Sergül ALBAYRAK

Sergül Hatice Albayrak: “TürkInnen, LazInnen, TscherkessInnen, KurdInnen GeorgierInnen, Sunniten und Aleviten… Ich sterbe für Euch, die Völker aller Nationalitäten und Glaubensrichtungen.”

Unsere Genossin Sergül Albayrak wurde am 30. Mai 1978 in Bad Urach in der BRD geboren. Sie ist dort aufgewachsen, zur Schule gegangen und hat ihr revolutionäres Leben begonnen. Bevor sie Revolutionärin wurde, unterschied sich ihr Leben nicht allzusehr von jenem unserer Jugendlichen im Ausland, die wir als “dritte Generation” bezeichnen. Auch sie war eine Jugendliche, deren Identität verloren ging, die nicht wusste, welcher Kultur sie angehörte und von der verstellten “Freiheitsverständnis” der Bourgeoisie geprägt war. Während dieser “Jugend”phase, in der sie unter dem Motto “Freies Leben” von zu Hause ausgerissen war und Haschisch rauchte, machte sie zufällig mit einer Familie aus den Kreisen der Front Bekanntschaft. Dies führte zum Wendepunkt in ihrem Leben.

Sie hatte eine starke Willenskraft. Als sie die wahre Bedeutung von “Freiheit” begriff, fiel es ihr nicht schwer, das Leben, das ihr vom Imperialismus aufgedrängt wurde abzulehnen. Sie lernte schnell. Sie wurde schnell zur Revolutionärin. In der Stadt, in der sie sich befand, gab es nicht viele Aktivitäten von seiten der Front. Sie begann dort, ihre Erfahrungen in die Praxis umzusetzen. Infolge großen Aufwands und Arbeit, konnten in ihrer Region innerhalb kurzer Zeit Dutzende AnhängerInnen der Front verzeichnet werden. Sie nahm verschiedene organisatorische Aufgaben und Verantwortlichkeiten an. Sergül lehnte die “Möglichkeiten” und “Freiheiten”, die ihr der europäische Imperialismus anbot, ab und wurde zur Revolutionärin. Jene, die nur so darauf pochen, der EU beizutreten und die revolutionäre Theorie entstellen, um die Verteidigung der EU-Politik zu rechtfertigen, haben noch viel von Sergül zu lernen. Sowohl im politischen als auch im moralischen Sinne.

Als sie im August 1997 wegen einer Kuriertätigkeit in die Türkei ging, wurde sie in Tokat verhaftet. Sie wurde während der Folter vergewaltigt. Nach ihrer Verhaftung verbrachte sie in den Gefängnissen von Ulucanlar, Sakarya, Canakkale und Usak.

Für sie war der Feind nunmehr kein abstraktes und theoretisches Wesen, sondern er wurde durch seinen folternden, mörderischen und tyrannischen Charakter zur konkreten Realität. In ihrer 7-jährigen Gefangenschaft, war sie immer in den Zentren des Widerstands. Während des 19. Dezember Massakers befand sie sich im Gefängnis von Canakkale. Sie hat tagelang, Seite an Seite mit ihren GenossInnen unter Bomben- und Kugelhagel Widerstand geleistet. Ihre GenossInnen sind vor ihren Augen gefallen. Sie meldete sich von Anfang an als Freiwillige, um den Kampf ihrer gefallenen GenossInnen fortzusetzen. Sie bemühte sich darum, in den Todesfastengruppen teilzunehmen. Dies war ein langwieriger Kampf und ihr Wunsch realisierte sich am 25. Juli 2004, als sie sich im E-Typ Gefängnis von Usak befand. Sie nahm in der 11. Todesfastengruppe, die wir nach Sevgi Erdogan benannten, teil.

Sergül Albayrak wurde am 13. Dezember 2004 aus dem Usak Gefängnis entlassen.
Sie war nun draußen. In unserem Land, in dem einige über die Leichen ihrer GenossInnen stiegen und Verrat begingen, um dem Gefängnis zu entkommen und sämtliche Werte mit Aussagen wie “das Leben ist heilig” missachtet werden, gab Sergül auch eine unumstrittene Antwort auf diesen Verrat. Sie entschloss sich, ihren, seit 154 Tagen andauernden Todesfastenwiderstand zu einer Aufopferungsaktion umzuwandeln. Am 26. Dezember zündete sie sich selbst an und wurde als Stimme derer, sich der Isolation und Kapitulation nicht ergeben, die sterben aber unbesiegbar sind, die sagen “Dieses Land gehört uns” und die Fahne der Revolution und des Sozialismus niemals abgeben, zur Heldin.
Jene, die die Isolationspolitik umsetzen und verteidigen, werden für unsere 118 Gefallenen Rechenschaft ablegen!
Das Feuer, das von Sergül entzündet wurde, wird niemals ausgehen!