REVOLUTIONÄRE VOLKSBERFEIUNGSFRONT
Datum: 8. April 2001 Erklärung: 169
Am 7. April sind zwei weitere Todesfastende gefallen. Unser Genosse Bülent Coban ist im faschistischen F-Typ Gefängnis von Kandira gefallen. Unser Genosse Adil Kaplan von der TKP(ML) ist im faschistischen F-Typ Gefängnis von Edirne gefallen. Sie sind in diesem Wi-derstand, den sie mit Entschlossenheit, Freude und Heldenhaftigkeit geführt haben, unsterb-lich geworden. Der Angriff des Staates vom 19. Dezember, die Folterungen und die Isolation in den Isolationszellen der F-Typen konnten ihre Entschlossenheit zum Sieg nicht brechen.
Der am 7. April gefallene Todesfastende Adil Kaplan befand sich am 170. Tag seines Todes-fasten und Bülent Coban am 160. Tag seines Todesfastens. Bület Coban und Adil Kaplan sind die Märtyrer unseres verarmten Volkes und des Widerstandes gegen den IWF und die Unter-drückung. Unser Widerstand innerhalb und außerhalb der Gefängnisse wurde mit ihnen ge-stärkt.
WIR SIND DIEJENIGEN, DIE STARK SIND! Draußen protestieren die Kleinhändler, die Arbeiter und die Beamten. Die durchbrechen die Verbote und ignorieren die Gefahren. Sie wehren sich gegen die Schlagstöcke und gegen die Panzer, bauen Straßensperren auf. Sie schreien: “IWF hau ab!” und verlangen nach Unabhängigkeit. Sie klagen diejenigen an, die seit Jahrzehnten ausbeuten und ausrauben. Innerhalb der Gefängnisse setzen die Gefangenen trotz der Folterungen ihren Widerstand fort. Trotz der Zwangsernährung sterben sie im Wi-derstand. Die Machthaber können nichts verhindern. Die Machthaber haben nichts unter Kon-trolle. Wir sind diejenigen, die stark sind. Die Machthaber unternehmen nichts anderes, als dem Volk Schlagstöcke, Panzer und Folterungen in den F-Typen entgegen zu setzen. Sie kön-nen auch nichts anderes unternehmen. Innerhalb und außerhalb der Gefängnisse schöpfen wir unsere Kraft aus unserer gerechten Sache.
Wir sind im Recht, denn wir sind gegen Hunger und Unterdrückung. Wir sind im Recht, denn wir kämpfen für Unabhängigkeit und Demokra-tie.
JETZT HABEN SIE NOCH MEHR ANGST.
Die Tage sind nah, wo sie bereuen werden, die F-Typen gebaut und eingeführt zu haben. Die Gefangenen entgegnen den Todesdrohungen mit dem Tod. Die Massen überwinden die Mauern der Angst und versammeln sich auf den Plätzen. Jetzt haben die Machthaber noch mehr Angst. Ihre Drohungen, Massaker, Täuschun-gen, Lügen und ihre Isolationspolitik haben eine entgegengesetzte Wirkung gezeigt. Jeder Gefallene in den faschistischen Kamps ist eine Ohrfeige für die Lügen und Demagogien der Machthaber. Jeder Gefallene ist ein Schlag gegen Machthaber, die vom IWF gestützt werden und Massaker anrichten. Sie erhalten auf den Plätzen und in den F-Typen ein Schlag nach dem anderen. Ihre Angst steigt. Sie ängstigen sich davor, dass die Gedanken, die sie in den F-Typen begraben wollen, auf den Plätzen widerhallen. Sie haben ihre Pässe immer bei sich. Sie sind jederzeit bereit, in die USA und in die imperia-listischen Länder zu fliehen, von denen sie beschützt werden. Je größer die Massen auf den Plätzen werden, desto größer wird ihre Angst. Es werden die Tage kommen, wo sie aus die-sem Land fliehen werden.
DIE VERWANDLUNG DER KRANKENHÄUSER IN FOLTERKAMMERN WIRD DIE MACHTHABER AUCH NICHT RETTEN!
In dieser Reihe stehen noch hunderte Gefangene. Sie konnten den Widerstand nicht brechen. Ihre Bemühungen,
den Widerstand zu brechen, schlugen fehl. Ihre Politik, den Widerstand zu ignorieren und mit der Zensur zu erwürgen, schlug fehl. Jetzt haben sie als letzte Möglichkeit die Krankenhäuser in Folterzentren umge-wandelt. Mit Ketten und Zwangsernährungen wir in den Gefängnissen gefoltert, geschehen Morde. Wir stellen noch einmal klar: ÄRZTE, DIE VERKRÜPPELN UND ERMORDEN SIND VOLKSVERRÄTER. Sie sind die Ärzte des Faschismus. Keine Theorie kann sie ret-ten. Die Machthaber, die zwischen dem 19. und dem 22. Dezember dutzende Gefangene mas-sakriert haben, fürchten sich jetzt vor den Toten. Aus Angst vor den Toten fanden sie die ein-zige Lösung darin, die Gefangene in lebende Leichen zu verwandeln. Sie dachten, den Wider-stand mit dieser Methode ersticken zu können. Sie haben wieder einmal verloren, weil sie die revolutionäre Willenskraft nicht berücksichtigt haben. Wir sind gestorben und werden weiterhin sterben. Die Machthaber können weder den Widerstand brechen, noch vor der Realität des Widerstandes flüchten. Diejenigen, die Wider-stand leisten, nach Gerechtigkeit und Freiheit verlangen, werden dafür sorgen, dass die Machthaber sie anhören. Die Machthaber können sich davor nicht flüchten.
DIE WILLENSKRAFT UNSERER GEFANGENEN IST EINDEUTIG ERKENNBAR!
Sie zeigen ihren Entschluss und ihre Entschlossenheit mit ihrem Tod. Wie können sie es sonst noch zeigen? Wer kann behaupten, dass ihre Forderungen keine Berechtigung haben? Wer kann von ihnen verlangen, dass sie diesen Mördern, diesen Räubern, diesen IWF Untertanen vertrauen? Keiner soll von den Gefangenen eine Beendigung des Widerstandes verlangen. Weder aus humanitären Gründen, noch aus europäisch zivilgesellschaftlichem Kalkül. Während die Anzahl der Gefallenen in diesem Widerstand auf 31 gestiegen ist, dienen diejenigen, die eine Beendigung verlangen, nur den mörderischen Machthabern. Wir betrachten dies als eine Ehr und Verantwortungslosigkeit gegenüber unseren Märtyrern. Wir betrachten dies als ein Vergehen an unseren Märtyrern.
DER AUSSERHALB DER GEFÄNGNISSE GEFÜHRTE WIDERSTAND GEGEN DEN HUNGER WIRD SICH MIT DEM WIDERSTAND, DER MIT DEM HUNGER GEFÜHRT WIRD, VEREINEN!
Betrachten sie die Erklärungen der Polizei, während sich das verarmte Volk auf den Plätzen versammelt. Sie bemühen sich, diese Vereinigung zu verhindern. Wir reden hier nicht nur davon, dass unser verarmtes Volk den Widerstand in den F-Typen unterstütz. Der Kampf gegen den Hunger, die Armut und den IWF wird sich auch mit den Gedan-ken vereinigen, wofür unsere Gefangenen sterben. Denn nur die Gedanken, wofür unsere Gefangenen sterben, können eine Lösung für den Hun-ger und die Armut finden. Sie haben die F-Typen gebaut, um diese Gedanken zu vernichten. Aber unsere Gedanken leben. Sie konnten unsere Gedanken nicht in den F-Typen begraben. Jeder Märtyrer aus den F-Typen trägt diese Gedanken hinaus in alle Ecken Anatoliens. Sie beweisen, dass es möglich ist, sich gegen den Hunger, die Armut und gegen die Unterdrü-ckung zu wehren und zu siegen.
DIEJENIGEN, DIE WEITERHIN VERKRÜPPELN, SOLLEN WISSEN, DASS SIE DA-FÜR IN RECHENSCHAFT GEZOGEN WERDEN!
Wenn sie zu Rechenschaft gezogen werden, soll keiner jammern. Zuletzt haben unsere Kämpfer am 2. April zwei folternde Polizisten bestraft. Diese Aktion wurde von der Firat Tavuk Todesfasten Einheit zum Gedenken an den Todesfastenden Firat Tavuk durchgeführt, der am 19. Dezember ermordet wurde. Wir werden auch Einheiten gründen, die den Namen von Genosse Bülent Coban tragen werden. Solange die Unterdrückung fortbesteht, wird es immer Menschen geben, die es zur Rechen-schaft ziehen.
Arbeiter, Bauern, Beamte, Kleinhändler, unser ganzes verarmtes Volk!
Ihr seid die Zeugen; wir leisten Widerstand und sterben. Dies zeigt die Stärke unserer Gedanken. Dies zeigt die Angst dieses Systems vor unseren Gedanken. Betrachtet die Grausamkeiten, die eingesetzt werden, um uns von unseren Gedanken abzu-bringen. Das ist der Beweis dafür, dass nur unsere Gedanken den Hunger und die Armut be-enden können. Füllen wir noch mehr die Plätze. Schaffen wir einen dauerhaften Widerstand. Verlangen wir nach unseren Rechten. Aber lassen wir uns nie wieder täuschen. Lasst euch nicht von der bürgerlichen Opposition täuschen. Es ist eine Lüge, dass die Lösung innerhalb dieses Systems gefunden werden kann. Wir müssen uns organisieren und unsere eigene Machthaber verlangen. Dafür müssen wir uns organisieren. Wir sterben nun. Wir sind bis jetzt zu hunderten gestorben. Hunderttausende von uns durch-lebten die Gefängnisse. Denn die Untertanen des IWF, die Räuber, werden ihre Stühle nicht freiwillig räumen, und wollen es auch zukünftig nicht machen. Um sie von ihren Stühlen herunterzuholen und unsere eigene Regierung zu gründen, müssen wir Zahn um Zahn einen Kampf führen. Die kleinen Kämpfe und die großen Kämpfe gegen den Imperialismus und gegen die Oligarchie können nur gewonnen werden, wenn man Opfer erbringt. Wir können nicht siegen, wenn wir uns nicht organisieren und mindestens genauso mutig sind wie die Räuber und die Ehrlosen. Die Bülents und die Adils starben für eine unabhängige und demokratische Türkei. Schützen wir ihr Gedenken und ihren Kampf. Das ist der Weg zu unserer Befreiung.
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Bülent ÇOBAN: Kämpfer des verarmten Volkes;
Träger der Fahne der Berdans.
Unser Genosse ist am 18. Juli 1974 in Kartal geboren. Seine Familie stammte ursprünglich aus Dersim. Die Armut und die Unterdrückung führte auch sie in die Armutsvierteln von Is-tanbul.
Als der 12. September kam, war er noch sehr klein, doch er erlebte in unterschiedlichen For-men die Unterdrückung. Als er die letzte Klasse der Mittelschule besuchte, musste er mit der Schule aufhören. Er arbeitete mit seinem Vater in Fabriken und seine Mutter ging Wohnungen reinigen.
Über ein Fernstudium schaffte er 1990 die Abschlussprüfung der Mittelschule und ging anschließend auf das Faruk Nafiz Camlibel Gymnasium. In diesen Jahren schloss er die Bekanntschaft mit dem revolutionären Kampf. Eigentlich wollte er ein anderes Gymnasium besuchen, doch aufgrund seiner finanziellen Lage wurde er dort nicht angenommen. In jeder Lebenssituation wurde er mit den Unterschieden zwischen Arm und Reich konfrontiert. In diesen Jahren las er die ersten revolutionären Bücher. Er fing an, unterschiedlichste Einrichtungen der Revolutionäre zu besuchen. Er nahm an Veranstaltungen wie dem 1. Mai teil. In seiner Schule waren die Faschisten in der Mehrheit. Er nahm am antifaschistisch orientier-ten Kampf der gymnasialen revolutionären Jugend teil. In dieser Phase war er noch nicht organisiert. Diese Kämpfe, seine Lebensbedingungen und das Massaker von Sivas führten ihn zum organisierten Kampf. Nach seinen eigenen Worten waren sein antifaschistischer Kampf und das Massaker von Sivas die Einflussfaktoren für seine Entscheidung, sich zu organisieren.
Er schloss 1994 die Bekanntschaft mit der Partei-Front Nach seinen Verbindungen mit der Organisation, wurde er in der gymnasialen Jugendorganisation von Sisli tätig. Im April 1995 wurde er im Gefängnis von Bayrampasa verhaftet, als er dort jemanden besuchen wollte. Das war der Augenblick, wo er die Bekanntschaft mit der Folter schloss.
In dieser Phase versuchte Bülent an allen aktuellen Aktionen teilzunehmen. In der Kampagne gegen die Entführung und Ermordung von Aysenur Simsek und während des Aufstandes von Gazi hing er Spruchbänder auf, nahm an Demonstrationen teil und beteiligte sich an Beschriftungsaktionen.
Während seines Kampfes lernte er und sah ein, dass, im Vergleich zu dem, was gemacht wer-den muss, zu wenig getan wurde. Nach seinen eigenen Worten stand sein Entschluss nach dem Widerstand von Sibel Yalcin endgültig fest. Wie bei vielen anderen auch, wurde durch den Widertand von Sibel beeindruckt. Kurze Zeit später verließ er seine Familie und konzentrierte sich ganz dem Kampf. Er wurde in dem Gebiet Nurtepe-Gültepe aktiv. Er stand dort unter der Verantwortung von Asur Korkmaz, mit dem er zusammen beim Todesfasten un-sterblich wurde. Nach einer weile fing er an im Gebiet von Pendik tätig zu sein.
Während des Todesfastens von 1996 saß er nicht im Gefängnis. Er organisierte mit dem Todesfasten solidarische Hungerstreiks. Trotz der Repressalien der Polizei und Problemen, Geld und eine Unterkunft zu finden, setzte er seinen Kampf mit der gleichen Freude und der gleichen Entschlossenheit fort. Aufgrund der Operationen nach dem Vorfall von Susurluk war er in einer Wartestellung. Doch er konnte nicht stillstehen und organisierte seine Aktionen sel ber. 1997 wurde er verhaftet. Von diesem Zeitpunkt an beteiligte er sich an allen Widerstän-den in den Gefängnissen.
Als im Jahre 2000 das Todesfasten besprochen wurde, gehörte er zu den Freiwilligen, die am Todesfasten teilnehmen wollten. In seinem Brief an die Partei schrieb er folgendes:
“Wir nehmen diese Kraft aus unserer Verbundenheit zu unseren Märtyrern, unserem Volk, unserem Land, unserem Vorsitzenden und aus der Ideologie der Partei-Front. Es ist eine Ehre an diesem historischen Widerstand teilzunehmen. Wenn man mich als geeignet für diesen Widerstand ansieht, dann werde ich dem Vertrauen der Partei-Front würdig sein. Ich werde den Berdans, Idils, Müjdats, Ilgincs und Yemos würdig sein.”
Wie vielen hunderten Widerständlern vertraute unsere Front auch Bülent. Er wurde diesem Vertrauen würdig, indem er in diesem einzigartigen Widerstand Folter, Massaker und Isolati-on überstand und zum unsterblichen Teil dieses Heldentums wurde.
Er trug in diesem großen Widerstand die Freude, den Stolz und die Würde, ein Todesfastender zu sein. Er hielt würde-voll die Fahne unserer Märtyrer. Tausende Anhänger der Front werden die Fahne der Bülents weitertragen, ohne sie fallen zu lassen.
REVOLUTIONÄRE VOLKSBERFEIUNGSFRONT
DEVRIMCI HALK KURTULUS CEPHESI
2001.04.08