Sinan und Arif kämpfend. Sie war mit ihrer herzlichen, aufrichtigen Art und in ihrer Ehe, in der sie unter jeder Bedingung Liebe und Zusammengehörigkeit zeigte, ein Beispiel für die

Revolutionärinnen in unserem Land.

Es wird immer Kämpferinnen in unserem Volk und unserer Organisation geben. Sie sind alle Heldinnen. Sie sind alle tapfer.

Ayse Nil ERGEN

(1968 – … )

WENN DER KAMPF EINE KUNST IST,

WAR NIL EINE VIELSEITIGE KÜNSTLERIN

Genossin Nil war Stadtplanerin und Architektin. Nach verschiedenen Tätigkeiten bei der Ingenieur- und Architektenkammer wurde sie professionelle Revolutionärin und stellte sich selbstlos den Schwierigkeiten des revolutionären Lebens.

Genossin Nil warf sich ohne Zögern in das neue Leben, obwohl ihre Familie sie davon abhalten wollte und damit drohte, sie zu verstoßen. Nil wußte, daß sie nun ihre wahre Familie gefunden hatte.

Nil war Künstlerin, und ihre Verbindung zur künstlerischen und kulturellen Arbeit brach niemals ab. Durch ihre Gedanken und Aktivitäten versuchte sie, das Bewußtsein zu stärken, daß Kunst und Kultur auf der Seite des Volkes und des Kampfes zu stehen haben.

Am 1. Mai 1991 wurde sie von den Folterern festgenommen und verhaftet, als sie ihre Begeisterung für den 1. Mai auf die Straßen und auf die Plätze trug. Nil widerstand allen Folterungen auf dem 1. Polizeirevier, wo sie 15 Tage festgehalten wurde, und sie verließ es, wie es von einem Mitglied von Devrimci Sol erwartet wird.

Ihre Aufgabe in der revolutionären Bewegung war sehr anstrengend und verlangte große Aufmerksamkeit. Sie war sich ihrer Verantwortung für die Arbeit bewußt.

Genossin Nil wurde in der Nacht vom 16. April 1992 in der Wohnung einer Sympathisantin unserer Organisation ermordet. Sie war ein herzlicher, kluger und fleißiger Mensch, bildete sich ständig weiter, war voller Leben und sehr engagiert. Obwohl Nil und unsere Sympathisantin keinerlei Waffen bei sich trugen, wurden sie von den faschistischen Mördern umgebracht.

Damit bewiesen jene weder Mut noch Stärke, sondern zeigten ihre Angst und Unfähigkeit.

Wir werden das Lächeln und den Arbeitseifer unserer Genossin Nil, die sich ohne zu klagen dem Tod gestellt hat, nicht vergessen.

Von der Entstehung unserer Organisation bis heute haben unsere Frauen eine wichtige Rolle gespielt. Nil ist gefallen, während sie die Tradition des Widerstands weitergeführt hat. Wir werden sie nicht vergessen.

Ayse GÜLEN

(1964 – … )

EIN WÜRDEVOLLES LEBEN, EIN REVOLUTIONÄRER TOD

Ayse’s Eltern stammen aus Rize und arbeiten im Ausland. Ayse wählte ihren Platz im Kampf, obwohl ihre Familie ihr viele andere Möglichkeiten angeboten hat. Im revolutionären Kultur- und Kunstleben agierte Ayse als überdurchschnittliche begabte Schauspielerin, die durch ihr Mitdenken und ihre Kreativität, das Klassenbewußtsein ihres Publikums weckte. Sie war eine typische Lazin*, offen direkt und mutig. Sie wollte ein Mitglied von Devrimci Sol werden und zwar ein gutes Mitglied. Ayse beschränkte ihre Energie und Intelligenz nicht nur auf die reine Anhängerschaft. Ayse war eine gute Sympathisantin, die sich weiterbildete, um noch größere und nützlichere Aufgaben übernehmen zu können. In der Nacht vom 16. April stellte sie sich mutig dem Tod und bewies damit, daß sie ihr Wort gehalten hat und ein sehr gutes Devrimci Sol-Mitglied geworden wäre.

Es wird immer Heldinnen geben.

Unsere Frauen haben ihre Persönlichkeit durch unsere Bewegung gefunden und weiterentwickelt.

*Lazen: Volk in der Nordtürkei am Schwarzen Meer

 

 

 

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