DHKC 264: Unsere gefallene Genossin Semra Basyigit IST UNSERE ENTSCHLOSSENHEIT GEGEN DIE

Revolutionäre Volksbefreiungsfront

Datum: 31. Juli 2002 | Erklärung: 264

Im Widerstandskampf gegen die Zellen der Imperialisten und der Faschisten haben wir die 92. Märtyrerin;

Unsere gefallene Genossin Semra Basyigit IST UNSERE ENTSCHLOSSENHEIT GEGEN DIE IMPERIALISTISCHEN POLITIKEN UND UNTERDRÜCKUNG DES FASCHISMUS.

 

Wir erleben nun Tage, wo jeden Tag und überall unsere Aussagen bestätigt werden.

Wir sagten, dass nicht nur die Gefangenen unterdrückt und eingenommen werden sollen;

Wir sagten, die F Typen wurden nicht nur für die Gefangenen gemacht; man möchte das ganze Land in F-Typen verwandeln.

Wir sehen und erleben es. Annähernd jedermann sieht es.

Der Ausdruck das ganze Land ein F Typ wurde und wird auch von Menschen ausserhalb von uns gebraucht. Isolation ist ein Hauptmittel, gegen den Widerstand der gesamten Bevölkerung und für die Zerstörung der Organisationen. Was uns unterscheidet ist, dass wir im Vergleich zu vielen anderen Schichten den Mut besaßen es früher zu erkennen, es damit nicht beließen, sondern auch zum Ausdruck brachten und das Wichtigste: Wir haben die Notwendigkeiten dieser Aussagen erfüllt. Unsere Aussagen, oder anders ausgedrückt die Notwenigkeiten der Realität in der Türkei, ist es, welche Opfer es auch kosten mag, Widerstand zu leisten. Wir leisten Widerstand. Die Gefangenen der Partei-Front besitzen diese Entschlossenheit und dieses Bewusstsein. Im Rahmen dieses Widerstandes schreiben wir den Mythos des Widerstandkampfes.

Unsere Genossin Semra Basyigit war, im Unterschied zu vielen anderen WiderstandskämpferInnen am 19.-22. Dezember nicht im Gefängnis. Als der Widerstand anfing, war sie draussen. Aber sie wusste, sie sah, dass die F-Typen nicht nur für die drinnen waren. Sie erfüllte die Erfordernisse der Dinge, die sie sah und wusste; sie hatte sich draussen an etlichen Solidaritätsaktionen beteiligt, darauf wieder draussen führte sie in Bursa mit einer Gruppe von Angehörigen einen Hungerstreik durch. Unter ihnen war auch die im Todesfasten Gefallene Hülya Simsek. Die Polizei griff zwei Angehörige, die sich im Todesfasten befanden und Hungerstreikende aus Solidarität, an.

Am 6. Januar 2001 wurden zehn Menschen festgenommen, unter ihnen auch Semra Basyigit. Semra sollte nunmehr ihren Kampf drinnen fortführen. Sie war eine Freiwillige für das Todesfasten und wurde im Kartal Spezialgefängnis in die 6. Gruppe aufgenommen. Am 28. Juli 2001 fing sie mit dem Todesfasten an. Sie war eine lebendige Bombe. Und ist nun explodiert! Schauen Sie sich die Zeitungen vom 13. Februar noch einmal an. Auch Semra Basyigit wurde unterstellt eine der lebendigen Bomben der DHKP-C zu sein. Als diese Nachricht publiziert wurde, befand sie sich im Gefängnis von Kartal. Es war schon richtig. Sie bereitete sich zu dieser Zeit darauf vor, wie eine Bombe gegen die Tyrannei zu explodieren. Aber diese Gefühle und Gedanken waren zu diesem Zeitpunkt nur in ihrem Kopf und Herzen. Es war also derart verborgen, dass keiner Ermittlungen darüber erstellen konnte.

Weil sie in Kartal unter Isolation lebte konnte sie erst Tage später erfahren, dass sie für eine lebendige Bombe gehalten wurde. In einem Brief, den sie einem ihrer GenossInnen schrieb, bewertete sie die Situation folgendermaßen: Und sind wir nicht alle, das ganze Volk eine lebendige Bombe für die Tyrannen? Kann man denn voraussagen wann es passieren wird? Gestern ist ein Mann durchgedreht und hat seine Frau und 4 Kinder ermordet. Ja heute zerstören sich die Menschen in ihren 4 Wänden selber. Das wird morgen anders werden!

Morgen sollte es nicht mehr so sein. Das ganze Volk sollte auf die Tyrannei zugehen.

Sie war eine Revolutionärin. In diesem Marsch war sie ganz vorne. Ungefähr 5 Monate nach diesen Artikeln hat sie sich das rote Band aufgesetzt. Nun war sie eine Todesfastenwiderstandskämpferin und ihr Märtyrertum sollte wie eine Bombe platzen gegen die Tyrannei und Lügen. Da können die systemkonformen Medien machen was immer sie wollen. Mit den roten Fahnen, die bei den 1. Mai-Kundgebungen wehten, mit den roten Bänden auf der Stirn unserer gefangenen GenossInnen, mit den hunderttausend Unterschriften der Angehörigen* und unseren gefallenen GenossInnen wird die Zensur durchbrochen. Und es wird noch mehr.

Die Berechnungen von Hikmet Sami Türk, der Regierung, von den europäischen und amerikanischen Imperialisten für die F-Typen werden ins Leere laufen. Wir verfügen über diese Entschlossenheit. Unsere 24 Jahre junge Genossin Semra Basyigit, die die Fahne des Widerstandes trug gegen den Imperialismus und die Oligarchie, 367 Tage keinen Bissen zu sich nahm, dem ganzen Druck standhielt, ist der Ausdruck dieser Entschlossenheit. Es ist nun ganz klar, wer hinter diesen F-Typen steckt, warum man die F-Typen wofür möchte. Bei unserem Widerstand gegen die F-Typen leisten wir auch Widerstand gegen die USA, gegen die EU und ihre Institutionen: der IWF, Weltbank, NATO.

Aus diesem Standpunkt, ist der Widerstand gegen die F-Typen die stärkste Opposition in unserem Lande im Kampf gegen den Imperialismus und für die Unabhängigkeit. Bei dem Widerstand gegen die F Typen, leisten wir auch Widerstand gegen die Tyrannei, Unterdrückung und Verbote des Faschismus, gegen die faschistische Regierung, den Generalstab, die systemkonformen Parteien. Und darum ist dieser Widerstand im Kampf für die Rechte und Freiheiten die entschlossenste Stellung.

Die KollaborateurInnen, die dieses Land regieren und ihre Herren, haben es nun offen gezeigt: Sie sind im Begriff, unser gesamtes Land in ein F-Typ-Gefängnis zu verwandeln, um ihren wilden Raub und ihre Ausbeutung fortsetzen und unserem Volk Hunger und Arbeitslosigkeit aufzwingen zu können.

In Pasabahçe wurden wir erneut zu ZeugInnen dessen, dass die von 19.-22. Dezember in den Gefängnissen, wie auch in den F-Typ-Zellen angewandten Methoden, gegen all diejenigen, die Widerstand leisten, eingesetzt werden sollen. Wir haben es gesagt: “Sich gegen die F-Typ-Gefängnisse zu stellen, bedeutet, sich gegen den IWF zu stellen”! Seht Euch Paþabahçe an. Das heisst, sich gegen die F-Typ-Gefängnisse zu stellen, bedeutet, gegen Entlassungen, Privatisierungen, Hunger und Elend anzukämpfen. Der Kampf um das Brot, um Gerechtigkeit, Freiheit und Demokratie sind Eins. Wir, die alle Schichten des Volkes vertreten, müssen unseren Kampf auf allen Ebenen vereinen, und den Kampf dieser oder jener Volksschichten mit aller uns zur Verfügung stehenden Kraft unterstützen.

“Wie hoch der Preis des Sieges auch sein mag, so hoch ist auch die Würde. Diese Würde gehört uns. Sie gehört unserem Volk.”

Unsere Genossin Semra Baþyiðit wurde am 27. Juli 1978 in Kütahya-Domaniç geboren. Sie trat in die Fachgebiete Medizinische Dokumentation und SekreterInnenwesen an der Uludað Universität ein. Mitte 1996 schloss sie sich dem revolutionären Kampf an. Das Todesfasten von 1996, war in dieser Periode eines der einflussreichsten Ereignisse. Eine Zeit lang war sie als Korrespondentin der Zeitschrift Kurtulus aktiv. Sie wurde am 3. Februar 1998 verhaftet, blieb eine Weile im Gefängnis. Nach der Gefangenschaft setzte sie ihren Kampf fort. Ihre Verhaftung hat sie folgenderweise bewertet:

“Solange die Wahrheit verteidigt wird, wird es ohnehin immer irgendjemand von uns im Gefängnis geben. Wie sich zeigt, ist diesmal die Reihe an uns. Aber es ist auch allen bewusst, das sie uns weder mit Verhaftungen, noch mit Folter und Massaker zum Schweigen bringen können.”

Genau deshalb, ist die Undifferenziertheit von drinnen und draussen eine derartig nackte Tatsache. Deswegen, gibt es sowohl draussen als auch drinnen Menschen, die Widerstand leisten. Es gab Leute, die für den Sieg kämpften.
Wenn auch jeder ihrer GenossInnen mit unterschiedlichen Darstellungen von ihr erzählte, waren alle sich über ihren “respektvollen, gemäßigten, starken, reifen und bescheidenen…”

Charakter einig. Sie war ein junges Mädchen von uns, das mit den Werten Anatoliens aufgewachsen ist und diese Werte bewahrt hat. Innerhalb unserer Front hat sie diese Werte mit den Werten des Sozialismus ausgebaut und gefestigt.

Bevor sie selbst ins Todesfasten gegangen ist, hat sie folgendes über ihre todesfastenden Genossinnen gesagt:

“Ihr solltet ihre Schlichtheit, Natürlichkeit, ihre Schönheiten und Feinheiten sehen. Das sind unsere Mädchen. Sie lassen uns wirklich eine solch große Würde und solchen Stolz erleben, kann es für unser Volk eine größere Kraft geben als sie?”

Und sie selbst wurde zu einer von denen, die diese Würde und den Stolz leben lassen. Die jungen Mädchen aus Anatolien werden mit der Kraft die sie von Semra und ihresgleichen nehmen, sowie mit deren Beispiel Widerstand leisten.

Devrimci Halk Kurtulus Cephesi

Revolutionäre Volksbefreiungsfront


*die Angehörigen haben eine Unterschriftenkampagne gegen die Isolation durchgeführt und innerhalb kürzester Zeit 100.000 Unterschriften gesammelt.

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