MASSAKER IM GESCHLOSSENEN ZENTRALGEFÄNGNIS VON ANKARA
Wir veröffentlichen eine Erklärung des Halkin Hukuk Bürosu (Rechtsbüro des Volkes)
26.09.1999, Istanbul
MASSAKER IM GESCHLOSSENEN ZENTRALGEFÄNGNIS VON ANKARA
In den letzten eineinhalb Monaten herrschte im Geschlossenen Zentralgefängnis von Ankara große Spannung. Zuletzt fand gestern Nacht gegen 2.00 Uhr ein Angriff auf die Gefangenen statt. Dieser Angriff war ein geplantes, gemeinsam durchgeführtes Massaker das allen voran vom Justizministerium, einschließlich Ecevit und der Gefängnisverwaltung des Zentralgefängnisses von Ankara,zu verantworten ist. Die vor dem Angriff in den Gefängnissen anschwellende Unzufriedenheit wurde von seiten der Verwaltung auf die Spitze getrieben und führte so folgerichtig zu diesem Massaker. Nachdem in den vergangenen Tagen im Geschlossenen Zentralgefängnis von Ankara 120 Personen in die für 60 Personen geeignete Zelle 5 gesteckt und ihre Forderungen nicht akzeptiert wurden, haben die Gefangenen die Zelle 7 besetzt. Die dadurch erzeugte Spannung wurde von der Gefängnisverwaltung durch die Behinderung der Familien- und Anwaltsbesuche weiter gesteigert. Heute gegen 2.00 Uhr wurde mit dem Vorwand der Durchsuchung angegriffen. Während des Angriffs wurden mit dem eindeutigen Ziel zu töten Schußwaffen eingesetzt. Die Rechtsanwälte, die seit Bekanntwerden der Vorgänge die Forderung auf eine Unterredung stellen, werden nicht an die zuständigen Stellen
durchgelassen. Die Personen, die vor das Gefängnis kamen, um Auskunft über ihre Familienangehörigen einzuholen, wurden festgenommen. Die Auskunftserteilung über die Namen der verletzten und getöteten Gefangenen wurden seitens der Staatsanwaltschaft verboten. Nach Auskunft von Ärzten wurden neben dem mit Schußwaffen durchgeführten Morden mehrere Gefangene durch Folter getötet oder schwer verletzt. Wiederum die Ärzte gaben an, daß ein Großteil der Gefangenen durch Messerstiche in Hals und Arm verletzt worden sind. Unseren Informationen zufolge wurden die Verletzten in das Ankara Numune Krankenhaus und das SSK- (SVA) Krankenhaus von Ankara eingeliefert. Es wurde bekanntgegeben, daß neben der Behinderung der Behandlung der Gefangenen durch die Gendarmerie, noch nicht einmal die Handschellen entfernt werden. Während des Angriffs sollen auch zwei Soldaten gestorben und zur GATA (Militärärztliche Akademie Gülhane) gebracht worden sein. Den an uns weitergeleiteten Informationen zufolge, verloren bei dem Angriff von Gefängnisleitung und Gendarmarie im
Geschlossenen Zentralgefängnis von Ankara 10 Gefangene ihr Leben und mehr als 30 Gefangene wurden schwer verletzt.Anwältedelegationen, bestehend aus Ra. Zeki Rüzgar, Mitarbeiter des Rechtsbüro’s des Volkes, und vier weiteren Kollegen zum Gefängnis von Ankara, sowie Rechtsanwalt Behic Asci, Mitarbeiter des gleichen Büros, mit drei Kollegen zum Bayrampasa Gefängnis, sind bereits zwecks Verhandlungen eingetroffen. Unsere Rechtsanwälte teilten unserem Büro mit, daß sich 5 weitere Anwälte zum Gefängnis begeben haben, jedoch aufgrund des riesigen
Polizeiaufgebots in der Umgebung des Gefängnisses am Eintreten gehindert wurden.Um gegen das im Ankara Gefängnis verwirklichte Massaker zu protestieren, wurden auch in den anderen Gefängnissen mit Aktionen begonnen.
Liste der als Geisel genommenen Vollzugsbeamten:
Bayrampasa Gefängnis: 4
Ümraniye: 14
Bartin: 9
Canakkale: 9
Bergama: 5
Cankiri: 10
Die Lage in Buca soll aufgrund des stattgefundenen Angriffs angespannt sein. In Aydin wurde die Aktion damit begonnen, daß die Gefangenen die Zählung verweigerten. In Gebze wurden 2 stellvertretende Gefängnisleiter und 20 Aufseher als Geisel genommen. In Bursa wird den Familienangehörigen und Rechtsanwälten der Zutritt zum Gefängnis verweigert. Informationen der Rechtsanwälte zufolge befindet sich die Gefängnisleitung in einer Sitzung und es wird ein größeres Aufgebot von Soldaten im Gefängnis zusammengezogen.
Die Namen der Getöteten:
1. Ahmet Devran (DHKP-C)
2. Ümit Altintas (EKIM)
3. Halil Türker (TKP-ML)
4. Mahir Emsal (TKP-ML)
5. Abuzer Cok (MLKP)
6. Aziz Dönmez
7. Nevzat Ciftci (EKIM)
8. Önder Gencaslan
9. ErkanÖzkan
10. Zafer Kirbiyik
Die Verhandlungsgespräche im Bayrampasa Gefängnis dauern an.
Letzte Meldung:
In der Zwischenzeit haben die, ihre Aktion fortsetzenden Gefangenen folgende Forderungen gestellt:
1) Stellungnahme des Justizministeriums im Zusammenhang mit dem Angriff
2) Verurteilung der Verantwortlichen
3) Einstellung der Verlegungen
4) Aufhebung der Anwendung von Isolationszellen
Die Übersetzung wurde von erstellt: Ozgurluk Press Agency