Aus den Wänden der F Typ Gefängnissen rinnt Blut heraus. Wenn man dem Rinnsal folgt, wird man auf das Korridor des Justizministeriums und von dort weiter zum Ministerpräsidenten stoßen. Nun klebt auch das Blut von Serdar Demirel an ihren Händen.
In den ersten Tagen ihrer Regierungsübernahme im November 2002, hatten sie das Blut von Serdar Karabulut vergossen. Karabulut war die 98. Person, die von der Isolationstortur ermordet wurde. Das ist nun das 24. Blutvergießen der AKP- Regierung in der Isolationshaft.
Die blutigen Hände der AKP-Regierung lassen nicht ab von den F Typ-Zellen.
Serdar Demirel, der in der 12. Todesfastengruppe befand, wurde auf Anordnung der AKP-Regierung vom Sincan F-Typ Gefängnis ins Ankara Numune Krankenhaus verlegt und am 7. Januar 2006 mit der „Zwangsernährung“ genannten Folter ermordet.
Unser Genosse Serdar Demirel, begann in der 12. Todesfastengruppe, die ihren Namen von einen der ersten Gefallenen Fidan Kalsen hat, am 9. Mai 2005 mit dem Todesfasten.
Serdar Demirel hielt genau 7 Monate im Hungerkampf durch. Auch er hatte wie viele Gefangene vor ihm den Entschluss gefasst, die Zwangsernährungspolitik der AKP, womit diese den Widerstand unterminieren wollte, zu kreuzen, in dem er sich selbst verbrennen wollte.
18. Dezember 2005: Serdar Demirel hat sich in seiner Zelle angezündet. Allerdings wurde diese Aktion von der Gefängnisleitung bemerkt und vereitelt. Serdar Demirel, der in die Krankenstation verlegt wurde, hatte leichte Verbrennungen an seinen Händen und Ohren.
28. Dezember 2005: Auf der Krankenstation wird der Todesfastenkämpfer psychologischer Folter ausgesetzt. Als die Peiniger merkten, dass sie auch mit dieser Methode nichts erreichen werden, wurde er ins Ankara Numune Krankenhaus zur Zwangsernährung verlegt. Er wurde am gleichen Tag zwangsernährt.
29. Dezember 2005: Serdar hatte sein Bewusstsein verloren. Er erkannte seine Verwandten, die ihn besuchten, nicht. Für die kurzen Momente, in denen er zu sich kam sagte er nur einen Satz zu den Mengele-Ärzten, die sich um ihn scharten: „Geht zur Hölle!“
7. Januar 2006: Während Serdar Demirel von allen Seiten aufgeschnitzt wurde, um zwangsernährt zu werden, setzte er seinen Widerstand fort. Mit dem letzten Eingriff wurde er ermordet.
Die „Zwangsernährung“, welches angeblich Leben retten soll, ist eine Fortsetzung der Operation „Rückkehr ins Leben“ vom 19. Dezember. In einem Land, wo gegen gewöhnliche Leute und Intellektuelle Terror ausgeübt, die Wahrheit unterdrückt wird, jegliche Oppositionelle Repressionen ausgesetzt sind ist es wohl nicht schwer sich nachzuvollziehen, was in den vom Justizminister Cemil Cicek geleiteten F Typ Gefängnissen vor sich geht.
Eines sollten die Tyrannen wissen: WIR WERDEN DIE ISOLATION BESIEGEN!
Seit genau 5 Jahren möchte man in den folternden Todeszellen unsere Gedanken vernichten. Seit genau 5 Jahren möchte man uns mit Isolationshaft, Repressionen, Strafen über Strafen und körperlicher Folter von unserem Kampf für Unabhängigkeit, Demokratie und Sozialismus abbringen.
Seit 5 Jahren führen wir unseren Widerstand mit großer Aufopferungsbereitschaft und Heldentaten fort.
Die Gefangenen werden untereinander und von der Außenwelt isoliert, draußen werden unterschiedliche Schichten und Organisationen voneinander isoliert. Damit möchte man die Völker der Türkei zur Abhängigkeit, Repressionen und Ausplünderung verdammen, den Widerstand aushöhlen.
Früher oder später werden wir die Isolation brechen. Freund und Feind sollten sich dessen sicher sein. Seit 5 Jahren reichen sich die Widerstandskämpfer wie Serdar Demirel die Fackel weiter. Das ist der stärkste Garant für unseren Glauben und unsere Behauptung.
„Anatolien hat die Hoffnung nie verloren, nie in Ausweglosigkeit geraten…das ist auch heute so…
Denn es gibt uns und wir werden Widerstand leisten und die Hoffnung darstellen. Unsere Liebsten werden zum Samen und wachsen zur Fahne Anatoliens, wir führen den größten und prächtigsten Widerstand der Neuzeit mit derselben Entschlossenheit wie am ersten Tag fort…” Das waren die Worte von Serdar. Solange es Menschen wie ihn gibt, ist es sicher, dass die Isolationszellen kein Hindernis für den Kampf der Völker der Türkei darstellen können.
Auch Serdar Demirel vermittelt nun die Hoffnung.
Es begann für ihn in der zweiten Hälfte der 70´er Jahre, als wir gegen den Faschismus und Imperialismus heldenhaft kämpften. 1964 kam er in Cankiri als Kind einer mittelständigen Beamtenfamilie auf die Welt, verbrachte allerdings einen Großteil seines Lebens in Istanbul. Da er in einer demokratischen Familie aufwuchs, fühlte er sich revolutionärem Gedankengut stets nahe. Im Yeni Lise Gymnasium war er ständig mit Revolutionären zusammen. Er war ständig ein Teil des Kampfes, auch wenn nicht organisiert. Er nahm an Widerständen und Boykotts teil. Seine Entschlossenheit im revolutionären Kampf hat die Phase nach dem 12. September gestärkt. In den Jahren der Militärdiktatur 1980 befand sich sein großer Bruder im Gefängnis. Er fühlte sich zu Devrimci Sol mit einer Blutsbande verbunden.
Das Todesfasten in den Gefängnissen 1984 hinterließ tiefe Spuren bei ihm. Dieser Kampf verkörperte Entschlossenheit, Mut, den Glaube an Gerechtigkeit und Legitimität. Das wurde auch ein Teil seiner Persönlichkeit.
Er war nun nicht nur über Blutsband, sondern mit allem ein Revolutionärer.
1989 war er organisiert in der Devrimci Sol. Kurz darauf wurde er zur bewaffneten Einheit befördert. Er sollte die Gerechtigkeit gegenüber Volksfeinden darstellen.
Im Juni 1991 kam er ins Gefängnis. Bis zum 19. Dezember 2000 saß er im Malatya, Bursa, Yozgat, Ordu und Bartın-Gefängnis. Das Malatya DGM (Staatsicherheitsgericht) verurteilte ihn zu lebenslänglich für die Mitgliedschaft in der bewaffneten Einheit in der Devrimci Sol.
Von den 17 Jahren seines revolutionären Lebens verbrachte er 14 im Gefängnis.
Seit 5 Jahren befindet er sich in den Zellen des Sincan F Typ Gefängnisses.
Wie hunderte vor ihm, die für Freiheit und Unabhängigkeit bereit waren ihr Leben aufzuopfern ohne mit der Wimper zu zucken, erklärte auch er sich zu den Freiwilligen des Todesfastens.
Er sagte, als er seine GenossInnen in den Tod verabschiedetete, mit denen er „ein herzlichen Gespräch, ein Schluck Tee, einen Brocken Brot teilte, hat das seine Wut gegen die Tyrannen gestärkt.
Die Liebe zum Volk und Vaterland wuchs und passte irgendwann nicht mehr in die Zelle.
Diese Liebe versucht die Oligarchie zu vernichten.
Der oligarchistische Staat und die AKP Regierung kann Menschen wie Serdar nicht zur Kapitulation zwingen. Die AKP Regierung, welche für den Regierungssessel ihre Gedanken und Glauben leugnet, ständig neue Formen annimmt wie ein Chamäleon, drängt auch den Revolutionären die Reue auf. Da jeder von sich ausgeht, denkt sie auch diese in die Knie zwingen, den Widerstand brechen zu können.
Serdar und alle GenossInnen haben diesen Weg aber nicht für ihr eigenes Interesse, sondern dem der Freiheit und Unabhängigkeit eingeschlagen. Sie wussten, dass ein hoher Preis bezahlt werden muss und das tun sie nun heldenhaft und zahlen es auch mit viel Mut. Unser Weg ist das der Befreiung des Volkes.
Wir werden alle von der Oligarchie aufgestellten Hindernisse überwinden und so eins nach dem anderen die Isolation brechen.
Keiner sollte denken, es würde keine Rechenschaft verlangt. Die Verantwortlichen sind klar und an ihren Händen klebt das Blut von Serdar. Wir appellieren noch einmal an die AKP-Regierung: Entweder die Isolationshaft wird beendet oder wir werden sie früher oder später brechen. Und an diesem Tag werden wir für das Blut an den Händen der Verantwortlichen Rechenschaft verlangen müssen.
DEVRİMCİ HALK KURTULUŞ CEPHESİ
REVOLUTIONÄRE VOLKSBEFREIUNGSFRONT