DHKC 283: HÖRT IHR DEN SCHREI DES TODES?

Devrimci Halk Kurtulus Cephesi

Datum: 19. November 2002 | Erklärung: 283

An alle, die sagen, auf der Seite der Unterdrückten zu sein, die sich als DemokratInnen bezeichnen und für ein Ende der Verletzung grundlegender Rechte und Freiheiten sind: HÖRT IHR DEN SCHREI DES TODES?

Der 99. Gefallene in dem seit 25 Monaten andauernden Widerstand: Imdat Bulut.


Imdat Bulut, von der 5. Todesfastengruppe, ist im Krankenhaus von Bayrampasa, wo er bereits vor längerer Zeit hinverlegt wurde, gefallen.

Der neue Justizminister, hat am selben Tag, an dem er sein Amt übernommen hat, die Leiche eines Widerstandskämpfers vor sich gefunden. Wir haben erklärt, dass Serdar Karabulut, der nur vier Tage nach den Wahlen, am 8. November fiel, eine Warnung für die AKP-Regierung ist.

Imdat Bulut hat mit seinem Tod, am gleichen Tag, als die Ministerpräsidentschaft offiziell an die AKP übergeben und die Ministersessel vergeben wurden, unüberhörbar laut gerufen:

Hey AKP-Regierung! Hierin liegt die wichtigste Frage.

Was könnte es für eure erst drei Tage alte Regierung wichtigeres geben als diese zwei Särge, die ihr vorgefunden habt ?
Unsere Toten werfen die Frage auf, was Ihr zu den F-Typ- Särgen sagen werdet, die bisher 99 Menschenleben gekostet haben.

Die AKP-Regierung kann vor dieser wichtigen Frage nich davonlaufen.
Was könnte dringender und wichtiger sein als Menschenleben.
Die Finanzregelungen können warten.
Die Steuerreform kann warten.
Eure doppelspurigen Fahrbahnen können noch eine Weile warten.
Die Tourismusstädte mit Sonderstatus können warten.
Die Einführung des Energiemarktes in die freie Marktwirtschaft kann warten
Sowohl die höhre Kommission, als auch die Versorgung des Realsektors kann warten.

Hier geht es um Leben, die eines nach dem anderen dahinscheiden.

Hier geht es um den Tod.

Hier geht es um Menschen, die langsam dahinschwindend auf den Tod zumarschieren.

Sie sagen, die Isolation muss beendet werden.

Sie sagen, die Tyrannei, der man sich bedient, um unsere Gedanken umzuwandeln, muss aufhören.

HÖRT IHR?

Diese Stimme kann nicht ignoriert werden.
Nur FaschistInnen und Nazi-Erben können diese Stimme ignorieren.
Habt ihr nicht gesagt, dass sofort Massnahmen getroffen werden, um der Folter vorzubeugen? Trefft sie.
Isolationszellen bedeutet Tod durch Folter Ohne mit der Praxis der Isolationszellen Schluss zu machen, kann nicht von einem Ende der Folter abgesehen werden.

Sobald auch die AKP-Regierung gegenüber den Widerstandleistenden erklärt:Dies ist eine Staatspolitik, es ist der Beschluss des MGK, wir können nichts dagegen tun, sobald Ihr erklärt Auch Europa stimmt den Gefängnissen des Types F zu, wird sich herausstellen, dass sie keines ihrer Versprechen einlösen wird, und dass alle ihre Behauptungen von Differenziertheit und Demokratentum gelogen sind. Seid Ihr DemokratInnen?
Wir werden sehen.

Verteidigt Ihr die Glaubens- und Gedankenfreiheit? Wir werden sehen.
Oder ist die Freiheit für den Turban alles was ihr von Freiheit versteht?

Wir ERINNERN die AKP-Regierung:

Dieser Widerstand geht trotz aller Massaker, Folterungen, Isolation und Zwangsernährungen weiter. Wir erinnern, bis heute sind in diesem Widerstand 99 revolutionäre Gefangene gefallen. Der Widerstand ist niemals ins Schwanken geraten. Wir haben den Widerstand mit der selben Entschlossenheit, wie am ersten Tag fortgeführt und niemand sollte daran zweifeln, dass wir ihn solange fortsetzen, wie der Zwang, unsere Gedanken durch Isolation umzuwandeln, weitergeht. 99 Gefallene sind mehr als genug Beweis dafür.

Wenn es jemand gibt, die oder der wie die Regierung unter Ecevit oder von Sami Türk, Lust und Neigung dafür hat, unsere Toten zu zählen, soll von dieser Fehlberechnung loslassen.

Jede und jeder Tote von uns wird Euch einen Schlag versetzen. Es waren Hunger und Unterdrückung, welche die vorausgegangene Regierung in der Wahlurne begraben haben.
Wer den Widerstand für nichtig erklärt, ist zum Untergang verurteilt.

***
Imdat Bulut;

“Solange ich mich innerhalb des Kampfes befinde, gibt es für mich keinen Tod.”

Unser Genosse Imdat Bulut, wurde im Jahre 1966 in Kars-Akyaka geboren. Er trug die Terekeme Nationalität. Er war einer vom Volk. Und er war ein Volksbefreiungskämpfer. Er kannte die Ausbeuter und Unterdrücker aus seinem Dorf. Er begab sich in die Grossstädte, um zu arbeiten, und lernte dort die Ausbeutung und Unterdrückung unmittelbar kennen. Er konnte lediglich die Grundschule besuchen; in seiner Zeit als junger Mann war er mal als Schneider und mal als Maler beschäftigt. Er war verärgert gegenüber dem System, hat jedoch noch den richtigen Weg des Kampfes dagegen gefunden. Als er ins Wehrdienstalter kam, ging er zum Militär. Er absolvierte seinen Wehrdienst in dem, an die Gendarmerie-Regimentskommandantur der Provinz Tekirdag gebundenen Zentralgefängnis. Nach dem Wehrdienst lebte und arbeitete er als Arbeiter weiter. Er war Absolvent der Grundschule, aber er hat das Leben mittlerweile kennengelernt. Er hat den Weg der Befreiung, den Weg, dieser Armut und Ungerechtigkeit ein Ende zu bereiten, gefunden.
Er las die Zeitschrift Mücadele, verteilte die Zeitschrift in seinem Dorf und war als Hausierer tätig, um der Bewegung zu helfen.

Die revolutionäre Bewegung lernte er im Jahre 1994 in Kars kennen. Gleich kurze Zeit nach seiner Bekanntschaft, äusserte er seinen Wunsch, zur Guerilla zu gehen. Dieser Wunsch erfüllte sich nach kurzer Zeit. Er war nun ein Guerillakämpfer in den Bergen der Schwarzmeerregion. Er kämpfte in den Bergen mit dem Traum von einem freien Land.

Im März 2000 geriet er in Gefangenschaft. Von dem Zeitpunkt an musste er seine Gedanken und Träume in den Gefängnissen ins Leben rufen und verteidigen. Seine Einstellung im Bezug auf seine Bewegung war folgende:

“In ihrem Vertrauen und in ihrer Liebe zu unserem Volk, in ihrer Praxis und mit ihren wegweisenden Seiten, sehe ich unsere Bewegung als tadellose Wegweiserin. Kurz, ich erkenne sie als meine eigene Identität an.”

Also; revolutionärer Gedanke, die Macht des Volkes, Unabhängigkeit, Demokratie und das Ideal des Sozialismus, waren seine Identität. Für diese Identität hat er sich ins Todesfasten begeben. Für diese Identität ist er gefallen. Mit dem Vorsatz Wir werden mit unseren Gedanken leben hat er sich in diesem Widerstand bis zum Tod, als Teilnehmer in der 5. Todesfastengruppe das rote Stirnband angelegt, und sich zum Sterben gelegt. Er hat sich der Tyrannei nicht gebeugt und seine Gedanken beibehalten, als er unsterblich wurde.

Devrimci Halk Kurtulus Cephesi

Revolutionäre Volksbefreiungsfront

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